Die rächende Frau

  • So wie ich das sehe, herrscht hier irgendwie ein ziemliches "Chrüsimüsi" (= Durcheinander)


    Kriemhild
    Aus Deinem Eingangsposting ersehe ich nicht, dass Du nur an weiblicher Rache an ganz bestimmten "Verbrechern" interessiert bist, so wie es das Gesetzbuch vorgibt.


    Es soll Frauen und Männer geben, die einen Seitensprung ihres Partners bereits als ein Verbrechen ansehen. Und wenn die ganze Welt es nicht so sieht, diese betrogenen Menschen empfinden das halt so.


    Im Uebrigen bin ich absolut gegen jegliche Selbstjustiz. Wenn wir Frauen und auch die Männer mit der Gesetzgebung und der Höhe von Strafen für gewisse "Verbrechen" nicht einverstanden sind, dann müssen wir halt auf irgendeine legale Weise dafür kämpfen, z.B. PolitikerInnen wählen, die für höhere Strafen einstehen....


    Genauso wie wir dafür kämpfen müssen, dass solche Verbrechen wie Vergewaltigung, Kindsmissbrauch etc. nicht mehr geschehen. Das ist ein enorm breites Feld, viele Möglichkeiten, wo man ansetzen muss, unbedingt ansetzen muss....

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Nein, natürlich nicht!
    Darum geht es doch!
    Es ist nicht okay, es ist ein Verbrechen!


    Trotzdem liest man es als Frau und findet es gut! Und diese Akzeptanz entsteht nicht nur aufgrund der Fiktion. Will sagen, weil man weiß, dass es nicht real ist, dass diese Personen nie existierten.


    Vielleicht entsteht dieses Gefühl der Genugtuung auch aus der Tatsache, dass man sich als Frau als Beute fühlt.


    Wo parke ich in der Stadt mein Auto, damit ich wenn ich im Dunkeln aus der Kneipe komme, nicht überfallen werde...


    Da liegt im Winter bei Minusgraden nachts ein Mann in einem Hauseingang und ich kann nicht hingehen und fragen, ob er Hilfe braucht, ob er verletzt ist. Ich bin nach Hause gerannt und habe die Polizei angerufen. Und hoffentlich war er nicht erfroren, bis sein Freund und Helfer eintraf...


    Und schau nie jemanden an, damit er sich nicht herausgefordert fühlt.


    Vielleicht wünscht frau sich auch einfach mehr Macht und ein weniger potentielles Opfer zu sein...


    Meine Freundin hat jahrelang in Israel gewohnt und gesagt, man könne dort mitten in der Nacht nackt über die Straße laufen. Dort wird man nicht überfallen. Wenn dort eine Frau vergewaltigt wird, schreit die ganze Nation auf. Ich weiß nicht, ob es stimmt...
    Aber so ein Zustand wäre äußerst wünschenswert.

  • Zitat

    Original von Kriemhild


    Vielen Menschen widerfährt Böses und unaussprechlich Schlimmes, trotzdem werden nicht alle zu Verbrechern...


    Eben....


    In Selbstjustiz jemanden zu töten, weil einem von diesem Menschen Böses angetan wurde, ist letztlich auch ein Verbrechen.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Siehst du: Ich kenne solche Ängste nicht, zumindest nicht in diesem Ausmaß. Deswegen stellt sich bei mir beim Lesen so eines Buches auch kein Gefühl der Genugtuung ein. Ich bin eher irritiert darüber, wie entmenschlicht der Täter dargestellt wird - als würden die Menschenrechte für einen Vergewaltiger außer Kraft treten. Das finde ich eben nicht.


    Das bedeutet aber nicht, dass Vergewaltigung kein schreckliches Verbrechen wäre! Ich bin mir wohl bewusst, dass die Opfer ihr ganzes Leben lang mit den Folgen zu kämpfen haben!

  • Zitat

    Original von Kriemhild
    Sehr guter Beitrag!
    Sehe ich auch so.


    Wenn Du es aber liest, hast du keinerlei Gefühl der Genugtuung?


    Es ist doch nur Fiktion!?


    Meinst Du mich?


    Es kann schon sein, dass bei gewissen "Rachen" eine Art der Genugtuung in mir aufkommt. Aber ich bin mir auch sofort bewusst, dass das kein gutes Gefühl ist, und ich damit Gefahr laufe, ein weiteres Unrecht zu dulden.


    Und was bitte ist jetzt Fiktion in dieser Diskussion? Irgendwo ist bei mir jetzt ein Knopf in der Leitung. :gruebel


    Nachtrag: Redet Ihr denn hier nur von irgendwelchen Romanen/Thrillern?
    Dann bin ich glaubs sowieso fehl am Platze.... :wave

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Zitat

    Original von AcrylDame
    Ich schau auch Frauen nicht an. Nicht, weil ich Angst vor einer Vergewaltigung hätte, sondern weil ich einfach keine Konversation initiieren will.


    @ Kriemhild
    Kann es sein, dass du dieses Thema erwählt hast, weil du persönlich irgendetwas aufzuarbeiten hast?


    Nein habe ich nicht.


    Ich habe es gewählt, weil ich mich über mein eigenes Gefühl der Akzeptanz der Selbstjustiz gewundert habe.


    In manchen Geschichten steht die Justiz auch gar nicht zur Debatte. In Haifischfrauen geht es um eine Frau, die auf einer Plantage in Hawai arbeitet und (ich glaube) über zwei Jahre hinweg von ihrem Aufseher vergewaltigt wird. Da gab es keine Möglichkeit den Kerl anzuzeigen...


    Bei Larsson ist die Frau unrechtmäßig für unmündig ernannt worden. Damit sollte ein übergelaufener Spion/Mörder geschützt werden. Diese Frau bekommt einen gesetzlichen Betreuer, der ihre Situation ausnutzt und sie brutalst missbraucht.
    Sie gilt aus Soziopathin und minderbemittelt und wurde als Kind in ein Heim gesteckt, weil sie den Übergelaufenen angriff, nachdem dieser wiederholt ihre Mutter misshandelt hatte.
    Niemand hätte ihr geglaubt... und sie hatte jegliches Vertrauen in die Justiz verloren.


    Ich möchte wissen, wie diese Akzeptanz zustande kommt.

  • Voltaire


    Dies hier ist als eine Art Brainstorming gedacht.
    Diese Diskussion läuft in keiner Weise zielgerichtet.


    Der hanbüchene Unsinn sollte genau als dieser erkannt werden.


    Und ja, es gibt Daten und Fakten, die ich in der Arbeit verwenden werde, sowie Studien die sich in der Realität auf Anzeigeverhalten, Reaktion der Polizei, Verlauf der Gerichtsverhandlungen etc. beziehen.


    Allerdings bin ich am Anfang und sammle nur Eindrücke, Kommentare und Vorstellungen.


    Kleist nannte das "die allgemeine Verfertigung der Gedanken beim Reden", wenn ich mich recht erinnere!

  • Zitat

    Original von AcrylDame
    Jetzt habe ich die Diskussion mit dir aber wirklich satt. Das ist mein letzter Beitrag zu diesem Topic.


    Du hast das RL in die Diskussion gezogen, nicht ich.



    Was ist denn jetzt los? :yikes


    Vermutlich ist es halt schon schwierig, über Literatur/Bücher/fiktive Geschichten zu reden, gerade auch bei diesem Thema, ohne das reale Leben/Geschehen ganz aussen vor zu lassen.


    Unsere Gefühle beim Lesen sind eben real, auch wenn es sich um eine fitkive Geschichte handelt.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Da hier schon mal der Fall Bachmaier angesprochen wurde...


    Ich glaube die Tat von Frau Bachmaier stieß wirklich auf viel Verständnis. Sie hatte ein Kind und das wurde von einem erwachsenen Mann missbraucht und getötet.


    Aber was wäre, wenn ein Kind, sagen wir mal von 8 Jahren von einem anderen Kind / Jugendlichen, von vielleicht 14 Jahren vergewaltigt und getötet wird.


    Würde die Mutter dann ebenfalls auf viel Sympathie stoßen wenn sie das Kind, das die Tat begangen hat, im Gericht niederknallen würde?


    Und was wäre, wenn die Mutter die das Kind im Gerichtsaal abgeknallt hätte, noch ein weiteres Kind hat? Dürfte das dann die Mutter des im Gericht getöteten Kindes, dieses ebenfalls erschießen? Denn sie wäre ja dann in der gleichen Lage wie Mutter Nummer 1, deren Kind von jemand anderm getötet wurde.


    Selbstjustiz richtet sich immer an die niedrigen Instinkte der Menschen und hat mit Gerechtigkeit nicht viel zu schaffen.

  • Zitat


    Zitat von Joan:
    Im Uebrigen bin ich absolut gegen jegliche Selbstjustiz. Wenn wir Frauen und auch die Männer mit der Gesetzgebung und der Höhe von Strafen für gewisse "Verbrechen" nicht einverstanden sind, dann müssen wir halt auf irgendeine legale Weise dafür kämpfen, z.B. PolitikerInnen wählen, die für höhere Strafen einstehen....


    Wenn man/frau nach schlimmen Verbrechen höhere Strafen fordert, heißt es, die Strafgesetze haben den notwendigen Spielraum, allein an deren Anwendung hapere es.



    Zitat

    Kriemhild :Ich möchte wissen, wie diese Akzeptanz zustande kommt.


    Zum Thema Akzeptanz von Rache/Selbstjustiz
    Ich glaube, dass dies ein zutiefst menschliches Gefühl ist, das die Spezies Mensch in all den Jahrtausenden ihrer Mensch(lich)werdung und Wesensbildung nicht in den Griff bekommen bzw ausgemerzt hat. Ich möchte es wertfrei verstanden wissen : dieses Gefühl ist latent vorhanden, nicht entschuldbar doch verständlich.

    Ich bin, ich weiß wer
    Ich komme, ich weiß woher.
    Ich gehe, ich weiß nicht wohin.
    Kein Wunder, dass ich fröhlich bin.

  • Das Verstehen und Empfinden von Literatur ist verknüpft mit unseren realen Erfahrungen und Erlebnissen.


    Auch mit realen Ereignissen, die Meinungen prägen. Ebenso mit einseitiger Berichterstattung der Medien, die nicht nur die Intention haben, zu informieren. Schließlich wollen sie sich auch verkaufen...


    Also kann man die Realität auch nicht außen vorlassen.

  • Ich wollte mal ein Buch in die Runde schmeißen - ist allerdings keine Literatur.


    Kalte Glut von Sidney Sheldon


    Meisterdiebin und Racheengel: Ein packender Thriller um eine Frau auf der Suche nach Gerechtigkeit – von Sidney Sheldon, dem Großmeister spannender Unterhaltung.


    Eine infame Intrige bringt die junge, bildhübsche Tracy Whitney unschuldig ins Gefängnis. Nach ihrer Entlassung wird sie zu einer der geschicktesten Diebinnen Europas und setzt die Waffen der Frau gekonnt ein, um ihre Widersacher zu vernichten …

  • Kein Buch, aber ein DVD Tipp.


    Für die Rolle bekam Jodie Foster ihren ersten Oscar.


    Angeklagt


    Jodie Foster wird in der Rolle der Sarah das Opfer einer Vergewaltigung. Unter den frenetischen Anfeuerungsrufen zahlreicher Barbesucher wird die junge Sarah mehrmals vergewaltigt. Sie gerät nur unfreiwillig in die für sie prekäre Situation. Angesichts des angeblich provozierenden Verhaltens des Opfers lässt sich die ehrgeizige Staatsanwältin (Kelly McGillis) auf einen Deal ein und klagt die Täter lediglich der Körperverletzung an. Doch damit ist Sarah erneut entwürdigt. Die Staatsanwältin rollt den Fall wieder auf. Allerdings sitzen diesmal die Zeugen auf der Anklagebank. Für ihre überragende Darstellung als Vergewaltigungsopfer wurde Jodie Foster mit dem Oscar ausgezeichnet.


    Jodie Foster in einer ihrer besten Rollen. Einfühlsam, realistisch und sehr überzeugend spielt sie den Part der vergewaltigten Sarah. Der Film ist nichts für zart Besaitete. Er beeindruckt durch seine schonungslose Realität. Man weiß, dass sich solche Sachen in der Realität ereignen und ist schockiert über die Emotionslosigkeit der Täter. Auf den Film sollte man sich emotional vorbereiten, denn es handelt sich definitv nicht um Unterhaltung für zwischendurch.


    Aus Opfern werden Schuldige - ist Gerechtigkeit Interpretationssache? Angeklagt beleuchtet auf ergreifende Weise das individuelle moralische Bewusstsein in einem Gerichtsprozess, in dem die Kriterien der Gerechtigkeit reine Verhandlungssache sind. In ihrer Oscar-prämierten Rolle der Sarah Tobias spielt Jodie Foster eine selbstbewusste junge Frau, die vor Zeugen Opfer einer mehrfachen Vergewaltigung wird. Doch dies ist nur der Anfang ihrer Qual. Plötzlich findet sich Sarah im Kampf gegen das Rechtssystem wieder Nachdem die Vergewaltiger mit einer geringen Strafe davonkommen, sucht sie gemeinsam mit ihrer Anwältin Kelly McGillis Gerechtigkeit in der Anklage gegen die Zeugen der Gewalttat, die sich durch anfeuernde Zurufe als Mittäter schuldig gemacht haben.