Gebundene Ausgabe mit 688 Seiten
Verlag: Egmont LYX (März 2010)
Sprache: Deutsch
Kurzbeschreibung
Der Pariser Gargoyle Grim ist ein Schattenflügler, seine Aufgabe ist es, das steinerne Gesetz zu wahren, dass niemals ein Mensch von der Existenz seines Volkes erfahren darf. Eines Tages begegnet ihm die junge Sterbliche Mia, die über eine besondere Gabe verfügt: Sie ist eine Seherin des Möglichen. Mia gerät in den Besitz eines rätselhaften Pergaments, das mit merkwürdigen Schriftzeichen bedeckt ist, die sie nicht entziffern kann. Gemeinsam mit Grim beschließt sie, dem Geheimnis des Pergaments auf die Spur zu kommen. Da erreicht sie die Nachricht, dass der Gargoylekönig in Paris gestürzt wurde. Das Gleichgewicht der Mächte verschiebt sich auf gefährliche Weise. Um die Gargoyles vor einer Schreckensherrschaft zu bewahren, muss Mia ihre schlummernden Kräfte erwecken.
Zur Autorin
Gesa Schwartz wurde 1980 in Stade geboren. Sie hat Deutsche Philologie, Philosophie und Deutsch als Fremdsprache studiert. Ihr besonderes Interesse galt seit jeher dem Genre der Phantastik. Nach ihrem Abschluss begab sie sich auf eine einjährige Reise durch Europa auf den Spuren der alten Geschichtenerzähler. Sie lebt in der Nähe von Hamburg.
Ihr werdet das Buch bald selbst lesen? Leseeindrücke hier wären toll!
Meine Meinung
Der Beginn dieses Romans funktioniert wie der tausender anderer All-Age-Fantasy-Romane. Ein 17-jähriges Mädchen entdeckt, dass sie eine besondere Fähigkeit hat und dass es noch andere Welten neben der ihr bekannten gibt, ja, dass in den Katakomben von Paris der Zugang zur Gargoyle-Stadt Ghrogonia liegt. Und doch unterscheidet sich Gesa Schwartz’ Roman allein schon durch die eingebrachten Witz, aber auch innovative Ideen von anderen Autoren. Ihr gelingt es, Gestaltwandler, Vampire und Co. in ein neues Licht zu bringen, nicht als die sexy, begehrenswerten Wesen, die in der aktuellen Literatur des Genres zurzeit blauäugige, meist völlig naive Jungfrauen vernaschen. Nein, magisches Wesen sein hat hier seine Schattenseiten, etwas Dreckiges und wird alles anderes als erstrebenswert dargestellt. Während Mia in Paris lebt, verbringt der Gargoyle Grim die meiste Zeit in Ghrogonia, der Stadt der Gargoyles, als Teil der OGP, der Obersten Gargoyle Polizei. Deren Oberhaupt ist exzentrisch, selbstverliebt und hat einen sonderbaren Geschmack. Die edlen Steinwesen sollen in Kostümen einen Tanz aufführen und Grim scheint der einzige zu sein, der protestiert. Als eine langjährige Bekannte sich einem Menschen gegenüber offenbart, lernt er Mia kennen und das Mysterium rund um das Siegel des Feuers und die eigentliche Geschichte wird in Gang gesetzt.
Und diese Geschichte hält immer wieder Überraschungen bereit, entwickelt sich stets spannend, so dass eigentlich nur im Mittelteil die ein oder andere Szene etwas langatmig wirkt. Ansonsten schafft es die Autorin, der Geschichte durch viele Ereignisse immer wieder neuen Schwung zu geben und mit Fragen ihre Leser bis zum Ende bei der Stange zu halten. Das Ende war mir ingesamt etwas zu weit hergeholt, das trübt den Gesamteindruck allerdings nur minimal. Denn „Grim“ steht für tolles Lesevergnügen, ein Buch, das trotz seiner Seitenstärke flüssig zu lesen ist und gute Unterhaltung garantiert. Für jeden Geschmack ist etwas dabei: Mystik rund um das Siegel des Feuers, Witz in vielen Dialogen, Dramatik und das ganz große Böse, das schließlich die Welt der Gargoyles bedroht.
All das geschieht vor dem Hintergrund einer Welt, die einst vereint war. Menschen und Gargoyles friedlich nebeneinander, bis zwei Zepter für Uneinigkeit sorgten, es zum Streit kam, die Gargoyles in eine Parallelwelt verschwanden und den Zauber der Vergessens gewirkt haben, um ihre eigene Existenz aus den Köpfen der Menschen zu löschen. Einzig bei den Hartiden, den Sehern des Möglichen, wirkt dieser Zauber nicht. Zu dieser gut ausgebauten Vorgeschichte erfährt man mit Voranschreiten der Handlung immer mehr, weitere Details, die das Gesamtbild der Situation von Gargoyles und Menschen wie ein Puzzle stetig ergänzen. Es macht Spaß, dieses Puzzle zu betrachten und zu spüren, wie es sich zusehends vervollständigt. Am Ende passt alles ineinander, wenn auch die letzten Szenen des Showdowns etwas weit hergeholt waren.
Gesa Schwartz beweist in ihrem Debütroman, dass sie in der Lage ist, eine Geschichte so zu erzählen, dass diese auch gelesen werden will. Dass die Leser sie kaum mehr aus der Hand legen wollen. Abwechselnd stellt sie Mia und Grim in den Mittelpunkt und behält dieses Hin und Her konstant bis zum Ende bei, so dass man immer unterschiedliche Blickwinkel auf das Geschehen hat. Es gelingt ihr auch sehr gut, das Wesen dieser beiden Figuren in die Sprache einfließen zu lassen. Bei Grim wird etwas Altertümliches spürbar, aber auch ein sehr ruppige Sprache, er redet nicht unnötig um den heißen Brei, Mia hingegen ist von den Erfahrungen ihres bisherigen Lebens gezeichnet. Als Tochter eines verstorbenen Malers, den alle zuletzt für verrückt gehalten haben, weil er etwas von parallelen Welten erzählt hat, hat sie es bisher nicht leicht gehabt. Der einzige Anker ist ihr Bruder Jakob, und diesen Halt droht sie nun auch zu verlieren. Unsicherheit, Unglaube, aber dann schließlich eine die Überhand gewinnende Neugierde charakterisieren diese Figur.
Der Roman ist insgesamt kein „Muss“, aber sehr empfehlenswert für Fans imposanter, gut aufgezogener Geschichte mit dem Flair ferner Welten und von Wesen, die eben sonst nicht im Mittelpunkt stehen! Wer von Vampiren genervt ist, ist hier Bestens untergebracht!
Fazit
Tolle Figuren, imposantes Setting, Witz und neue Ideen – ein wahres Leseerlebnis ist dieser Roman!
Bewertung
9,5/10 Punkten