Randy Susan Meyers - Heute und in Ewigkeit

  • OT: The Murderer's Daughters


    Über den Autor
    Randy Susan Meyers lebt heute mit ihrem Mann in Boston, wo sie Creative Writing am Grub Street Writers’ Center unterrichtet. Sie war Co-Autorin mehrerer Sachbücher und schrieb Kurzgeschichten, bevor sie mit „Heute und in Ewigkeit” ihren ersten Roman verfasste. Hintergrund für dieses Buch ist ihre jahrelange Arbeit mit Opfern häuslicher Gewalt und gefährdeten Jugendlichen.


    Kurzbeschreibung
    Zwei Schwestern — eine dramatische Kindheit — ein Ja zum Leben


    Lulu ist zehn, als ihr Vater vor ihren Augen die Mutter ersticht. Jetzt gibt es nur noch sie und ihre Schwester Merry — und niemanden, der sie tröstet. Scheinbar unzertrennlich meistern die beiden in den Folgejahren alle Schwierigkeiten. Doch ihre Geschwisterliebe wird auf eine harte Probe gestellt. Denn während die eine ihren Vater verleugnet, sucht die andere nach Wegen der Versöhnung …


    Obwohl ihre Mutter es verboten hat, lässt Lulu ihren Vater in die Wohnung — aus Mitleid, denn sie spürt, wie sehr er unter der Trennung leidet. Machtlos muss sie dann erleben, wie der Streit zwischen den Eltern eskaliert. Sie versucht noch, Hilfe zu holen, doch es ist bereits zu spät: Die Mutter ist tot, ihre Schwester Merry schwer verletzt. Schuldgefühle werden von nun an zu Lulus ständigem Begleiter — und lassen sie umso entschlossener um eine bessere Zukunft für sich und Merry kämpfen. Doch es schwelt zwischen den Schwestern ein sich über die Jahre zuspitzender Konflikt: Während Lulu ihren Vater konsequent verleugnet, fühlt Merry sich für ihn verantwortlich …


    Mit Humor und Sensibilität schildert Randy Susan Meyers den Weg zweier Mädchen aus einer dramatisch-düsteren Kindheit zu einem selbstbewussten Leben als erwachsene Frauen.


    Meine Rezension
    Lulus und Merrys Eltern leben getrennt. Die Mutter will nicht, dass der Vater etwas über ihr Leben und vor allem auch nicht über ihre Männerbesuche erfährt – der Vater möchte natürlich jedes Detail wissen. Zwischen den Stühlen: Lulu und Merry.


    Eines Tages eskaliert die Situation: der Vater bettelt Lulu solange an, bis sie ihm die Türe öffnet… im darauf folgenden Streit zwischen Vater und Mutter kommt es zur Tragödie, die den Kindern die Mutter nimmt und Merry schwer verletzt zurücklässt. Ein Geschehnis, für das Lulu sich zeitlebens Vorwürfe macht, obwohl sie damals doch noch ein Kind war.


    Da ihre Tante die „Mörderkinder“ nicht bei sich haben will, wachsen die beiden Schwestern erst in einem Heim und später bei einer Pflegefamilie auf. Ganz unterschiedlich gehen die beiden mit der Situation um: während Merry ihren Vater all die Jahre regelmäßig im Gefängnis besucht, verleugnet Lulu ihn.


    Doch das Drama ihrer Kindheit überschattet ihr ganzes weiteres Leben, ihre Beziehungen und noch viel mehr… doch das will ich Euch natürlich nicht verraten, das müsst ihr schon selbst lesen. Und es lohnt sich ungemein, dieses Buch zu lesen, denn es ist sehr spannend und auch emotional, inwieweit die Bluttat des Vaters ihre Auswirkungen auf das Leben der Töchter hat.


    Egal, wie sie sich auch bemühen, sie werden diesen düsteren Schatten nicht los und noch dazu sind sie auch untereinander uneins, wie sie mit dieser Tragödie umgehen können oder wollen. Sehr, sehr lang sind die Schatten, die diese Tat wirft.


    Dieses Buch ist erzählt eine eindringliche Geschichte über die Folgen häuslicher Gewalt, über die Auswirkungen auf alle Beteiligte. Es ist ein Familiendrama, das sich um die Frage dreht, wie sich die Bluttat des Vaters aufs weitere Leben aller auswirkt. Wie kann man eine Familie bleiben, wenn man keine Familie mehr hat, wenn man von allen im Stich gelassen wird? Wie soll man damit zurechtkommen, wenn bornierte Verwandte sich feige zurückziehen und die Töchter, die Opfer, mit dem Begriff Mörderkinder auch zu Tätern stempeln? Ein beeindruckendes Buch. Eine berührende und emotionale Geschichte, die mir ausnehmend gut gefallen hat.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich danke dir vielmals für die Rezi, Batcat! :anbet Dieses Buch steht seit Monaten bei mir unter scharfer Beobachtung und seit einer Woche denke ich drüber nach, ob es den Kauf wohl wert sein könnte. Das zumindest weiß ich jetzt! :grin

  • Mir hat das Buch wirklich von der ersten Seite an gefallen. Was ich für mich persönlich auch besonders interessant fand, war auch die Frage, wie man mit so einer Situation umgehen kann. Der Vater ist der Mörder der Mutter. Auf der anderen Seite ist er aber auch die einzige Familie, die einem überhaupt noch geblieben ist. Kann man so eine Tat verzeihen? Wie kann man damit umgehen? Was erzählt man eines fernen Tages seinen eigenen Kindern über die Familie? Schließlich wird der Vater ja auch mal aus dem Knast entlassen.


    Fragen, über die man sehr kontrovers diskutieren kann!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Heute und in Ewigkeit – Randy Susan Meyers


    Meine Meinung:
    Batcats Rezension kann ich fast nichts zufügen, außer ein großes Unterschreib-Smilie drunter zu setzen.


    Trotzdem noch ein paar Gedanken zu dem hervorragenden Roman.
    Randy Susan Meyers geht dicht an die Figuren ran und erreicht durch den ständigen Wechsel der Perspektiven der zwei Schwestern ein gutes Gesamtbild. Das ist wirklich geschickt gemacht, da dadurch die Figuren von innen und von außen betrachtet werden. Die Schwestern machen schlimmes durch, dennoch ist es bewundernswert, wie sie ihr Leben trotzdem meistern. Natürlich mit der schweren Einschränkung durch das erlebte Trauma, dass sie über viele Jahre nicht loslässt. Randy Susan Meyers geschickt gewählter Stil, der Klischees oder Sentimentalitäten vermeidet, macht es unmöglich, dass der Leser eine Distanz behält. Ein jammernder Ton oder nur Melancholie hätte das nicht erreichen können.


    Den deutschen 08/15-Titel mag ich nicht, der Originaltitel „The murderer´s daughters“ ist zutreffender und aussagekräftiger.


    Es gäbe noch einiges über den Verlauf des Romanes zu sagen, aber ich möchte nichts vorweg nehmen und möchte das Buch daher nur sehr empfehlen.


    Der Roman wurde mit dem Buch Schloß aus Glas von Janette Walls vergleichen. Ein sehr zutreffender Vergleich, wie ich finde. Das Buch wird seine Leser finden.

  • Ich bin schwer beeindruckt, was der Autorin da gelungen ist! Beruflich habe ich leider immer mal wieder mit Kids zu tun, die Gewalterfahrungen in der Familie machen/gemacht haben und sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert sehen wie die beiden Protagonistinnen dieses Buches. Und für mich steckt in diesem Buch sehr viel dessen, was ich durch diese Kinder und Jugendlichen erfahre. Für mich war sehr deutlich zu spüren, dass die Autorin nicht einfach mal so über das Thema schreibt, sondern weil sie Ahnung hat und etwas dessen vermitteln will, was viele Menschen alltäglich durchmachen.
    Wie gebannt habe ich die Kapitel gelesen, ja, der Roman war für mich spannender als die wenigen Psychothriller, die ich kenne.

  • Ein wirklich interessantes Thema. Nach euren Rezis bin ich wirklich neugierig, welche Entwicklungen da noch beschrieben werden. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man nach einer solchen Tat ohne Schäden weiterleben kann. Am schlimmsten wird es für das Mädchen sein, dass zum Verlust beider Elternteile auch noch Schuldgefühle mit sich herumschleppt.
    Kommt auf die Wunschliste.

  • Ich kann das Buch auch wirklich empfehlen. Es ist einfach emotional und zeigt auch einen Blick hinter die Kulissen, wie wird man innerhalb der Familie mit so einer Tat fertig bzw. was bleibt dann noch von Familie?
    Durch den Wechsel der Erzählung durch die Schwestern Merry und Lulu und ihre unterschiedliche Verarbeitung des Traumas ist das Buch wirklich ein Leseerlebnis.


    10 von 10 Punkten

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)