Talbert: Das Messer aus Papier [ab 9]

  • Jeremys schlimmes Geheimnis


    Zum Buch:
    Jeremys Mutter wird von ihrem gewalttätigen, alkoholkranken Partner George misshandelt und der 10-jährige Jeremy wurde von George sexuell missbraucht. Die Mutter zieht mit Jeremy ausgerechnet zu Georges Eltern, was die Sache noch komplizierter macht. Jeremy schreibt sein böses Geheimnis auf und trägt dieses "Messer aus Papier" als Schutz immer mit sich herum. Doch als Jeremys Mutter seine Notizen findet, glaubt sie, ihr Sohn werde von seinem Lehrer Mr. Williams missbraucht.


    Jeremy verhält sich wie ein klassisches Missbrauchs-Opfer, er denkt stets zuerst über das Wohlergehen anderer nach. Er glaubt, den Missbrauch verheimlichen zu müssen, um seine Mutter, George und dessen Eltern zu schützen. Verheimlichen kann Jeremy sein Problem mit George aber nur, wenn er genau auf jedes Wort achtet und sich nicht verrät. Allein seinem Lehrer fällt auf, dass Jeremy sich von seinen Klassenkameraden absondert. Nur von seiner Freundin Harriett erfährt Jeremy Unterstützung. Der Wunsch der Leser nach einem glücklichen Ende für Jeremy wird sich aufgrund der unentschlossenen Haltung seiner Mutter wohl nicht erfüllen.


    Fazit:
    "Das Messer aus Papier" erschien 1988 in den USA. Es war eines der ersten Bücher, das den sexuellen Missbrauch an einem Jungen beschrieb. In kindgerechter Sprache gibt es Einblick in Jeremys aussichtslose Lage, der den Missbrauch durch eine nahestehende Person verschweigt, um das Auseinanderbrechen der Familie zu verhindern.
    Empfohlen für Leser ab 9 Jahren

  • Dieses Buch hat mich tief bewegt. Was der arme Junge durchmachen muß ist echt die Hölle. Und auch die Einstellung vieler erwachsenen Menschen in seiner Umgebung hat mich unendlich wütend gemacht. Von wegen ... der wollte das doch. Die Eltern der besten Freundin verbieten ihr ja sogar den Umgang von wegen "Der ist verdorben". Echt, diese Leute sollten man alle ...... ich sags lieber nicht.


    Was mich am Ende stört ist, das Jeremy auch weiterhin noch Kontakt zu dem Täter hat/haben soll, auch nachdem alles rausgekommen ist. (Ich meine mich zu erinnern, das er und seine Mutter den eingesperrten Mistkerl regelmässig besuchen) Das ist doch echt die Höhe. Wie kann bitte die Mutter das zulassen.


    Gut dargestellt ist im Buch allerdings die Not und die Gefühle von Jeremy.


    Auf Grund des Endes bin ich zwiegespalten.



    Viele Grüße,
    Melanie

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

  • Zitat

    Original von RickyundMolly
    ... Was mich am Ende stört ist, das Jeremy auch weiterhin noch Kontakt zu dem Täter hat/haben soll, auch nachdem alles rausgekommen ist. (Ich meine mich zu erinnern, das er und seine Mutter den eingesperrten Mistkerl regelmässig besuchen) Das ist doch echt die Höhe. Wie kann bitte die Mutter das zulassen.
    Gut dargestellt ist im Buch allerdings die Not und die Gefühle von Jeremy.
    Auf Grund des Endes bin ich zwiegespalten.
    ...


    Das klingt, als fändest du den Rest nicht so gut dargestellt. Dass die Mutter ihre Beziehung zu Georges Familie über das Wohl ihres Kindes stellt, finde ich sehr realistisch - auch wenn es schwer zu ertragen ist. Familien-Situationen wie diese machen Missbrauch erst möglich. Wenn man Jeremy fragen würde, ob er in eine Pflegefamilie möchte, würde er sich wahrscheinlich trotz allem für seine Mutter entscheiden, seine einzige Familien-Angehörige.

  • Unter dem Gesichtspunkt - das die Realität eben oftmals so grauenhaft ist - hab ich das noch nicht gesehen. Du hast Recht - wenn man es so sieht , dann ist die Darstellung umso beklemmender und auch wieder genial.


    Als ich das Buch (ist schon etwas länger her - mehrere Jahre) gelesen hatte, da hatte ich das damals so aufgefasst als würde mir das Ende als "gutes" Ende verkauft werden sollen. Das dieses "Aussöhnen" bzw. "Nicht-fallen-lassen" dieses .... ich muß mich beherrschen nicht ausfallend zu werden ...Mistkerls in Ordung und das richtige wäre. Das hat mich damals wahnsinnig gemacht.


    Ich glaub wirklich ich muß das Buch noch einmal lesen, im Hinterkopf das es oft so unmöglich zugeht und am Ende - ganz am Ende - der Ausweg schon wieder dicht ist.....


    Danke, und liebe Grüße,
    Melanie

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)