Obwohl sich schon seit einiger Zeit "Der Duft von Schokolade" in meinem Besitz befindet (hauptsächlich wegen des ansprechenden Titels, der guten Rezis und nicht zuletzt weil der Autor ein Ortsansässiger ist), konnte ich von mir nicht behaupten bisher etwas von Ewald Arenz gelesen zu haben, auch nicht seine regelmäßig erscheinenden Beiträge in der Tageszeitung. Aber nun hatte ich ja Gelegenheit dies nachzuholen und den Schöpfer persönlich bei der Präsentation seines neuesten Werkes zu erleben: Ein Buch über das Leben einer Bestatter-Familie, mit - so wurde es versprochen - viel schwarzem Humor. Ich war ebenso planlos wie gespannt, was ich an diesem Abend erwarten durfte. Ort des Ganzen war wieder mal die inzwischen so beliebte Bücherstube Zirndorf, wo es auch ein Mini-Eulentreffen mit den üblichen Verdächtigen gab.
Kurz vor 19:30 erschien dann auch Ewald Arenz, in einer dunklen Hosen-Sakko-Kombi, und wirkte so selbst fast ein bisschen wie ein Bestatter, was ja möglicherweise sogar Absicht war. *g*
Bereits nach den ersten 5 Minuten stand für mich fest: Dieses Buch muss ich haben! Das ist genau mein Ding. Der Text begann mit einer schelmischen Einlage, als die beiden Söhne des Bestatters Ehrlich (beide um die 40 und eigentlich in anderen Berufen tätig) auf einer Beerdigung durch verschiedene Umstände in einen prustenden Lachanfall ausbrechen. Ich möchte aber gleich erwähnen, dass ich an keiner Stelle das Gefühl hatte, die Geschichte wäre pietätlos. Im Gegenteil. Häufig ließ die Handlungsweise der Personen erkennen, wie warmherzig das Verhältnis der einzelnen Familienmitglieder untereinander ist, wie eng der Zusammenhalt. Die beiden Söhne haben sich freigenommen um mit den familieneigenen Leichenwagen nach Berlin zu fahren und dort den Umzug ihrer Großmutter in eine "Betreutes Wohnen"-Anlage zu übernehmen. Als sie dort ankommen, finden sie die Großmutter tot vor dem Kühlschrank. Was für Anstrengungen sie anstellen müssen, um die liebe Verstorbene nach Hause zu transportieren verrate ich an dieser Stelle nicht, nur soviel: Es ist ebenso lustig wie anrührend und auch ein klein wenig böse. Dazwischen erfährt man in Episoden aus der Vergangenheit immer wieder etwas mehr über diese einzigartige Familie und wie sie wurde was sie ist. Wenn der Rest des Buches auch so ist, wie die gewählten Ausschnitte vermuten lassen, dann glaube ich, habe ich an diesem Abend ein kleines Juwel erstanden. Ich werde das Buch auf jeden Fall als nächstes lesen und dann davon berichten.
Ewald Arenz ist ein humorvoller Unterhalter mit sehr viel Charme und Ausstrahlung. Es war ein Vergnügen ihm zuzuhören, sowohl bei der Lesung des Textes, als auch bei seinen sonstigen Ausführungen (und dem Versuch, ob man Wasserschlucken mit Mikro am Hals wirklich im Lautsprecher hört - tut man). Wenn sich wieder die Gelegenheit bietet, eine seiner Lesungen zu besuchen, werde ich sicher nicht zögern.
Auf Nachfragen des Veranstalters, enthüllte Ewald Arenz, dass in diesem Buch auch ein paar kleine biographische Züge versteckt sind. Nämlich u.a. in Form der indischen und vietnamesischen Adoptivschwestern, die er selbst hat (übrigens etwas, das laut Herrn Arenz die FAZ in einer Rezension seines Buches als "zu weit hergeholt" bezeichnete. Tja, so kann man sich irren. *g*)
Was ich noch erwähnen möchte: die Signatur hat er mit einer wunderbar geschwungenen Schrift mit einem Füller (oder vielleicht auch einer Feder) mit breiter Spitze vorgenommen. Sieht echt toll aus. Ich habe ihm ganz andächtig beim Schreiben zugesehen, ich selber besitze nämlich leider eine ziemliche Sauklaue. Und einen netten Spruch hat es auch dazu gegeben.
Kleiner Wehrmutstropfen am Rande: Die Inhaberin der Bücherstube lag leider wegen einer Operation im Krankenhaus (die sie aber zum Glück gut überstanden hat) und konnte selbst nicht an der Lesung teilnehmen. Ich wünsche ihr von dieser Stelle aus nochmals Gute Besserung!