Veronika Ferres: Nein, mit Fremden gehe ich nicht! [ab 4]

  • Die Warnung vor Fremden genügt nicht, um Kinder zu schützen


    Zum Buch:
    Veronika Ferres spricht mit ihrem Bilderbuch aus, was alle Eltern fürchten: dass trotz sorgfältiger Absprachen und Ermahnungen ihr Kind durch einen dummen Zufall doch mit einem Fremden geht und sexuell missbraucht werden könnte. Weil Lias Freundin Anne plötzlich krank geworden ist, wird Lia mittags nicht wie gewohnt von Annes Mutter aus dem Kindergarten abgeholt. Sofie, die ihren kleinen Bruder Moritz abholt, ist sauer, dass sie Lia mitnehmen und wegen ihr einen Umweg machen soll. Sie schickt die 5-Jährige das letzte Stück des Heimwegs allein los. Ein junger Mann bietet Lia an, sie im Auto mitzunehmen und zieht sie am Arm. In letzter Minute setzt Lia sich zur Wehr.


    Die Illustrationen von Julia Ginsbach zeigen anschaulich Lias Gefühle und wecken das Mitgefühl der kleinen Leser. Das Buch eignet sich gut zu einem Gespräch darüber, wie es Lisa geht und was man in ihrer Lage wohl tun kann. Sehr ermutigend ist, wie selbstbewusst Lia sich wehrt und Hilfe sucht.


    Fazit:
    Mit Kindergartenkindern richtiges Verhalten für eine bestimmte Situation einzuüben, ohne sie unnötig zu ängstigen, ist sehr schwierig. Allein die Klärung, wer denn ein "Fremder" ist, kann 4-Jährige eher verwirren. Dass sich das Buch auf die Figur eines Fremden mit Auto konzentriert und weniger auf grundsätzlich selbstbewusstes Auftreten (zum Beispiel gegenüber älteren Kindern oder Verwandten), finde ich nicht glücklich. Die Warnung vor Fremden kann Kinder nicht vor dem Missbrauch durch vertraute Personen schützen. Nur starke Kinder, die selbstbewusst über ihren Körper entscheiden und unerwünschte Berührungen gegenüber allen Personen abwehren, können vor möglichem Missbrauch geschützt werden.


    Geschickter finde ich, mit Kindern offen über "schlechte Geheimnisse" und über "Nein-Sagen" zu sprechen.