Das Haus Gravenhorst - Christian Pfannenschmidt

  • Kurzbeschreibung:
    Die Geschichte einer Schokoladenfabrikanten-Familie und ihrer Dienstboten - Gegensätze von »denen da oben« und »uns hier unten«, eine Liebesgeschichte über Standesgrenzen hinweg und starke Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen. Berlin 1906: Friederike Gravenhorst, die jüngste Tochter der Familie, ist mit ihrem Bruder Julius in der kaiserlichen Hauptstadt unterwegs, als ihnen plötzlich eine junge Frau vor die Kutsche läuft: Anna Merthin, Tochter eines armen Landarbeiters. Die beiden Geschwister beschließen sie zur Pflege mit nach Hause zu nehmen. Langsam erholt sie sich und wird von der Familie als Dienstmädchen eingestellt. Insbesondere Julius war vom ersten Augenblick an von der liebenswürdigen Anna verzaubert, und auch sie kann sich seinem Charme nicht entziehen. Doch dürfen diese Gefühle überhaupt sein? Zumal schon die Hochzeit mit einer anderen, standesgemäßen Frau ins Haus steht...



    Meine Meinung:
    Die Geschichte beginnt mit einem Prolog, der in meinen Augen eher überflüssig ist, da er den Verlauf der Geschichte vorweg nimmt und am Ende der Geschichte auch nicht mehr wiederaufgenommen wird. So weiß der Leser bzw. Hörer schon am Beginn, wie es ausgeht und die Spannung ist dahin... Es hätte mich vielleicht nicht so gestört, wenn diese "Rahmenerzählung" dann am Ende noch einmal aufgenommen worden wäre, um die Geschehnisse in der Vergangenheit "einzurahmen", aber so finde ich den Prolog einfach unnötig.


    Die "Hauptgeschichte" erzählt von der jungen Anna, die völlig verzweifelt versucht, ihrem Leben ein Ende zu setzen, dann aber den Geschwistern Julius und Friederike Gravenhorst vor die Kutsche läuft, die sie zur Pflege mit nach Hause nehmen. Langsam erholt sich Anna dort und wird als Dienstmädchen eingestellt, was die anderen Dienstboten eher verärgert.
    Die Familie Gravenhorst hat ihre eigenen Sorgen - der Familienbetrieb steht vor dem Ende, die Söhne Julius und Alexander sind zerstritten und die Ehe der Eltern nur scheinbar glücklich. Julius will sich mit Christine, Tochter aus gutem Hause, verloben, hadert aber mit dieser Entscheidung und Alexander leidet an Spielsucht. Friederike hat eine Affäre mit dem Kutscher und die Gesellschafterin Ida heckt so manche Intrige, auch gegen Anna, aus.
    Als sich Anna dann noch in Julius verliebt nehmen die Dinge ihren Lauf...


    Die Geschehnisse als solche sind recht unterhaltsam, wenn auch ziemlich vorhersehbar. Das Leben in der damaligen Zeit und die Kluft zwischen der Familie "da oben" und den Dienstboten "da unten" wird gut dargestellt und man kann sich bildlich vorstellen, wie es im Haus der Gravenhorsts zugeht.
    Die Liebesgeschichte zwischen Anna und Julius hätte in meinen Augen noch etwas mehr Platz einnehmen dürfen, da sie teilweise nur angedeutet wird. Aber insgesamt weiß die Geschichte zu unterhalten.


    Die Sprecherin Elke Schützhold liest in einem angenehmen Tonfall, der einen gerne lauschen lässt. Ihre Stärke sind die ruhigen Passagen und Gespräche, z.B. zwischen Julius und Anna. Was mir nicht so gut gefallen hat war das betont artikulierte bei bestimmten Personen, beispielsweise beim Vater von Christine, bei der mürrischen Köchin Emma oder bei der Gesellschafterin Ida. Mir waren die "Dialekte" der Personen zu deutlich gesprochen, so dass es sich ein bisschen unnatürlich angehört hat. Insgesamt fand ich die Lesung ansprechend, aber nicht durchweg überzeugend.


    Edit: ISBN korrigiert. LG JaneDoe