'Eine besondere Vorsehung' - Seiten 273 - Ende

  • Ich führe mal meine Selbstgespräche fort...


    Daß Quint etwas zustoßen wird, habe ich bereits bei seinem Angebot (bzw. eher Bitte) an Robert vermutet, allerdings hätte ich gedacht, er würde an der Lungenentzündung zugrunde gehen.


    Die Schlägerei mit Walker nach Kriegsende hat mich erstaunt; ich hätte gedacht, daß Robert entweder kneift oder sich bei erstbester Gelegenheit ergibt. Hier wird wohl deutlich, wie sich Robert verändert und entwickelt hat (ohne über Sinn und Unsinn solcher Balgereien diskutieren zu wollen).


    Der Brief, den Alice im Prolog an Robert schreibt, ist bezeichnend für ihre egozentrierte Weltsicht: sie ist der festen Überzeugung, Bobby wolle nicht, daß sie arbeiten geht, sondern werde sich selbst zumindest für ein Jahr einen Job suchen, damit sie künstlerisch tätig sein kann. Mehr als ein Jahr brauche sie ja (wieder einmal) natürlich nicht, um genug grandioses Material für eine Einzelaustellung und somit für den künstlerischen Durchbruch zu erschaffen. Schön zu lesen, daß sich Robert am Ende doch seiner Mutter und ihren Illusionen entzieht.


    Fazit: ein vor allem stilistisch tolles Buch, das aber für mich nicht so herausragend ist wie "Easter Parade" oder "Zeiten des Aufruhrs".

  • Zitat

    Original von mankell


    Fazit: ein vor allem stilistisch tolles Buch, das aber für mich nicht so herausragend ist wie "Easter Parade" oder "Zeiten des Aufruhrs".


    :write (wobei ich Zeiten des Aufruhrs noch nicht gelesen habe)
    Mankell, Du musst doch keine Selbstgespräche führen :knuddel1


    Auch im letzten Teil des Buches ist Alice genau die Person die sie schon zu Anfang war, nichts hat sich geändert - sie ist selbtbezogen und nutzt die Menschen in ihrer Umgebung einzig und allein für ihre Zwecke.
    Das wird auch deutlich als sie das Treffen mit ihrer "Freundin" Natalie beschreibt:


    "Bisweilen musste sie sich selbst daran erinnern, dass sie Natalie Crawford nicht wirklich mochte und nie wirklich gemocht hatte."


    "Sie benutzte sie als immer verfügbare Quelle des Trostes und an bangen, melancholischen Sonntagabenden, wie dieser einer war, war sie besonders willkommen."


    Richtig wütend hat sie mich allerdings gemacht, als mir klar wurde warum sie sich auf Roberts Rückkehr aus Europa freut. Bestimmt war ihr verkümmertes Mutterherz auch froh dass er den Krieg heil überstanden hat. Dass Robert seinen Weg gefunden hat, hat mich besonders gefreut. Ich habe es mir von ganzem Herzen gewünscht.


    Fazit: Ich schließe mich Mankell an und ziehe allerdings zwei Punkte ab. Richard Yates ist ein genialer Beobachter in zwischenmenschlichen Beziehungen, aber ein Kriegsberichterstatter ist er nicht.

    Herzlichst, FrauWilli
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    Ich habe mich entschieden glücklich zu sein, das ist besser für die Gesundheit. - Voltaire

  • Zitat

    Original von FrauWilli
    Ich schließe mich Mankell an und ziehe allerdings zwei Punkte ab.


    Das deckt sich eh mit meiner Punktevergabe, ich vergab gestern im entsprechenden Rezi-Thread 8/10 Punkte.

  • Puh, ich gestehe, ich empfinde diesen Roman als schwächsten bisher (im Vergleich zu "Easter Parade" und "Zeiten des Aufruhrs"). Ich glaube ein Yates-Fan wäre ich nicht geworden, hätte ich dieses zuerst gelesen.


    Im Gegensatz zum zweiten Teil haben mich in diesem Abschnitt wieder die Kriegsberichte unsäglich gelangweilt.


    Roberts Begegnung mit Walker wirkte auf mich sehr aufgesetzt.


    Was bleibt letztendlich? Yates steuert in diesem Roman auf keinen besonderen Höhepunkt zu. Die Kriegsereignisse im Detail wirken ermüdend und sind teilweise einfach bedeutungslos. Hier hat er oftmals einfach zuviel Beschreibungen, zuviel "sie hielten sich an der Mauer auf, rannten über die Felder, Finn befahl >auseinander bleiben<..." etc. untergebracht. Ich hatte stellenweise Mühe mitzuhalten bzw. habe manche Szenen sogar überlesen.


    Es sind insgesamt wenige einzelne Abschnitte, die mir haften bleiben, wie der Aufenthalt Roberts und seiner Mutter bei der Schwester in Texas und der große Streit. Oder auch die Szene als Roberts Mutter nach endlos langer Zeit kapiert, dass Sterling Nelson nicht wieder kommen wird.


    Der Prolog versprach viel, aber halten konnte der Roman dies leider nicht.


    Zitat

    Original von FrauWilli
    Fazit: Ich schließe mich Mankell an und ziehe allerdings zwei Punkte ab. Richard Yates ist ein genialer Beobachter in zwischenmenschlichen Beziehungen, aber ein Kriegsberichterstatter ist er nicht.


    Dem schließe ich mich ebenfalls voll und ganz an. Nur, die zwischenmenschlichen Beziehungen sind um Längen besser und eindrucksvoller in seinen anderen Werken untergebracht.