Der deutsche Reiseschriftsteller Michael Obert bricht am Ostermontag 2007 Hals über Kopf auf. Er will seinen englischen Berufskollegen Sir Patrick Leigh Fermor treffen.
Fermor, über neunzig Jahre alt, soll zurückgezogen im Süden des Peloponnes leben. Er, der für viele Reiseschriftsteller zum Vorbild wurde, wanderte in den 1930er-Jahren als Achtzehnjähriger von Holland nach Konstantinopel.
Über diese Reise hat er Jahrzehnte später zwei Bücher verfasst, die Klassiker der Reiseliteratur geworden sind. Sie spielen im Leben Oberts eine wichtige Rolle. Auf Fermors Spuren unternimmt Obert eine Reise, die auch zu einem inneren Abenteuer wird.
Meine Meinung:
Michael Obert folgt den Spuren Fermors, aber auch Chatwins. Und er will unbedingt Fermor kennen lernen, bevor es zu spät ist. Denn Fermor ist ein alter Mann, der in Griechenland lebt, irgendwo in Mani.
Michael Obert hat seine Reise auf dem Landweg nach Griechenland sehr eindrücklich beschrieben. Er macht auch (einige wenige, aber notwendige, da erläuternde) Rückblenden zu einer vorangegangenen Reise nach Südamerika, wo er vorübergehend in einer Höhle verschüttet war und seither einige gesundheitliche Probleme hat. Je weiter die Reise geht, um so weniger Beschwerden hat er. In Wien hat er einige Visionen, die sich auf seiner Reise nach Griechenland auflösen.
Er versteht es, die Landschaft, die Menschen und Tiere sehr detailliert zu beschreiben. Ich hatte das Gefühl, an seiner Seite durch die Länder "am Rande Europas" zu reisen. Ich habe richtig mit ihm mitgefiebert, ob er herausfindet, wo der Autor, der ein grosses Vorbild vieler Reiseschriftsteller wurde, wohnt. Und ob und wie er ihn getroffen hat.
Das Buch ist "ruhig" geschrieben, und doch ist es nie langweilig. Gegen Ende des Buches nimmt die Spannung zu und das Gefühl, dass es nun eilt, überträgt sich auf den Leser - zumindest mir ist es so ergangen.
Als ich das Buch ausgelesen habe, musste ich erst wieder auf den Boden zurückkommen. Ich konnte auch nicht sofort/am nächsten Tag, ein anderes Buch beginnen. Zu stark waren die Eindrücke für mich.
Das Buch habe ich per Zufall - wenn man es denn so nennen will - entdeckt. Ich war mit dem Auto unterwegs und hörte im Radio eine Buchbesprechung. Michael Obert war zu Gast und erzählte über das Buch, über seine Tätigkeit als Reiseschriftsteller.
Dabei wurde unter anderem die alte Theresa erwähnt, welche den Reisenden beherbergte und erklärte, ihr Vater habe seinerzeit Fermor ein Stück weit begleitet. Sie meinte zwar, es sei ein Holländer gewesen, kein Engländer. Die Verwirrung entstand wohl, weil Fermor von Rotterdam aus zu Fuss nach Konstantinopel aufgebrochen war. Ausserdem wird sich die Erzählung und Erinnerung der Familie im Laufe der Jahrzehnte gewandelt haben.
Ich konnte kaum erwarten zu erfahren, ob die alte Theresa nun recht hatte oder nicht. Ob sie hatte, das erfährt man natürlich im Buch.
Mein Fazit:
Ein sehr empfehlens- und lesenswertes Buch. Es zeigt die Länder am Rande Europas in einem ganz anderen Licht. Und der Autor lässt einen an seinem Leben teilhaben, gibt sehr persönliche Dinge wieder.