Zwischen Boule und Bettenmachen - Christiane Dreher

  • Worum geht's?


    2005 beschließt Christiane Dreher ein Jahr lang auf einem Biohof in den französischen Seealpen zu arbeiten. Sie ist Anfang 40, kündigt ihren Job im Verlag und sucht sich Untermieter für ihre Wohnung. Nach einem Blick auf die Kleinanzeigen und ein paar Telefonaten ist die Sache gebongt.


    Es gibt viele Menschen, die von so einem Schritt träumen: Einfach mal alles hinter sich lassen, ein neues Land kennen lernen und neue Erfahrungen sammeln. Andere hingegen würden sagen: Die ist doch verrückt! Eine Frau in ihrem Alter und dann gibt sie einfach alle Sicherheiten auf!
    Für Christiane war es eine der besten Entscheidungen ihres Lebens, denn nach dem einen Jahr gefällt es ihr in Frankreich so gut, dass sie nicht mehr zurück möchte.


    In dem Buch, das auf ihrem Interntblog bei brigitte.de basiert, schildert sie ihre Eindrücke. Sie beschreibt den typischen Tagesablauf auf dem Bauernhof, die Eigenheiten der Dorfbewohner und Südfranzosen im Allgemeinen sowie den Alltag mit ihrer großen Liebe Patrick.


    Zum Buch


    „Zwischen Boule und Bettenmachen“ ist leichte Unterhaltung, die einen wegen Christianes Selbstironie nicht nur einmal zum Schmunzeln bringt. Die sprachlichen Missverständnisse lassen einen grinsen und die Unterschiede zwischen der deutschen und französischen Kultur werden auf so einfache, aber ansprechende Art unter die Lupe genommen, dass es nie langweilig wird. Hier und da findet man ein paar passende Fotos, doch im Wesentlichen besteht das Buch aus kurzen Einträgen, die sich schnell mal zwischendurch, aber auch gemütlich am Stück lesen lassen.


    Christiane ist einem sofort sympathisch, weil sie so offen an Neues rangeht, gerne mal in Fettnäpfchen tritt und hin und wieder die typisch deutsche Perfektionistin ans Licht kommt. In solchen Momenten regt sie sich ordentlich über die französische Mentalität auf, verliert jedoch nie ihre innere Gelassenheit.
    Die Dorfbewohner hingegen sind ein Volk für sich. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig auf morgen scheint einer ihrer Leitsätze zu sein. Zudem sind sie äußerst gesprächig, kommen ständig auf einen Kaffee vorbei und schütteln verständnislos den Kopf, wenn Christiane mal ein paar Stunden allein sein möchte. Geselligkeit und Herzlichkeit stehen groß geschrieben.
    Gerade ersteres bedeutet für Christiane eine Umstellung, doch man merkt recht schnell, dass sie ihren Platz in der Welt gefunden hat, nicht zuletzt auch wegen Patrick, der in dem Dorf eine Auberge betreibt und bald Christianes Ehemann wird…


    „Zwischen Boule und Bettenmachen“ ist ein nettes, kleines Büchlein, das mich gut unterhalten hat. Es gehört vielleicht nicht zu den anspruchsvollsten Büchern, dafür aber zu den persönlichsten und herzlichsten Reiseführern, die ich kenne und deshalb finde ich es durchaus empfehlenswert für all jene, die von einem Neuanfang träumen und sich für andere Länder und Kulturen interessieren.


    Wer mehr von Christiane lesen möchte, sollte ihrem Blog einen Besuch abstatten. Dort schildert die Autorin von 2008 bis heute ihre Eindrücke.

  • Die erfolgreiche Autorin französischer Krimis hat beschlossen, unter ihrem bekannte(re)n Namen auch noch einmal ihre Aufzeichnungen aus ihrem Blog zum Umzug nach Südfrankreich zu veröffentlichen.


    Hier ist die aktuelle Ausgabe, erschienen am 20.08.2020 (die Veröffentlichung hätte sich vielleicht am Anfang des Sommers besser gemacht, aber der Sommer ist ja noch nicht vorbei):

    ASIN/ISBN: 3462000632


    Und hier meine Meinung:


    Was passt besser zu 30 Grad und einem Apfel-Rhabarber-Cider auf Eis im Liegestuhl auf der Terrasse als ein Buch über das Leben in Südfrankreich? Eben!

    Schon auf den ersten 20 Seiten ist in einem angenehmen Schreibstil die Üppigkeit des Landlebens sehr bildhaft beschrieben und dadurch auch lebensnah zu spüren. Fast könnte man ein bisschen neidisch werden auf das Leben dort unten - wenn da nicht die viele harte Arbeit wäre. Es werden jedoch auch blutige Details des Schlachtens, die eigentlich jeder Fleischesser kennen sollte, erwähnt, diese sind vielleicht nicht unbedingt etwas für die (pseudo-)Zartbesaiteten.

    Mit den Erinnerungen/Beschreibungen z. B. der Ernährungsgewohnheiten der Südfranzosen taucht man auch in die eigenen (Kindheits-)Erlebnisse hinab, die viele von uns ja mit kulinarischen Genüssen verbinden (ich auf jeden Fall).


    Am lustigsten fand ich das Kapitel "Ente chouledigain zi" - ich habe hier Tränen gelacht!


    2009 war es in Südfrankreich laut Christine Cazon noch nicht so weit her mit "Bio" - es wäre spannend zu wissen, ob sich das bis heute geändert hat. Auch das Wort "Emanzipation" muss(te) für die Frauen dort ein Fremdwort sein.


    Ich habe mich sehr wohl gefühhlt mit dem Buch und vergebe sehr gern 8 gute Punkte!

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“