Studie: Kinder lesen immer weniger ...

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Nun, so verwunderlich finde ich die nicht. Vielleicht bin ich da auch zu naiv, aber in meinen Augen sollte das für alle von Dir Aufgezählten selbstverständlich sein.


    Ist es aber nicht. Die wenigsten Eltern lesen ihren Kindern etwas vor oder erzählen Gute-Nacht-Geschichten -- Cassetten und CDs, ja sogar TV sind einfach praktischer. :pille In den Kindergärten wird von Feiertag zu Feiertag ein Standardprogramm abgespult. In den Grundschulen stehen Bücher herum, die üblicherweise nur als Hiebwaffen oder Wurfgeschosse genutzt werden. Das Lesen ebenso wie Erzählen -- und erst Zuhören! Spaß machen, das erfahren Kinder nicht.

    Zitat

    Wer jammert also darüber und wer sollte also etwas dagegen tun?


    Am besten der, der jammert! :lache


    Die Stiftung Lesen sucht Vorlesepaten, die in Kindergärten und Schulen vorlesen. Das kann jeder, der lesen kann und sich ein bißchen Zeit nimmt. Sogar ein mäkeliger Journalist! :lache


    Zitat

    Jammert da ein Journalist oder gibt er das Gejammere, daß er von einer undefinierbaren Masse von Menschen aufgeschnappt hat nur weiter??


    Beides ist möglich. Auf jeden Fall hat derjenige wieder für eine Diskussion gesorgt, ohne den eigenen Hintern aus dem Bürosessel bequemen zu müssen. :lache


  • Also so selbstverständlich Doc wie du das findest ist es garantiert nicht. Wenn wir nicht ab und zu unseren neffen ein Buch geschenkt hätten, dann gäbe es in der Familie - glaube ich zumindestens - bis heute noch keins.


    Und was die Schulen betrifft, wenn ich mir anschaue was meine Kinder in der Schule lesen - fast nichts - und das mit meiner Zeit vergleiche: dann kann ja nichts werden. keine Ahnung woran das liegt, ob kein Geld für Bücher da ist, ob Lehrer es nicht verstehen den Schülern das bei zu bringen - echt keine Ahnung.
    Was ich an Schulen auch noch vermisse, frühe wurde bei uns mal so eine Art Zeitungsschau gemacht, so dass man als Jugendlicher mitreden konnte, was in der Welt so passiert - aber heute?
    Aber das ist wohl ein anderes Thema.


    Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Zitat

    Original von Iris
    Das geht dann in der Hätschelanstalt Grundschule so weiter, denn die wenigsten Schüler haben nach der 4. Klasse die Gymnasialreife, was nicht am Gymnasium liegt, sondern an der mangelhaften Vermittlung grundlegender Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) in den Grundschulen.
    Kinder zum Lesen zu bewegen, ist ein ganz eigenes Problem, das von den Schulen (die diesbezüglich einen staatlichen Bildungsauftrag haben!) ans Elternhaus zurückverwiesen wird.


    Das gilt sicher nicht für alle Lehrer/innen! Ich kenne einige Grundschullehrer/innen, die ich für sehr fähig halte und die in punkto Kinder-sollten-lesen der gleichen Meinung sind. Das Problem ist seit geraumer Zeit eher so, dass es immer mehr Erstklässler gibt, die selbst Dinge, die früher selbstverständlich waren, nicht können, sei es Höflichkeitsformen anwenden (Siezen) oder Schuhe zubinden oder richtig sprechen (ich meine jetzt KEINE Sprachstörungen) oder einfach nur mal 30-45 min halbwegs zuhören. Die Hätschelanstalt sehe ich vielmehr im Kindergarten, in dem m.E. viel zu viel Wert auf "Sie sind ja noch nicht in der Schule, da müssen sie sich noch lange genug benehmen"-Freiheit gelegt wird.
    Hinzu kommt, dass sich bei Bemühungen der Lehrer, ihrem Bildungsauftrag nachzukommen, die Eltern immer mehr aus der Verantwortung ziehen. Diese sind nämlich dafür zuständig, dass ihr Kind seine Hausaufgaben macht und dafür zu sorgen, dass es nicht jede Nacht bis Mitternacht vor der Playstation hockt. Auf diversen Elternabenden darauf angesprochen, kamen von Seiten der Eltern Beschwerden, dass 30min Hausaufgaben für 4.Klässler (!!!) ja wohl auch unzumutbar seien, und überhaupt seien ja alle viel zu streng zu dem kleinen Liebling, der seinerseits aber nicht zu streng ist, wenn er kleinere mit Steinen bewirft oder um ihr Taschengeld erpresst, "Er ist doch noch ein Kind...".


    Ich denke jede Seite hat ihre Verantwortung für Erziehung bzw. Bildung und nur wenn sie auch von beiden Seiten so wahrgenommen wird, und keine Seite die der anderen auffangen muss, kann ein Ding draus werden.


    Liebe Grüße,
    milla

  • Zitat

    Original von milla
    Ich denke jede Seite hat ihre Verantwortung für Erziehung bzw. Bildung und nur wenn sie auch von beiden Seiten so wahrgenommen wird, und keine Seite die der anderen auffangen muss, kann ein Ding draus werden.


    Du dürftest bemerkt haben, daß ich zuvor die Problemkreise Elternhaus und Kindergarten erwähnt habe. Ich wette, ander Eulen können engagierte Erzieherinnen vorweisen, die die Verantwortung auf Eltern und/oder spätere Lehrer schieben.
    Alle Seiten schieben einander den Schwarzen Peter zu, und verspielen die Zukunft der Kinder.


    Ich gehöre zu den Eltern, die die Unterlassungen (ob nun schuldhaft oder nicht schuldhaft) von Grundschullehrerinnen selbst stemmen müssen. Andere schicken ihre Kinder in eine kostspielige Nachhilfeschule -- was auch nicht im Sinn der Sache ist.

  • Zitat

    Original von Iris


    Du dürftest bemerkt haben, daß ich zuvor die Problemkreise Elternhaus und Kindergarten erwähnt habe. Ich wette, ander Eulen können engagierte Erzieherinnen vorweisen, die die Verantwortung auf Eltern und/oder spätere Lehrer schieben.
    Alle Seiten schieben einander den Schwarzen Peter zu, und verspielen die Zukunft der Kinder.


    Hm ich habe doch keine Verantwortung zugeschoben, im Gegenteil, sondern gesagt, dass die Erziehung/(Aus)-Bildung von allen getragen werden muss, also Erziehung --> Eltern und Bildung --> Lehrer.



    Zitat

    Original von Iris
    Ich gehöre zu den Eltern, die die Unterlassungen (ob nun schuldhaft oder nicht schuldhaft) von Grundschullehrerinnen selbst stemmen müssen. Andere schicken ihre Kinder in eine kostspielige Nachhilfeschule -- was auch nicht im Sinn der Sache ist.


    Das tut mir leid, und wie gesagt, dass das nicht Sinn der Sache ist, sehe ich genauso. Dein Beitrag klang nur etwas einseitig beim Lesen, sorry wenn das nicht so gemeint war.


    Liebe Grüße,
    milla

  • Zitat

    Original von milla
    Erziehung --> Eltern und Bildung --> Lehrer


    Schon bei ersterem liegt sehr viel im Argen ... nicht nur Vernachlässigung (das gab 's schon immer). Sehr viele Kinder haben schon sehr früh die Erfahrung gemacht, daß sie sich leicht durchsetzen können. Und dann wird es verdammt schwer, noch Grenzen zu ziehen. Nicht zuletzt die zahllosen süßlichen Pädagogik-Ratgeber der letzten dreißig Jahre haben hier viel Schaden angerichtet.
    Ich bin weiß Gott keine Befürworterin der autoritären Erziehung alten Stils, aber die "anti-autoritäre" und ihre Spielarten haben auf weiter Flur versagt. Wenn Menschen eine Lebensgemeinschaft miteinander führen, müssen sie sich miteinander arrangieren -- nicht nur die Erwachsenen, wie das lange Zeit Konsens war. Es geht nicht um Schläge oder Macht, es geht um Verantwortung, und die kann man sich nur langsam entwickeln lassen -- innerhalb der Grenzen, die das Miteinander einer Lebensgemeinschaft nötig macht.
    Aber das ist jetzt ziemlich off topic! :grin


    Zumindest in der Grundschule meiner Tochter waren Bücher etwas, das man nur zum Lernen benutzte, und das Lernen war durch zahllose Störfaktoren im Unterricht beileibe keine Freude. Daß das eine verheerende Wirkung auf die Lesewilligkeit und damit auch auf die Lesefähigkeit hatte, ist kein Wunder.

  • Zitat

    Original von Iris
    Schon bei ersterem liegt sehr viel im Argen ... nicht nur Vernachlässigung (das gab 's schon immer). Sehr viele Kinder haben schon sehr früh die Erfahrung gemacht, daß sie sich leicht durchsetzen können. Und dann wird es verdammt schwer, noch Grenzen zu ziehen. Nicht zuletzt die zahllosen süßlichen Pädagogik-Ratgeber der letzten dreißig Jahre haben hier viel Schaden angerichtet.
    Ich bin weiß Gott keine Befürworterin der autoritären Erziehung alten Stils, aber die "anti-autoritäre" und ihre Spielarten haben auf weiter Flur versagt. Wenn Menschen eine Lebensgemeinschaft miteinander führen, müssen sie sich miteinander arrangieren -- nicht nur die Erwachsenen, wie das lange Zeit Konsens war. Es geht nicht um Schläge oder Macht, es geht um Verantwortung, und die kann man sich nur langsam entwickeln lassen -- innerhalb der Grenzen, die das Miteinander einer Lebensgemeinschaft nötig macht.
    Aber das ist jetzt ziemlich off topic! :grin


    Kann ich so unterschreiben!


    Zitat

    Zumindest in der Grundschule meiner Tochter waren Bücher etwas, das man nur zum Lernen benutzte, und das Lernen war durch zahllose Störfaktoren im Unterricht beileibe keine Freude. Daß das eine verheerende Wirkung auf die Lesewilligkeit und damit auch auf die Lesefähigkeit hatte, ist kein Wunder.


    Das z.B. war und ist meines Wissens nach immer noch in meinen ehemaligen Schulen anders, es wurde regelmäßig aus Kinder- bzw. Jugendbüchern vorgelesen, selbst meine Lateinlehrerin hat uns Drei Tage in Rom vorgelesen, in der Grundschule gab es Vorlesewettbewerbe, und mindestens einmal in der Woche durfte ein Kind sein Lieblingsbuch mitbringen, vorstellen und daraus vorlesen. Wir hatten sogar in jedem Klassenzimmer ein Bücherregal voller Bücher, die man sich für die Pause oder Zuhause ausleihen konnte.
    Und an dem Punkt, wo o.g. Lehrerinnen die Anweisung bekommen haben, solche Bücherregale aus den Klassenzimmern abzubauen, weil die Hälfte der Bücher in die Büsche geworfen oder zerrissen zurückgebracht werden, und die Schule es sich nicht leisten kann, ständig die Regale aufzufüllen, ist es auch Aufgabe der Eltern den richtigen Umgang mit Büchern oder generell dem Eigentum anderer zu vermitteln. Naja ich denke, wir sind da prinzipiell einer Meinung...


    Liebe Grüße,
    milla

  • Zum Thema sehr gut passend, die heutige Zeitungsmeldung:


    In Nürnberg gibt es seit Anfang 2004 rund 180 Ehrenamtliche, die jede Woche in den Kindergärten im Rahmen eines Sprachförderungsprogramms den Kleinen vorlesen. Das Angebot wird sehr gut angenommen und animiert die Kinder dazu selbst in Bilderbüchern zu blättern und ein Gefühl für Sprache zu bekommen.


    Gruss,


    Doc

  • Da bin ich ja beruhigt, dass unsere Kinder nicht dazugehören, zu den Lesefaulen. :-)


    Lesen können sie zwar noch nicht (d.h. der Älteste lernt es gerade) aber (Bilder)Bücher gab es bei uns von Anfang an. Vorgelesen wird ihnen jeden Abend (zur Zeit die Märchen von Tausendundeinenacht). In die Bücherei gehen wir alle 2-3 Wochen.


    Wenn meine Kinder an eine Geburtstagsparty eingeladen sind, schenke ich grundsätzlich Bücher.


    Was die Lehrkräfte meiner Kinder anbelangt, kann ich auch nicht klagen. Bücher gehören einfach dazu. In der Schule haben sie sogar eine Leseecke im Klassenzimmer, mit Sofa un allem :-]

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    In Nürnberg gibt es seit Anfang 2004 rund 180 Ehrenamtliche, die jede Woche in den Kindergärten im Rahmen eines Sprachförderungsprogramms den Kleinen vorlesen. Das Angebot wird sehr gut angenommen und animiert die Kinder dazu selbst in Bilderbüchern zu blättern und ein Gefühl für Sprache zu bekommen.


    Damit übernehmen diese Ehrenamtlichen eigentlich eine Aufgabe, die den Erziehern obliegt.

  • Zitat

    Original von Doc als Gast
    Na immerhin übernimmt überhaupt jemand mal solche Aufgaben!
    Du hattest doch gefordert, daß man auch mal was tun müsste und nicht nur darüber reden.


    Ich wollte nur darauf hinweisen, daß hier freiwillige in äußerst lobenswerter Weise eine Aufgabe übernehmen, die andere (ob schuldhaft oder nicht) vernachlässigen, deren Pflicht es eigentlich wäre. Es wäre schön, wenn solche Vorlesestunden durch Außenstehende ein zusätzliches Angebot zu einer regulär stattfindenden Literaturvermittlung wären.

  • bei mir im Umkreis lesen fast alle Kinder, selbst die Kleinsten schauen schon begeistert ins Bilderbuch.
    Wenn Kinder lesen, liegt es glaube ich daran wie in der Familie mit einem Buch umgegangen wird.
    Das beste Beispiel sind die Kids einer Freundin, sie sind 7,5,1 1/2, alle 3 haben sie ihre eigenen Bücher, mit denen sie von Anfang an frei umgehen konnten. Es wurde auch zugelassen von Mama Bücher anzufassen. Auch im Buchladen durften sie sich Bilderbücher raussuchen und mal ansehen (meist keine Selbstverständlichkeit) und siehe da, alle 3 selbst der kleine gehen völlig ungezwungen mit Büchern um, ohne sie zu zerrupfen. Und die werden natürlich dann mit Begeisterung angeschaut und jetzt auch selbst gelesen. Weil zwischen den Buchdeckeln gibt es ja etwas spannendes.
    Und aus spannenden Bildern werden spannende Wörter :-]


    zu Kindergarten - Hätschelanstalten,
    höre ich eher,
    Kindergarten - Aufbewahranstalten.


    bno

  • Zitat

    Original von Iris


    Ich wollte nur darauf hinweisen, daß hier freiwillige in äußerst lobenswerter Weise eine Aufgabe übernehmen, die andere (ob schuldhaft oder nicht) vernachlässigen, deren Pflicht es eigentlich wäre. Es wäre schön, wenn solche Vorlesestunden durch Außenstehende ein zusätzliches Angebot zu einer regulär stattfindenden Literaturvermittlung wären.


    Allerdings ist es oft so, daß diese keine Zeit oder Gelegenheit haben, das dann auch zu machen, weil sie entweder chronisch unterbesetzt sind (es ist ja für nichts mehr Geld da), oder weil es immer mehr Kinder gibt, die von zu Hause aus keine Erziehung genießen und das deswegen hier nachgeholt werden muß.


    Zum Lesen an Schulen: Bisher wurde immer nur vom Grundschulunterricht gesprochen - an den höheren Schulen ist es doch so, daß aufgrund der Art des Deutschunterrichts den Schülern das Lesen ziemlich verleidet wird. Alleine die Auswahl der zu lesenden Bücher und dann hinterher das BisaufdenletztenBuchstabenausquetschen der ach so tollen Bücher animiert nicht gerade zum selbstständig lesen.

    Menschen glauben etwas, weil sie es glauben wollen, oder weil sie Angst haben, es könnte wahr sein.


    (Zitat)

  • ich kann mir gut vorstellen das nicht mehr sehr viele kinder lesen. natürlich gibt es auch genug, die es tun. aber viele sitzen lieber vor dem pc oder der glotze... klar! ist ja auch viel einfacher so!


    :kiss

    lg Leila :wave


    Vergiss Deine Fehler, die Du nicht ändern kannst.
    Aber vergiss niemals, dass Du daraus gelernt hast!


    :lesend Michael Peinkofer- Am Ufer des Styx

  • Der Thread ist ja bereits über drei Jahre alt.


    Ich glaube aber, dass Kinder / Jugendliche sehr wohl vermehrt lesen. Es werden nicht immer Bücher sein, klar.
    Aber wer in den Weiten des I-Nets unterwegs ist, kann dies auch nur tun, indem er liest. Die "Bildchen" sind nicht immer selbsterklärend...


    Eine aktuelle Diskussion ums Lesen bei Kindern / Jugendlichen - oder wie man sie dazu bringt, findest du hier im Forum auch.