David Brin: Sternenriff
Das Uplift-Universum 1
Der Reihen-Titel ist ein wenig irreführend. "Sternenriff" ist der erste Teil eines sechsbändigen Zyklus (im Original drei Bände, für die deutsche Ausgabe in jeweils zwei geteilt), der zwar im Uplift-Universum spielt, aber keineswegs das chronologisch erste Werk dort ist. Das ist "Sonnentaucher", darauf folgen "Sternenflut" und "Entwicklungskrieg" und danach eben der Zyklus "Das Uplift-Universum", von dem "Sternenriff" der erste Band ist.
Klappentext:
Seit Jahrhunderten leben sechs Rassen unter dem schützenden Blätterdach des Planeten Jijo zusammen - friedlich, doch voller Furcht. Sie haben Angst, von den Mächten der Fünf Galaxien entdeckt zu werden, denn Jijo ist ein verbotener Planet. Eines Tages erscheint ein fremdes Raumschiff am Himmel über Jijo und landet in der Nähe des großen Heiligtums. Drohen nun alle Befürchtungen von der Vergeltung Wirklichkeit zu werden? Sollen die Siedler von Jijo ausgelöscht werden, weil sie sich dem Verbot der Galaktischen Institute widersetzt haben? Die Besatzung gibt sich freundlich, doch für Jijo beginnt eine Zeit der größten Gefährdung ...
Meine Meinung:
David Brin macht es dem Leser nicht leicht, den Einstieg zu finden. Wie schon in den früheren Romanen spielt er seine große Stärke aus, Geschichten über und auch aus der Perspektive von Nicht-Menschen zu schildern - und das gerade auf den ersten Seiten hemmungslos. Es ist faszinierend, zu lesen, wie ein Protagonist mit sich selbst in Dialog tritt, weil es sich um ein Kollektivwesen handelt, das aus mehreren "Ringen" besteht, die jeweils ein eigenes Bewusstsein haben, aber auch zu einer Einheit verschmolzen sind. Zugleich aber tut man sich schwer, sich dieses Wesen bildlich vorzustellen. Der Autor tut einem nicht den Gefallen, den Protagonisten an einem Spiegel vorbeilaufen zu lassen oder zu ähnlichen Tricks zu greifen, die einem einen Blick von außen erlauben würden. Wie er wirklich aussieht, erfahren wir erst ein paar hundert Seiten später, wenn ein anderer Protagonist ihn betrachtet.
Dieser Effekt tritt nicht nur bei den Fremdrassen auf, sondern auch bei anderen Elementen dieses vielfältigen Universums (was ist eine "Mulch-Spinne"?). Diese Ungewissheit muss man aushalten, am besten sogar genießen können. Wenn das gelingt, dringt man Seite für Seite in eine faszinierende Science-Fiction-Welt vor, die sich beim Lesen ungeheuer groß anfühlt.
Dabei spielt sich die Geschichte selbst auf einem niedrigen technologischen Niveau ab - keine Raumschlachten, Computer und Roboter tauchen nur am Rande auf, etc. Das liegt an dem Setting mit der Brache-Welt, deren exotische Bewohner seit Generationen versuchen, von der Technologie Abschied zu nehmen und zur Primitivität zurückzukehren. Draußen im All sind diese unglaublich fortgeschrittenen Zivilisationen, von denen man aber wenig weiß und als Leser wenig erfährt, obwohl ihre Präsenz überdeutlich spürbar ist.
Es sind diese Faszination des großen, unbekannten Universums und die glaubhafte Exotik von Jijo, die in mir als Leser den Entdeckergeist wecken und das Buch lesenswert machen. Ich freue mich schon auf die Lektüre des nächsten Bandes.