Das Krähenweib - Corina Bomann

  • Corina Bomann- Das Krähenweib


    Allgemein:
    Gebundene Ausgabe: 523 Seiten
    Verlag: Knaur (24. März 2010)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3426663155
    ISBN-13: 978-3426663158


    Über die Autorin:
    Corina Bomann wurde 1974 in Parchim geboren. Heute lebt sie mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern.


    Homepage der Autorin: www.corina-bomann-online.de


    Kurzbeschreibung:
    Als Annalena Habrecht 1701 den aufstrebenden Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger kennenlernt, verliebt sie sich Hals über Kopf. Doch Johann hat neben ihr noch eine andere Geliebte: die Alchemie! Und diese Liebe ist trügerisch, denn sie führt den vermeintlichen Goldmacher in die Kerker Augusts des Starken. Annalena folgt ihm nach Dresden und findet sogar eine Anstellung am Hof. Doch kann es ihr gelingen, Johann aus den Fängen des mächtigen Kurfürsten zu befreien?


    Meine Meinung:
    Ein Buch, wo die Protagonistin aus einer fast unbekannten Schicht kommt… Henker sind sonst bloß die, welche das Leben anderer beenden und die von den Helden unzähliger Geschichten gefürchtet werden.
    Doch schon der Prolog, wo Annalena noch ein kleines Mädchen ist und weint, macht die ganze Handlung von Beginn an menschlich und man hat Annalena als Henkerstochter gern.


    Annalena ist verheiratet mit einem gewalttätigen Mann, der sie erniedrigt und unterdrückt. Er ergötzt sich täglich an ihrer Furcht.
    Annalena kämpft gegen die Vorurteile, die ihren niederen Stand umgeben und flieht schließlich auch von ihrem Gatten nach Berlin.


    Johann ist ein netter Bursche mit Herz. Dieses gehört allerdings nicht nur Annalena sondern auch der Forschung. Er will Gold herstellen können, ebenso wie den mächtigen Stein der Weisen.
    Die Alchemie steht als starker Gegner zwischen Annalena und Johann.


    Doch die Goldmacherei zieht bald viel größere Probleme mit sich. Johann bekommt Angst vor der Macht des Goldes und flieht zu Annalena. Als der König ihn mit einer hohen Belohnung suchen lässt, wird Johann verraten.


    Rasant und entgegen jedem Vorurteil wird die zarte Liebe auf eine harte Probe gestellt.
    Krähen ziehen sich als roter Faden durch das gesamte Buch. Die Bedeutung erschließt sich beim Lesen.


    Während der Handlung findet Annalena mächtige Freunde und eiskalte Feinde. Bis zum Schluss wird die Antwort auf die Eine Frage: Werden sich Johann und Annalena wiedersehen? hinausgezögert. Und auch Annalenas Ehemann möchte noch eine offene Rechnung mit seiner Frau begleichen.


    Gefühlvoll, spannend und traurig zugleich hat mich das Buch berührt zurückgelassen.
    Eine Geschichte über eine starke Persönlichkeit, die gegen die Zwänge ihres Standes kämpft.
    Mein Fazit: Absolut empfehlenswert!

  • Liebe Ramona,


    vielen Dank für deine Rezi, ich freue mich sehr, dass dir das Buch gefallen hat. :knuddel1 Ich habe gerade gesehen, dass du auch bei der Leserunde mitmachen möchtest, da freue ich mich schon auf deine Eindrücke und Kommentare.


    Liebe Grüße
    Corina


    PS: Die kleinen Krähen sind süß, gell? ;-)

    Neu 2011:
    Sephira - Ritter der Zeit Band 2: Das Blut der Ketzer HC, September


    Das Krähenweib TB, November


    Aktuelle Bücher:
    Der Lilienpakt
    Sephira - Ritter der Zeit Band1: Die Bruderschaft der Schatten

  • Eigentlich findet Annalena, ist sie ein ganz normales Kind. Sie liebt ihre Familie und würde all das gerne machen, was kleine Mädchen so tun im Jahre 1684. Aber sie darf nicht, denn sie ist eine Henkerstochter. Und dieser Berufsstand ist überhaupt nicht gut gelitten zu dieser Zeit. Fast wie Ausgestoßene müssen sie leben, am Rande der Gesellschaft, geduldet, aber nicht anerkannt. Ihr ganzes späteres Leben lang ist Annalena darauf bedacht, ihren Makel zu vertuschen und sich bloß nicht verdächtig zu verhalten. Als Henkerstochter lernt sie allerdings auch noch eine Menge über Heilkräuter und medizinische Behandlungen, Ärzte gab es damals ja noch nicht. Oft übernahmen die Henker die notwendigen Maßnahmen, denn sie henkten ja nicht nur, sie waren auch ausgebildet in der Kunst des Folterns und wussten somit, was bei diversen Verletzungen zu tun ist.


    Natürlich wird sie später mit einem Henkersgehilfen verheiratet, dieser hat ein Heidenvergnügen daran, sie auszupeitschen, zu schlagen und zu demütigen. Annalena ist sich bewusst, dass er irgendwann wahrscheinlich die Grenze überschreiten und sie zu Tode quälen wird. Aber sie hat noch nicht gelernt, sich zu wehren. Irgendwann ist es allerdings soweit, sie flieht um ihr Leben, mit nichts als ihren Kleidern am Leib. Obwohl ihr Mann sie verfolgt, schafft sie es, in Berlin unterzutauchen. Sie findet eine Anstellung als Magd beim Gewürzhändler Röber, der ein Auge auf sie geworfen hat. Denn Annalena hat Haare wie Krähenfedern, fast wie eine Zigeunerin, es ist ihr auffälligstes Merkmal und bleibt jedem im Gedächtnis haften. Hier in Berlin lernt sie auch den Apothekerlehrling Johann Böttger kennen und verliebt sich in ihn. Allerdings hat sie eine gewaltige Nebenbuhlerin – die Alchimie. Denn Johann ist davon besessen, Gold zu machen. Bei einigen verbotenen Experimenten ist es ihm gelungen, eine geringe Menge Gold herzustellen. Er erkennt recht schnell, dass es aber lediglich eine Umwandlung ist und die Menge lange nicht ausreicht, um reich zu werden oder Könige und Kurfürsten zufrieden zu stellen. Er hat überhaupt keine Ahnung von den Konsequenzen, die über ihn hereinbrechen, als seine Hexenkräfte bekannt werden. Denn jeder möchte ein Stück vom Kuchen haben, jeder möchte mit seinem eigenen Goldmacher zu Reichtum gelangen. Wehe, wenn es nicht gelingt, dann sitzt der Kopf nicht mehr fest auf den Schultern. Ein Alchimist lebt gefährlich, wenn er so besessen von seiner Neigung ist, wird er nie unentdeckt bleiben. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.


    Hervorragend recherchiert und angenehm flüssig geschrieben taucht der Leser in eine Welt, die genial verwoben wird mit fiktiven und real existierenden Personen. Henker waren nicht einfach nur die Exekutive, sie haben oft medizinisches Wissen gehabt. Dadurch wurden sie zu Ausgestoßenen und lebten am Rande der Gesellschaft. Die Krähen waren ihr Markenzeichen und ihre Vertrauten, Annalena erwähnt sie immer wieder und richtet sich auch nach ihrer Flugbahn und Aufenthaltsorten. Aber nicht nur Interessantes über den Henkersberuf erfährt man von Corina Bormann, sondern auch Details über die Alchimie, ihren Irrglauben und Besessenheit. Denn Johann ist besessen von ihr, sein Wunsch, Gold zu gewinnen, lässt ihn alles andere vergessen und so manches Wagnis eingehen. Recht bald schon wird ihm sein Schicksal aus der Hand genommen, denn egal, wohin er mit Annalena flieht, sein Ruf eilt ihm voraus. Er landet im Gefängnis und muss weiterhin beweisen, was er kann, um sein Leben zu retten. Annalena versucht ihr Möglichstes und landet am Hof von August dem Starken, aber ihre Mittel sind beschränkt, sie kann den Intrigen um sie herum nicht weiter ausweichen. Alles zieht sich zusammen zu einem finalen Showdown, dem ein paar zuviele Zufälle zugrunde liegen.


    Die Besonderheit historischer Romane liegt eindeutig in bekannten Orten und bekannten Personen. Wenn, wie hier, noch ein paar fiktive Personen hinzugedichtet werden, bekommt man Tatsachenberichte in Romanform, die sich durch die gelungene Schreibweise Corina Bormanns spannend lesen. In ihrem Nachwort schildert die Autorin noch einmal deutlich weitere Details aus dem Leben der realen Personen, man ist erstaunt, wie viele es doch sind. Es lohnt sich wirklich, dieses Nachwort auch zu lesen. Annalena ist eine fiktive Person, aber sie hätte genauso auch gelebt haben. Manchmal ist die Autorin nachlässig in ihrer Erzählung, einem aufmerksamen Leser fallen schon ein paar Ungereimtheiten auf. Annalena flieht ein paar Mal nur mit ihren Kleidern auf dem Leib, bis auf einmal wird nie erwähnt, wie sie an neue Kleider kommt. Wovon lebt sie, und später auch Johann, auf ihrer Flucht? Johann trägt sein Tagebuch immer am Leib, das ist historisch bewiesen. Er kommt ins Gefängnis, wird er da denn nicht durchsucht? Wie gelingt es ihm, das Heft solange zu verstecken? Ist es durch Schweiß und Körperausdünstungen nicht stark in Mitleidenschaft gezogen? Annalena bringt ihm immer mal wieder Golddukaten, die er für seine öffentlichen Versuche braucht. Ein paar stammen aus seinem Besitz, aber wo werden die restlichen verwahrt und wie kommen die beiden an Neue? Als Annalena vor Röber flieht, greift er sie vorher an und zerfetzt ihr Kleid. Er kann ihre Narben am Rücken sehen. Wieso kann Johann das nicht, mit dem sie mehrere Tage anschließend durch die Gegend fährt? Wovon ernähren sie sich? Solche Kleinigkeiten ziehen sich durch das Buch, sie stören nicht wirklich, man kann es auch überlesen, aber ein gewisses Stirnrunzeln bleibt schon zurück.


    Genauso überraschend ist es auch, wie schnell Annalena immer wieder gefunden wird, zufällig ist ihr brutaler Mann in der gleichen Stadt wie sie gelandet. Zufall? Die Szenen mit Peter Mertens gehen unter die Haut und sind verstörend dramatisch, Corina Bormann schafft es mit wenigen, dafür aber eindringlichen Schilderungen ein wahres Horrorszenario heraufzubeschwören. Das Cover passt sehr gut zu dem Buch, das Krähenweib mit der mittelalterlichen Stadt im Hintergrund. Krähen tauchen auch im ganzen Buch immer wieder auf, jedes neue Kapitel wird liebevoll von einer eingeleitet. Knaur ist es wieder einmal gelungen, ein spannendes und gut recherchiertes Buch zu einem vernünftigen Preis herauszugeben.


    Fazit


    Bedenke, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen – mit diesen Konsequenzen hat Johann bestimmt nicht gerechnet. Die Alchimie ist gleichzeitig seine größte Liebe und sein schlimmster Feind, sie nimmt ihm sein Schicksal einfach aus der Hand. Ein spannendes und interessantes Stück deutscher Geschichte mit eindrucksvollen Persönlichkeiten bringt Corina Bormann mit ihrem fesselnden Erzählstil jedem nahe, der sich die Zeit nimmt und sich in dieses Buch vertiefen kann.


    LG
    Patty

  • Wenn man mehrere Stunden mit dem Lesen eines Buches verbracht hat, versucht man die Leseeindrücke zu ordnen und eine Schlussbilanz zu ziehen. Hat es sich gelohnt die Freizeit mit dem Lesen dieses Buches zu verbringen? In diesem Fall kann ich die Frage mit "Ja, mit einem kleinen Aber" beantworten. Warum denn eine "Ja, mit einem kleinen Aber"? Die Handlung ist doch recht unkompliziert und stellt keine allzugrossen Anforderungen an den Leser. Die Autorin verzichtet auf mehrere parallel laufende Erzählstränge bei dem Leser bis weit über die Mitte des Buches nicht weiss wie er sie einordnen und verbinden soll. Die Anzahl der Figuren die Roman auftreten ist begrenzt und leicht überschaubar. Corina Boman lässt kein grosses Brimborium an Haupt- und Nebendarsteller auftreten bei dem sich der Leser immer wieder Fragen muss "Hä, wer ist das denn???" Ausserdem stellte sich bei mir bei jeder Person recht schnell ein Sympathiegefühl oder eben ein Hassgefühl ein.


    Der Schreibstil ist anschaulich und leicht lesbar. Die Autorin verwendet immer wieder Historische Begriffe die aber meistens noch im Text näher erläutert werden. Auf den ersten zweihundert Seiten sind immer wieder kluge und geistreiche Sätze zu finden, dies hat mir ausserordentlich gut gefallen.


    Wenn man meinen Text bis jetzt liest könnte man meinen die Geschichte sei seicht und ohne Tiefgang. Dem muss ich jetzt energisch widersprechen. Es braucht keine komplizierte Handlung mit vielen verschiedenen Erzählsträngen, es braucht nicht hundert oder noch mehr Personen oder einen schwer verdaulichen Erzählstil um eine Roman spannend, geistreich und mit Tiefgang zu schreiben. So wie Corina Boman es bei diesem Roman gemacht hat stimmt einfach vieles zusammen und ist eine rundum gelungene Geschichte. Gerade weil vielleicht vieles einfach erscheint, lässt es sich als Leser ganz einfach in die Geschichte eintauchen und mit dem Personen mitzufühlen. Buch zur Hand nehmen, lesen, Kopfkino anstellen und sich von der Geschichte treiben und mitreissen lassen. Eigentlich ganz simpel oder nicht?


    Fazit


    Dieses Buch empfehle ich denjenigen Lesern die von anstrengenden und komplexen Büchern die Nase voll haben und mal was leichteres (aber nicht seichtes!) lesen wollen. Allenfalls auch (jüngeren) Lesern die ein Buch suchen um den Einstieg in die Welt der Historischen Romane zu finden. Eine stimmiges Buch und sicherlich keine Fehler diesen Roman zu kaufen und zu lesen. 8 Punkte von mir.

  • Vielen Dank für deine Rezi, sapperlot, ich freue mich, dass du mit dem Buch ein paar vergnügliche Lesestunden hattest. Es war meine Absicht, das Buch nicht kompliziert zu machen. Ich möchte, dass es jeder versteht. Wer komplexe und schwierige Literatur gewöhnt ist, wird darin ebenso leicht hineinfinden wie Gelegenheitsleser. Und wie du schon sagtest, wer Geschichtswissen und hin und wieder eine kleine Weisheit finden möchte, findet sie, auch ohne den Satz fünfmal lesen zu müssen. ;-) Ich danke dir für die Teilnahme bei der Leserunde, deine Beiträge waren sehr bereichernd! (Und du warst der Schnellste!!!) :knuddel1

    Neu 2011:
    Sephira - Ritter der Zeit Band 2: Das Blut der Ketzer HC, September


    Das Krähenweib TB, November


    Aktuelle Bücher:
    Der Lilienpakt
    Sephira - Ritter der Zeit Band1: Die Bruderschaft der Schatten

  • Annalena ist eine hübsche und sympathische junge Frau. Und sie ist die Tochter des Henkers - und somit steht sie auf der untersten Stufe der sozialen Leiter und wird von ihren Mitbürgern nicht anerkannt. Nur ein paar wenige wissen ihre Heilkünste zu schätzen.


    Sie wird mit einem Henker verheiratet, der sie quält und mißhandelt und eines Tages gelingt ihr die Flucht. Sie schafft es bis nach Berlin und findet dort eine Anstellung als Magd beim Gewürzhändler Röber. Und sie lernt den Apothekersgehilfen Johann Böttger kennen. Auch er mag Anna - doch fast noch mehr liegt ihm an der Alchemie. Er versucht mit allen Mitteln Gold herzustellen und verbündet sich dazu mit allerlei merkwürdigen Gestalten und zieht letztlich sogar die Aufmerksamkeit des Königs auf sich und muss fliehen - gemeinsam mit Anna. Böttger landet in der Gefangenschaft von August dem Starken und Anna arbeitet an seinem Hof...


    Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Die Geschichte war schlüssig, historische Fakten wurden verständlich und fast nebenbei vermittelt. Das Buch liest sich unkompliziert, aber es hat Tiefgang.
    Die Figuren und die Städte wurden beim Lesen lebendig und die Handlung war spannend, aber ohne übertriebene unglaubwürdige Wendungen. Mir hat gut gefallen, dass die Liebesgeschichte zwischen Anna und Johann völlig ohne Schmalz auskommt und dass sie einfach realistisch bleibt.
    Das Ende des Buch fand ich sehr gelungen, aber da will ich hier nicht zu viel verraten.


    Von mir bekommt das Buch volle 10 Punkte! Und es war mit Sicherheit nicht mein letztes Buch von der Autorin!

  • Schon als kleines Mädchen lernt die Henkerstochter Annalena Habrecht die Verachtung der Menschen kennen. Ihr Lebensweg scheint vorgezeichnet, und Jahre später ist sie selbst mit einem Henkersknecht verheiratet. Lange leidet sie still, aber eines Tages nimmt sie ihr Schicksal selbst in die Hand, und es gelingt ihr die Flucht vor ihrem gewalttätigen Ehemann.
    In Berlin findet Annalena eine Anstellung als Magd und lernt den sympathischen Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger kennen. Bald verliebt sie sich in den jungen Mann, aber sie muss seine Zuneigung mit einer starken Rivalin teilen, denn Johann hat sich der Alchemie verschrieben. Seine angebliche Fähigkeit, Gold herzustellen, macht ihn zum Spielball der Machthaber. Als er durch einen Verrat vom Preußenkönig gefangen genommen wird, droht ihm der Galgen, und er begibt sich freiwillig unter den Schutz des Kurfürsten von Sachsen, August II.
    Annalena kämpft um ihr Glück und um die Freiheit des Geliebten und gerät dabei immer wieder selbst in Gefahr. Ihre Vergangenheit droht, sie einzuholen.
    Die Verbindung zwischen Fiktion und wahrer Geschichte ist der Autorin hervorragend gelungen. Annalenas Schicksal wirkt durchweg realistisch und echt. Zwar ist dem Liebespaar im Roman nur wenig gemeinsame Zeit vergönnt, aber dieser Umstand lässt die Geschichte sehr glaubwürdig erscheinen. Sehr gut gefallen hat mir, dass Corina Bomann die historischen Figuren äußerst ausführlich und lebendig beschreibt und dadurch ihrer Erzählung ein hohes Maß an Authentizität verleiht. Mit Annalena hat der Roman eine starke und liebenswerte Protagonistin, die mit Beherztheit und Mut über sich hinauswächst und viel erreicht.
    Ihre Weggefährten durch die gesamte Handlung sind die Krähen. Als junge Frau wird sie „Krähenweib“ geschimpft, ihr schwarzes Haar erinnert immer wieder an das Gefieder dieser klugen und zugleich geheimnisvollen Vögel, die später zu ihren symbolischen Begleitern werden, was sich auch in der optischen Gestaltung des Buches wieder findet, denn jedes Deckblatt der fünf Hauptkapitel ziert eine Krähe. Praktisch und schön ist auch die Karte am Anfang des Romans, auf der man Annalenas Weg verfolgen kann. Insgesamt finde ich die Ausstattung sehr gelungen, denn so wie auf dem Gemälde „The Red Ribbon“, welches den Einband schmückt, kann man sich Annalena durchaus vorstellen. Im Hintergrund ist der Dresdner Neumarkt zur damaligen Zeit zu sehen.
    „Das Krähenweib“ hat mich nicht nur vorzüglich unterhalten und beeindruckt, sondern es hat auch mein Interesse an dem beschriebenen Zeitabschnitt und den historischen Figuren geweckt. Bei meinem nächsten Dresden-Besuch werde ich die Stadt ganz sicher aus einem anderen Blickwinkel betrachten und mir die Handlungsorte in Erinnerung rufen.

  • Das meiste wurde ja schon gesagt. Mir hat das Buch wirklich gefallen. Annalena war mir sofort sympathisch und man hofft die ganze Zeit, dass sie ihr Glück erfährt. Ihre Lebensreise ist einfach nur spannend. Ich fand jedoch das der Johann etwas flach von der Figur her war. Da hatte Mertens zB mehr tiefe. Das Ende fand ich super. Eine Mischung aus Happy End und traurigem Ende. Mich hat das Buch wirklich schöne Lesestunden beschert. 9 Punkte.

  • Vorher kannte ich von Corina Bomann nur "Die Spionin", ist zwar eine Weile her, aber mir in positiver Erinnerung.
    In diesem Buch hier spielte der Zufall recht oft eine große Rolle (es war mMn z. B. schon ein wirklich fast unglaublicher Zufall, dass Mertens seine Frau gerade auf diesem einsamen Gehöft findet). Aber gut, Zufälle gibts natürlich und sie waren hier zwar häufig, aber m. E. immer noch im Rahmen des Glaubwürdigen.
    Ich fand es schön, etwas über das Leben am Hofe August des Starken und über seine Mätressen und über Böttcher zu lesen und könnte über den säggs´schen Dialekt mancher Figuren schmunzeln.
    Karte und abrundendes Nachwort waren hilfreich.
    Insgesamt ein unterhaltsames Leseerlebnis, wenn ich auch die "Spionin" eine Nasenlänge weiter vorne sehe.
    Ich kann dieses Buch wärmstens empfehlen und werde gern weitere historische Romane aus der "Feder" dieser Autorin lesen.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Mal was anderes und mein erster Bomann...und ganz sicher nicht mein letzter.
    Zu Beginn war ich skeptisch: Henkersfamilie...oh je, was erwartet mich dann erst im Buch, aber dann war es ganz anders.
    Wahrscheinlich ist mir die Umgebung des Romans mit Oranienburg etc. soooo sympatisch. Ich wusste garnicht, dass Berlin und Kölln früher 2 Städte waren?! So viel Informatives in so eine schöne Geschichte gepackt.
    Von der Spannungskurve gibt es bestimmt bessere, aber dieser hier ist so herrlich geschrieben.
    Meine Tochter (13 Jahre) werde ich ihn als historischen Einsteiger anbieten.


    LG Spreequell70

  • 1701: Annalena wächst als Tochter eines Henkers heran. Schön früh bekommt sie zu spüren, daß das Volk sie nicht akzeptiert. Henkersfamilien werden aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und sind nicht gern gesehen. So bleibt Annalena auch als Frau nichts anderes übrig, als in eine andere Henkersfamilie einzuheiraten. Eine Hochzeit außer Standes ist nicht möglich. Ihr Ehemann aber mißbraucht sie. Fast jeden Tag wird sie gezüchtigt; ihr Rücken ist bereits übersät mit Narben von Peitschenhieben. Als ihr Gatte wieder einmal zur Peitsche greift, reagiert Annalena spontan und stößt ihren Mann die Treppe hinunter. Ihr bleibt nun nur die Flucht, und so kommt sie nach Berlin. Dort arbeitet sie als Magd bei einem Gewürzhändler und lernt den Apothekerlehrling Johann kennen. Die beiden verlieben sich ineinander, und endlich ist Annalena glücklich. Leider hält dieses Glück nicht lange, denn Johann hat noch eine andere Liebe: die Alchemie! Er versucht heimlich, aus Metall Gold zu machen. Als der König davon erfährt, muß er fliehen. Annalena flieht mit ihm gemeinsam, und so kommen die beiden bald nach Wittenberg und Dresden. Abgesandte des preußischen Königs und der Gewürzhändler sind den beiden auf den Fersen, und auch Annalenas Ehemann hat noch eine Rechnung mit ihr offen...


    Unglaublich fesselnd wird die Geschichte von Annalena und Johann erzählt, so daß man sich schon fast selbst in die Zeit zurückversetzt fühlt! Man fühlt und leidet, hofft und bangt mit den Protagonisten. Die Charaktere werden sehr ausführlich geschildert, und man kann fast die Städte von früher vor sich sehen! Die Handlung wird nie langweilig; immer wieder tauchen neue interessante Begebenheiten auf. Fazit: ein unglaublich gelungener und absolut lesenswerter Roman mit viel Gefühl und Spannung!