Lang Lang - Musik ist meine Sprache

  • Inhaltsangabe (laut Buchrücken)
    Der populärste Pianist der Welt erzählt sein Leben.
    Sein Elternhaus ist arm, seine Kindheit freudlos, sein Vater streng. Doch eines kann Lang Lang schon in jungen Jahren: unvergleichlich gut Klavier spielen. Sein Talent trägt ihn auf die Bühnen der Welt. Die faszinierende Geschichte eines Starpianisten, der seine Karriere vor allem seiner innigen Liebe zur Musik verdankt.



    Die Autoren (dem Buch entnommen)
    Lang Lang wurde 1982 in Shenyang/China geboren, er gewann bereits mit fünf Jahren seinen ersten Klavierwettbewerb. Heute gehört er zu den Stars der Musikwelt. Zahlreiche Konzertreisen machten ihn über die Grenzen der Klassik hinaus bekannt.


    David Ritz hat bereits mit vielen namhaften Künstlern zusammengearbeitet, darunter Ray Charles, Marvin Gaye und Aretha Franklin. Er hat an mehreren Autobiographien und Biographien mitgewirkt und wurde mit einem Grammy ausgezeichnet.



    Meine Meinung
    Ein Autobiographie vorzustellen, empfinde ich nicht unbedingt als einfach. Zu leicht erliege ich vielleicht der Versuchung, nicht nur Buch, sondern auch das Leben, die Entscheidungen, im vorliegenden Fall das Klavierspiel zu bewerten. Für wie sinnvoll ich es halte, eine Autobiographie zu schreiben, wenn man noch nicht einmal 30 Jahre alt ist, lasse ich dabei vollkommen außen vor.


    Über den Pianisten Lang Lang ein Wort zu verlieren, kann hin und wieder arg unerquicklich sein, die Zahl seiner Anhänger und Bewunderer scheint, wenn man diversen Berichten Glauben schenken darf, unendlich; davon ist die Zahl derer, die ihn vehement gegen jeden Anschein von Kritik verteidigen, ist nicht viel geringer.


    Um es vorwegzunehmen: Das Buch ist lesenswert, obwohl ...


    „Musik ist meine Sprache“ erzählt von – nach meiner, westlicher Kultur geschuldeter Auffassung – fast schon freudloser Kindheit, geprägt von einer fast gnadenlosen, beinahe unbarmherzig zu nennenden Erziehung des Vaters (der es ob seiner eigenen Erziehung, seines Werdegangs und seiner Träume, der chinesischen Auffassung von Erziehung und erst recht der chinesischen Mentalität vielleicht oder gar bestimmt nicht besser wusste) zum Pianisten, von dem Wunsch, die „Nummer eins“ zu sein. Das Leben in Shenyang, später in Peking wird geschildert, dann der Aufbruch nach Amerika, um dort die Studien fortzusetzen, erste Erfolge auf den Konzertbühnen, die Rückkehr zu einigen Konzerten nach China.


    Das war alles recht interessant zu lesen, dennoch bin ich mit dem Buch nicht glücklich geworden. Einerseits hat es mich mit großer Fassungslosigkeit erfüllt, den Drill des Vaters beschrieben zu sehen, der das Üben vor alles andere stellte, der zwar immer an der Seite seines Sohnes war, aber, so wirkte es auf mich, um die Kontrolle, den Druck auf das Kind nicht einen Moment aus den Augen zu verlieren, der auch nicht einmal davor zurückschreckte, seinen Sohn in den Selbstmord treiben zu wollen, als Lang Lang seiner Meinung nach nicht das tat, was er für richtig hielt. Es war interessant, von dieser ganz anderen chinesischen Auffassung zu erfahren, dass nämlich ein Klavierspieler nur dann wirklich gut ist, wenn er Preise gewonnen hat, und zwar möglichst viele. Es war auch interessant zu lesen, wie sich seine Zeit in Amerika gestaltete, wie er eine gänzlich andere Kultur kennenlernte.
    Andererseits hat mich und nicht nur deshalb ein gewisses Unbehagen während der gesamten Lektüre nicht verlassen, das vielleicht aus dem „zu viel“ resultiert. Es war einfach "zu viel" an Elend (auch wenn es wahr ist, was ich unterstelle, wie überlebt man das eigentlich?), es war auch ein „zu viel“ an dem „Nummer eins-Denken“, wenn ich es mal so nennen darf, es war für mich ein „zu viel“ von dem von sich Überzeugten, ein „zu viel“ Lang Lang. Das klingt vielleicht wie ein Widerspruch, handelt es sich doch um eine Autobiographie, in der Lang Lang nun einmal die Hauptperson ist. Aber wo ich gerne etwas mehr über sein Innenleben, vielleicht seine Selbstzweifel (die zwar und selten angedeutet werden), eventuell auch über seine interpretatorischen Ansätze verschiedener Werke gelesen hätte, übt sich Lang Lang in Zurückhaltung, wobei ich mich schon gefragt habe, ob dass seiner Mentalität, seiner Herkunft geschuldet ist. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich hätte gerne gewusst, warum er, um nur ein Beispiel zu bringen, die „Träumerei“ so spielt, wie er es nun einmal tut, und weniger, wie lange der Applaus andauerte, von dem – vielleicht – unbedeutendem Fakt, dass seine Bewunderer namentlich aufgeführt werden, während andere Klavierspieler, die ihn bei Wettbewerben „geschlagen“ haben, keine Namen haben, ganz zu schweigen.


    Insgesamt gesehen hatte ich wohl gänzlich andere Erwartungen an den Text, als dieser hergibt, vielleicht sogar herzugeben bereit ist. Er ist recht flüssig zu lesen, auf literarische Preise ist er wohl nicht ausgelegt. Die von mir vergebene gering erscheinende Punktzahl sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Buch durchaus lesenswert ist.


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  • Nummer eins – darunter geht nichts, der Zweite verliert. Dieses Mantra bekam Lang Lang schon in frühester Kindheit eingetrichtert. Im Zuge der Ein-Kind-Politik in China lagen alle Hoffnungen und Träume seiner Eltern auf seinen Schultern. Eine wahrlich große Bürde für einen kleinen Menschen. Besonders der psychische Druck drohte Lang mehrmals zu zerbrechen. Dennoch rappelte er sich immer wieder auf, bis zum Ziel. Doch zu welchem Preis?


    1982 geboren, sind Lang Langs Eltern eine Telefonistin und ein Polizist in Shenyang. Schon früh machte sich die Begabung ihres kleinen Jungen am Klavier bemerkbar, bereits mit drei Jahren bekam er Unterricht. Die Comicfiguren Tom und Jerry inspirierten ihn zum Klavierspiel, es beeindruckte ihn, wie virtuos Tom in einer Folge mit den Tasten klimperte und Jerry auf den Saiten herumsprang. Anschließend verbeugten sich beide im Smoking – und der kleine Lang war infiziert. Seine Zukunft war klar, er wollte ein großer Pianist werden. Das viele Üben störte ihn nicht, im Gegenteil, das Klavier wurde sein bester Freund. Nach seinem ersten Wettbewerbsgewinn zog Lang mit seinem Vater nach Peking, um im Konservatorium aufgenommen zu werden. Seine Mutter blieb zuhause, ihr Gehalt brauchten sie zum Überleben. Inzwischen war das Lebensziel seines Vaters klar geworden: Die Überwachung und Förderung seines Sohnes.
    Gute Lehrer sind besonders wichtig, in China haben diese Professoren fast die Allmacht. Was sie sagen, wird gemacht. Sie sind wichtig für die Aufnahme im Konservatorium, denn sie sitzen in der Jury. Jedes Jahr bewerben sich über 2500 Schüler, lediglich 12 werden angenommen. Und nur die ersten sieben erhalten ein Vollstipendium. Wieder ist es für Lang enorm wichtig gewesen, die Nummer eins zu sein, denn Schulgebühren konnten sich seine Eltern nicht leisten. Das Leben nur von nur einem Gehalt mit zwei Wohnsitzen fiel schon schwer genug. In Peking angekommen entwickelten sich bald Gerüchte über das Ausnahmetalent. Neid und Missgunst beherrschten auch Langs Mitschüler und Lehrer am Konservatorium; Können wurde mit Misstrauen begegnet, der Schüler untergraben. Allen Widrigkeiten zum Trotz setzte sich Lang Lang durch – aber sein Weg dahin war hart. Erst als er in Amerika studierte wurde alles ein wenig leichter für ihn.


    Amerika als fremde Welt, fernab chinesische Mentalität. Hier fand er sich wieder und empfand das Üben auch in diesem, für ihn unbekannten Land nie als Anstrengung. Im Gegenteil, er war (und ist immer noch) fasziniert vom Klavier. Es erzählte ihm Geschichten. Lang liebte und lebte seit damals die Musik, die er mit Transformern vergleicht, denn in seinen Augen transformieren sich die Musikstücke auch. Man muss ihn und diese fremde Kultur verstehen lernen, wo Eltern nur ein Kind haben dürfen. Und dieses Kind muss dann alles erfüllen, was sich die Familie wünscht. Fehler und Missgeschicke werden nicht toleriert, denn auch die Umwelt misst die Kinder an ihren Erfolgen. Wettbewerbe sind besonders wichtig und die Nummer eins zu sein am Allerwichtigsten. Wer keine Wettbewerbe in China gewinnt, gilt als nicht talentiert – was Lang am eigenen Leib erfahren musste.


    Das Buch ist interessant und gut geschrieben, man spürt die Vibrationen, die in ihm herrschen. Musik klingt durch jeden einzelnen Satz, durch Langs Ausführungen sieht man anschließend Bach, Beethoven, Mozart und noch so einige andere Komponisten mit völlig neuen Augen. Die Qualen, die Lang erdulden musste, zum Beispiel wenn sein Vater ihm verboten hatten, seine Mutter zu sehen, leidet man mit. Überhaupt fällt es schwer, den Vater zu mögen, aber man muss ihm anerkennen, dass er für sein Kind alles ihm Mögliche getan hat. China ist nun mal nicht Europa, und ein hochbegabtes Kind wiederum eine ganz eigene Spezies. Lang Lang bringt uns beides ein bisschen näher, mit interessanten Einblicken in die chinesische Mentalität. Leider ist das Buch recht klein gedruckt, es fällt manchmal schwer, die Buchstaben zu erkennen. Auch fehlt ein wichtiger Bestandteil einer Biographie – die Bilder. Es gibt zwar einige, aber die haben fast ein Briefmarkenformat und sind ohne Lupe schwer zu erkennen.


    Fazit


    Chinesische Kinder wachsen schon früh mit klassischer Musik auf, trotzdem ist es auch für ein begabtes Kind immer noch schwer, seinen Weg zu finden. Er ist steinig und qualvoll, von Enttäuschungen und Opfern geprägt. Lang Lang hat seinen Weg gefunden, zum Glück hat ihn jemand aufgeschrieben. Lesenswert ist dieses Buch allemal – und hoffentlich gibt es irgendwann auch eine Fortsetzung.