Die blutige Sonne/Marion Zimmer Bradley

  • Originaltitel: The bloody sun
    Band 14 des Darkoverzyklus


    Inhalt:
    Jeff Kerwin jr., der auf Darkover geboren wurde und die ersten Jahre seines Lebens hier verbracht hat, kehrt als erwachsener Mann auf den Planeten zurück, den er als seine Heimat betrachtet. Doch als er versucht herauszufinden, wer seine Mutter war, muß er erkennen, daß es jemanden gibt, der nicht wünscht, daß die Wahrheit an den Tag kommt. Auf der Flucht vor einer Deportation wird er von einer Gruppe von Comyn als Verwandter begrüßt und in den Turm von Arilinn gebracht, wo er gebraucht wird, da eine wichtige Entscheidung darüber bevorsteht, wie es mit Darkover vs. das Terranische Imperium weitergehen soll.


    Meinung:
    Früher habe ich das Buch zu einem der besten unter den Darkoverromanen gezählt und rein inhaltlich ist es das wohl immer noch, aber es hat sich streckenweise doch ein wenig mühsam gelesen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, daß ich einfach nicht in Stimmung war oder ob es nicht so gut gealtert ist, wie andere Favoriten.


    Inhaltlich ist es auf jeden Fall ein wichtiges Buch, denn es schließt den Handlungsbogen ab, der mit "Das Zauberschwert/Der verbotene Turm" begonnen hat. Darkover und sein Umgang mit Laran wird nie wieder sein, was es einmal war. Und das scheint gut zu sein.
    Gemeinsam mit Kerwin bekommen wir auch einen sehr hübschen Einblick in das Alltagsleben in einem der legendären Türme, was recht interessant ist.
    Jeff Kerwin mochte ich und ich mag ihn immer noch. Er hat vor allem anfangs etwas von einem Elefanten im Porzellanladen an sich, jedoch ist es auch verständlich, wenn man bedenkt, daß er anfangs als Mann zweier Welten stets dazwischen steht und zu keiner wirklich gehört.
    Kennard Alton sehe ich immer sehr gern, wenn er sich auch in jedem Buch etwas anders anfühlt.


    Ich mag das Buch schon immer noch, aber früher hat es mich einfach mehr mitgerissen.

  • na, jetzt hab ich die rezi nciht gefunden, und einen neuen thread aufgemacht, der hoffentlich gleich gelöst wird: hier ist meine :lache


    Schlußrezi: Magma vs DO14:


    Die Helden, die wir aus den Vorbüchern kannten, und deren nächste Generation kurz in der Einleitung vorgestellt wird, sind zu Beginn des Buches alle schon tot, was für das Buch nichts Schlechtes, sondern sogar eine große Bereicherung ist, die uns zumindest eine gewisse Spannung und ein paar Enthüllungen gegen den Schluss verspricht.


    Der Held ist ein gewisser Jeff Kerwin jr, der nach dem Prolog mit einer seltsamen 2. Person – Lebensgeschichte ziellos treibend in die Handlung hineinstolpert und im Folgenden nach dem bekannten Schema vorgeht: terranisch nicht länger verwurzelter Held entdeckt Darkover für sich und rettet darkovanische Rapunzel.


    Hier ist die Geschichte um die Variante erweitert, dass es nur ein vermeintlicher Terraner ist, der beim Abrollen der Handlung seine darkovanischen Wurzeln entdeckt, und die zu rettende Rapunzel tritt spät auf, und ihre Rettung/Liebesgeschichte ist irgendwie nicht sonderlich gut vorbereitet, wie es hier ind iesem Band auch allgemein an der tiefergreifenden Analyse der Beziehungskisten fehlt. Man ist immer überrascht, wenn man nebenher erfährt, dass zwischen den Protagonisten überhaupt etwas läuft/gelaufen ist.


    Die Helden bleiben im Verlauf der Geschichte unbedeutend und flach; wir hatten schon welche, die sympathischer oder noch hassenswerter waren, bei der Hauptfigur denk ich an Bard und Bard’s Zwilling, dessen Namen ich vergessen habe, aber in deren Schuhe der machistische und elitendenkende Messerfetischist Kerwin irgendwie passt. Hier ist die einzige Figur, die etwas in Erinnerung bleibt, Kennard, der schon im Prolog eingeführt wird, und später wieder auftaucht. Bei den anderen Figuren merkt man sich nicht einmal die Namen: Frauen wie Männer sind austauschbar, und einige Male hatte ich das Gefühl, als wäre der Text unsauber überarbeitet und korrigiert worden, denn Jeff reitet mit einer anderen, älteren Turmfrau auf Falkenjagd aus, aber dieser leser hier nimmt irgendwie an, es wäre eigentlich seine spätere, mittelalterliche Interims-Liebhaberin, um derentwillen der Gockelkampf mit Auster fortgeführt wird, und wieder später wird in einem nebensatz erwähnt, er hätte Elorie beim Ausreiten begleitet, denn er hat sie und ihren Falken in der Erinnerung, deren extatischer Rapport ihre einzige Fluchtmöglichkeit ist, was aber wegen dem abgeklärten Gespräch über Beziehungen während dem Ritt und Elories zartem Alter und ihrer zuletzt naiv dargestellten Jungfäulichkeit nicht länger passte.


    Irgendwie ist der langsam ansteigende Spannungsbogen zwischen dem Schlusspaar nicht überzeugend aufgezogen: beide Liebhaberinnen fallen mit der Tür ins Haus / entsteigen - sinngemäß - nackt dem Bett, und diesem Leser bleibt nur das Gefühl, er hätte etwas Wesentliches überlesen. Hier bekommt man das Gefühl, als wären die Türme ein Hort der freien Liebe, obwohl zuvor immer betont wurde, dass Sex und Larananwendung einander nicht sonderlich vertragen und sogar kontraproduktiv sind...


    Die Party der Comyn-coolen(/mafiusi) in die Jeff am Anfang zufällig hineinstolpert, entpuppt sich nicht als ein Fall für die MG-Mann-Torte, sondern als ein Kongress einer handvoll Rebellen, die der aufrührerischen Theorie ‚Laran-Technik-für-alle‘ anhängen.
    Warum sie sich ausgerechnet in einem terranischen Hotel treffen, ist fragwürdig und wird nie schlüssig geklärt; angeblich, weil sie von den anderen Türmen nicht abgehört werden können, was seltsam ist, da die Türme aus dem Netz gehen können. Vor allem, ist das Treffen mir nicht einsichtig, da die wichtigen Verschwörer – nennen wir sie Reformer - ja eh alle in Arilinn in ihrem Kreis sitzen, und die anderen vier übrig gebliebenen Türme haben alle keinen vollen kreis, sind also weniger als acht leute, und auch denen müsste bekannt sein, was die mitglieder ihres kreises denken, und wer mit wem sympathisiert. - Und wie haben die Turm-Comyn den ähnlich denkenden oder noch unentschlossenen Rat-Comyn einladungen verschickt, wenn sie ihr treffen nicht an die große glocke hängen und vor gegnern geheimhalten wollen. Das treffen war ja irgendwie offen, denn sonst hätte man Jeff nicht einfach so hinein gelassen. Ausserdem wussten, sie, dass Jeff/seine Matrix da war, sie haben ja nach ihm gerufen... warum schicken sie ihn dann wieder weg?!?
    Ausserdem begreife ich Jeff wieder nicht: Er geht, anstatt zu bleiben. Er kann sich dinge nicht erklären, und anstatt etwas zaunzugasten um informationen zu sammeln und herauszufinden, worum es geht, wenn er schon verwechselt und eingeladen ist, setzt er seinen gockelkampf mit Auster fort... - Wieder einmal erfindet MZB einen künstlichen konflikt. Auch wird sein rätselhaftes verhalten als Comyn-MCP, das ihn schubweise immer wieder überfällt, bis zum Schluss nicht geklärt.


    Sonst werden die Verwicklungen, die hauptsächlich aus der sitte des freien partnertausches und dem nicht wissen, wer jetzt wessen kind ist, und der tatsache, dass der einzige, der etwas wissen könnte zu einem schweigegelübte in dieser beziehung gezwungen wurde, erklärbar sind, am schluss alle glücklich aufgelöst... naja, ganz tolerables buch, wir hatten in DO schon schlechteres, aber auch besseres.


    Meine Weltbild-ausgabe hatte hinten noch die Geschichte ‚To keep the oath‘ wie Kindra Camilla und die spätere gastwirtin für die freien Amazonen anwarb, drinnen, eine gute Kurzgeschichte, die sich darum dreht, dass den Freien Amazonen / Entsagenden per eid verboten ist, für ihre Bewegung werbung zu machen, aber Kindra setzt sich darüber hinweg, und tut so, als sei sie von den beiden geeigneten anwärterinnen direkt gebeten worden, auskünfte zu geben, was durch das ‚unweibliche‘ Verhalten der Mädchen nur indirekt stimmt...

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Das war für mich einer der besseren Darkover-Romane, wie mir der Zyklus seit Wiederentdeckung durch die Terraner sowieso besser gefällt als zu Beginn. Jeff Kerwin hat anfangs zwar seine Macken, ist aber durchaus eine sympathische Figur, ebenso Taniquel; nicht so gut herausgearbeitet fand ich Elorie, das geht bei MZB immer so schnell mit dem Gefühlsüberschwang ihrer Figuren, da komme ich gar nicht richtig mit. Das Ende ist auch in Ordnung, wie man es eigentlich von dieser Autorin gewohnt ist.


    Die der Weltbild-Ausgabe angeschlossene Kurzgeschichte fand ich auch ganz gut.

  • „Die blutige Sonne“ habe ich jetzt erst gelesen, nachdem ich die drei folgenden Bücher schon durch habe. Das ergab eine etwas seltsam anmutende Zeitreise in die Vergangenheit, weil ich die diesen Dingen folgende Entwicklungen bereits kenne.


    Nichtsdestotrotz habe ich das Buch sehr gerne gelesen; es zählt für mich mit zu den besseren Darkover-Büchern, wenngleich es seit geraumer Zeit das erste ist, dem ich wieder ein paar Seiten mehr gewünscht hätte. Es fehlt vielleicht nicht epische Breite, sicherlich aber an der einen oder anderen Stelle die Tiefe.


    Besonders interessant waren die schon erwähnten Einblicke in die Arbeit der Türme. Dadurch wurde deutlich, was auf Darkover alles verloren gegangen ist.


    Ich freue mich jedenfalls, schon bald nach Darkover zurückkehren zu können. Genügend Bücher habe ich noch. :-)


    Die Kurzgeschichte sollte ich wieder einmal lesen; auch sie führt zurück in die Vergangenheit, etwa zur Zeit der "Entsagenden Trilogie", wenn ich mich recht entsinne.


    Ach so, Bards „Zwilling“ (aus „Die Zeit der hundert Königreiche“) hieß Paul. ;-)
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")