Claus Stephani - Blumenkind

  • Klappentext:
    "Eine junge Frau ohne Mann gehört niemanden, und dann manchmal allen. Das ist ihr Schicksal..." Beila, deren auffallend schönes rotes Haar ihr zum Verhängnis werden könnte, muss ihr geliebtes Dorf Arvinitza verlassen, als ihr Mann Jacob von den Wölfen geholt wird. Jahre der Angst und der Entbehrung liegen vor ihr, aber auch Begegnungen großer Leidenschaftlichkeit... Nach der Geburt ihres "Blumenkindes" ist sie gezwungen, immer weiter zu ziehen, bis in die östlichen Karpaten, in die Bukowina, und schließlich in das verträumte, weltabgeschiedene Marmatien. Hier blühen alte Mythen und Märchen, hier leben Deutsche und Juden, Rumänen und Ruthenen, Ungarn, Slowaken und Zigeuner in den Dörfern Seite an Seite, bis die Faschisten kommen...
    Jahrzehnte später, 1965, macht sich Maria, Beilas "Blumenkind", auf den Weg in diese bis heute abgeschiedene Gegend Europas, um dem Schicksal ihrer Mutter auf die Spur zu kommen ..und verliebt sich dort - ahnungslos, tragisch - selbst in ein Blumenkind.


    Die Rumänen nennen es "copil din flori", denn es wird auf blühenden Sommerwiesen gezeugt. Aber selbst ein Blumenkind kann in kalten Winternächten von den Wölfen oder gar vom Prikulitsch geholt werden...


    Der Autor:
    Claus Stephani, geboren 1938 in Brasov (Kronstadt), Schriftsteller, Ethnologe, Kunsthistoriker, Journalist. Studium der Germanistik, Rumänistik und Journalistik in Bukarest, danach Redakteur der Monatsschrift Neue Literatur. Seit 1990 lebt Claus Stephani in München, wo er Europäische Ethnologie studierte und 1994 promovierte.
    Passionierter Sammler und wissenschaftlicher Publizist ostjüdischer Märchen und Lebensberichte. Zahlreiche Buchveröffentlichungen und Beiträge in internationalen Zeitungen, Zeitschriften und im Rundfunk.
    Blumenkind ist sein erster Roman.


    Meine Meinung:
    Die Jüdin Beila muss nach dem Tod ihres Mannes Jacob das Dorf Arvinitza verlassen und findet Unterschlupf bei einem entfernten Vetter ihres Mannes. Sie lässt sich auf einen Fremden ein und wird schwanger. Auch hier sehen die Männer in ihr Freiwild.
    Beila muss weiterziehen, flüchten, bis sie in einem Dorf auf ein freundliches Ehepaar trifft, die sie und ihr Kind aufnimmt. Sie fühlt sich dort wohl.
    Der 2. Weltkrieg beginnt und damit Faschismus und Judenverfolgung. Das friedliche Zusammenleben der verschiedenen Gruppen wird gestört - Verrat und Willkür sind an der Tagesordnung. Beila muss aufpassen, schon ihr auffallend rotes Haar ist Grund zur Annahme, dass sie anders ist, eine Jüdin.
    Claus Stephani schildert mit seinem Roman sehr anschaulich den Leidensweg einer alleinstehenden Frau in einer archaischen Welt mit ihren Mythen und Ritualen.
    Abschnittsweise wechselt der Autor in das Jahr 1965, wo sich Beilas Tochter Maria auf den Weg gemacht hat, um etwas über die Vergangenheit ihrer Mutter zu erfahren.
    Das Schicksal Beilas hat mich sehr berührt und ich habe den Roman gerne gelesen. Nur das Ende fällt gegenüber dem Rest des Romans ein wenig ab, dies ist aber durchaus zu verschmerzen.


    8/10 Punkten

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf