Marina Lewyckas ist mit ihrem dritten Roman „Das Leben kleben“ ein herrlich schwung- und humorvoller Roman mit vielen ernsten und politischen Untertönen gelungen.
Georgie Sinclair ist Mitte Vierzig und hat gerade ihren Ehemann vor die Tür gesetzt. Da lernt sie durch einen Zufall Mrs. Shapiro kennen, die mit ihren vielen Katzen am Ende der Straße in einem alten, etwas heruntergekommenen Haus lebt. Das allerdings ist ein Prunkstück für jeden Immobilienhändler, denn auch im Norden Londons sind die Preise hoch. So kümmert sich Georgie nicht nur um die alte Dame, die als Jüdin in den 40er Jahren von Hamburg nach England flüchtete, sie muss sich auch gegen jede Menge Immobilienhaie wehren, die Mrs. Shapiro nur zu gern entmündigt im Altersheim sehen würden. Was für ein Glück, dass ihr gerade jetzt mit Mr. Ali ein fähiger Handwerker über den Weg läuft, der das Haus so richtig auf Vordermann bringen kann – selbst wenn er nun ausgerechnet aus Palästina stammt. Doch Georgie hat auch Probleme mit ihrem 16-jährigen Sohn, der immer mehr in die Cyberwelt abtaucht und den nächsten Weltuntergang beschwört.
Nach „Der ukrainische Traktor“ und „Caravan“ ist Marina Lewyckas mit ihrem dritten Roman „Das Leben kleben“ wieder ein herrlich schwung- und humorvoller Roman mit vielen ernsten und politischen Untertönen gelungen. Es geht um die Liebe, um das Miteinander, um Geschichte und um den Klebstoff, der alles zusammenhält. Erneut schafft Lewycka dabei durch ihren hintergründig-ironischen Stil eine besondere Atmosphäre, in der sich ihr Thema wie von selbst entwickelt – hier ist es, am verhängnisvollen Beispiel von Israelis und Palästinensern, die Frage von Menschlichkeit, Verständnis und Aussöhnung zwischen Menschen und Nationen. Und die beste Antwort gibt ihre Heldin Georgie selbst: „Rache ist irgendwann uninteressant. Spannender ist der Blick nach vorne.“ Von diesem Roman sollten sich so manche verfeindete Länder eine Scheibe abschneiden!