Roman noch einmal schreiben?

  • hm...."Nestflucht der Kinder" ist schön gesagt.


    Aber da ist was drann :learn


    Meine Eigenheit ist, wenn das Buch raus ist (Endkorrektur etc) will ich damit nichts mehr zu tun haben. out and over.


    Tiefes Loch, rauskrabbeln, nächstes Projekt. Dann kommen diese feflixten Lesungen und ich muss mir das Ding doch wieder vornehmen, da ich nach einem Jahr schon nicht mehr weiß, was da noch drin steht. Und finde Fehler über Fehler (die hoffentlich nur ich bemerke)
    Aber, dann habe ich Schieß, dass doch jemand im Publikum sitzt und sie auch bemerkt hat. Dann hätte ich gerne ein Mausloch :bonk


    euer hef

  • Man denke an Schauspieler. Wie oft werden die gefragt, ob sie in dem oder dem Film nochmal mitspielen würden?


    Oder Regisseure. Ob sie den oder den Film noch einmal drehen würden, und wenn ja, was würden sie anders machen?


    Ich gehe demnächst zum ersten Mal seit 7 Jahren auf ein Konzert. Grabe mich gerade durch die Musik durch - die CD-Sammlung, aber auch Konzertausschnitte, die neu sind und auf youtube oder DVD einsehbar. Die Band gibt es seit 1973. Die spielen auf ihren Konzerten auch heute noch ein paar ihrer 30 Jahre alten "Schinken" in wechselnder Zusammensetzung. Aber NIE so, wie sie sie damals aufgenommen haben. Weil sich so eine Band ja auch verändert - so, wie sich eben auch ein Autor verändert. Und der Zeitgeschmack ändert sich ebenso (im Hörbaren wie im Lesbaren oder auch im Ansehbaren).


    Dass Dinge sich ändern, ist wohl die Grundlage, warum man mit solchen Fragen konfrontiert wird.

  • "Dass Dinge sich ändern, ist wohl die Grundlage, warum man mit solchen Fragen konfrontiert wird."


    das habe ich auch ausdrücken wollen.
    es muss also nichts mit negativer kritik zu tun haben!

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Zitat

    Meine Eigenheit ist, wenn das Buch raus ist (Endkorrektur etc) will ich damit nichts mehr zu tun haben. out and over.


    So ist es bei mir auch. Ich habe zwar noch nie ein Buch rausgebracht, doch wenn ich den Roman zu Ende geschrieben habe, ist er aus dem Auge und aus dem Sinn und ich fange mit was neuem an. Wahrscheinlich liegt es bei mir daran, dass ich Angst davor habe an dem Roman etwas wieder blöd zu finden, wenn ich ihn geschrieben habe, da ich ihn am Ende doch so toll finde.
    Ich fühle mich da ganz wie Jenny. Selbstzweifel habe ich immer, auch wenn meine Testleser sagen es ist gut.
    Ich denke aber auch, dass diese Fehler, die man selber immer sieht, dem Leser ncht auffallen. Wenn ich Harry Potter lese, bin ich im Buch versunken und liebe es. Ich will es ja garnicht kritisieren. Aber J.K. wird sicherlich denken: Ach, hätte ich hier noch dies verändert. Der Leser sieht alles aus einer ganzen Perspektive. Er hat nur das Endprojekt und weiß nicht, was der Autor sich dabei gedacht hat.
    So ist es doch auch, wenn man kleine Makel bei sich selst hat. Sich selbst kennt man ganz genau und eine Narbe hier oder da, kann einen stören. Doch die Umgebung achtet da meist nicht drauf, da sie ja auch nicht wissen, dass dieser Makel existiert und wo er ist.
    Jeder hat Makel und so muss auch jedes Buch Makel haben. Solange es den Lesern nicht auffällt ist es ja in Ordnung. Außerdem helfen einem die Selbstzweifel, wie Berta schon sagte, sich zu motivieren und Fehler erst zu finden die das MS hat, da man es tausendmal liest.


    Lg,
    Sydney

  • Hallo zusammen :wave


    Ich habe den Thread jetzt nicht komplett gelesen, denke aber, dass hier ein Punkt noch gar nicht genannt wurde?


    Es gibt von so vielen Filmen und Serien Spin-Offs und Neuauflagen, da liegt es doch nahe, dass die Leser ähnliche Gedanken auch bei einem Roman / Autoren haben, oder?
    Wie oft hört man das Film X, aus dem Jahre neunzehnhundertumpfzig (und damals schon ein Kassenschlager) eine Neuauflage erlebt, weil der Regisseur / Produzent / Schauspieler schon als Kind so begeistert davon war und die heutige Technik ja alles viel besser darstellen kann ...


    Ich glaube, hier spielt ein wenig die Neugier mit, woher Autoren ihre Ideen nehmen. Vielleicht spielt hier auch noch die Frage nach der Umsetzung mit rein und evtl. sogar die zuletzt aufgekommene Frage nach dem "Copy&Paste"-Verfahren, nach der ja sogar schon Schiller & Co. gearbeitet haben sollen ;-)
    Ist es die Angst der Leser, recycelte Kost vorgesetzt zu bekommen, oder die Lust an dem bereits Bekannten, dass neu aufgegossen wurde?


    Ich glaube ja, es ist von beidem etwas. Dazu die bereits erwähnte "Lückenfüller"-Funktion, wenn im Publikum tiefes Schweigen herrscht und die Stille der Situation langsam ins Peinliche abdriftet.


    Wie sehe ich das als unveröffentlicher Schriftsteller?


    Puh, schwer zu sagen.
    Wenn ich habe fertig, dann ist die die Story wie Flasche leer ;-)


    Oder anders gesagt:
    Das spezielle Thema mag mich ja noch reizen, aber die Umsetzung, so wie sie da steht, erfüllt mich mit Stolz, weil sie zeigt, wo ich zu jenem Zeitpunkt mit meinen Fähigkeiten war. Wenn sie streng riecht ... nun, meine neueren Sachen riechen alle nach Hugo Boss Nr. 15 :grin
    Statt alte Teebeutel neu aufzugießen, setze ich also lieber das Thema erneut mit neuen Figuren, anderem Setting und anderem Plot um.
    Meistens kommt was total anderes heraus, als ich zunächst geplant hatte, aber das ist ja der Spaß am Schreiben.
    Wenn eine Figur, die total depressiv daherkommen sollte, plötzlich zum Zyniker wird, der alle zwei Seiten herbe Sprüche in die Umwelt schraubt, wenn der Hans-guck-in-die Luft plötzlich auf der Brücke steht und sich erschiessen will ... da hat sich dann was getan, in der Umsetzung eines alten Themas. Das überrascht in erster Linie mich, als direkter Berichterstatter am Ort des Geschehens, und es hält mich bei der Stange (nein, ich bin kein Tabledancer! Ich, im zarten Einteiler, an glatter Stange mit eingeöltem Body?? :yikes )


    Alles andere überlasse ich gerne nachfolgenden Generationen, die dann zu meinen Geschichten (die bis dahin Kultstatus haben :anbet ) die Neuschreibungen, Spin-Offs, Rip-Offs und was es sonst noch an Offs bis dahin geben mag verfassen werden :grin