Elchtest - Gunnar Herrmann

  • Autor: Gunnar Herrmann
    Titel: Elchtest - Ein Jahr in Bullerbü
    Verlag: Ullstein
    Erschienen: 03/2010
    Seiten: 362


    Über den Autor:
    Gunnar Herrmann, geboren 1978, studierte Geschichte und Politikwissenschaft. 2006 zog er mit seiner Familie nach Stockholm. Von dort berichtet er als Nordeuropa-Korrespondent für die Süddeutsche Zeitung. Er ist Halbschwede, hat aber bis zu seiner Anstellung als Korrespondent nie längere Zeit im Heimatland seiner Mutter gelebt.


    Kurzbeschreibung:
    Mit Frau und Baby nach Bullerbü - als Gunnar Herrmann das Angebot erhält, für die Süddeutsche Zeitung nach Stockholm zu gehen, klingt das für die junge Familie paradiesisch: Schweden mit seiner unberührten Natur und den roten Holzhäuschen. Ein einziger großer Kinderspielplatz!Doch im Land der Elche und Billy-Regale ist nicht alles »Bullerbü«. Die Winter sind endlos lang und dunkel, die Menschen höflich, aber verschlossen, und das staatliche Rundum-Sorglos-Paket gibt es nur für den, der in den Warteschlangen der Bürokratie standhaft bleibt. Immerhin: Wenn die Herrmanns das Heimweh packt, können sie ins nahegelegene Möbelhaus flüchten. Dort schmecken die Fleischbällchen genau wie daheim. Mit viel Witz, Sympathie und Augenzwinkern erzählt Gunnar Herrmann vom Familienleben im hohen Norden.


    Meine Meinung:
    Unterhaltsam, kurzweilig und bisweilen komisch. Lustige bis kopfschüttelnde alltägliche schwedische Hindernisse der Bürokratie für Einwanderer, aber leider auch etwas oberflächlich geschrieben. So richtig hineinversetzen kann ich mich in das Abenteuer "Neubeginn in Schweden" mit dem Buch leider nicht.
    Insgesamt dürfte es wohl der Erzählstil und die Übertriebenheit sein, die mir nicht so gefielen. Der Autor hat auch im Dankeswort am Schluss geschrieben, dass manche Geschichten und Personen dramaturgisch verdichtet oder zugespitzt erzählt wurden. Aus dem Grund und wegen der fehlenden Fotos, habe ich das Buch unter der Rubrik Belletristik vorgestellt (und auch weil Stefan Ulrich's Arrivederci, Roma! auch hier vorgestellt wurde und dieses Buch sozusagen dem gleichen Schema entspricht).

  • Vielen Dank für die Rezension! Ich hab das Buch als ich es entdeckt habe, natürlich sofort auf meine Wunschliste gesetzt. Aber wenn ich Folgendes lese:


    Zitat

    Insgesamt dürfte es wohl der Erzählstil und die Übertriebenheit sein, die mir nicht so gefielen. Der Autor hat auch im Dankeswort am Schluss geschrieben, dass manche Geschichten und Personen dramaturgisch verdichtet oder zugespitzt erzählt wurden.


    ... dann bleibt es da auch erstmal. Übertreibungen möchte ich eigentlich nicht lesen. Ich lese so ein Buch um mich zu informieren und nicht um unrealistische, weil dadurch vielleicht unterhaltsamere Dinge über Schweden zu lesen.


    Ich werde versuchen mal in ein Exemplar im Buchladen reinzulesen und danach entscheiden, ob das Buch etwas für mich ist.

  • Mir hat dieses Buch gut gefallen; auf dem Klappentext steht ja auch schon, dass Gunnar Herrmann mit Witz und Augenzwinkern erzählt.


    Er reiht Anekdoten in zeitlich richtiger Reihenfolge aneinander, sodass im Prinzip ein autobiographischer Roman daraus entsteht.


    Ich bekam zumindest genau das, was ich erwartete, als ich das Buch zur Hand genommen habe: vergnügliche Lesestunden.


    Wie es nunmal so ist im wahren Leben, werden einige Klischees ordentlich aufgeräumt und andere so richtig ausgelebt. Ich konnte jedenfalls einige Parallelen zu meinem eigenen Leben finden.
    Dass dabei humoristisch etwas dazugedichtet wurde, hat den Lesefluss für meinen Teil nur beschleunigt und das kann ich nicht kritisieren.


    8 Punkte vom killerbinchen :wave


    EDIT: Laut meiner Ausgabe wurde Gunnar Herrmann übrigens 1975 geboren. Nur eine Anmerkung...

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

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  • Mir hat das Buch wunderbar gefallen.


    So manches Mal erschien es mir, als schriebe er einen Bericht über sein Leben und seinen Alltag, und manchmal war ich vollkommen drin in einer humoristischen Abhandlung über Schweden und den Unterschieden speziell zu den Deutschen.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Leben in Schweden eben nicht Bullerbü und Harmonie pur ist, sondern auch andere Seiten hat. Die lange Dunkelheit im Winter beispielsweise oder der angespannte Wohnungsmarkt, der nur durch Untervermietung belebt wird.


    Mein Traum von Schweden war eben genau die Idylle, die zeitweise auch durchblickt, aber selbst die vorbildliche Bildungspolitik hat ihre Schattenseiten.


    Oftmals habe ich meinem Mann aus dem Buch Stellen vorlesen müssen und wir haben beide sehr gelacht.


    Klar werden Klischees angesprochen, aber auch auf Kosten der Deutschen. So ist eine Szene zu finden, dass die Schweden sich die Deutschen eben als "Sauerkraut, Bier und Ordnung" vorstellen. Da Gunnar aber halber Schwede ist, will er auch Schwedisch sein. Doch in einem Moment kommt seine neue schwedische Nachbarin vorbei, er hält einen Bierkrug in der Hand, telefoniert mit seiner Mutter "Ordnung muss sein" und seine Frau ruft, dass das Sauerkraut fertig sei, das eben als einziges aus der Umzugskiste schnell zuzubereiten war.


    Da habe ich laut auflachen müssen, weil es total komisch ist.


    Von mir 8 Punkte für unterhaltsame Lesestunden, die mir Schweden wieder näher gebracht haben.