so gestern hab ich es endlich geschafft, in diesen film zu gehen:
die sache ist ja nicht ganz sooo wahrheitsgemäss, aber man weiss ja nicht, was wahrheitsgemäss ist, weil die legendenbildung früh einsetzte
eins kann man sagen, Rachel Weisz spielt sie einfach wunderbar ... aber sie ist nicht die ehrwürdige betagte frau der 'original'legende
- naja, die idee von der jungen tapferen märtyrerin der heiden, ist ein aufklärungsmythos 'der schönen Freidenkerin' der ab dem 17.Jhdt sehr populär wurde, wenn sie tatsächlich neoplatonikerin war, war sie aus heutiger sicht esoterikerin, und der hexereivorwurf der christlichen geschichtsschreibeung hatte unter umständen sein fundament.
Aber der film ist sehr schön gemacht, gutes drehbuch, tolle story, schöne kostüme, schöne/interessante schauspieler, relativ gut recherchiert
Hypatias geschichte wuchs in den jahrhunderten mit dem erzählen, vor allem seit der aufklärung wurde sie eine Freidenker-ikone und vordenkerin der feministinnen, obwohl von ihr nichts erhalten ist;
das Hypatia-bild wird von romanen des späten 19.Jhds geprägt, die... (nun, mir fällt nichts besseres als die stichworte ein - verhalten komplexbeladen erotisch, fataler suffragettenroman mit schöner leichen schändung) in dem film entdeckt sie in der nacht vor ihrem tod Keplers ellypsenbahn, astronomin, mathematikerin und philosophin war sie; was sie wirklich lehrte ist unbekannt, und den eigenen spekulationen überlassen...
Leute haben behauptet, der film wäre zu langsam und langatmig geschnitten, das muss die eine jüngere generation sein, mir ist das nicht aufgefallen, er hat für einen sandalenfilm, in dem es um wissenschaft und kultur geht, genau das richtige tempo, gemetzelt wird meiner ansicht nach genug, und verwesender Leichen und tote Juden/Christen/Heiden werden nicht weniger schrecklich, wenn man sie schnell wegblendet.
dieser film ist für mich eine pflicht-DVD, gestern hat er hier zum laufen aufgehört, und ich hoff, er kommt bald raus
es gibt ein Buch zu diesem thema: das ich grad lese, und die sache stellt sich sehr viel komplexer und komplizierter dar, als es im film scheint.
er datiert Hypatia von ca 350- März415
film: gut recherchiert? Ja, relativ: im obigen link spricht der regisseur von phantasie, er ist sich dessen bewusst - wenn man weg lässt, dass es im damaligen Alexandria zwei große christliche sekten gab, dass Kyrillos und Hypatias Brieffreund Synesios (dank dessen briefe man sie überhaupt kennt) nicht unbedingt am selben strang zogen, sondern religiös verfeindet und sich gegenseitig für ketzer hielten, (Hypatia wurde von den Homousianern gemeuchelt, den anhängern des Nizäa-konzils - das unter anderen seltsamkeiten auch vegetarismus verdammte - während damals in Alexandria viele Eunomianer / Arianer herum waren, und Hypatia möglicherweise sympathien zu den Arianern oder zur lehre des Origines hatte; es fehlt auch die feststellung, dass der mord an Hypatia wahrscheinlich 415 geschah, und just zu dieser zeit auch Synesios' Spur sich verliert, während Orestes es dem untrigen buch nach war, der sich als realpolitiker noch einige zeit gehalten hat, obwohl 'Rom' Alexandria wegen der gleich grossen, in ständigem bürgerkrieg miteinander lebenden gruppierungen früh als unregierbar aufgab)
und erwähnt, dass es interessante paralellen zwischen der Hypathia-legende und der viel später entstanden Katharina-legende gibt, weil die Christen so eine tolle asexuelle, gebildete und reine figur nicht aufgeben wollten...