Edith Schreiber-Wicke: Der Neinrich [ab 4]

  • NEIN-sagen schützt Kinder


    Zum Buch:
    Tante Karin küsst Leo und hinterlässt zu allem Überfluss auch noch eine Lippenstift-Spur auf Leos Wange. Leo findet das eklig. Könnte seine Mutter ihm nicht wenigstens gegen unerwünschtes Abknutschen helfen? Leo grollt. In seinem Zimmer zeichnet er einen knallroten Wicht mit Teddy-Ohren und einer grünen Haarsträhne. Der Knallrote lebt, tobt neben Leos Stiftebecher herum - und er kann sehr entschieden NEIN sagen. Der Wicht ist ein Neinrich, der Leo das Neinsagen beibringen kann. Wichtig ist der richtige Moment, doziert Neinrich, schließlich soll man nicht "Nein" sagen, nur um andere zu nerven. Leo stehen förmlich die Haare zu Berge, sein Gesicht legt sich in wütende Falten als er daran denkt, wann ER gern Nein sagen möchte: Immer dann, wenn er den Teller leer essen soll, sich die Zähne putzen oder viel zu früh ins Bett geschickt wird! Doch Neinrichs Liste der wichtigen Neins sieht ganz anders aus als Leos. Nein, wenn Fremde Süßigkeiten anbieten oder Kinder im Auto mitnehmen wollen, Nein, wenn andere Kinder bei rot über die Straße laufen wollen oder merkwürdige Mutproben vorhaben, Nein, wenn Erwachsene sich beim Bäcker vordrängeln - und ein ganz kräftiges NEIN gegen alle Anfasser und Knutscher. Nachdem der Neinrich Leo die wichtigen NEINS erklärt hat, wird er wieder zur gezeichneten Figur auf dem Zeichenblatt.


    Fazit:
    Der tomatenrote Neinrich und die auf rotem Grund gedruckte Neinliste vermitteln eine deutliche Botschaft. Leo macht es Kindern durch seine ausdrucksstarke Mimik leicht, sich mit ihm zu identifizieren, über seine - und ihre eigenen - Empfindungen zu sprechen. Der Neinrich ist ein humorvolles Bilderbuch in kräftigen Farben zu einem ernsten Thema. Wer Kinder davor schützen will, dass sie mit Fremden gehen, kann das tun, ohne gleich von sexuellem Missbrauch zu sprechen. Beginnen wir einfach mit dem NEIN und den unerwünschten Tanten-Küssen.


    Den Neinrich gibt es auch als Bilderbuchkino auf DVD.

  • Neulich an der Bushaltestelle: ein älterer Herr drückt meiner 4-jährigen Tochter aus heiterem Himmel eine kleine Tafel Schokolade in die Hand. Kind strahlt, ich bin genervt.
    Die Gelegenheit, sich mal wieder ausführlich übers Neinsagen und Geschenke von Wildfremden zu unterhalten.
    Später habe ich den Neinrich entdeckt und fand das Buch eine gute Idee, damit dieses Thema präsent bleibt.


    Ich finde die Geschichte ansprechend gestaltet und den Text stimmig. Er liest sich gut vor und alle wichtigen Aspekte werden angesprochen, z.B. auch, dass man unterscheiden muss zwischen dem Quengel-Nein und den wichtigen Neins.
    Wichtige Nein-Sage-Situationen werden dargestellt ohne unnötig Angst zu machen.
    Eigentlich also ein gutes Buch zum Thema Nein-Sagen.
    Allerdings mag es meine Tochter überhaupt nicht.
    Sie lacht sich zwar kaputt, wenn der Neinrich mit einem Radiergummi Fußball spielt, aber ansonsten findet sie das Buch blöd. Wohl weil es einfach doch eher belehrend ist. Über das Thema Neinsagen reden findet sie in Ordnung, aber Vorlesebücher mag sie lieber mit "einer richtigen Geschichte", in der die Botschaft nicht ganz so offensichtlich präsentiert wird.

  • Da gäbe es noch ein kratzbürstiges Katzenjunges.


    Tomi Ungeres Kinderbuch in schwarz-grau-weiß erzählt vom antiautoritären Jungkater Toby Tatze, der Ärger mit seiner Mutter hat. Dauernd will sie ihn küssen, hätscheln und putzen. 'Wie ne Kleiderpuppe aus dem Versandkatalog seh ich aus', jammert er, 'geleckt und geschleckt wie ne richtige Postkartenmieze!' Und wütend zerknautscht und zerkrumpelt er jeden Morgen hinter dem Rücken der Mutter seine Kleider ...