Welche Stimmung zum schreiben

  • Hi zusammen.


    Ich bin ja noch nicht DER Erfolgsautor. Habe aber festgestellt, dass ich nur in einer bestimmten Gemütsverfassung, einer bestimmten Musik im Hintergrund schreiben kann. Wenn das nicht zusammenpasst, bin ich wie blockiert und produziere nur Auschuss.


    Wie geht euch das? :fetch


    euer hef

  • Ich weiß nur, dass ich bei Musik ÜBERHAUPT nicht schreiben kann. Dann bin ich zu abgelenkt. Und ich weiß, dass ich dann nicht schreiben kann, wenn mein Arbeitgeber mir kurzfristig statt eines halben einen ganzen Tag Dienst aufbrummt (ich fahre halb 9 zur Arbeit und erwarte, halb 3 zuhause zu sein - Wäsche machen und schreiben - und sitze dann um 7 immer noch an der Kasse - dann wird das auch nix mit dem Schreiben, dann bin ich zu müde).


    Ansonsten kann ich in jeder Gemütsverfassung schreiben. Nicht jede Art von Text in jeder Gemütsverfassung, aber es gibt ja für jede Verfassung ihre Szenen. Dann wird halt mal was vorgezogen, was chronologisch gerade nicht passt, um eine Gemütsverfassung produktiv zu nutzen ;-)

  • Ich kann sehr gut mit Musik schreiben. Das gibt dann den entsprechenden Szenen nochmal den richtigen Pepp :lache .



    Zitat

    Ansonsten kann ich in jeder Gemütsverfassung schreiben. Nicht jede Art von Text in jeder Gemütsverfassung, aber es gibt ja für jede Verfassung ihre Szenen. Dann wird halt mal was vorgezogen, was chronologisch gerade nicht passt, um eine Gemütsverfassung produktiv zu nutzen


    Was soll ich mehr dazu sagen? Bei mir ist das genauso!

  • Ich schließe mich Corinnas Empfindungen an. Musik und Schreiben ... ich versteh die Wunderwirkung nicht, die das auf einige Leute hat (meine Schwester kann's auch). Mich aber lenkt Musik nur ab. Dafür kann ich auch wie Corinna in durchaus vielen Gemütsverfassungen schreiben, wenn auch, wie sie sagt, nicht jeden Text. Aber oft heißt es bei mir einfach "Ransetzen" und oft klappt das dann auch, wenn im Vorfeld Ideen gefunden wurden.

  • Gut, ich verdiene nicht mein Geld mit Schreiben, habe ich auch nicht vor, daher ist es bei mir nicht soo wichtig, dass ich regelmäßig schreibe.


    Wenn ich schreibe, ist allerdings die Stimmung relativ egal. Wenn ich gerade keine Lust und keine Motivation habe, an einem längeren Projekt zu arbeiten, schiebe ich gerne Kurzgeschichten dazwischen - und diese sind dann durchaus stimmungsabhängig, traurig, wütend, fröhlich ...


    Ich setze mich gewöhnlich auch nur dann an meine Texte, wenn ich richtig "scharf" darauf bin, weiter zu schreiben, so, dass ich alles andere stehen und liegen lasse, dass ich nur noch an meinen Text denken kann und mich für den Rest des Tages nicht mehr vom Stuhl wegbewege (außer es wird dringend ... :grin). Das klappt bei mir häufig aber nur, wenn ich weiß, ich muss den ganzen Tag nicht weg. Wenn ich arbeite, beschränkt sich das Schreiben auf Notizen machen, über Plots und Charaktere nachdenken ...


    Abhängig ist bei mir allerdings von der Stimmung, ob ich Musik beim Schreiben hören kann oder nicht. Es gibt Tage, da nervt mich jedes Geräusch, da gibt es auch keinen einzigen Song, der mir gefällt - und es gibt Tage, da kann ich durchaus CDs hören. Nur nicht Radio oder so, das lenkt mich ab.


    Und: Wenn ich nicht in Stimmung bin, überhaupt zu schreiben, kann ich es in den meisten Fällen gleich lassen. Wenn ich denke "Oh, du hast aber lange nicht mehr geschrieben, mach mal ...", kommt selten etwas Sinnvolles dabei heraus. Ich weiß, Ausschuss produzieren ist besser als gar nichts zu schreiben, aber, wie gesagt, die Texte, die ich schreibe, sind in erster Linie für mich und für die Menschen, die es interessiert, daher kann ich meine Texte auch mal wochenlang liegen lassen, ohne etwas daran zu tun.


    Ist allerdings auch oft unbefriedigend - man hat ja nun mal seinen Spaß an dem Hobby, und natürlich auch Ehrgeiz, Texte zu Ende zu führen ... :grin

  • hef : Substantivierte Verben werden großgeschrieben (Threadtitel). ;-)


    Bei mir ist es umgekehrt - das Schreiben erzeugt die Stimmung. Wenn ich eine vermeintlich gute Idee habe und richtig "drin" bin, nehme ich meine Umgebung sowieso kaum noch wahr, es sei denn, ich will mich durch sie inspirieren lassen. Deshalb stören mich laute Musik oder andere Menschen auch nicht; ich schreibe gerne in Bars und Kneipen, aber auch bei absoluter Ruhe in Schreibklausur in einem Hotel. Tatsächlich aber ist es mir fast unmöglich, zu Hause zu schreiben. Woran das liegt, das habe ich noch nicht herausbekommen.

  • Ich denke, um kreativ arbeiten zu können, muss man sich innerlich wie äußerlich halbwegs wohl fühlen. Wer frierend, hungrig, krank oder gestresst am Computer sitzt, wird vermutlich wenig brauchbares Material produzieren.


    Dass nanche Leute eine bestimmte Stimmung benötigen, in der sie optimal arbeiten können und die sie sich zum Beispiel mit Musik schaffen, ist für mich nachvollziehbar.


    Mich persönlich stören Radio oder Musik allerding fürchterlich, wenn ich intellektuell anspruchsvolle Texte - und dazu zähle ich auch behördliche Schriftsätze - fabrizieren muss. Privat habe ich gerne Musik im Hintergrund, vorzugsweise instrumental, die zu meiner jeweiligen Grundstimmung passt und kann dabei auch schreiben, und sei es nur Briefe.


    Wie gesagt, das Wichtigste dürfte sein, dass man sich körperlich wie seelisch in der Lage fühlt zu schreiben; eine bestimmte Gemütsverfassung mag individuell förderlich sein, halte ich jedoch für zweitrangig.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • ...komisch, das fällt mir jetzt erst auf, als Tom das mit den Kneipen sagte.


    Lärm, Menschen, Autos, kurz Leben um mich herum stören mich überhaupt nicht.
    Ich schreibe auch in einer vollen Kneipe und schalte die Geräuschkulisse aus.
    Nur schlechter Laune darf ich nicht sein. Dann wird es nix.


    euer hef

  • Also ich kann sehr gut mit Musik schreiben. Ich brauche sie sogar, da es mir sonst zu ruhig und zu still in meinem Zimmer ist.


    Manchmal habe ich jedoch nicht die Lust mich aufzuraffen und zu schreiben. Wenn ich es dann doch tue komme ich meistens recht schnell in den Text rein, nur es gibt einfach Tage wo ich richtig lustlos bin.
    Wenn ich mir einen Roman ausdenke bin ich meist auch immer Feuer und Flamme und sobald ich ihn beendet habe oder mitten drin stecke, finde ich das Skript schlecht. Das liegt meist daran, dass ich es nicht habe so aufschreiben können, wie ich es mir vorgestellt hatte. Dann verliere ich auch schnell die Energie am weiterschreiben oder am korrigieren.


    Bis jetzt habe ich noch keinen meiner Romane korrigiert. :grin

  • @ Alice Thierry


    Gerade bei Stress oder schlechtester Laune bin ich oft besonders produktiv. Ich hab zum Beispiel mal vor einer absolut berüchtigten Organik-Prüfung mehr als mein dreifaches Plansold hinunter geschrieben.


    Wann ich aber wirklich nicht schreiben kann, ist, wenn ich unterzuckert bin, niedrigen Blutdruck habe oder zu viel gegessen habe. Da merk ich so richtig, dass mein Hirn nicht die Nährstoffe kriegt, die es braucht.

  • Hm...das geht mir genauso....dass ich mit dem MS absolut nicht zufrieden bin.
    Und dann bekomme ich richtig schlechte Laune. Es ist wohl der Perfektionist in allen von uns.


    Liegen lassen ist dann auch nicht die Lösung. Dann wird der Abwärtstrend noch schlimmer.


    Das ist eine einzig Qual, sich da wieder raus zu winden. Raus zu schreiben. Ich brauche dann Menschen um mich und viel Musik aus den 60er.


    Gartenarbeit macht mich dann noch wütender und ich werde ungenießbar.


    euer hef

  • Zitat

    Original von hef
    Gartenarbeit macht mich dann noch wütender und ich werde ungenießbar.


    hihi :chen


    --


    Ich schreibe enorm gern mit Musik, überwiegend Film-Soundtracks, die ideal sind, um mich in eine bestimmte Stimmung zu katapultieren. Vor allem Action-Szenen gehen mir viel leichter von der Hand, wenn die Musik passt.


    Zu Hause dient mir der Kopfhörer als Blockade gegen äußere Geräusche (wie z.B. den Fernseher), die ich damit einfach aussperre.


    Mir ist aufgefallen, dass ich seltsamerweise am produktivsten bin, wenn ich mich auf Reisen befinde. Also auf dem Flughafen, im Flugzeug (auf einem Transatlantik-Flug schaffe ich um die 30 Normseiten und mehr und schreibe auch lieber, anstatt zu schlafen) oder abends in Hotels. Ich glaube, es liegt daran, dass ich dann keine Ablenkung durch z.B. soziale Verpflichtungen habe, sondern nur mit mir selbst beschaeftigt bin.
    Da ich mir meine Schreibzeit immer muehsam zusammenkratze, fuehrt das dann zu so seltsamen Auswuechsen, wie dass ich mich direkt freue, wenn der Flug 1 oder 2 Stunden Verspaetung hat, das sind dann 5 bis 10 Extraseiten.
    (ausser es ist der Anschlussflug fuer das letzte Stueck, nachdem man schon 12 Stunden hinter sich hat, dann ist es nur noch schlimm :grin)



    LG, Andrea

  • "Unterwegs" habe ich aus Mangel an Gelegenheit noch nie ausprobiert. Unterwegs bin ich mit dem Rad zur Arbeit (aber da male ich mir zumindest Szenen im Kopf aus - der Trip dauert aber keine zehn Minuten) oder früher 20 Minuten mit dem Bus, da lohnt's Netbook auch nicht. Oder mit dem Auto zu den Eltern ( = 5 Stunden Fahrt, leider nicht auf den Zug zu verlegen da viermal umsteigen - was das bedeutet an Wartezeiten ... es wären sowas bei zwölf oder dreizehn Stunden pro Tour, und wegen der Ticketpreise auch zehnmal so teuer wie die Spritkosten, also absolut unpraktisch).


    Was ich diesen Sommer mal versuchen werde, ist, mein Netbook mit ans Meer zu nehmen, wenn das Wetter schön ist. In den vergangenen Sommern habe ich gelegentlich im Garten geschrieben, aber so richtig warm wurde ich nicht damit, weil es zu heiß war, sobald es warm genug zum draußen sitzen war. Vielleicht macht das Fächeln der Meeresbrise schon den Unterschied aus. Von meiner Arbeit bis zum Strand sind es 5 Fußminuten. Sehe mich nach Feierabend schon da runterwackeln und die letzten Stunden Tageslicht dort verschreiben.


    Alternativ haben wir zur anderen Seite einen schönen Spaziergang zu zwei bronzezeitlichen Grabhügeln, wo man einen tollen Blick über die Gegend hat und es gibt auch einen Picknicktisch dort oben. Wäre möglicherweise auch ein produktives Umfeld ... (Hatte letztens beim Spazierengehen dort oben und vor allem hinterher, als ich nach Informationen über die Gräber gesucht habe, spontan die Idee, mal ein Projekt in der Bronzezeit anzusiedeln zu versuchen ...)



    (Editiert wegen neuem Keyboard und resultierender Fehler ...)

  • ...es gibt auch eine Stimmung NACH DEM SCHREIBEN.


    Thriller fertig. Ab damit an den Verlag. Und dann falle ich erst einmal in ein tiefes Loch und habe Mühe, das nicht in eine Depression ausarten zu lassen.
    Mir soeben nach Absluss meines Sechsten passiert.
    Einerseits froh, nach Monaten mit dem MS zufrieden zu sein, andererseits :grab


    Fix und fertig


    euer hef :gruebel

  • Zitat

    Orginal von hef...es gibt auch eine Stimmung NACH DEM SCHREIBEN.


    Ja das mit der Stimmung danach kenne ich seeehr gut. Aber bei mir ist das ein bisschen anders... Ich muss dann nämlich immer dreimal auf meinen Roman gucken um zu kapieren, dass ich jetzt damit fertig bin! Das wirklich ich das geschrieben habe!!!! :sprung


    Erschöpft oder ausgepowert fühle ich mich danach nie....


    lg büchergirl

  • Ja, in diese "Roman-fertig" - Depression falle ich auch jedes Mal aufs Neue. Bei meinem ersten "richtigen" MS war das extrem schlimm, aber noch verständlich, weil ein Hauptcharakter tot und die anderen beiden kreuzunglücklich waren :cry
    Aber es erwischt mich bei Happy Ends genau so heftig.
    Fühl mich dann leer, müde, ausgelaugt.
    Beim letzten war es zunächst nicht so schlimm, weil das MS dann sogleich ins Lektorat ging und unheimlich schnell wieder zur Nachbearbeitung bei mir war. Da blieb keine Zeit für diese Phase - dafür merke ich, wie es mich jetzt aus den Socken haut.
    :sleep


    Generell hilft mir Musik beim Schreiben sehr. Ich finde mit der passenden Musik immer am besten in die entsprechenden Stimmungen, und ich habe für meine Hauptfiguren auch immer ein paar Songs, die deren "Stimme" verkörpern. Das funktioniert bei mir wie bei dem Pawlowschen Hund ... höre ich ein bestimmtes Lied, denke und fühle ich sofort wie die dazu passende Figur. Das ist nicht immer schön; beim Einkaufen z.B. ist es äußerst uncool, plötzlich menschenverachtende Züge durch sich durchrattern zu spüren :schlaeger


    Und auch ich kann unterwegs sehr viel entspannter schreiben, als daheim. Das liegt mMn daran, dass man zu Hause immer damit rechnen muss, gestört zu werden. Obs klingelt, das Telefon fiept oder sonst irgendetwas ist - wer auch immer das ist, er will was von dir.
    Unterwegs kann Lärm hoch drei herrschen. Es ist nicht mein Lärm, es geht mich nichts an, niemand will dort etwas von mir. Perfekt. Leider hat mein Schlepptop nur eine eingeschränkte Akkuleistung. Kaum habe ich mich warmgeschrieben, blinkt es schon wieder ...

  • ...bei mir geht es nicht darum, dass ich dem Neugeborenen nachtrauere.
    Er kommt ja gebunden zurück. Im Gegenteil. Wenn ein MS fertig ist, bin ich froh, wenn es weg ist. Geht mich nichts mehr. Will ich nicht mehr wissen.


    Korrektur lese ich nicht mehr. Das macht meine Frau und dann Lektorat.


    Nein, es ist die Erschöpfung, die sich breit macht :kopfschmerz


    Von Simenon heißt es, dass er danach zwei Wochen ins Puff ist, und Hemingway vier Wochen nicht mehr nüchtern wurde.


    Na ja, mit denen kann ich mich nicht vergleichen. Waren auch andere Zeiten.
    Der nächste Termin ruft schon :bruell


    Werde mich irgendwie wieder mit Musik in Stimmung bringen....müssen


    euer hef

  • Habe mich in Stimmung gebracht.


    Mit Chopin und Eric Clapton. Blöde Mischung. Aber mir war danach und bei Chopin trat mir ein Passage in den Hintern...und sie traf.


    Seit heute schreibe ich wieder am nächsten Thriller....und bin glücklich. Ich sollte vielleicht doch mal auf Schreibentzug gehen :fleischspiess


    euer hef

  • Zitat

    Original von Mulle
    Ja, in diese "Roman-fertig" - Depression falle ich auch jedes Mal aufs Neue.


    Genau an dieser Stelle befinde ich mich gerade, allerdings ohne Depression. Bei mir hinterlässt ein fertiges Manuskript eher ein Hochgefühl. Ein Zurücklehnen mit der Gewissheit, nun Zeit für allen möglichen "Blödsinn" zu haben, z.B. zahlreiche Filme anzuschauen, die ich bisher verpasst habe.


    Natürlich genieße ich auch den Schreibprozess, aber ich liebe es fertig zu werden. Der Kopf ist endlich mal leer, wenn auch nur für eine Weile. Die Arbeit ist ja noch nicht wirklich vorbei, es kommt als nächstes das Lektorat, der für mich angenehmste Teil.


    Was die Musik betrifft, auf keinen Fall. Musik macht mich hibbelig, teilweise sogar nervös und gehört für mich unbedingt mit Tanzen zusammen. Doch Tanzen und Schreiben vertragen sich nicht so gut miteinander. :lache


    Abgesehen davon, werde ich schon den ganzen Tag unfreiwillig mit Musik berieselt, bei der Arbeit und beim Einkaufen. Da ziehe ich zuhause die Stille vor. Vor allem bei Nacht ...


    Herzliche Grüße
    von einer depressionsfreien Helene, die gerade ihr drittes Manuskript an den Verlag geschickt hat.

  • Ich höre gerne Musik beim Schreiben. Abgestimmt auf die Szenen, ist sie bei mir in verschiedenen Ordnern gespeichert. Dann heißt es nur noch, Kopfhörer auf und los geht's. Wenn ich so richtig vertieft bin, nehme ich sie meist gar nicht mehr wahr. Aber ich glaube, dann könnte auch die Welt um mich herum untergehen, ich würde es nicht merken.


    L.G.
    Gabi