Roman noch einmal schreiben?

  • Hi zusammen,


    mir kommt bei Lesungen immer häufiger die Frage unter...würdest du das Buch nochmal so schreiben. Und wenn, was würdest du ändern?


    Ich bin noch nicht dahinter gekommen, was die Leser wirklich wollen. Habt ihr ne Idee?


    Ich bin mit keinem meiner Romane zufrieden. Aber ich wüsste nicht, was ich NEU machen sollte. Irgendwie bin ich bei diesen Fragen hilflos.


    euer hef

  • Hef, ich würde meine Romane nicht anders schreiben.
    Ich rede nicht davon, dass mir vielleicht an der einen oder anderen Stelle nicht noch eine bessere Wendung beim zig-sten Mal durchlesen einfallen würde - oder dass ich noch auf die eine oder andere Wortwiederholung stoße. Aber das sind Kleinigkeiten.


    Die Geschichte, die ich erzählen will, die hab ich erzählt. Das Thema bestmöglich umgesetzt. Ich glaub, wenn ich meine Romane neu schreiben würde, würde auch eine gänzlich neue Geschichte draus entstehen - und ich weiß nicht, ob die dann wirklich besser wäre. Anders halt.


    LG Berta

    Berta Berger - "Die Prinzessin, die von der Liebe nichts wissen wollte" 2008 Autumnus Verlag
    "Kunigund kugelrund" Autumnus Verlag 2009


    Valentina Berger - "Der Augenschneider" Psychothriller, Piper Verlag August 2010

  • Berta


    Ich wüsste auch nicht, was ich ANDERS machen würde. In Details...vielleicht.


    Mich wundert nur die zunehmende Frage... was würde wenn? Das Ding ist fertig. Basta.


    Dennoch...diese Fragen häufen sich derart, dass ich mich schon wieder frage...was soll das? Hat sich der Lesergeschmack geändert? Oder steckt da einfach eine verunsichernde Frage an den Autor hinter?


    Kann ja nicht sein. Oder sind die alle von den Eulen getrimmt? Finde aber keinen thread.


    euer hef

  • Wenn du mit deinen Romanen nicht zufrieden bist - tritt sie in die Tonne. Du kannst doch nicht ernsthaft den Lesern etwas vorlegen, mit dem du selbst nicht einverstanden bist, oder?


    Und wenn du mit keinem deiner Romane zufrieden bist - dann hör doch auf zu schreiben. Warum denn diese Selbstquälerei? Und warum die Leser mit irgendwelchem Müll zu malträtieren?


    Oder wird hier "Fishing for compliments" praktiziert?

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Nein, es war eine ganz einfache Frage, ob es anderen Autoren hier auch schon passiert ist. Mehr nicht.


    Ist es dir schon auf Lesungen passiert? Dann hätte ich gerne deine Erfahrung...


    euer hef

  • Ich kann da zwar nicht aus Erfahrung sprechen, aber ich denke, manche Fragen - und da gehört diese vielleicht dazu - sind ganz einfach Verlegenheitsfragen oder Lückenfüll-Fragen.
    Der Leser/Zuhörer bei Deiner Lesung will vielleicht einfach etwas gesagt haben, mitgemischt haben, mit Dir in Kontakt getreten sein...


    Oder es ist eine Standardkatalog-Frage, ähnlich wie bei Bewerbungsgesprächen Standard-Fragen gestellt werden, die keinen anderen Zweck erfüllen als den Bewerber zum Reden zu bringen oder ihn aus der Reserve zu locken.


    Also sollte man diese Frage vielleicht nicht allzu ernst nehmen, sich aber auf jeden Fall eine Standardantwort zurechtlegen, wenn die Frage so häufig auftaucht, wie Du meintest.


    Ich fände es am geschicktesten, voll und ganz hinter Deinem Roman zu stehen - nach dem Motto: Nein, Du würdest nichts anders machen, die Geschichte erfüllt ihren Zweck. Neue Ideen gibt es zwar haufenweise, die werden aber auch in neue Bücher einfließen.

  • Danke Sophia,


    das ist mal ne kostruktive Antwort. Ich mache mir nämlich wirklich Gedanken, was ich langsam darauf antworten soll. Ich bin gewiss kein schlechter Vorleser und stehe hinter meinen Büchern.


    Frage mich nur, ob das langsam zur Masche wird, den Vorleser zu verunsichern? Zwei Stunden in einer unvertrauten Umgebung zu lesen sind kein Pappenstil. Für mich wenigstens nicht. Ich bin kein Mensch, der die Öffentlichkeit liebt.


    Aber vielleicht hat Tom dazu ne Meinung.


    euer hef

  • Hallo Hef,


    ich vermute auch, dass das eher eine Standard-Katalog-Frage ist. Die Leser, die Dich das fragen, denken vermutlich, es sei eine intelligente, interessante Frage (sie wollen sich ja nicht blamieren, indem sie Banalitäten fragen).
    Genauso, wie sie sich nach realen Vorbildern für die Personen erkundigen, oder danach, wie man als Autor zur Idee für die Story gekommen sei usw.


    Und wenn man fragt - "Würdest Du den Roman noch einmal schreiben" - erwartet man nicht wirklich, dass der Autor erwidert: "Nee. Nie wieder. Warum sollte ich."


    Sondern die Schulantwort lautet: Ja, natürlich. Immer. Vielleicht würde ich im Nachhinein noch dies, das oder jenes ändern, weil ich das aufgrund Verlagseinspruchs nicht unterbringen durfte.
    Wenn der Leser also Glück hat, kriegt er auf so eine Frage sogar noch eine kleine, unterhaltsame Rand-Anekdote geliefert.



    Ich glaube ganz und gar nicht, dass irgendwelche qualitativen Wertungen einen Hintergrund für diese Frage liefern. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Absicht dahinter steht, den Autor zu verunsichern. Sondern schlicht und ergreifend der Versuch, eine nicht-banale Frage zu stellen. Ich habe die auch schon in Interviews erlebt, und da war die Erwartungshaltung des Interviewers dann genau, dass hier ein paar Seitenstories erzählt werden.


    LG, Andrea

  • Hm mir liegt - als Leserin - im Gespräch mit Autoren (denen gegenüber ich mich als Küken innerhalb des Eies sehe ;-)) meist eine ähnliche Frage auf der Zunge. Nämlich die, nach der Zufriedenheit mit dem eigenen Werk. Ich würde gerne mal von Autoren wissen, ob sie zu 100% zufrieden mit den MS sind, die in den Druck geben. Und ob sie überzeugt sind, dass das Buch den Lesern gefallen wird, oder die Kritiken fürchten.
    Gerade bei Büchern, die mich persönlich total aus den Socken katapultiert haben, interessiert mich sehr, ob der Autor selbst mit diesem grandiosen Teil noch Zweifel hatte. Vielleicht, um mich selbst mit meinen ständigen Selbstzweifeln zu versöhnen :grin
    Wenn mir - wie neulich - eine mehrfache Bestsellerautorin verrät, dass sie bei jedem Buch aufs Neue Angst hat, dass es den Lesern nicht gefallen könnte, dann beruhigt mich das ungemein. Auf die Idee, dass die Autoren solche Fragen verunsichern könnten, wäre ich noch gar nicht gekommen.


    Ich würde diese Frage möglicherweise so verstehen, dass sich die Leser, die dich etwas Derartiges fragen, vielleicht erfahren wollen, dass du auch nur ein Mensch mit Zweifeln bist, oder ob du dich schon im Elysium der Perfekten betrachtest.


    Ich persönlich habe mir übrigens gestern erst die Frage gestellt, ob ich meinen Erstling möglicherweise irgendwann mal neu schreiben will. Nicht, das sich damit nicht zufrieden wäre - ich bin so zufrieden, wie es es nur sein kann! Nur bemerkt man an sich ja eine gewisse Entwicklung. Man verfeinert den Stil, wird vielleicht auch mutiger, unkonventioneller ...
    Mein Debütroman war nicht meine erste Geschichte im Romanumfang, ich habe vorher mehrere Romane zur Online-Veröffentlichung und ein paar für die Tonne geschrieben. Bei jedem entwickelt man sich weiter und staunt manchmal, wie sehr.
    Meinen Debütroman habe ich im letzten Sommer geschrieben, und wenn ich mir das ansehe, was ich heute, ein 3/4 Jahr und 1 1/2 Romane weiter, schreibe, ist da schon wieder eine ziemliche Entwicklung zu erkennen. (dabei ist der erste noch nicht mal draußen :lache). Nun stellt sich mir die Frage: Angenommen das ginge nun so weiter - kann ich dann in 2-3 Jahren überhaupt noch zufrieden mit meinem Erstling sein?


    Würde mich mal interessieren, wie das bei denen ist, die schon länger im Geschäft sind: Freut man sich an der Weiterentwicklung oder denkt man sich vielleicht auch mal: "Ach, hätte ich den tollen Plot doch nicht als Erstling verwurstet, sondern könnte ihn jetzt, mit meinem optimierten Stil niederschreiben ..."


    "Umschreiben" fällt mir übrigens sehr schwer. Ich habe nach dem Lernen im Lektorat versucht, eines meiner alten MS auf meinen aktuellen Schreibstil anzugleichen, weil die Geschichte so viel Potential hat (und ich sie so abgöttisch liebe und irgendwann in Buchform haben MUSS). Das passt überhaupt nicht :pille Wirkt hölzern, unecht und überhaupt nicht schön. Statt Rafinesse reinzuschreiben, lese ich mich lieber in dieser simpel erzählten Geschichte fest.
    Da ist also dieses seltsame Hin und Her im Kopf: Das MS kann stilistisch verbessert werden - ich sehe auch, wo man verbessern kann - aber ich kann es trotzdem nicht. :pille

  • Zitat

    Original von Mulle
    Nämlich die, nach der Zufriedenheit mit dem eigenen Werk. Ich würde gerne mal von Autoren wissen, ob sie zu 100% zufrieden mit den MS sind, die in den Druck geben. Und ob sie überzeugt sind, dass das Buch den Lesern gefallen wird, oder die Kritiken fürchten.


    Jenny, ich bin noch nicht lange "im Geschäft". Mein Debütroman erscheint im Sommer. Der zweite liegt beim Verlag. Und ja, ich bin jedes Mal euphorisch, wenn ich fertig bin. Ich bin davon überzeugt, was Gutes geschaffen zu haben. Etwas, mit dem ich zufrieden bin. Das dauert genau ein, zwei Tage und dann beginnt das Stimmchen in mir zu nagen: Und was, wenn du dich irrst? Wenn es deinem Agenten nicht gefällt?


    Dann kommt die Antwort des Agenten. Das Manuskript gefällt ihm. Juchu!
    Zwei Tage genieße ich das Gefühl, zufrieden mit mir zu sein. Und dann kommt das Stimmchen und meint: "Tja, aber was wird deine Lektorin dazu sagen? Wird es ihr ebenso gefallen?"


    Und das geht immer so weiter.


    Letztlich bleiben immer Zweifel - bei mir jedenfalls. Und nun warte ich schon ungeduldig auf das Erscheinen meines Buches, um eine ganze Woche lang mit stolzgeschwellter Brust das Cover anzuschauen, und mir zu denken: Wow! Das ist deins! Das hast du geschrieben, damit hast du Agenten und Lektoren überzeugt.
    Und dann (und das weiß ich jetzt schon, weil es kommen muss, wie das Amen im Gebet), wird das Stimmchen wieder an mir nagen: "Tja, und nun sieh dir die Verkaufzahlen an. Oh! Schon wieder eine negative Rezi. Nur drei Sterne. Tz. Tz. "
    Und ich werde in Selbstzweifel versinken, und mir denken, beim nächsten Buch machst du es anders. Besser.
    Tja, und damit haben diese lästigen Zweifel auch ihre Daseinsberechtigung. Denn wären sie nicht da, was würde mich denn motivieren, mich weiter zu entwickeln, mich zu verbessern, an mir zu arbeiten?


    LG Berta

    Berta Berger - "Die Prinzessin, die von der Liebe nichts wissen wollte" 2008 Autumnus Verlag
    "Kunigund kugelrund" Autumnus Verlag 2009


    Valentina Berger - "Der Augenschneider" Psychothriller, Piper Verlag August 2010

  • Ja, es ist diese verflixte Verunsicherung durch ständige Selbstzweifel.
    Das raubt mir eines Tages noch den Verstand.


    Obwohl, ich arbeite jetzt schon am siebten thriller und behaupte von mir...das Handwerk sitzt jetzt im Schlaf...


    Wo ich früher noch rumgedoktert habe...wie formuliere ich das, denke ich jetzt darüber nicht mehr nach.


    Dennoch, die Zweifel bleiben....hätteste das nicht doch anders, besser schreiben können?


    Und dann hauen mich solche...na ja, dahin geplapperten Fragen doch um.


    euer hef ?(

  • :knuddel1 ich glaube an Selbstzweifeln wächst man und wird besser, nur darf man sich da nicht reinsteigern. Versuchs mal auf die flappsige von wegen "zum nochmal tippen, habe ich eine Sekretärin" oder leg dir wie oben gesagt eine Standardantwort zu, irgendwann läuft sich das dann tot. :wave

  • Ich glaub, wenn ich die Gelegenheit hätte, würde ich sogar Gott fragen, ob er die Welt nochmal genau so erschaffen würde oder ob er mit dem Wissen von heute nicht manches anders gemacht hätte. (Naja, Er würde wahrscheinlich antworten, er sei ja allwissend, alles sei gekommen wie geplant, weswegen er sich auch im Nachhinein nix anders überlegen würde.)


    Es ist einfach interessant, wie wie sich einer fühlt, der eine (literarische) Welt geschaffen hat. Ist das dann nach Drucklegung abgehakt oder denkt man im Nachhinein Dinge wie: "Verflixt, hätte ich die Figur XY bloß nicht in Band 1 über die Klinge springen lassen, jetzt in Band 3 könnte ich sie wunderbar brauchen."

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Nun gut,


    wir Autoren schaffen uns eine Miniwelt. Jemand sagte mal..weiß nicht wer...Autoren und Leuchtturmwärter haben den einsamsten Job der Welt. Letztere gibt es nicht mehr. Autoren sind noch nicht elektronisch zu ersetzen. Kurz, wir sind Sensiebelchen.


    Es trifft nur auf mich zu: ich bin sehr verletzlich, wenn mich Kritiken in der Öffentlichkeit treffen. Mit Buchkritiken kann ich inzwischen umgehen. Meine homepage ist ein Gradmesser für die Zufrieden- oder Unzufriedenheit meiner Leser.


    Nur bei öffentlichen Auftritten bringt man mich damit schnell aus dem Kurs.
    Ich schreibe lieber, als dass ich diskutiere.

  • In welchem Umfang ein Autor sich den Leserfragen stellt, ist auch so ein interessantes Thema - und die Autoren gehen ja auch sehr unterschiedlich damit um:
    Eine Sache ist es, eine Welt zu bauen und dem Leser eine spannende Geschichte zu liefern, in der man genau dosiert, welche eigenen Erfahrungen einfließen und wie man sie verpackt.
    Eine völlig andere Sache ist es, sich vor den Lesern für dieses und jenes Detail zu "rechtfertigen" und Fragen zu beantworten, die oft doch sehr persönlich sein können, und damit eventuell recht viel von sich preiszugeben.


    Nicht wenige Autoren wollen ja überhaupt nicht an die Öffentlichkeit treten und sich den spontanen Fragen stellen. Sie tun das nur in einem sorgfältig vorbereiteten, konstruierten Umfeld, wo die Antworten auf die Fragen schon vorab durchdacht und vorbereitet werden.
    Dadurch entgehen dem Leser natürlich schmackhaft aufregend neugierbefriedigende Momente, der Autor kann nicht als einer wie Du und ich mit Schwächen, etc. , wahrgenommen werden, etwas, das die meisten Menschen aber doch sehr lieben.


    Trotzdem, ich finde diese Lösung absolut legitim. Ich würde mit der Einstellung rangehen: Wenn Fragen mir nicht gefallen, erwiedere ich zwar etwas darauf, beantworte sie aber nicht. Will heißen, ich spuke eine allgemein gehaltene Standardantwort aus, dann lenke ich auf ein anderes Thema um. Nicht jede Frage verdient eine ehrliche Antwort.

  • Ja Sophia, das stimmt schon.


    Wenn da nicht dieser verdammte Perfektionismus wäre. Du bist, wirst für eine Lesung in die Öffentlichkeit gezerrt. Kannst du nicht ablehnen. Steht im Vertrag, und du willst ja auch persönlich etwas für den und den Roman tun.
    Man will ja schließlich nicht gesagt bekommen (vom Verlag) du solltest mal etwas mithelfen.


    Aber...bei bestimmten Einwürfen bekomme ich nasse Hände. Vielleicht sollte ich mal in den Angriff übergehen? Einfach die Hörer fragen, wie sie es denn gerne geschrieben hätten ?(


    Warum komme ich jetzt erst darauf :help


    euer hef

  • Hallo Jenny,


    ich kann für mich nur sagen, ich fiebere bei jedem Roman, selbst bei jeder Kurzgeschichte aufs Neue, wie der Text wohl beim Leser ankommt.
    Wenn ich nach der letzten Überarbeitung endlich einen Punkt drunter mache und weiß, das wird jetzt so gedruckt ... dann platze ich fast vor lauter Stolz und Glück, weil ich das Manuskript in diesem Moment selbst so großartig finde, und gleichzeitig zittere ich vor Aufregung und unterdrückter Panik, ob die Leser das wohl auch so sehen werden.
    Und dann lese ich es das erste Mal gedruckt und plötzlich finde ich eine unglückliche Formulierung oder ein doppeltes Wort innerhalb einer Seite, und dann denke ich ohgottogottogott, hoffentlich finden es nicht alle grässlich.
    Mit schwitzenden Händen warte ich dann auch die ersten Rezensionen und freue mich wie verrückt, wenn ich eine gute finde, egal wie klitzeklein. Und frage mich ganz deprimiert bei einer schlechten, wie ich das besser machen könnte. Nehme mir das wirklich zu Herzen, jede einzelne.


    Zitat

    Original von Mulle
    Gerade bei Büchern, die mich persönlich total aus den Socken katapultiert haben, interessiert mich sehr, ob der Autor selbst mit diesem grandiosen Teil noch Zweifel hatte. Vielleicht, um mich selbst mit meinen ständigen Selbstzweifeln zu versöhnen :grin


    Also kurzum, Selbstzweifel sind, glaube ich, total normal. Man muss nur zusehen, dass die Glücksgefühle überwiegen :grin



    Zitat

    Man verfeinert den Stil, wird vielleicht auch mutiger, unkonventioneller ... Nun stellt sich mir die Frage: Angenommen das ginge nun so weiter - kann ich dann in 2-3 Jahren überhaupt noch zufrieden mit meinem Erstling sein?


    Also ich kann nur sagen, sollte mein Erstling noch mal irgendwann neu aufgelegt werden, würde ich das nur in einer überarbeiteten Version tun wollen. Ich liebe diesen Roman mit seinen Figuren, das tue ich wirklich, und der Plot für eine Fortsetzung liegt komplett ausgearbeitet in der Schublade (und da wird er wohl leider noch ein bisschen schmoren, denn der Vorgänger verkauft sich nicht ... unbeachtet all meiner liebenden Zuwendung :grin).
    Aber stilistisch hat sich einiges getan in den 3 Jahren. Es ist nicht drastisch - also nicht so, dass ich mich für den Text jetzt schämen würde. Aber heute würde ich ihn schlanker und straffer schreiben. Mehr Sprachverben weglassen und dgl.



    Liebe Grüße,
    Andrea

  • Was stört mich an diesem Thread? Das er überflüssig ist? Warum fragt er das überhaupt? Was will er uns damit sagen? Ehrlich, ich weiß es nicht.
    Aber nachdem ich mir Deine Leseproben angetan habe, kann ich die Frage Deiner Zuhörer schon verstehen. :chen

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Zitat

    Original von Berta
    Jenny, ich bin noch nicht lange "im Geschäft". Mein Debütroman erscheint im Sommer. Der zweite liegt beim Verlag. Und ja, ich bin jedes Mal euphorisch, wenn ich fertig bin. Ich bin davon überzeugt, was Gutes geschaffen zu haben. Etwas, mit dem ich zufrieden bin. Das dauert genau ein, zwei Tage und dann beginnt das Stimmchen in mir zu nagen: Und was, wenn du dich irrst?


    Hallo Berta,


    exakt so!
    Bei mir ist es haargenau gleich. Das Debüt kommt im Sommer der zweite dann Anfang nächsten Jahres, der dritte ist gerade in Arbeit. Bei den ersten beiden war ich zunächst soo begeistert. Und dann - nach Vertragsabschluss - kamen die Zweifel. Was, wenn's nicht gut genug ist?
    Ich finde es gut! - Aber ich kenne mehr Hintergründe, kenne und liebe meine Figuren. Und ... mein Geschmack ist manchmal etwas strange.
    Beta- und Testleser sagen: Es ist gut. - Okay, die könnten befangen sein. Die mögen mich vielleicht. Mist.
    Lektorin und Verlag sagen: Es ist gut! - Okay. Aber was, wenn die sich irren?
    Dann liest man vieles, was ähnlich ist, und sieht überall nur die Glanzpunkte, fragt sich, warum man selbst nicht auf eine tolle Formulierung gekommen ist, fängt an zu vergleichen ...
    Ich hab ja irgendwie noch die Hoffnung, dass das nach ein paar Büchern abnimmt/aufhört. :wave


    (Krankerweise können mich harte Kritiken übrigens oft beruhigen. Auf eine meiner Wendungen habe ich mal einen ganz üblen Verriss eines Testlesers bekommen. Lange drüber gegrübelt, aber *danach* erst war ich von der Wendung selbst überzeugt und wusste, dass ich voll und ganz dahinter stand. )


    Zitat

    Original von hef
    ...
    Wenn da nicht dieser verdammte Perfektionismus wäre. Du bist, wirst für eine Lesung in die Öffentlichkeit gezerrt. Kannst du nicht ablehnen. Steht im Vertrag, und du willst ja auch persönlich etwas für den und den Roman tun.
    Man will ja schließlich nicht gesagt bekommen (vom Verlag) du solltest mal etwas mithelfen.
    ...


    Hm, geht's dir vielleicht generell nicht so gut mit den Lesungen? Sodass sich dir dann sehr leicht ein Negativeindruck aufdrängt, der so gar nicht da ist/ da sein muss?
    Wenn's dir nicht gut geht damit, würde ich überlegen, ob man an der Vertragsklausel, die dich dazu "zwingt" nicht etwas ändern kann. ich glaube ja, dass man für Lesungen etc auch ein wenig Selbstdarsteller sein muss und dass das sehr schwierig sein muss, wenn man's nicht ist.


    Du sagst ja auch (im anderen Thread) dass sehr viel von DIR in deinen Romanen steckt. Ist vermutlich auch klar, dass man dadurch auf Kritik sensibler wird, oder? Der Leser stellt vielleicht eine flapsige Frage zu einer Figur und man selbst fühlt sich angegriffen, weil man zu sehr drin steckt. (Vermutung meinerseits).
    Ich merke das z.B. daran, dass ich mit Kritik auf alles umgehen kann - aber wenn sie sich gegen eine bestimmte Figur richtet, dann beiße ich innerlich schon beim Gedanken daran die Zähne zusammen. Zu viel von mir. Blöd, aber nicht zu ändern.




    Hallo Andrea,


    das ist soo beruhigend :unschuld
    Es ist eigentlich auch sehr albern, Weiterentwicklung kritisch zu sehen. Aber im Moment wird in meiner persönlichen Werung nicht das aktuelle Geschreibsel besser, sondern das Alte ... ja, irgendwie schlechter.
    Eine Beta-Leserin schrieb mir nach dem 2. Roman "Wow, der ist noch besser als dein erster!" Und ich war ... frustriert :uebel
    Dabei finde ich wirklich nichts "schlecht" daran, ich sehe nur inzwischen überall die Punkte, an denen man es doch vielleicht noch "besser" machen könnte. Leider bin ich auch grandios im Verschlimmbessern *g*.
    Nun ja, derzeit ist es wohl einfach die Paranoia "Bald wird's ernst". Das fühlt sich echt an, als würden die Wehen beginnen. Irgendetwas zwischen "Yeah, jetzt geht's los" und "Öh, darf ich's mir vielleicht nochmal überlegen ..."

  • Zitat

    Original von hef
    Hi zusammen,


    mir kommt bei Lesungen immer häufiger die Frage unter...würdest du das Buch nochmal so schreiben. Und wenn, was würdest du ändern?


    Ich bin noch nicht dahinter gekommen, was die Leser wirklich wollen. Habt ihr ne Idee?


    darf ich als leser versuchen, zu antworten?
    stellte ich diese frage einem autor, verbände ich damit normalerweise wohl weder eine negative kritik noch die absicht, ihn zu verunsichern.
    vielmehr könnte ich mir vorstellen, dass mich die antwort interessiert, weil
    a) der autor sich inzwischen entwickelt hat
    (bitte nicht aus dem hinterkopf verlieren: das soll nicht heißen, dass ich das buch nicht gut finde!)
    b) sich die welt inzwischen verändert hat
    (so könnten zB die erlebnisse des 11. september einen politthriller in einem anderen licht erscheinen lassen).
    ich kann mir auch vorstellen, dass man einfach darüber nachdenkt, ob und inwieweit der autor sich noch nach der "nestflucht" seiner "kinder" mit diesen auseinandersetzt.
    keinesfalls böse absicht, denke ich.

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain