Unland - Antje Wagner [ab 12]

  • Unland von Antje Wagner


    Allgemein:
    Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
    Verlag: Berlin Verlag; Auflage: 1., Aufl. (8. August 2009)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-13: 978-3827053398
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 13 Jahre


    Über die Autorin:
    Antje Wagner, geboren 1974, ist in Wittenberg aufgewachsen und studierte deutsche und amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften in Potsdam und Manchester, später arbeitete sie als Kellnerin und Sprecherin. Seit 2001 arbeitet sie als freie Autorin, schreibt Romane und Erzählungen für Erwachsene und Jugendliche und übersetzt auch aus dem Englischen. Sie lebt in Potsdam.


    Kurzbeschreibung:
    Die vierzehnjährige Franka muss von Berlin nach Waldburgen ziehen, in ein Elbdorf mitten in Sachsen- Anhalt. Sie ist der "Neuzugang" im Haus Eulenruh, einem Wohnprojekt für sieben Kinder und Jugendliche. Doch irgendetwas stimmt nicht in dem Ort. Wieso schweigen die Erwachsenen so beharrlich, wenn man sie auf das verlassene Dorf Unland, diese Ruinenlandschaft am Waldrand, anspricht? Als plötzlich ein Junge aus dem Haus Eulenruh verdächtigt wird, einen Diebstahl begangen zu haben, gründet Franka eine Bande. Während die "Eulen" versuchen herauszufinden, wer hinter der Verleumdung steckt, stoßen sie auf ein viel größeres und unheimlicheres Geheimnis.


    Meine Meinung:
    Das Cover sieht nicht weiter spektakulär aus und der Klappentext verspricht eine Handlung zwischen Detektivgeschichten und alltäglichen Erlebnissen.
    Ich habe dieses Buch gelesen und musste meine erste Meinung vollkommen umstellen.


    Die Autorin geht sehr auf einfühlsam mit den Sichtweisen der Heranwachsenden um. Der versteckte Witz fehlt nicht und die kindliche Neugier ist immer wieder zu spüren.
    Franka ist ein sehr eigenwilliger Charakter, welchen man nachvollziehen kann. Sie steht in der Phase eines pubertierenden Mädchens, in welcher sie kein Mädchen mehr sein möchte. Sie ist frech und schlagfertig und setzt sich gegen die täglichen Hänseleien in der Schule zur Wehr.
    Ann und Lizzie, die Zwillinge, sind vollkommen unterschiedlich. Sie beide haben einen total anderen Kopf, doch auch sie machen erste Bekanntschaften mit der Liebe. Lizzie lässt alle Jungs der Schule nacheinander abblitzen, bis sie sich endlich verliebt. Ann macht die gleiche Phase durch, nur trifft Amors Pfeil hier ein Mädchen. Schon das sorgt für einigen Trubel.
    Jedes Kind im Haus Eulenruh hat eine bewegende Geschichte hinter sich. Es ist authentisch und auch vollkommen richtig, finde ich, dass die Autorin auch brisante Informationen über die Kinder andeutet. Anders wäre die Geschichte wohl auch nicht glaubwürdig.


    Das Geheimnis könnte die Neugier des Lesers wecken. Nach und nach ermitteln die Kinder und finden einiges heraus… Die Autorin ist geschickt an diese Sache herangegangen. Sie baut eine unheimlich gruselige Spannung auf, verrät aber trotzdem das Geheimnis noch nicht, sodass die Spannung über das Ende hinaus erhalten bleibt.
    Zum Schluss merkt man, dass der Roman eine total interessante Mischung aus Spannung, Fiction, Tragik und Realität ist.
    Das Ende kann man fast schon als tragisch bezeichnen. Der Leser erfährt auch nicht, ob es den Kindern letztendlich gelungen ist - das muss man sich selbst denken.


    Ein ganz toller Roman für Jugendliche. Spannend umgesetzt und außerdem mit vielen lustigen Elementen des Heranwachsens gespickt.
    „Unland“ von Antje Wagnerverspricht für jeden anderes zu werden, als er sich von der Beschreibung her erwartet.


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  • Es gibt jetzt auch eine Taschenbuchausgabe. :wave


    Weitestgehend schließe ich mich Ramonas Rezi an. Die großen Stärken in "Unland" sind die liebevoll gestalteten Figuren. Die Autorin hat es geschafft, hier wirklich lebendige Charaktere zu schaffen, die alle auf ihre Art von ihrer äußerst schwierigen Vergangenheit gezeichnet sind, aber sich nicht darüber definieren. Wirklich schwierige Themen wie Misshandlung und Missbrauch, selbst Mord unter den Eltern, aber auch Ausgrenzung und Mobbing werden sensibel mit Witz, Schlagfertigkeit und den jedem bekannten Sorgen Heranwachseneder gemischt. Heraus kommt etwas ... absolut Lebendiges. Man *fühlt* mit, empfindet aber kein Mitleid.


    Der Schreibstil ist extrem schön, passend, fantasievoll, und hat mich schon nach ein paar Seiten dazu gezwungen, in meiner Buchhandlung anzurufen und ein weiteres Buch von Antje Wagner zu bestellen.


    Was mir nicht so gut gefallen hat, war das Ende. Es bleibt relativ "offen", was mich nicht gestört hat. Auch hat mich überhaupt nicht gestört, dass die Handlung ins Paranormale abgleitet, zumal ich dahinter die ganze Zeit eine Metapher gesehen habe (allerdings wusste ich das auch von der Autorin selbst). Aber mir blieben auf beiden Ebenen, paranormal wie Metapher, zu viele Fragen offen, ich fand keine Anknüpfpunkte für meine Interpretation.
    Nun könnte man behaupten, dass ich das Buch nicht verstanden habe ... aber wenn ich als erwachsene Vielleserin ein Jugendbuch (ab 12) nicht verstehe, dann muss ich einfach sagen, dass es wohl zu kompliziert ist.


    Daher keine volle Punktzahl, aber immer noch 8/10 und eine absolute Leseempfehlung (schon allein, weil ich gerne mit jemanden weiter drüber diskutieren würde *gg*).

  • Antje Wagner war mir bis zu meinem Besuch des „Fest des Lesens“, der Abschlussveranstaltung der Jungen Literaturtage Westmünsterland, völlig unbekannt. Wie viel ich deshalb bisher verpasst habe, hat mir die Lektüre ihres ersten All- Age- Romans „Unland“ vor Augen geführt.


    Das Buch handelt von der vierzehnjährigen Franka, die aus einer Pflegefamilie in Berlin in eine Wohngruppe auf dem Land kommt. Diesbezüglich muss ich der Autorin direkt ein dickes, dickes Lob für ihre Recherche aussprechen! Sie hat den Alltag in dieser Erziehungsstelle und besonders die Probleme mit dem Umfeld, mit denen diese Kinder und Jugendlichen zu kämpfen haben, sehr nahe an der Realität beschrieben. (Ich glaube, das Problem mit den gut gemeinten „Spenden“ oder der Stigmatisierung der Kinder kennt jede Jugendhilfeeinrichtung.) Antje Wagner zeigt in ihrem Buch mal die andere Seite der Medaille auf.


    „Sie geben uns nichts, sondern klauen uns etwas, wenn sie solche Kartons mit Klamotten durch den Zaun schieben, so als ob wir sonst nur in Fetzen rumlaufen würden! Sie klauen uns nämlich die Würde!“ (S. 51)


    Von der ersten Seite an wird man in den Bann der Geschichte gezogen – zuerst durch Frankas Ankunft im Haus Eulenruh und wenig später dann durch die unheimlichen Vorkommnisse in Waldburgen. Sehr schnell wird klar, dass irgendetwas Merkwürdiges in dem kleinen Ort vorgeht, doch man bekommt nie auch nur eine ungefähre Ahnung davon, was das sein könnte. Kaum glaubt man, das Geheimnis entschlüsselt zu haben, passiert etwas völlig Unerwartetes, und man steht wieder am Anfang seiner „Ermittlungen“.


    Mit Franka hat Antje Wagner eine Protagonistin geschaffen, die starke Ecken und Kanten hat, die man aber genau deswegen von Beginn an mag, denn sie wirkt sehr authentisch und sympathisch. Figuren, denen es an Tiefe fehlt, sucht man vergebens. Es gibt Charaktere, die man von der ersten Begegnung an liebt (die Zwillinge, Valerie), aber auch absolute Reizfiguren (Vera, den Nachbarn, Thommy).


    Der Schluss des Buches übertrag all meine Erwartungen – sowohl die positiven als auch die negativen. Ich war wie erschlagen von dem, was passiert, entsetzt von Eventualitäten und Plänen, gleichzeitig aber auch fasziniert von der Fantasie und Kreativität, die sich plötzlich hinter der ganzen Geschichte offenbarte. Und mit etwas Abstand kann ich nun sagen, dass da Ende passt. Es ist anders, deutlich anders, als ich es erwartet habe, aber es passt, und diese Geschichte hätte auch wohl kein anderes Ende haben können.


    Fazit:
    „Unland“ ist ein fesselndes, spannendes und etwas ungewöhnliches Buch, welches sowohl Fantasy- als auch Thriller- und Krimifreunde gleichermaßen begeistern dürfte. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf Antje Wagners nächsten All- Age- Roman, der im Herbst 2012 erscheinen soll.

  • Die Geschichte war wirklich gut und fesselnd, was vor allem an den wirklich sehr interessanten, lebensnahen Charakteren liegt. Die Schicksale der Kinder und Jugendlichen und der wirklich gelungene Versuch des Ehepaares, den Kindern eine Familie zu bieten anstatt "heim und Co." tragen dazu wirklich bei. Jede Figur hat richtig Persönlichkeit, die auch nachvollziehbar ist.


    Allerdings hat das "Ende", falls man es denn so nennen kann das Buch meiner Meinung nach kaputtgemacht. Schön .... es ist erklärt was Unland ist. Aber warum, wieso ist dieses Unland da?? Und vor allem..... das Ende ist absolut offen und lässt einen ohne jede Lösung zurück. Denn - selbst bei Durchführung des Planes vom Schluß, den die gefangenen "echten" Kids haben - es wäre doch vollkommen nutzlos, da dann alles wieder von vorne losgehen würde. Die "Doppelgänger" wären wieder gefangen, die "echten" wären zwar frei, würden aber wieder vergessen und wären über kurz oder lang wieder gefangen. Ewiges Hin und Her..... diese Geschichte läuft auf NICHTS hinaus !!!!!! Was soll denn das???
    Und vor allem entsetzt es mich wirklich das

    .
    Da bleibt einem doch die Spucke weg !!! Toller Lösungsansatz .... und direkt danach das offengelassene Ende.... Was wäre die nächste Alternative, falls das mit dem armen Fussel auch nicht klappt? Müssen dann der arme kleine Axel und die kleine Denise dran glauben, weil alle die beiden Kleinen lieb haben? Nee.... das Ende (das keines ist) macht alles kaputt. Ich hab erst gedacht das kann nicht das Ende sein - da muß doch noch ein zweiter Teil kommen um überhaupt ansatzweise "aus der Geschichte zu kommen". Aber das scheint nicht der Fall zu sein.


    Mir kommt es so vor, als hätte man ein Buch angefangen zu schreiben und dann in der Mitte keine Lust mehr gehabt und es dann halt halb gelassen. Und zwar da wo die eigentliche Haupthandlung dann erstmal anfängt.


    Ich finde das schade.....

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

  • Hallo,
    ich bin es noch einmal, um meine Meinung etwas zu revidieren.
    Ich verstehe die Geschichte und das Ende mittlerweile etwas anders. Geholfen hat mir dabei unter anderem folgender Link, den mir die Autorin geschickt hat (JA, wirklich - ich habe KEINE Hallus :-] ), was ich übrigens echt nett fand. DANKE dafür nochmal !
    Hier mal für alle den Link, der das Ende und die Geschichte verständlicher macht (kuckt in den Kommentaren) : http://literella.blog.de/2012/…unland-12554192/#comments


    Zuerst einmal: ich finde das Buch ist kein Fantasy-Buch (ich habe diesen Fehler gemacht, da ich das Buch in meiner Bücherei neben Büchern der Kategorie Fantasy gefunden hatte und die Geschichte nach Fantasy klang als ich hinten den Buchrücken las), sondern eine Geschichte über die Kinder/Jugendlichen, von denen es handelt. Es sind die Figuren selber um die es geht, ihre Lebenssituationen und ihre Ängste, Traumen und Verletzungen der Seele. Und das eben in Form einer Abenteuergeschichte (mit Fantasy/Grusel-Elementen). Erwartet man ein Fantasy-Buch endet es tatsächlich im Grunde dort, wo die Fantasy so richtig losgeht. Betrachtet man die Fantasy-Elemente des Buches allerdings als symbolisch und konzentriert sich vor allem auf die Personen selbst, wird der Sinn und die Tiefe des Buches immer klarer und klarer je mehr man darüber nachdenkt.
    "Unland" ist kein Buch, das man mal eben zwischendurch liest, sondern eins über das man lange nachdenkt, was man auch gerne tut, weil die Figuren nun wirklich sehr, sehr sympathisch und lebensecht sind (also ich meine damit die Kinder/Jugendlichen und die Pflegeeltern, nicht die weiteren Dorfbewohner, denn deren Verhalten ist garantiert nicht sympathisch, was leider eben auch sehr realistisch ist).
    Man denkt so viel nach .... zum Beispiel: Warum sind es diese Dorfbewohner die die Schatten in Unland versorgen? Warum flippt Vera immer beim Thema "Zaun" aus? Wieso muß jemand den Grund eines Sees sehen können um sich zu trauen dort zu schwimmen, muß aber immer einen Rest Wasser im eigenen Wasserglas lassen um dort den Grund NICHT zu sehen? Usw. , Usw.
    Ich hab die Antworten mittlerweile gefunden . Das weiterdenken ist übrigens ebenso spannend wie die Geschichte selbst.
    Auch das Ende wird - richtig eingeordnet - verständlich (wenn ich es auch immer noch irgendwie nicht wirklich mag ). Es schockt, es tut weh .... (und das soll es ja wohl auch). Aber richtig eingeordnet kann man es (zähneknirschend) auch als Ende akzeptieren. Auch wenn das jetzt wieder blöd von mir ausgedrückt ist - denn wenn man genau hinsieht ist das Ende ja nicht wirklich ein Ende (und genau DAS macht es in dieser Form für mich dann doch akzeptabel). Das Ende ist offen.
    Und genau da (oder spätestens jetzt) setzt der Denkprozeß des Lesers (hoffentlich) ein.
    Mir geht es mittlwerweile so, das ich das Buch unbedingt nochmal lesen muß. Ich muß MEHR finden, mehr Symbole, mehr Verborgenes, - es steht ja alles im Buch. Versteckt. Eine Geschichte hinter der Geschichte.
    Erst hab ich gedacht.... aber NEIn, SO ist das gar nicht wahr, nee - das erste Mal hab ich gedacht: *schock* NEIN *kreisch* *schrei*
    Dann weitergedacht, immer mehr verstanden und trotzdem gedacht: Hmmm... ich verstehe das Ende jetzt zwar , ABER mir fehlt da zumindest ein dezenter Hinweis das es auch zu schaffen ist einen "guten Weg" da raus zu finden. Es muß ja kein vorgefertigtes Happy End sein (und schon gar kein grauenvoll kitschiger Epilog a la HP7 - erinnert mich bloß NIE an den !!), aber ein ganz kleiner Hinweis darauf muss sein. Eben damit der Leser eben gar nicht erst so reagieren kann wie ich ZUERST reagiert habe.
    Hmmm - so , also weiter Gedanken gewälzt.... und festgestellt: Hey, das Ende ist ja kein ENDE, es ist doch offen. (Ja .... ich bin offenbar sowas von merklinde das ich das erst beim dritten nachdenken bemerke..... :rolleyes). Also hab ich selber überlegt ob es einen guten Weg gibt und wie der aussehen würde. Und es hat geklappt.... ich hab einen gefunden (für mich - ich möchte meinen Lösungsweg jetzt nicht erzählen, denn erstens sollt ihr den gefälligst selber suchen und finden und zweitens würde das laaaaaaaaaaaang werden, nur soviel ich glaube fest daran das die Kids es auch schaffen werden, die Voraussetzungen sind da, wenn auch nicht optimal, aber wie sagte meine Oma schon immer an der Ampel: grüner wirds nicht ). Das muß sich jeder Leser selber überlegen.


    Ich hätte mir jetzt vielleicht ein Vorwort gewünscht, mit dem Hinweis auf die Art der Geschichte (eben worauf ich mich da einlasse :lache ). Darauf das es eine Geschichte in der Geschichte gibt. Ich denke sehr gerne über die Personen einer Geschichte nach, aber so intensiv nach einer Wahrheit hinter den geschriebenen Worten habe ich noch nie gesucht. Ich kannte diese Art Stilmittel gar nicht. Ich hab zwar immer viel gelesen und hatte in Deutsch eine 2 , aber nur auf einer Realschule in NRW (in der so Sachen übrigens nie erwähnt wurden !!! Je älter ich werde desto weniger halte ich von unserem Bildungssystem, zumindest von meinen ehemaligen Schulen......).
    Auch muß ich leider sagen, das ich mit 12, 13, 14 nie in der Lage gewesen wäre das Buch zu entschlüsseln (ich hab ja auch jetzt Hinweise dafür gebraucht um den Anfang zu finden) - jedenfalls nicht ohne ein Vorwort, damit ich weiß was ich tun muß *lach*.


    Es lohnt sich jedenfalls das Buch zu lesen (ich werde es mir jedenfalls kaufen um es nochmal zu lesen). Die Figuren sind wirklich direkt aus dem Leben, wie es realer nicht mehr geht.


    Liebe Grüsse,
    Melanie

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

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  • :anbet


    Was für ein toller Beitrag! Hättest du das Buch überhaupt ausgeliehen, wenn es nicht als Fantasy-Buch gekennzeichnet wäre? So bist du zwar in die Irre geleitet worden durch die Etikettierung, aber hast evtl. deshalb das Buch überhaupt entdeckt? Wenn man einen Roman beim zweiten Mal mit ganz anderen Augen lesen kann, ist das ein dickes Kompliment an ein literarisch anspruchsvolles Buch, finde ich.

  • Buchdoktor


    Hallo,
    gute Frage: meistens kucke ich bei den Fantasy-Büchern, weil das eine meiner Lieblingskategorie ist und die meisten Bücher eher so All-Age-Bücher sind (bzw. oft nicht wirklich nach Alter einteilbar sind) und stöbere kurz in der Jugendabteilung bei dem Buchständer mit den "neuen" bzw. "Hervorgehobenen" wenn ich auf dem Rückweg in Richtung Hörbücher , Thriller und Romane allgemein bin. Unsere Bücherei ist recht groß und wenn ich da überall stöbern würde, bräuchte ich sonst viel zu lange (und meistens bin ich schon nach 15 Minuten viiiiiel zu bepackt und kann eh nicht mehr nach Hause schleppen, da ich nicht bequem ins Auto steige sondern mit Bus- und Ubahn bis nach Wanne-Eickel gondeln muss).
    Von daher befürchte ich das ich das Buch woanders vielleicht nicht gesehen hätte, weil ich da gar nicht gekuckt hätte. Andererseits: hätte ich z.B. hier im Forum oder in einer Buchhandlungs-Zeitung etc. vorher von dem Buch gelesen, wäre es sofort auf meiner Wunschliste gelandet, weil ich es toll finde das auch mal Kids aus dem Heim und Wohngruppen etc. mal die "Helden" eines Buches sind (was persönliche Gründe hat). Leider kommen die ja entweder gar nicht vor oder werden als Bösewichte in Geschichten "verbraten".


    JA, du hast recht. Das Buch ist auf jeden Fall literarisch anspruchsvoll, da man es (wie ich finde) sogar mehrmals lesen muß (und einem dann immer noch mehr auffällt) und es auch möchte. Deshalb werde ich es mir ja jetzt unbedingt kaufen *lach*.


    Liebe Grüße,
    Melanie


    P.S. Lustigerweise finde ich grade in Online-Katalog meiner Bücherei das das Buch gar nicht bei Fantasy steht . Wäre ein Hammer-Zufall wenn es fälschlicherweise dort gestanden hat, an dem Tag als ich da war und es ausgeliehen hatte..... ich geh davon aus das ICH mich so verkuckt habe und es nur für Fantasy gehalten habe . Manchmal bin ich dämlich ;-).

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  • Zitat

    Original von RickyundMollyAndererseits: hätte ich z.B. hier im Forum oder in einer Buchhandlungs-Zeitung etc. vorher von dem Buch gelesen, wäre es sofort auf meiner Wunschliste gelandet, weil ich es toll finde das auch mal Kids aus dem Heim und Wohngruppen etc. mal die "Helden" eines Buches sind (was persönliche Gründe hat). Leider kommen die ja entweder gar nicht vor oder werden als Bösewichte in Geschichten "verbraten".


    Die Kids haben mich auch stark beeindruckt. Ich mag es sehr, wenn die Figuren ihre Problempäckchen zu tragen haben, ohne dass das Buch gleich schreit: Ich bin ein Problembuch. Wenn ich vorher von dem Heimthema gewusst hätte, wäre ich vielleicht skeptisch gewesen. So bin ich sehr angetan von der Vorgeschichte der Kinder und dem Leben in der Wohngruppe. Wer sich mit dem Thema Heimerziehung beschäftigt hat nimmt die Signale wahr und andere Leser finden andere Qualitäten in dem Buch.

  • Titel: Unland
    Autorin: Antje Wagner
    Verlag: Berliner Taschenbuch Verlag
    Erschienen: September 2010
    Seitenzahl: 379
    ISBN-10: 3833350520
    ISBN-13: 978-3833350528
    Preis: 9.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Die vierzehnjährige Franka muss von Berlin nach Waldburgen ziehen, in ein Elbdorf mitten in Sachsen- Anhalt. Sie ist der "Neuzugang" im Haus Eulenruh, einem Wohnprojekt für sieben Kinder und Jugendliche. Doch irgendetwas stimmt nicht in dem Ort. Wieso schweigen die Erwachsenen so beharrlich, wenn man sie auf das verlassene Dorf Unland, diese Ruinenlandschaft am Waldrand, anspricht? Als plötzlich ein Junge aus dem Haus Eulenruh verdächtigt wird, einen Diebstahl begangen zu haben, gründet Franka eine Bande. Während die "Eulen" versuchen herauszufinden, wer hinter der Verleumdung steckt, stoßen sie auf ein viel größeres und unheimlicheres Geheimnis.

    Die Autorin:
    Antje Wagner, geboren 1974 in Lutherstadt Wittenberg, studierte Deutsche und Amerikanische Literaturund Kultur wissenschaften in Potsdam und Manchester. Sie schreibt Romane und Erzählungen und übersetzt auch aus dem Englischen. 2009 erhielt sie den Mannheimer Feuergriffel für Kinder- und Jugendliteratur.


    Meine Meinung:
    Wer dieses Buch gelesen hat der weiß mit absoluter Sicherheit: Es lebt! Das spannende Jugendbuch lebt. Mit diesem wunderbaren Buch tritt die Autorin den Beweis dafür an. Antje Wagner erzählt eine spannende Geschichte, die sicher auch den vielleicht schon etwas älteren Leser wieder hineinversetzt in die eigene Jugendzeit - als das Lesen spannender Bücher zu den schönsten Beschäftigungen gehörte.
    Als Leser ist man ganz schnell drinnen in dieser Geschichte, das Lesen wird zum Erleben des Erzählten. Der Spannungsbogen schlafft an keiner Stelle ab und dann zum Ende hin ist es fast schon unmöglich dieses Buch aus der Hand zu legen.
    Die Geschichte ist aber nicht nur spannend - sondern sie beleuchtet auch das Ausgrenzen von Menschen, nur weil sie sich unterscheiden - oder auch nur vermeintlich unterscheiden, weil sie ein wenig anders sind - wobei dieses Anderssein oftmals nicht einmal genau definiert werden kann. Und dieses Buch zeigt auch was hinter so mancher "Dorfidylle" steckt. Kleinbürgertum gepaart mit Kleingeistigkeit und Scheinheiligkeit. Und bei dieser Aufzählung sollte auch die Verlogenheit nicht vergessen werden.
    Das Ende des Buches, die Auflösung des Geheimnisses ist der Autorin wunderbar gelungen, die Phantasie feiert regelrechte Triumphe.
    Fazit: Ein wunderbares Buch, blendend erzählt, spannend - und unter Garantie nicht nur für junge Menschen geeignet. 9 Eulenpunkte

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • "Unland" ist mein Lieblingsbuch von Antje Wagner. Warum habe ich noch keine Rezi dazu geschrieben? :gruebel


    Keine Ahnung, werde ich unbedingt noch nachholen. Habe sogar eine signierte HC-Ausgabe im Regal stehen und liebe das Buch!

  • Nachdem ich durch "Vakuum" auf diese Autorin aufmerksam geworden bin, musste ich gleich mal schauen, was sie sonst noch so veröffentlicht hat :-)


    Mir hat "Unland" gut gefallen aber es kommt für mich nicht an "Vakuum" heran!
    Das liegt zum Größten Teil an dem Ende... Nicht unbedingt, weil es offen ist, damit wäre ich klar gekommen aber für mich gabs zu viele ungeklärte Fragen.


    Nichtsdestotrotz vergebe ich gute 8 Punkte und eine klare Leseempfehlung!! :-]

  • Ich habe das Buch zufällig in die Hand bekommen und war sofort gefangen von der Geschichte, dem Ort, den Personen - ich konnte mich gut in Franka hineinversetzen und hätte das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand gelegt, so spannend fand ich es.


    Das Ende hat mit völlig überrumpelt - ich hätte mir alles mögliche erwartet, aber nicht sowas. Schade, dass der oben angegebene Link nicht mehr existiert, denn ich hätte auch gern noch ein paar Erklärungen, warum das Buch so endet und was damit gemeint ist.


    Auf jeden Fall ist "Unland" ein Buch nicht nur für Jugendliche und sehr, sehr empfehlenswert. Für mich gehört es zu den Highlights des Jahres und wird mich wohl noch eine Weile beschäftigen!


    Ich gebe 10 Eulenpunkte. :-)


    LG, Bella

  • Antje Wagners Einfühlungsvermögen in traumatisierte junge Menschen und ihre Beobachtungsgabe verblüffen mich auch hier wieder. Sie hat einen so intensiven Blick auf diese Dinge und versteht es, das auch sprachlich und erzählerisch perfekt umzusetzen.


    Obgleich Franka und auch die anderen Bewohner geprägt sind durch schreckliche Ereignisse in ihrer Kindheit, herrscht in Haus Eulenruh eine von Toleranz und Freundlichkeit geprägte Atmosphäre. Dank der Ausgeglichenheit des betreuenden Ehepaares werden kleine und größere Katastrophen gemeistert und das Zusammenleben klappt relativ gut. Von den übrigen Dorfbewohnern werden Haus Eulenruh und seine Bewohner misstrauisch beäugt, die üblichen Vorurteile gepflegt, und auch in der Schule gibt es entsprechende Konflikte. Jeder der Jugendlichen entwickelt seine eigene Art, damit umzugehen und wenn`s drauf ankommt, halten sie zusammen.


    So ganz langsam macht sich ein unbestimmtes Grauen breit, Franka fühlt sich immer wieder beobachtet und in ihrem Umfeld geschehen boshafte Dinge, die ihr keine Ruhe lassen. Hängt das irgendwie mit dem düsteren, von allen totgeschwiegenen „Unland“ zusammen? Allen Widerständen zum Trotz will sie den unheimlichen Geschehnissen auf den Grund gehen und mobilisiert auch die anderen…


    Wie in Vakuum lebt die Geschichte in erster Linie von den interessanten Figuren. Die jungen Leute mit ihren individuellen Problemen kommen für mich glaubwürdig rüber, die Dialoge sind stimmig, die Sprüche cool und lassen einen des öfteren schmunzeln.


    Sprachlich ist Unland so lebendig, wie ich noch selten ein Buch gelesen habe, voller ungewöhnlicher Ideen. Es geht also auch ohne stereotype Sätze und Beschreibungen, die eigentlich nicht wirklich Sinn machen und doch so häufig verwendet werden. Wenn ich Geschichten lese (oder höre), in denen ständig „Schauer über den Rücken laufen“ oder „das Blut in den Adern gefriert“ stellt sich bei mir weder Spannung noch Grusel, sondern ein Gefühl des Überdrusses ein.


    Eine meiner Lieblingsstellen ist, wie Förster Bosen das Ökosystem Wald erklärt, warum ein ordentlicher und homogener Wald ungesund ist. Und wie Franka das in einem Vortrag in der Schule umsetzt, transportiert auf Gesellschaft und ihre Randgruppen, hat es noch getoppt – stark!


    Tja, das Ende – mir hat es gefallen, frustrierend und genial zugleich in seiner Offenheit.



    Eine absolut lesenswerte Geschichte für Jugendliche und Erwachsene.

  • Lumos, D A N K E für diese superschöne Rezension - ich bin ganz begeistert. :-)) Und ich freu mir wirklich sehr, dass du das Buch so mochtest! Vielen lieben Dank fürs Lesen und Rezensieren und für deinen echt warmherzigen und genauen Blick. :bluemchen :bluemchen


    Antje

  • @ Lumos


    Ich fände eine Leserunde auch total Klasse! :-D Vor allem auch, weil da Fragen geklärt werden können, die jetzt vielleicht noch offen sind. Aber ich hab irgendwie vom Verlag gehört, dass es tooootal lange dauert, bis wieder eine Leserunde bei den Eulen frei ist. So hatten wir gedacht, ein Wanderbuch wäre vielleicht eine kleine Alternative. Schade, dass nicht noch mehr mitmachen. Aber schon zwei sind natürlich fein. :-)


    Ich freu mich einfach auch, weil das Buch ja jetzt nach sechs Jahren neu aufgelegt wurde und dadurch noch mal neu entdeckt werden kann von den Leser/-innen. So ein Buch hat ja leider immer nur ein halbes jahr Zeit, sich zu etablieren, dann rücken die neuen Bücher nach und die Bücher verschwinden so langsam aus den Buchhandlungen. Eine Neuauflage ist immer eine große Chance, das Publikum noch einmal neu anzusprechen. Leser/-innen, die es vorher nicht bemerkt haben, tun es vielleicht jetzt. So eine tolle Rezension wie deine trägt dazu bei. Dafür meinen allerbesten Dank! :-x


    PS - Wie toll, dass du das Sätze-Sammeln mochtest. (Mir geht's da auch wie dir.) :-)

  • Ich habe "Unland" als Wanderbuch lesen dürfen und möchte mich dafür noch mal ganz herzlich beim Verlag und bei Wolke bedanken. :blume


    Für mich war "Unland" das erste Buch von Antje Wagner, welches ich gelesen habe und es hat mich von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann gezogen, mich begeistert und es ist bis jetzt mein Lesehighlight des Jahres!


    Zur Handlung möchte ich gar nichts mehr schreiben, um nichts von der Spannung und den Überraschungen vorweg zu nehmen. Aber das Buch hat von den ersten Sätzen an eine richtige Sogwirkung auf mich ausgeübt und ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ich war so gefesselt von den Vorgängen in Eulenruh und fand es so spannend, dass ich das Buch in kürzester Zeit gelesen hatte.


    Wahnsinnig toll fand ich die Beschreibungen und Charakterisierungen der einzelnen Personen. Jede kleinste Nebenfigur wird liebevoll gestaltet. Alle Personen sind wahnsinnig authentisch, lebensecht, einmalig und glaubwürdig. Ich habe von Anfang an mit der Hauptperson Franka mitgelitten und mitgefühlt obwohl sie kein typisches nettes Mädchen ist, welches alle mögen sondern ganz im Gegenteil. Trotzdem war sie mir ab der ersten Seite so sympathisch und sie ist mir bis zum Schluss richtig ans Herz gewachsen. Auch die Dialoge sind zum Teil richtig witzig und lebendig.


    Sprachlich hat mich das Buch auch auf der ganzen Linie überzeugt. Antje Wagner erzählt die Geschichte eher leicht und ruhig, aber so dicht und atmosphärisch, dass ich von Anfang an total in die Geschichte eintauchen konnte und mit jeder Faser meines Körpers dabei war. Ich habe den Schreibstil als wahnsinnig angenehm zu lesen empfunden. Und ich habe so tolle Sätze in dem Buch gelesen, die ich mir am liebsten alle rot angemalt hätte, wäre es mein eigenes Buch gewesen.


    Auch das Ende fand ich genau zu dem Buch passend. Ich hätte mir kein anderes Ende gewünscht.
    Für mich ist "Unland" ein wahnsinnig tolles und lesenswertes Buch sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene. Ich habe mir jetzt auch gleich die anderen Romane der Autorin besorgt und bin schon gespannt, ob sie mich auch so begeistern können.
    Von mir gibt es also eine ganz klare Leseempfehlung und die vollen 10 Eulenpunkte.

  • Was für tolle Rezis hier! Ich hatte das Glück, "Unland" neulich auf dem Flohmarkt zu finden, war ich doch schon durch Zeitungsrezis und das Forum neugierig geworden.


    Ich will hier gar nicht so viel wiederholen, was Ihr vorher schon geschrieben habt, darum nur meine Kurzform:


    Die Figuren sind mega! Ich mochte sie alle, mit ihren Macken und Eigenheiten. Die Hintergrundbiografien hat die Autorin unheimlich gut rübergebracht, wie leicht hätte das alles in die Betroffenheitsschiene abdriften können! Nein, es hat alles etwas total realistisches (leider) und ich habe mir vorstellen können, alle Protagonisten einmal persönlich kennenzulernen.
    Die unsympathischen Figuren, Bewohner des Ortes, Mitschüler etc. spiegeln uns ein nur zu realistisches Bild unserer Gesellschaft, ob auf dem Dorf oder in der Stadt. Alles verläuft nach bekannten Mustern...


    Franka als Hauptfigur ist mir sofort sympathisch gewesen. Absolut genial, ihre Idee mit dem Schulheft und den Einträgen!


    Nun zur Geschichte: zuerst denkt man an einen typischen gesellschaftskritischen Handlungsverlauf: Außenseiter werden von der breiten Masse argwöhnisch beäugt, diskriminiert und sollen sich gefälligst woanders hin bewegen! Dann wird es immer unheimlicher. Franka beschreibt mehrere mysteriöse Situationen und dann wird es auch noch eher kriminell.


    Tja, auf was das Ganze dann hinausläuft (weder reine Detektivstory noch ein rein sozialkritischer Roman) hat mich verwirrt, fasziniert und ich mußte das Ganze tatsächlich einen Tag lang sacken lassen!


    Ich wäre sehr neugierig auf den oben erwähnten link gewesen, um mal zu schauen, ob meine Deutungen ungefähr das treffen, was die Autorin vermitteln wollte. Aber mittlerweile denke ich mir, ich akzeptiere meine persönliche Deutung einfach als passend. Es gibt wohl kein "richtig" oder "falsch"...



    Eine absolute Leseempfehlung für Leser, die gerne anspruchsvolle Jugendbücher mögen!! Ich habe meine Cousine mit meiner Lesebegeisterung schon angesteckt und sie wird das Buch starten, wenn sie ihr aktuelles Buch durchgelesen hat. Dann bin ich mal auf ihr Urteil gespannt!


    Und ich werde mir schon mal überlegen, welches Buch von Antje Wagner ich als Nächstes mir zulegen werde - das war mit Sicherheit nicht das Letzte, was ich von ihr gelesen habe!


    10 Punkte

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT