Buddhismus - Nicht-Existenz erstrebenswert?

  • Hallo Ihr Eulen,


    ich beschäftige mich zur Zeit mit dem Buddhismus und habe dort auch positive Ansätze für mich gefunden (Buddhismus wird in dem Buch, welches ich gerade lese, übrigens als etwas erklärt, was ursprünglich gar keine Religion war), aber schließlich stieß ich auf die Grundlage, dass "das Selbst" gar nicht existiert, dass es kein "Ich" gibt, dass es zwar Erfahrungen gibt, aber keinen Erfahrenden usw.


    Es ist nicht so, als hätte ich noch nie von dieser Annahme (auch außerhalb des Buddhismus) gehört, aber ich muss sagen, so, wie sie mir da präsentiert wird, erschreckt mich das zutiefst. Das Ziel des Buddhismus ist, sich von allen Leiden zu befreien - aber was macht mich dann überhaupt noch zum Menschen?


    Mir ist bewusst, dass ich das Thema nur ankratze, aber die ganze buddhistische Lehre kann ich hier natürlich nicht darlegen.


    Ganz allgemein, könnt Ihr Euch vorstellen, dass Euer "Ich", "Selbst" gar nicht existiert? Wäre das nicht schrecklich?

  • Nur ein kurzer Einwand:


    Ist es nicht so, das gemeint ist, dass das „Ich“ oder „Selbst“ als „das sich von seiner Umwelt abgrenzende“ nicht existiert und nciht eine "Nicht-Existenz"


    Wie drückte es mein Haus- und Magen-Philosoph Alan Watts einmal aus:


    „Der westliche Mensch stellt sich als ein „Ich“ in einem Haut-sack vor und grenzt sich damit von seiner Umwelt aus.“


    Das tut meiner Menschlichkeit keinen Abbruch, sondern es soll mir jederzeit bewusst sein, dass alles was ich tue nur in Interaktion mit meiner Umgebung geschieht und nicht losgelöst davon.


    Und das Ziel des Buddhismus, sich von allen Leiden zu befrei-en, bedeutet doch, Achtsam zu sein, das man kein Leid zufügt und erleidet. Häufig wird Leiden nur durch das abgrenzende „Ich“ verursacht – wie Liebesleid (entsteht weil der Liebende für seine Liebe eine Gegenleistung erwartet) oder das Leid beim Tote eines Menschen (entsteht weil sich das „Ich“ verlassen fühlt)


    Viel Leid entsteht dadurch, dass ich mich nicht achtsam als Teil eines ganzen betrachte, sondern Ansprüche für mich an da ganze erhebe und leide, wenn sie nicht erfüllt werden


    Meint Dyke kurz zu diesem interessanten Thema


    PS.: es wäre für eine Diskussion eventuell hilfreich, wenn Du Deine Lektüre-Basis psoten würdest. Den im Laufe der Jahrhunderte gibt es auch beim Buddhismus unzählige die ihre Wahrheit als die einzige Wahrheit verkünden

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Mit dem Buddhismus kenne ich mich wirklich null aus, aber da deine Frage eher allgemein formuliert ware, versuche ich, sie auch allgemein zu beantworten.


    Das mein Selbst gar nicht existiert, kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Dazu steckt die Formel: "Ich denke, also bin ich." glaube ich einfach zu tief in mir drin. Was ich mir aber vorstellen kann, ist, dass die Dinge die ich warnehme, nicht wirklich existieren - dass also, wie in "Matrix" die Außenwelt nicht existiert, alles nur Einbildung ist. Ich kann es mir wie gesagt vorstellen, es ist theoretisch möglich, aber daran glauben tue ich nicht wirklich und es wäre wohl auch schwer möglich, seinen Alltag zu bestreiten, wenn man permanent glaubt, dass das, was man sieht und erlebt, nicht echt ist.


    dykes Erklärung finde ich schon nachvollziehbarer, also dass man zwar existiert, aber nicht so abgegrenzt von allem anderen, sondern als Teil eines Ganzen...das ist eine Vorstellung, die ich irgendwie sehr schön und ansprechend finde. Aber das ist eben etwas anderes als gar nicht zu existieren.


  • Hallo, das Buch ist von Steve Hagen und heißt "Buddhismus kurz und bündig"


    Tatsächlich meint er die totale Nichtexistenz. Es gibt keinen "Erfahrenden", nur das Erfahrene. Er spricht davon, dass wir denken, wir sind so etwas wie ein Korken auf dem Fluss, dabei sind wir selbst auch der Fluss. Ich kann das nicht so gut wiedergeben. Diese "Erkenntnis" basiert darauf, dass alles im Fluss, in Veränderung ist, da auch wir (unser Körper, unsere Erinnerungen, unsere Gefühle) uns ständig verändern, könne es gar kein "Selbst"/"Ich" geben.


    Das andere: die Abgrenzung vom außen, die wir verwerfen sollten, das kann ich annehmen, aber das andere nicht.

  • Zitat

    Original von Glass
    Was ich mir aber vorstellen kann, ist, dass die Dinge die ich warnehme, nicht wirklich existieren - dass also, wie in "Matrix" die Außenwelt nicht existiert, alles nur Einbildung ist. Ich kann es mir wie gesagt vorstellen, es ist theoretisch möglich, aber daran glauben tue ich nicht wirklich und es wäre wohl auch schwer möglich, seinen Alltag zu bestreiten, wenn man permanent glaubt, dass das, was man sieht und erlebt, nicht echt ist.


    Denke ich auch, und wie schwer erst, wenn man annimmt, man wäre gar nicht existent.

  • Zitat

    Original von Bell
    [Tatsächlich meint er die totale Nichtexistenz. Es gibt keinen "Erfahrenden", nur das Erfahrene. Er spricht davon, dass wir denken, wir sind so etwas wie ein Korken auf dem Fluss, dabei sind wir selbst auch der Fluss. Ich kann das nicht so gut wiedergeben. Diese "Erkenntnis" basiert darauf, dass alles im Fluss, in Veränderung ist, da auch wir (unser Körper, unsere Erinnerungen, unsere Gefühle) uns ständig verändern, könne es gar kein "Selbst"/"Ich" geben.


    Das andere: die Abgrenzung vom außen, die wir verwerfen sollten, das kann ich annehmen, aber das andere nicht.


    Wenn ich das jetzt auch die Schnelle richtig verstehe, ist Existenz = ein fester Punkt von dem aus alles wahrgenommen wird und Nicht-Existenz= gibt es keinen festen Punkt.


    Das kann man schon fast mit westlicher Wissenschaft erklären. Die Bell, die den obigen Text ge-schrieben hat, gibt es nicht mehr. Es ist etwas Zeit vergangen, in Bells Körper hat sich in dieser kurzen zeit jede Menge verändert, Zellen sind gestorben, haben sich neu gebildet, die Lungen haben neuen Sauerstoff an das Blut weitergegeben, einige Gehirnzellen haben sich „verdrahtet“ usw.


    Das heißt, dass, was wir als beständiges Ich sehen gibt es nicht. Wir unser Körper, unsere Gedanken, Meinungen, Wahrnehmungen, unser urteilen und verurteilen ist einem ständigen Wandel unterworfen, je nach Umgebung und Erfahrung. Wir sind kein Korken, der den Fluss unverändert hinabtreibt.
    Ich bin 2010 nicht mehr der, ich 1950, 1960, 1970, 1980, 1990, 2000 war. Ich bin auch keine Summe daraus, sondern ich bin ein Teil von 2010, vielleicht mit geringem Rest-Anteil aus den anderen – ich mag zum Beispiel immer noch die Musik der Sixties, aber heute auch Klassik, Jazz, elektronische Musik in gleichen oder größeren Anteilen. Das heißt doch nichts anderes, als „Ich“ habe mich verändert, oder


    fragt Dyke

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    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson


  • Da hast Du das Wesentliche ziemlich gut zusammengefasst und erklärt! Ich finde diesen Ansatz auch ganz logisch, tatsächlich verändert man sich ja die ganze Zeit und so gesehen überrrascht es mich selbst, dass mich diese im Buch beschriebene Nicht-Existenz dann wie ein Schlag getroffen hat. Der Autor schreibt auch selbst, dass viele an dieser Stelle extrem erschrocken sind und das Gefühl haben, als würde ein Todesurteil über ihnen ausgesprochen oder als wären sie sogar schon tot. Er versucht dann, zu beschwichtigen und das Positive an der Sache herauszustellen, nur sehe ich nichts positives daran, dass da rein gar nichts an mir und den anderen sein soll, was Bestand hat. Das, was man als Seele bezeichnet, kommt in dieser Erklärung nicht vor. Wenn ich nichts weiter bin, als eine sich ständig verändernde Projektionsfläche für Wahrnehmungen, wozu dann überhaupt leben?

  • Zitat

    Original von Bell
    Das, was man als Seele bezeichnet, kommt in dieser Erklärung nicht vor. Wenn ich nichts weiter bin, als eine sich ständig verändernde Projektionsfläche für Wahrnehmungen, wozu dann überhaupt leben?


    Warum hängt für dich der Sinn des Lebens davon ab, ob es eine Seele gibt? Macht die Existenz der Seele an sich das Leben denn schon lebenswert? Warum?


    So erschreckend finde ich diesen Gedanken, wie dyke in beschrieben hat, eigentlich gar nicht. Auch wenn ich ihn nicht ganz glauben kann - denn auch wenn ich mich in hohem Maß verändere, irgendwas bleibt, denke ich.

  • Zitat

    Original von Glass
    Warum hängt für dich der Sinn des Lebens davon ab, ob es eine Seele gibt? Macht die Existenz der Seele an sich das Leben denn schon lebenswert? Warum?


    So erschreckend finde ich diesen Gedanken, wie dyke in beschrieben hat, eigentlich gar nicht. Auch wenn ich ihn nicht ganz glauben kann - denn auch wenn ich mich in hohem Maß verändere, irgendwas bleibt, denke ich.


    Die Fragen kann ich nicht so genau beantworten, es ist eher so ein mulmiges Gefühl, das sich einstellt, wenn ich das Gegenteil annehme. Wie Du schreibst: "irgendwas bleibt, denke ich" - das brauche ich wohl irgendwie, sonst käme ich mir vor wie ein, nun ja, seelenloses Ding eben.


    Mir kommt der Buddhismus leidenschaftslos vor, ich kann mir gar nicht vorstellen, mit dieser gleichmütigen Einstellung (alles ist eh ewig nur im Fluss und nichts, kein Gedanke, kein Gefühl hat Bestand) das Leben zu gestalten, Ziele und Wünsche und Pläne zu haben. Das "böse" Anhaften, nicht loslassen, das Wollen - die Dinge, die man im Buddhismus praktisch aufgibt, die will ich gar nicht aufgeben, denn was bleibt denn sonst noch übrig?


    Wie gesagt finde ich positive Ansätze dort, aber die Grundlage ist mir einfach zu extrem.

  • Mich mal wieder melde – da ich den ganzen Tag vor dem PC sitze tausche ich ihn abends gerne gegen ein Buch ein


    Bell, das Buch, welches Du gerade liest kenne ich nicht. Aber eines ist für mich auf jeden Fall richtig: Buddhismus ist ursprünglich KEINE Religion, sondern ein Weg das Leiden in der Welt zu überwinden. Die Geschichte Buddha kann man davon nicht ausnehmen.
    Auf Grund seiner persönlichen Erfahrungen weist er einen Weg, wie dies geschehen kann:


    Die Vier Edlen Wahrheiten


    Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.
    Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.
    Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.
    Zum Erlöschen des Leidens führt der Edle Achtfache Pfad.


    Der Achtfache Pfad


    rechte Einsicht, rechte Anschauung, rechte Erkenntnis
    rechte Gesinnung, rechte Absicht, rechtes Denken, rechter Entschluss
    rechte Rede
    rechtes Handeln, rechte Tat
    rechter Lebenserwerb, rechter Lebensunterhalt
    rechtes Streben, rechtes Üben, rechte Anstrengung
    rechte Achtsamkeit, rechte Bewusstheit
    rechte Sammlung, rechtes Sichversenken, rechte Konzentration, rechte Versenkung


    Bisher kein Wort von Nicht-Existenz. Nur solche eine Lebensweise kann zum ERWACHEN führen, meist mit dem Begriff Erleuchtung ersetzt, und man kann ins Nirvana gelangen. Den Begriff Nirvana ist wohl der, der in dem Buch mit Nicht-Existenz gemeint ist. Die Definition bei wikipedia finde ich aber zutreffender:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Nirwana


    Zitat

    Nirvana (Sanskrit) bzw. Nibbana (Pali) bezeichnet die höchste Verwirklichungsstufe des Bewusstseins, in der der jede Ich-Anhaftung und alle Vorstellungen/Konzepte erloschen sind. Nirvana kann mit Worten nicht beschrieben, es kann nur erlebt und erfahren werden als Folge intensiver meditativer Übung und anhaltender Achtsamkeitspraxis. Es ist weder ein Ort - also nicht vergleichbar mit Paradies-Vorstellungen anderer Religionen - noch eine Art Himmel und auch keine Seligkeit in einem Jenseits. Nirvana ist auch kein nihilistisches Konzept, kein "Nichts", wie westliche Interpreten in den Anfängen der Buddhismusrezeption glaubten, sondern beschreibt die vom Bewusstsein erfahrbare Dimension des Letztendlichen.


    Das bedeutet nicht, dass man keine Ziele, Wünsche, Leidenschaften mehr haben darf, sondern die Befreiung des Ich von der Abhängigkeit von Zielen, Wünschen, Leidenschaften.


    Die Menschen, die nach eigenen Angaben „erwacht“ sind, erzählen von einer nicht zu be-chreibenden Bereicherung. Irgendwo habe ich mal gelesen, die menschliche Existenz ist wie ein Wassertropfen in einem Meer, der seine Oberfläche behält und sich damit vom Meer abgrenzt. Das Erwachen ist die Aufgabe der Oberfläche und das Eingehen in das Meer und damit ein Teil werden des Meeres, dass es aber ohne Wassertropfen gar nicht gäbe.
    So bleibt vom Mensch etwas, wenn er isn Nirvana aufgeht, denn sonst würde er dieses Aufgehen überhaupt nciht bemerken.


    Das ganze klingt ziemlich abstrakt, aber wenn man nur den Achtfachen Pfad nimmt ist es eine Lebensweise, der nachzugehen es sich mMn lohnt. Wenn sie wirklich von allen beherzigt würde, gäbe es wirklich weniger Leid.


    Meint Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Vor allem ist der Weg zur Erleuchtung jedem selbst überlassen. Es gibt keine direkten Vorgaben, keine Verbote, keine Bestrafungen, keine Ausgrenzungen.
    Buddha hat vorgelebt, wie es sein kann, aber jeder muss für sich entscheiden, ob er den Weg auch gehen will.


    Ich kenne das Buch, das Bell gerade liest, auch nicht. Aber so wie sie es beschreibt, scheint es nicht geeignet zu sein, existenzialistische Fragen zu beantworten. Der Buddhismus ist keineswegs leidenschaftslos, man nimmt sich selbst als Individuum nur nicht so wichtig und sieht sich als Teil eines großen Ganzen.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Vor allem ist der Weg zur Erleuchtung jedem selbst überlassen. Es gibt keine direkten Vorgaben, keine Verbote, keine Bestrafungen, keine Ausgrenzungen.
    Buddha hat vorgelebt, wie es sein kann, aber jeder muss für sich entscheiden, ob er den Weg auch gehen will.


    Ich kenne das Buch, das Bell gerade liest, auch nicht. Aber so wie sie es beschreibt, scheint es nicht geeignet zu sein, existenzialistische Fragen zu beantworten. Der Buddhismus ist keineswegs leidenschaftslos, man nimmt sich selbst als Individuum nur nicht so wichtig und sieht sich als Teil eines großen Ganzen.


    Sehr schön gesagt - es gibt ein schönes Buch mit dem Titel:


    Der Erleuchtung ist es egal, wie du sie erlangst

    "Sie lesen?"
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    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Alles, was Ihr schreibt, bespricht auch der Autor. Ich muss ehrlich sagen, dass ich solange von dem Buch regelrecht begeistert war, bis er halt zu dieser letzten Konsequenz kam, die sich für mich nicht verharmlosen lässt: es gibt mich nicht, dich nicht, es existiert einfach kein Ich.


    Was den achtfachen Pfad angeht, schreibt er, dass das Wort "recht" nichts mit unserem Begriff von gut zu tun hat, sondern vielmehr sollte man so handeln, wie es sinnvoll erscheint, wenn man das Ganze betrachtet (also z.B. nicht den Vogel vor der Wildkatze retten, weil sonst die Wildkatze verhungert). Soweit alles ganz logisch und bis zu einem gewissen Punkt fand ich sogar eine große Ähnlichkeit zum christlichen Glauben (dem ich übrigens nicht angehöre). Aber dieses:


    "Nirvana (Sanskrit) bzw. Nibbana (Pali) bezeichnet die höchste Verwirklichungsstufe des Bewusstseins, in der der jede Ich-Anhaftung und alle Vorstellungen/Konzepte erloschen sind."


    erweckt in mir die Vorstellung, dass man dann doch nur noch ein dumpfes Wesen sein kann. Ich sehe anhand des Wortes "erloschen" auch keine Möglichkeit, da irgendetwas abzuwiegeln.


    Zitat

    "So bleibt vom Mensch etwas, wenn er isn Nirvana aufgeht, denn sonst würde er dieses Aufgehen überhaupt nciht bemerken."


    Das klingt ja schon etwas beruhigender ;-), aber steht doch im Gegensatz zu dem "erloschen".


    Ich sage mal so: der Buddhismus hat natürlich schon einiges zu bieten, aber die Beschreibung der Erleuchtung (die man laut Autor in jedem Moment erlebt, in dem man beschließt, zu erwachen), gibt mir irgendwie ein Gefühl von Lähmung oder als würde ich mich selbst verlieren.


    Zitat

    "Das ganze klingt ziemlich abstrakt, aber wenn man nur den Achtfachen Pfad nimmt ist es eine Lebensweise, der nachzugehen es sich mMn lohnt."


    Das stimmt, mir ging es nur darum, zu begreifen, wie Menschen freiwillig akzeptieren können, kein Ich zu haben. Ich habe mehrfach gelesen, dass der Dalai Lama dazu rät, seine eigene Religion bzw. die, die dem eigenen Kulturkreis angehört, zu behalten/anzunehmen, jetzt weiß ich, warum. Viele sind wahrscheinlich genau wie ich nicht in der Lage oder bereit, sich den Ansichten über das Ich oder nicht-Ich zu öffnen.

    Zitat

    man nimmt sich selbst als Individuum nur nicht so wichtig und sieht sich als Teil eines großen Ganzen.


    Genau das ist der Knackpunkt, das, was mir und sicher vielen anderen extrem schwer fällt.

  • Bell, ich kann Dich verstehen.


    Mir ging es lange auch so. Aber das kommt vermutlich daher, wir wir "Westler" uns hauptsächlich über das ICH definieren.


    Eine Diskussion dazu übers Internet zu führen ist nicht einfach.


    So richtig Zugang dazu habe ich unter anderem durch dieses Buch gefunden.



    Hier hat jemand das letzte Kapitel des Buches ins Netz gestellt


    Die Illusion des Ich(Teil1)


    Die Illusion des Ich (Teil 2!)


    Ich werde versiuchen zu Deiner Bemerkung


    es gibt mich nicht, dich nicht, es existiert einfach kein Ich


    noch ein paar Sätze zu schreiben, muss nur zwischendurch etwas arbeiten

    "Sie lesen?"
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    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Das mit dem Ich, dass im Nirvana aufgeht oder verschwindet ist eines der wenigen Dinge, die ich auch schon mal über den Buddhismus gehört habe...ich habe es mir aber so vorgestellt, dass ich dafür, dass mein ich verschwindet, etwas viel höhere, schöneres erlebe. Absoluten Frieden, totale Ruhe, sowas in der Art. Keine Angst, kein Leiden mehr. Ich kann das recht schwer beschreiben, und weiß auch gar nicht, ob meine Vorstellung da wirklich dem entspricht, was die buddhistische Lehre aussagt. Jedenfalls finde ich den Gedanken, dass das Ich verschwindet, in diesem Zusammenhang nicht so beängstigend - ich werde dafür ja Teil von etwas, dass viel schöner und größer ist.
    Versteht ihr, was ich meine? :gruebel

  • Zitat

    Original von Glass
    Das mit dem Ich, dass im Nirvana aufgeht oder verschwindet ist eines der wenigen Dinge, die ich auch schon mal über den Buddhismus gehört habe...ich habe es mir aber so vorgestellt, dass ich dafür, dass mein ich verschwindet, etwas viel höhere, schöneres erlebe. Absoluten Frieden, totale Ruhe, sowas in der Art. Keine Angst, kein Leiden mehr. Ich kann das recht schwer beschreiben, und weiß auch gar nicht, ob meine Vorstellung da wirklich dem entspricht, was die buddhistische Lehre aussagt. Jedenfalls finde ich den Gedanken, dass das Ich verschwindet, in diesem Zusammenhang nicht so beängstigend - ich werde dafür ja Teil von etwas, dass viel schöner und größer ist.
    Versteht ihr, was ich meine? :gruebel


    Deine Vorstellung deckt sich ungefähr mit den Berichten derjenigen, die es erlebt haben wollen.
    Wobei sie sagen, dass es Worte nicht beschreiben können.
    Du verschwindest auch nciht, sondern Du bist Teil von allem - das große Alleinssein.


    Mal sehen ob ich mich noch Bücher erinnere, in denen versucht wird es zu beschreiben.


    Mann sollte aber immer bedenken, dass das, was wir lesen Übersetzungen und Interpretation des Übersetzers und damit nur eine Annäherung an das Original sind. Meist stehen sich auch noch unterschiedliche Kulturen gegenüber


    meint Dyke

    "Sie lesen?"
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    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • So isses. Das große Nichts . Für mich nur vergleichbar mit einem ausgehöhlten Brötchen ohne Kruste. Oder einer Brille ohne Gläser, bei der das Gestell fehlt.
    Meiner Ansicht nach ist das Fehlen jeden Seins, die Abwesenheit der Existenz als solcher, eine geradezu unerschöpfliche Ressource, die sich nur noch mit der sich selbst zirkulär und permanet reproduzierenden Gedankenfreiheit vergleichen lässt.
    Denn der Stumpfsinn ist letzten Endes der heilige Gral jeden anstrengungsfreien Wartens auf Offenbarungserkenntnis . Ich finds geil.
    Grüße aus dem McDo Überlingen!

  • Im Buddhismus gibt es viele verschiedene Strömungen.
    Eine der bekanntesten, obwohl heutzutage mit nur einer zahlenmäßig schwachen Anhängerschaft, ist der Zen-Buddhismus. Er ist bekannt, weil er im Bereich der ostasiatischen Kampfkünste eine große Rolle spielt.
    Demnach gibt es das "Ich" tatsächlich faktisch nicht. Bogenschütze, Pfeil und Ziel sind (wenn man alle Illusionen durchschaut) ein und dasselbe. Nach dieser Vorstellung kann deswegen ein Bogenschütze im Augenblick der Erleuchtung auch nicht daneben schießen.
    Die "Leere" scheint auch ein wesentliches Konzept zu sein. Ein leeres Gefäß kann alles aufnehmen. Jemand ohne Wünsche, ohne umherwandernde Gedanken kann eine "objektive" Beobachtung anstellen, "ungetrübt" von allen Voreingenommenheiten, sogar von allen Wertungen.
    Jemand ohne Wünsche ist nach meinem Verständnis allerdings auch zwangsläufig antriebslos ...