Studie: Kinder lesen immer weniger ...

  • Hallo,


    habe gerade im österreichischen Nachrichtenmagazin Zeit im Bild - eine Sendung, mit dem Wert der "Tagesschau" in Deutschland, von einer neuen deutschen Studie gehört.


    Demnach lesen Kinder immer weniger. Harry Potter hat nicht für eine Umschwung gesorgt, ganz im Gegenteil. Viele Läden sind geradezu abhängig, dass ein Harry Potter Buch erscheint. Ein Jahr ohne Harry Potter Buch bringt immer Verluste.


    Laut der Studie sehen es Kinder mit dem Lesen ähnlich wie beim Zahnarztbesuch: Wenn man muss, tut man es, wenn nicht, meidet man es. Es ist sogar eine regelrechte "Angst", "Ladehemmung" vor Literatur festzustellen.


    Was sagt ihr dazu?


    Gruß

  • Zitat

    Original von Historikus
    Demnach lesen Kinder immer weniger. Harry Potter hat nicht für eine Umschwung gesorgt, ganz im Gegenteil. Viele Läden sind geradezu abhängig, dass ein Harry Potter Buch erscheint. Ein Jahr ohne Harry Potter Buch bringt immer Verluste.


    Ach ja????? Ist ja interessant! Schon komisch, dass es bei uns nicht so ist. :-)

  • Also Wolke da muss ich dir Recht geben.
    Meine Tochter arbeitet zur Zeit in einer Buchhandlung und was dort los ist - also Bücher gehen wahrscheinlich nach Lebensmittel immer noch am besten.


    Und lesen tuen auch Kinder, allerdings meistens nur was auf den Bildschirmen am Computer steht.
    Oder wenn ihre Eltern ihnen mal ein Buch gekauft oder geschenkt haben.



    Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Keine Ahnung wie die Zustände in Österreich sind, aber kulturpessimistischem Journalismus sollte man mit Argwohn begegnen.


    Ein echtes Problem ist die zunehmende Ausgrenzung von Männern aus dem gesamten Kulturleben. Diese Bereiche haben sich die Frauen als große Domäne erobert und verteidigen sie auch mit Zähnen und Klauen. Die Auswahl bei der breiten Masse der Literaturproduktion liegen fest in weiblicher Hand und werden zugeschnitten auf ein weibliches Durchschnittspublikum, dem "frau" sich selbst nicht zurechnet. Und das, obwohl die Mehrzahl der Verleger Männer sind!


    Auch die Kulturvermittlung in Kindergärten und Schulen, die Museumspädagogik u.v.m. obliegt in den allermeisten Fällen Frauen. Wenn Lehrerinnen in der Schule Betroffenheitsliteratur verordnen, schreckt das Jungen in zwei Hinsichten ab: 1. ist Betroffenheitsliteratur immer Mist (auch für Mädchen), und 2. ist eine Frau wohl kaum eine geeignete Identifikationsfigur für einen heranwachsenden Knaben. Da hält mann sich dann lieber gleich an die Ballerspiele für die x-box.


    Wollen wir das aufbrechen, müssen sich wieder mehr Männer um Berufe wie Erzieher, Grundschullehrer, Pädagoge etc. bemühen.


    Nebenbei bemerkt, würde ich es mindestens ebensosehr begrüßen, wenn sich wesentlich mehr junge Frauen im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich tummeln würden.

  • Hat diese Studie denn auch die Leihbibliotheken mit einbezogen? Wenn ich alle Bücher, die Juli14 bisher gelesen hat, hätte bezahlen müssen, ginge ich am Bettelstab. Und wenn ich sehe, wieviele Kinder aller Altersgruppen dort Bücher ausleihen, dann liegt der zögerliche Bücherkauf eher wohl daran, dass die Eltern nicht mehr so viel Geld zum Ausgeben haben.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Wenn wundert das eigentlich noch??


    Doch wohl die, die irgendwo in der Vergangenheit stehengeblieben sind.
    Jugendliche (und nicht nur die) haben heute ein Informations-, Freizeit- und Unterhaltungsangebot von dem vor 30 Jahren doch nur geträumt wurde.


    Man sollte einfach daneben mal eine Studie stellen:
    Anstieg der Fernseher, Programme, CD-Player, Video- und DVD-Player, Computer pro Haushalt im Vergleich zu den Lesegewohnheiten.


    So wie ich einen Euro nur einmal ausgeben kann, kann ich auch in einer Minute nur eines tun.


    Und in keiner Studie wurde bisher das Hörbuch mit einbezogen.


    Wo bleibt eigentlich die Vergleichsstudie zu den Lesegewohnheiten der 60er, 50er Jahre und früher, besonders bei Jugendlichen??


    Und wo ist die Studie Lesegewohnheiten nach sozialer Stellung?? Gibt es da vielleicht ein Gefälle, das vorher nicht da war??


    Und wie sieht es bei anderen Altergruppen, die noch mit Lesen großgeworden sind, aus??


    Ich hasse diese einseitig quotenfixierten Panikmacher (damit bist jetzt nicht Du, His, gemeint). Wo ist eigentlich der gut recherchierte, fundierte Journalismus geblieben??


    Auch den Preisanstieg der Bücher darf man nicht vergessen. Ein normales TB kostet heute im Mittel 8,95, das sind 17,50 DM - eine Preissteigerung zu dem Mittelpreis bei TB von ca. 14.80 vor 6 - 7 Jahren von 18 %. Bei den HC sind es wahrscheinlich über 20 %.


    Wer hat in den letzen 5 - 8 Jahren einen Einkommensnettozuwachs von 18 % gehabt??


    Und schaut einmal die Preise bei den Kinderbüchern an. Teilweise im Verhältnis noch teurer.


    Und aus einer Studie der Stiftung Lesen (übrignes zu Lesegewohnheiten DIE Seite) ein Auszug:


    Zitat

    Die Lesestudie ermöglicht außerdem erstmals genauere Aussagen zum Verhältnis von Computernutzung und Buchlektüre bei jenem Drittel der Bevölkerung, die beruflich oder privat einen PC nutzen. Die Mediengewohnheiten der meist jungen und gut gebildeten Computernutzer unterscheiden sich dabei vor allem bei der Sach- und Fachbuchlektüre: Dreimal so viele unter dreißigjährige Computernutzer wie ihre gleichaltrigen Nichtnutzer lesen Fachliteratur. Und an Belletristik sind mehr als doppelt so viele Computernutzer interessiert wie ihre Altersgenossen ohne PC.


    Warum habe ich seit längerem das Gefühl, das nur noch auf uns eingeprügelt wird, wie dumm, unfähig, faul wir sind?


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ich bin vor vier Jahren hierher gezogen und von allem Anfang an hat es mich gewundert, dass in unserer Bücherei immer total Betrieb ist. Waldkraiburg ist eine Kleinstadt von ca. 30.000 Einwohner (mit allem drum herum), mit sämlichen Schulen und jeder Menge Industrie (High
    Tec und Chemie) im Gewerbegebiet.


    Die Bücherei macht aber auch etwas für ihre Kunden. Es gibt IMMER die Bücher aus den Bestsellerlisten, meist gleich dreifach. Die Kinder haben einen eigenen Bereich, wo sie auch Spiele spielen können, oder sich auf Schaumstoffsofas rumwäzen und lesen...usw.
    Es kommen durchaus nicht nur Gymnasiasten, es sind auch jede Menge ausländische Kinder aus den Grund-und Hauptschulen dabei.
    Dir Teenies gibt es jede Menge Musik, von Hip Hop über Gothic bis hin zu underground.


    Es liegen ALLE wichtigen Tageszeitungen auf, die regionalen und die deutschlandweiten.....Viele alten Leute kommen täglich nur um die in Ruhe zu lesen. Dafür gibt es bequeme Sofas....es ist einfach toll!


    Na, ja die Bücherei hat auch schon einen dritten Platz in so einem deutschlandweiten Büchereienwettbewerb gewonnen.


    Zusammenfassend will ich sagen, es ist immens wichtig die Kinder richtig an Bücher heranzuführen..ganz ohne erhobenen zeigefinger (Harry Potter ist Schund!! usw.). Mit diesem Engagement gelingt es der Gemeinde die Kinder und Jugendlichen für die Bücherei als solches zu interessieren und dann lesen sie auch!


    lg Bea


    Ach ja, vier Computerplätze, wo die Kids auch Spiele ausprobieren können gibt es auch. Und vier internetplätze. Die halbe Stunde kostet 0.50 €, inklusive Ausdrucken soviel man will!

    Wer das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Bea ()

  • Zitat

    Original von dyke
    Warum habe ich seit längerem das Gefühl, das nur noch auf uns eingeprügelt wird, wie dumm, unfähig, faul wir sind?


    Das ist die wichtigste Marketingstrategie der Medienkonzerne: Schlechte Nachrichten verkaufen sich besser als gute!


    Und ob eine Nachricht als "schlecht" oder "gut" wahrgenommen wird, kann man manipulieren: indem ich nur negativ klingende Teile publiziere oder diese größer herausstreiche, durch die Wortwahl usw.


    Dumm ist an dieser Methode, daß das Verbreiten schlechter Nachrichten das Konsumverhalten schwächt -- die Leute sparen für die Not!
    Aber letztendlich ist das für die Medien auch wieder nur eine schlechte Nachricht, die sich prima vermarkten läßt.


    Jedesmal wenn irgendein Wirtschaftsweiser oder -verband Licht am Horizont sieht, krakeelt die gesamte Presse und am lautesten die BLÖD-Zeitung, wie schlecht es uns doch geht -- und schon stecken die Leute ihr Geld vorsichtshalber wieder in den Sparstrumpf.

  • Hallo,


    entschuldigt bitte die vielleicht etwas merkwürdige Frage von mir...vielleicht bin ich auch nur zu dumm, oder naiv...oder das genaue Gegenteil?


    Aber: worum geht es hier eigentlich in diesem Thread?


    So recht kann ich den roten Faden, den eigentlichen Diskussionspunkt nicht entdecken?


    Klär mich mal jemand auf, bitte, wenn möglich.


    LG
    Baumbart


    PS:...die Frage war nicht ironisch, sondern ernsthaft gemeint!

  • Zitat

    Original von Alexx61
    Naja Baumbart.
    Angeblich lesen die östereichischen Kinder nur, wenn sie dazu gezwungen werden :lache


    @Alex....ach so, naja dann... :lache


    Kann man sich ja beruhigt zurücklehnen und getreu dem Motto: "Trau keiner Statistik, die man nicht selbst gefälscht hat." wieder der Rettung des Abendlandes (bzw. des Teils, für den man selbst verantwortlich zeichnet) widmen?


    Danke, Alex... :knuddel
    Baumbart

  • Kann ich bei meinen eigenen Kindern nicht feststellen. Es wird gelesen und das nicht wenig. Bei der Lesegeschwindigkeit meiner Großen kann das allerdings recht schnell ins Geld gehen, da die Büchereien der Umgebung leider mit herzlich wenig halbwegs brauchbarer Ware ausgestattet sind.


    Wie das allerdings tatsächlich deutschlandweit einzuordnen ist - keine Ahnung. So schlecht kann's aber ja nicht bestellt sein, wenn ich so sehe, was es jedes Mal an neuen Kinder- und Jugendbüchern gibt, wenn wir in die Buchhandlung pilgern. Da besteht anscheinend schon eine immense Nachfrage.


    Gruss,


    Doc

  • Äbn, äbn, Doc...:-)


    Das Einzige, was ich feststelle und wo man Dyke unbedingt recht geben muß:


    Es ist alles um ein Vielfaches teurer geworden, Benutzungsausweise in der Bücherei eingeschlossen.


    Wenn dafür allerdings das Angebot wenigstens dadurch vielfältiger wird, zahlt man`s zwar zähneknirschenderweise, aber immer noch gerne...jedenfalls wir.


    LG
    Baumbart

  • Zitat

    Original von Doc als Gast
    Wie das allerdings tatsächlich deutschlandweit einzuordnen ist - keine Ahnung. So schlecht kann's aber ja nicht bestellt sein, wenn ich so sehe, was es jedes Mal an neuen Kinder- und Jugendbüchern gibt, wenn wir in die Buchhandlung pilgern. Da besteht anscheinend schon eine immense Nachfrage.


    Die Nachfrage ist hoch, und die Zahl der Veröffentlichungen steigt von Jahr zu Jahr -- und da Verlage Wirtschaftsunternehmen und keine Wohltätigkeitsvereine sind, muß es sich ja rentieren.
    Es wird -- insbesondere in den Medien -- unentwegt auf sehr hohem Niveau gejammert und gemeckert.


    Richtig ist, daß sich das Ausbildungsniveau auf unseren Schulen in den letzten 20 Jahren drastisch verschlechtert hat -- die Ansprüche steigen nur scheinbar, in Wirklichkeit sind die meisten 6jährigen in Deutschland schlichtweg nicht schulfähig -- was nicht an ihnen liegt, sondern an verfehlter Erziehung (Zeitmangel, Reizüberfluß, Verhätschelung usw.). Das geht dann in der Hätschelanstalt Grundschule so weiter, denn die wenigsten Schüler haben nach der 4. Klasse die Gymnasialreife, was nicht am Gymnasium liegt, sondern an der mangelhaften Vermittlung grundlegender Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) in den Grundschulen.
    Kinder zum Lesen zu bewegen, ist ein ganz eigenes Problem, das von den Schulen (die diesbezüglich einen staatlichen Bildungsauftrag haben!) ans Elternhaus zurückverwiesen wird.


    Nichtsdestotrotz wird in Deutschland viel gelesen (den Verlagen geht es verhältnismäßig gut, und auch die Buchhändler jammern mehr über die Konzentration auf dem Markt (Bildung von Ketten etc.) als wegen fehlender Nachfrage.


    Kinder- und Jugendliteratur ist ein wenig lukrativer Zweig -- deshalb beschränken sich nennenswerte Zuwächse auf den "all-age"-Bereich (Harry Potter, Artemis Fowl, Cornelia Funke u.a.). Die Herstellung von Kinder- und Jugendliteratur ist sehr teuer, da die Auflagen durchwegs kleiner sind und häufig Illustrationen hinzukommen, was die Herstellungskosten in die Höhe treibt. Hier haben die darbenden öffentlichen Bibliotheken das gleiche Problem wie Eltern: die Anschaffungspreise für hochwertige Kinder- und Jugendliteratur sind sehr hoch! Aber ein unattraktives Angebot führt wiederum dazu, daß die Zielgruppe sich attraktiveren Beschäftigungen zuwendet.
    Glücklich können sich Stadtbibliotheken preisen, wenn ihnen großmütige Sponsoren zur Seite stehen, die begriffen haben, daß ihre zukünftigen Mitarbeiter über Bildung verfügen müssen -- und wenn man etwas haben will, darf man nicht nur danach plärren, sondern man muß selbst Sorge tragen, daß es auch so kommt.


    Insgesamt mache ich nicht die Erfahrung, daß dramatisch wenig gelesen wird. Es ist zuwenig für die Ansprüche, die an uns gestellt werden (siehe PISA-Studie u.a.). Aber anstatt zu jammern und zu meckern, sollte man lieber etwas unternehmen!

  • Zitat

    Und wer sollte sich da Deiner Meinung nach den Schuh anziehen?


    Alle die mit Kindererziehung zu tun haben


    Eltern
    Geschwister
    Großeltern
    Tanten, Onkel, Neffen und was es sonst noch an Verwandten gibt


    Kindergarten
    Vorschule
    Schule


    Dyke - verwundert ob der Frage

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von dyke
    Dyke - verwundert ob der Frage


    Nun, so verwunderlich finde ich die nicht. Vielleicht bin ich da auch zu naiv, aber in meinen Augen sollte das für alle von Dir Aufgezählten selbstverständlich sein.
    Wer jammert also darüber und wer sollte also etwas dagegen tun? Solche Negativ-Schlagzeilen lesen wir doch mittlerweile alle Nase lang. Für mich ist dieses Jammern also gar nicht richtig greifbar. Jammert da ein Journalist oder gibt er das Gejammere, daß er von einer undefinierbaren Masse von Menschen aufgeschnappt hat nur weiter?? Es gibt also schon Fragen. :-)



    Gruss,


    Doc