Taschenbuch: 221 Seiten
Verlag: Fischer (Tb.), Frankfurt; Auflage: 5. A. (Oktober 2003)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3596132525
ISBN-13: 978-3596132522
Originaltitel: Life and Times of Michael K.
Inhalt
In Südafrika herrscht Bürgerkrieg. Michael K., ein Gärtner mit Hasenscharte, dessen "Geist langsam arbeitet", versucht, mit seiner kranken Mutter Kapstadt zu verlassen. Sie will aufs Land, zurück zu der Farm, auf der sie ihre Kindheit verbracht hat. Sie schaffen es nicht bis dorthin, Michaels Mutter stirbt auf dem Weg. Nach ihrem Tod scheint Michael nicht zu wissen, was er tun oder wohin er gehen soll. Er schlägt sich durch zu der Farm, von der seine Mutter sprach. Dort, weit weg von allen Menschen, fühlt er sich wohl und genießt die Einsamkeit - solange er kann.
Meinung
Was für ein Mensch ist Michael K.? Zu Beginn wirkt es so, als wäre er dumm - er kann keine normale Schule besuchen, es reicht gerade für die Arbeit als (Hilfs-)Gärtner. Doch spätestens, als Michael sich in der südafrikanischen Wildnis durchschlägt, habe ich mich gefragt, ob er wirklich so dumm ist - er ist zwar langsam und kann nicht gut mit anderen Menschen, die ihn zu irritieren scheinen. Dafür hat er aber ein Händchen für die Natur, für die Pflanzen und für das Leben in der Einsamkeit.
Gleichzeitig wirkt Michael oft verloren in einer Welt voller wirrer Ereignisse. Der Krieg interessiert ihn nicht, alles was er weiß ist, dass er ihm entfliehen will. Er verfolgt keine langfristigen Ziele, sondern scheint häufig einfach in den Tag hinein zu leben. Das ändert sich, als Michael beginnt, auf der verlassenen Farm Gemüse anzubauen. Er wartet und freut sich darauf, seine Pflanzen wachsen zu sehen. Coetzee schafft es, dem Leser zu vermitteln, wie wichtig Michael K. dieses einsame Leben ist. Wie viel es ihm bedeutet, dort zu sein, auf dieser Farm in der Einöde, bei seinen Pflanzen. Als Michael die Farm für einige Zeit verlassen musste, habe ich deshalb wirklich mitgelitten.
Michael ist ein Sonderling, anders als die meisten Menschen, auf jeden Fall ganz anders als ich. Trotzdem hat er mich unglaublich fasziniert, hat Coetzee es geschafft, mich Michaels Welt aus dessen Augen zu sehen und ihn zu verstehen. Am Schluss des Buches ist auch ein Arzt in einem Krankenhaus, in das der in der Wildnis halb verhungerten Michael aufgenommen wird, auf seltsame Weise von ihm angezogen. Während der Großteil des Buches aus Michaels Sicht erzählt wird, wird er am Ende von dem Arzt von außen beschrieben - eine sehr interessante Wendung, die das Buch meiner Meinung nach zu einem würdigen Abschluss führt.
"Leben und Zeit des Michael K." ist ein fesselndes, bewegendes Buch über einen ungewöhnlichen Menschen in schwierigen Umständen, der versucht, ein für ihn erträgliches Leben zu führen. Coetzee hat mich damit wieder ein Stückchen mehr zu einem Fan seiner Bücher gemacht.