Daniel Suarez - Daemon

  • Kurzbeschreibung:
    Auf dem Bildschirm erschien das körniges Videobild eines Mannes. Er nickte müde in die Kamera.
    «Detective Sebeck. Darf ich mich vorstellen? Ich war Mathew Sobol, zu Lebzeiten Chef von CyberStorm Entertainment.»
    Sebeck beugte sich vor.
    «Wie ich sehe, sind Sie mit den Mordfällen Pavlos und Singh befasst. Um Ihnen unnötigen Aufwand zu ersparen, sage ich Ihnen: Ich habe beide getötet. Warum, werden Sie bald erfahren. Allerdings haben Sie ein Problem. Sie können mich nicht verhaften. Sie können mich nicht aufhalten. Denn ich bin tot.»


    Seit langem wusste Mathew Sobol, Computergenie und einer der reichsten Männer des Silicon Valley, dass er sterbenskrank ist. Exakt in der Sekunde seines Todes nehmen rund um den Erdball Computerprogramme ihre Arbeit auf zunächst unbemerkt, aber sehr bald schon wird deutlich, dass ein DAEMON unseren gesamten digitalisierten Planeten infiziert hat. Ein DAEMON, der herrscht, ein DAEMON, der tötet. Und in einer Welt, in der alle vernetzt sind, kann ihm keiner entkommen.



    Inhalt:
    Zwei Männer sind gestorben. Beide waren Mitarbeiter einer bestimmten Firma - einem Computerspiele-Hersteller. Ein Mann fährt mit seinem Motarod gegen ein unsichtbares Drahtseil, was ihm den Hals aufschneidet, der andere berührt einen Türrahmen, der unter Stom steht. Scheinbar beides Unfälle, doch in Wirklichkeit, waren die Tode der Männer waren keinesfalls normal oder Unfälle - denn sie wurden über das Internet ermordet.
    Mit dem Fall wird Peter Sebeck beauftragt, und nach und nach tut sich das ganze Ausmaß auf: Der Chef der Computerspiele-Firma, Mathew Sobol, hat vor seinem Tod ein Computerprogramm in Umlauf gebracht, dass nun nach und nach die Macht übernimmt... Es ist ein sogenannter Daemon und Mathew Sobol hat es dies in seine Computerspiele integriert - dort sucht er Anhänger, Männer die für ihn kämpfen und auch vor Morden nicht zurückschrecken, denn Sobol hatte eine ganz besondere Vision, die nun nach seinem Tod Wirklichkeit werden soll...
    Schafft es Sebeck gemeinsam mit dem IT-Spezialisten Jon Ross und der NSA-Mitarbeitern Natalie Philipps das Programm des kogenialen Verbrechers aufzuhalten?


    Meine Meinung:
    Dies ist ein Buch was polarisieren wird. Dies liegt vor allem an der bekannten Diskussion über die zunehmende Vernetzung der gesamten Welt und den nicht immer guten Folgen dieses Prozesses. Diese Problematik wird im Buch ganz klar angesprochen, da ein Computerprogramm die "Herrschaft" übernimmt. Wir lesen von selbstfahrenden, unbemannten Autos, Programmen die auf bestimmte Einträge in Nachrichtendatenbanken reagieren und dann agieren und faszinierender Technik inklusive Augmented Reality. Ein sicher sehr brisantes Thema - was meiner Meinung nach nicht ganz so toll umgesetzt ist. Das liegt nicht an der Geschichte selbst - die Story ist spannend, man fiebert mit und fragt sich, was der Autor als nächsten Schachzug aus dem Ärmel schüttelt. Nein, das liegt vor allem am unbändigen Gebraucht von Fachwörtern. Ich möchte mich nicht als Spezialisten bezeichnen, aber ich habe schon Ahnung von der Materie - aber selbst mir waren das hier viel zu viele Fachbegriffe. Menschen, die keinen Hintergrund auf dem Bereich Computersicherheit, Kryptografie, oder wenigstens Informatik haben, sind hier denke ich alleine gelassen. Ein Glossar steht nicht zur Verfügung, aber das wäre hier dringend nötig gewesen.
    Dies ist auch der Grund, warum ich nur schwer in die Story reinkam - es hat bestimmt 200 Seiten gebraucht, bis mich die Geschehnisse gepackt hatten und ich mich an den technischen Spielereiern erfreuen und mit dem Personen mitfiebern konnte. Vorher war das Buch eher technisches Wirrwarr...
    Dann aber hatte mich die Story im Griff - ein solider Thriller, der ein Bild der vernetzten Welt zeichnet, wie sie hoffentlich nicht Wirklichkeit wird. Teilweise wirklich beängstigend - aber für technikbegeisterte sicher auch sehr faszinierend.
    Dem Ende entgegen nahm das Buch leider wieder sehr ab - gerade weil es als Zweiteiler ausgelegt ist und zwar nicht direkt mit einem Cliffhanger endet, aber dennoch mitten in der Geschichte abbricht - man erfährt nicht, was letztendlich passiert und wie die aufgebaute Story ausgeht. Nein, bis dahin muss man wohl auf den zweiten Teil warten, der wohl Anfang 2011 auf deutsch erscheint. Einerseits ein kluger Schachzug, weil man schon gern wüsste, wie es weitergeht, andererseits aber für die Leser mehr als ärgerlich.


    Insgesamt vergebe ich daher "nur" 7 von 10 Punkten, da der Einstieg enorm schwer war und das Ende einfach nicht vorhanden ist, obwohl die Story und auch die Personen mich wirklich begeistert haben.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

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  • Ich wollte mir das Buch vor kurzem kaufen aber als ich dann den Preis gesehen habe, dachte ich mir dann doch das ich lieber noch ne Weile damit warte.
    Danke aber für die Rezi. Ich denke mit dem Buch mache ich nichts falsch :-)

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Danke für die Rezi! :knuddel1 Ich glaube, das Buch werde ich mich daher schenken. Die LP fand ich zwar OK, aber auf das ganze Technik-Wirrwarr kann ich verzichten. SO sehr stehe ich nicht in der Materie drin.

  • Die in "Daemon" erzählte Geschichte ist von erschreckender Konsequenz, denn alles wird heute von Computern gesteuert - was wäre, wenn ein Programm uns die Herrschafft entreisst?


    Die hier erzählte Geschichte ist gut durchdacht und hochspannend erzählt, ich habe mich keine Sekunde gelangweilt!
    Allerdings stimme ich den oben genannten Mängeln absolut zu: Das ganze Computerlatein hätte man entweder weglassen sollen oder aber (das gefiel mir z.B. in "Riptide" von Preston/Child sehr gut) eine Figur einfügen, die, wie der Leser selbst, keine Ahnung hat und die Zusammenhänge einfach und verständlich erklärt bekommt.
    So habe ich diese Stellen einfach überlesen, was der Spannung insgesamt keinen Abbruch getan hat, ein wenig geärgert hat mich die Sache allerdings schon.
    Auch das Ende hätte anders gestaltet werden können - ich fürchte wenn Band II erscheint muß ich den ersten Band noch einmal lesen, um den Anschluß zu kriegen.
    Trotzdem war das Buch für mich ein wirkliches Thriller-Highlight, ich hoffe das der nächste Band das in diesem Buch gegebene Versprechen einzulösen vermag!

  • Um es kurz zu machen: Dieses Buch ist unheimlich spannend. Und das ist bemerkenswert. Die Handlung nämlich erscheint auf den ersten Blick derart übertrieben und unrealistisch, dass man sich der Befürchtung, das ganze Buch würde in einem Desaster der Lächerlichkeit enden, nicht erwehren kann. Doch dem Autor gelingt es, alles aus seiner aberwitzigen Story herauszuholen. Selten nur schrammt er haarscharf an der Grenze zur Lächerlichkeit vorbei. Niemals aber überschreitet er sie. Wenn etwa eine ganze Horde von Autos, die von einer bösartigen künstlichen Intelligenz gesteuert werden, gemeinsam auf Menschenjagd gehen, so kann man sich beim Lesen ein Grinsen nicht verkneifen. Doch schnell holt einen Suarez zurück in die brutale und atemberaubende Welt seines Thrillers. Das Buch ist einfach zu spannend als dass man groß dazu käme nachzudenken, inwieweit es auch halbwegs realistisch sein könnte. Allein die Auflösung ist etwas enttäuschend. Dennoch: Ein starker, packender Thriller!

  • Hier eine Kopie meiner vorablesen-Rezi:


    In Daniel Suarez' "Daemon" hinterlässt das vielgerühmte Computergenie Matthew Sobol der Welt nach seinem Tod einen ganz speziellen Virus, einen "Daemon": ein Programm, das Internetseiten auf bestimmte Inhalte überprüft und daraufhin handelt, bzw. Ereignisse z.B. durch gefälschte Aufträge in Gang setzt. Nach der Nachrichtenmeldung seines Todes werden durch den Daemon nicht nur mehrere Morde "verübt", sondern er fängt auch an, "Krieger" zu rekrutieren und Waffen bauen zu lassen. Diese Armee besteht zu großen Teilen aus Gefängnisinsassen oder Arbeitslosen. Sobol glaubte, dass die Gesellschaft dabei sei, sich umzustrukturieren und wollte mit seinem "Daemon" dieses Geschehen vorantreiben. Durch einen schier unglaublichen Trick gelingt es ihm nicht nur immense Geldreserven zu bilden, nein, er kann auch noch seinem größten Widersacher, Pete Sebeck, alles anlasten und die Welt damit Glauben machen, der Daemon existiere gar nicht. Doch damit wird der Weg nur bereitet für weitere Greueltaten...


    Nach der Leseprobe war ich restlos begeistert, nach der Lektüre des gesamten Buches bin ich es immer noch, muss aber dennoch einige Kritikpunkte hier anbringen. Zuerst sei da natürlich der hier schon oft bemängelte Fachterminus genannt. Allzu oft ist der für Laien nicht nur verwirrend und lesespaßtrübend, sondern führt in der Folge natürlich auch dazu, dass der Leser sich nicht alles so vorstellt, wie es dem Autor vermutlich vorschwebte. Aber ein noch größerer Mangel ist meines Erachtens die Zweibändigkeit. Es ist ja nicht nur so, dass die hier nirgendwo auch nur mit einem Wort erwähnt wurde. Auch überschlagen die Ereignissen nach einem mäßig spannenden Mittelteil gegen Ende hin, wie bei einem Thriller gewohnt, nur um dann völlig unvermittelt einfach unterbrochen zu werden. ENDE. Und durch die geschickt noch am Ende des Buches platzierte Leseprobe eines anderen Buches, denkt man immer: "Ah, da kommen noch gut 10 Seiten, da wird sich schon alles auflösen." Nur um dann wie aus dem Nichts plötzlich vor diesem Unwort zu stehen: ENDE. Die Fortsetzung folgt 2011! Da komm ich mir als Leser schlicht veräppelt vor. Ich habe nichts gegen mehrbändige Reihen, aber ich möchte dann bitteschön vorher wissen, dass es sich um eine solche handelt. Und selbstredend wäre es ebenso wünschenswert, dass dann jeder Band eine abgeschlossene Geschichte beinhaltet. Und ich als Leser nicht dass Gefühl haben muss, dass im ersten Band unnötige Längen eingebaut werden, um noch eine Fortsetzung zu rechtfertigen.


    Trotz dieser Kritik handelt es sich gerade dadurch, dass ich als Laie die Grenzen des Machbaren nicht wirklich durchschaue, um einen erschreckend möglich erscheinenden Roman!

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda

  • Zu dem wahnsinnig spannenden Pageturner "Daemon" kann ich keine weiteren Kommentare hinzufügen, außer: LESEN, LESEN, LESEN... wenn... Du gern Cyberthriller liest, kein Online Gamer bist, wissen willst, was die Technologie noch alles mit uns vorhat... :yikes


    Fazit: Sehr empfehlenswert!


    Manko - nur an die, die das Buch schon gelesen haben (!):

  • Mich hat damals schon die Leseprobe gefesselt und nun endlich konnte ich das Buch lesen. Und die Leseprobe hat nicht zu viel versprochen. Ich kann das Buch auch nur jedem empfehlen, der ein wenig auf SF, düstere Zukunftsaussichten und manchmal zu viel Technik steht. Es stimmt, es gab zu viel technisches Gerede, aber mich hat es nicht wirklich gestört. Ich habe mir meinen Teil dazu gedacht und erklärt.


    Der Autor hat eine sehr spannende und außergewöhnliche Geschichte geschrieben. Einen Menschen sterben zu lassen und danach durch eine Art Programm im Internet weiterleben zu lassen ist einfach klasse. Vor allem hat der tote Programmierer so weit in die Zukunft hinein gedacht und vorher gesehen. Mich hat die Geschichte auf jeden Fall überzeugt und ich bin gespannt welche Sachen der Autor im zweiten Teil in Frage stellen wird und wie der Autor die Welt weiter auf den Kopf stellen wird.

  • Meine Meinung


    Über verschiedene Charaktere und dadurch verschiedene Perspektiven wird „Daemon“ erzählt, für mich ist es mehr ein Horrorbuch als ein Thriller. Es geht viel um PC- und Internettechnik, was gut geschildert und erklärt wird. Das ganze ist sehr spannend und interessant. Die Geschichte ist konsequent und nicht immer einfach zu verstehen. Aber ich freue mich auf die Fortsetzung „Darknet“, welches auf deutsch auch unter diesen Titel im Juni 2011 als Taschenbuch veröffentlicht werden soll.

  • Dezente Empfehlung wer das Buch noch nicht hat und daran interessiert ist.


    Im Juni 2011 gibt es für 5 Euro mehr beide Bände.


    Dann erscheint nämlich Daemon als TB für 9,99

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Ich bin auf den letzten Seiten und muss sagen, dass mich das Buch begeistert hat.
    Ganz wenig erinnert es mich an Tad Williams´Otherland Reihe :-)


    Ich habe Band zwei hier schon liegen, so dass ich den direkten Anschluss habe!



    gespannte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Daemon
    von Daniel Suarez
    Verlag: rororo (2. Mai 2011), Taschenbuch: 640 Seiten
    ISBN-10: 3499256436
    ISBN-13: 978-3499256431


    Über den Autor
    Bevor Daniel Suarez seinen ersten Roman begann, machte er als Systemberater Karriere und entwickelte Software für zahlreiche große Firmen der Militär-, Finanz- und die Unterhaltungsindustrie. «Daemon» veröffentlichte er 2006 unter Pseudonym im Eigenverlag. Nachdem der Roman die Internet- und Gaming-Community im Sturm erobert hatte, wurde ein großer Verlag auf das Buch aufmerksam. In der neuen Ausgabe avancierte «Daemon» zum Bestseller; eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Daniel Suarez, der bereits einen zweiten Roman vollendet hat, lebt und arbeitet in Kalifornien.
    (Quelle: wikipedia.de)


    Inhalt
    Es beobachtet. Es lernt. Und es tötet. Matthew Sobol ist einer der reichsten Männer des Silicon Valley und ein Computergenie. Doch seit langem leidet er an einer unheilbaren Krankheit. Exakt in der Sekunde seines Todes nehmen rund um den Erdball Computerprogramme ihre Arbeit auf – zunächst unbemerkt, aber sehr bald schon wird deutlich, dass ein DAEMON den gesamten -digitalisierten Planeten infiziert hat. Ein DAEMON, der herrscht, ein DAEMON, der tötet. Und in einer Welt, in der alle vernetzt sind, kann ihm keiner entkommen. «Unbarmherzig spannend.» Daily Telegraph
    (Quelle:amazon.de)


    Zitat aus der Innenseite des Buchdeckels
    Auf dem Bildschirm erschien das körnige Videobild eines Mannes. Er nickte müde in die Kamera.
    "Detective Sebeck. Darf ich mich vorstellen? Ich war Matthew Sobol, zu Lebzeiten Chef von CyberStorm Entertainment."
    Sebeck beugte sich vor.
    "Wie ich sehe, sind Sie mit den Mordfällen Pavlos und Singh befasst. Um Ihnen unnötigen Aufwand zu ersparen, sage ich ihnen: Ich habe die beiden umgebracht. Warum, werden Sie bald erfahren. Allerdings haben Sie ein Problem.
    Sie können mich nicht verhaften.
    Denn ich bin tot."


    Zu diesem Buch …
    … bin ich gekommen, wie die Jungfrau zum Kinde.
    Eigentlich suchte ich etwas Science Fiction, vielleicht Raumschiffe, eventuell Aliens, aber auf jeden Fall ein gehörige Portion Action. In meiner Leib-und Magenbuchhandlung musste ich mich dann aber der Tatsache stellen, dass derzeit von vielen Verlagen um dieses Genre ein Bogen geschlagen wird, als würde der Teufel neuerdings ein Navi nutzen, um heiligem Boden ja nicht zu nahe zu kommen.
    Frustriert fragte ich eine der dortigen Buchhändlerinnen, was sie mir denn als Alternative empfehlen könne. Sie dachte kurz nach, und sagte dann, mit einem sehr bestimmten Ton in der Stimme:
    "Ich habe da was für Sie."
    In diesem Moment ahnte ich nicht, WIE Recht sie damit hatte, denn schon die ersten zwei Seiten gefielen mir beim Anlesen vor der Kasse ausgezeichnet. Dazu der Text auf der Innenseite des Buchdeckels (siehe Zitat oben) … zufrieden grinsend, und reichlich neugierig, was mich denn da für eine Art Krimi / Thriller erwarten würde, ging ich heim.


    Von einem, der sich hinsetzte um ein Buch anzulesen.
    Es war ungefähr drei Uhr am Nachmittag, als ich es mir in meinen Lesesessel bequem machte. So ein oder zwei Kapitel sollten drin sein, bevor ich mit meiner Frau den Samstag genießen, und zünftig grillen würde. Das Wetter war klasse, der Grill stand bereit, und die Getränke waren bereits gekühlt.
    Als ich Daemon zuschlug war der Grill immer noch kalt, meine Frau lag schon im Bett und ich wankte mit rotgeränderten Augen in Richtung Schlafgemach. Sie grinste mich nur an, und zeigte mir ihre Neuerwerbung, die auch nur noch wenige Seiten aufzuweisen hatte.
    Verdammt!
    Das Wochenende war noch lang, und ich hatte kein Lesefutter mehr?
    Was war es gewesen, dass mich so in den Bann geschlagen hatte?
    Das ist nicht so leicht zu erklären, denn wenn ein Buch zwar nicht Fleisch oder Fisch ist, kein richtiges Science Fiction Epos und auch kein handelsüblicher (Cyber)Thriller, wenn die Figuren plastisch in meinem Kopfkino erscheinen, ich Gut und Böse nicht so richtig auseinanderdividieren kann ... ja, dann kann man mit Fug und Recht behaupten, ich habe das für mich und meinen Geschmack perfekte Buch gelesen.


    Wie kam es zu diesem totalem "Blackout"?
    oder
    Eine Analyse meiner Begeisterung, ohne dabei zu spoilern

    1. Die Sprache
    Wenn ich das Buch und seine Wirkung auf mich im Nachhinein analysieren würde, ist der wohl größte Pluspunkt von Daniel Suarez, dass er sich einer relativ einfachen Sprache bedient, die von Cornelia Holfelder-von der-Tann bestens übersetzt wurde.
    Auch wenn viele Fachbegriffe verwendet werden, sind diese entweder selbsterklärend, oder sie erzeugen im Kopfkino das Bild von hektisch auf Tasten klappernden Fingern, und einem bläulichem Schimmer auf angespannten Gesichtern, die vor Bildschirmen hocken. Wer sich in der Materie der IT oder Onlinegames auskennt, weiß natürlich um was es bei den einzelnen Aktionen am Computer geht, aber auch der interessierte Laie wird von Daniel Suarez an die Hand genommen, und so ganz nebenbei wird erklärt, was es mit Callouts und ähnlichem auf sich hat.
    Und das ist der zweite große Pluspunkt dieses Buches:


    2. Eine Welt, die beim Lesen direkt neben mir schwebte
    Der Autor war hinter den feindlichen Linien.
    Er kennt Land und Leute, Verhaltensweisen, Aufstellungen und Technik.
    All dies verpackt er so, dass sich die Welt, die er aus einfachen Buchstaben erschafft, realer anfühlt, als man es eigentlich für möglich halten sollte. Dazu kommt eine intensive Recherche, speziell in Sachen neuartiger Technik, die er ebenfalls mit leichter Feder in den Text einarbeitet, ohne das man als Leser das Gefühl bekommt belehrt zu werden. Vieles von dem, was Suarez beschreibt, klingt wie eine paradoxe Mischung aus Technik und Magie. Aber alle verwendeten Techniken sind bereits Wirklichkeit, wenn auch viele bisher erst im Stadium des Prototypen existieren. Einige Techniken habe ich selber nachrecherchiert, und war ob der Ergebnisse verblüfft.
    Reine Science Fiction ist hier also nicht gegeben, und das oft geschmähte "Technobabble", das viele "reine" Sci-Fi-Werke wie ein roter Faden durchzieht, wird hier nicht übertrieben.


    3. Action und Menschen wie du und ich (vielleicht auch gerne mal wären)
    "Daemon" besteht aber nicht nur aus Tastaturklappern und Internetangriffen, es gibt auch eine Menge Action, was einem Thriller angemessen erscheint. Manchmal etwas ruppig und blutig, aber immer mit einer gewissen Distanz, die verhindert, dass diese Textpassagen in Splatter abrutschen. Dazu kommen die Menschen dieses Buches, die eben genau das sind, was sie vorzugeben scheinen:
    Menschen.
    Sie haben Fehler, sie haben Stärken.
    Auch hier wirkt keiner der Wiedererkennungspunkte, oder Verhaltensweisen übertrieben, mit denen Suarez seine Protagonisten ausstattet.


    4. Die perfekte Mischung aus Technik, Fiktion und Thriller, abgeschmeckt mit einer Prise kritischer Weltanschauung
    Das alles rechtfertigt eigentlich noch keine so große Begeisterung, wie ich sie beim Lesen verspürt habe. Bisher sind dies alles Dinge, die man von einem gutem Buch einfach erwartet. Aber der große Thrill, der große Haken, der mich das Buch nicht weglegen ließ, ist eine Mischung aus Philosophie und Weltwirtschaftsverschwörung, die auf eine unheimliche Weise real wirkt, weil wir sie genau so tagtäglich selber erleben, ohne jedoch in die Hintergründe eintauchen zu können, oder zu wollen.
    Real fühlt sich das Geschehen deswegen an, weil Suarez auch hier intensive Recherche betrieben hat, vieles aus eigener Erfahrung kennt, und dann seine eigenen Schlüsse gezogen hat, die er äußerst gekonnt in dieses Buch einfließen lässt. Ich bin mir sicher, dass dieses Buch genau aus diesem Grund polarisieren wird.
    Aber genau das macht ja ein gutes Buch aus:
    Man beschäftigt sich auch nach dem Lesen weiter mit ihm.
    Meiner Meinung nach, ist das bei viel zu wenigen Büchern möglich.
    Und dies ist der Punkt, wo sich Daemon von reiner Science Fiction abhebt, und auch bei dem (Sub)Genre (Cyber)Thriller einen neuen Maßstab setzt.


    Mein Fazit …
    … zu diesem Buch dürfte hier bereits erkenntlich sein.
    Ich war, und bin es noch, begeistert.
    Obwohl ich keine Onlinegames spiele, "Ai-tie" bis vor einigen Jahren mit einem chinesischen Schnellgericht in Verbindung brachte,"Download" für das englische Wort für Diarrhoe hielt, und auch heute noch mit Computern und Technik eher in einem fortgesetztem Waffenstillstand lebe, habe ich mich sehr schnell in dem Weltentwurf von Daemon zurechtgefunden.
    Für mich gibt es an diesem Buch absolut nichts auszusetzen, was auch meine Höchstwertung begründet, die ich bei einem großen Publikumsverlag eher selten abgebe.
    Dafür kommen zu viele gehypte Schnellschüsse auf den Markt, die viel versprechen, aber nichts davon halten.
    Der zweite Teil liegt inzwischen vor mir, hat nur noch wenige Seiten und auch hierzu werde ich eine Rezension abgeben.
    Soviel vorab:
    Auch Darknet ist ein Knüller!

  • Da sowohl der Autor, als auch das Buch selber schon hinreichend vorgestellt wurden, möchte ich direkt mit meiner Rezension loslegen.


    Daemon
    von Daniel Suarez


    Auf die beiden Bücher "Daemon" und "Darknet" von Daniel Suarez machte mich ein Bekannter aufmerksam, den ich eigentlich nur als Liebhaber von technischen Thrillern im Stil eines Tom Clancy kenne. Er empfahl sie mir mit einem Leuchten in den Augen und meinte, dass Suarez besser wäre, als Clancy in seinen letzten Werken.
    Mit diesem, doch etwas erstaunten, Gedanken im Hinterkopf begann ich dann auch das Buch zu lesen.


    Und tatsächlich, wie leider teilweise auch bei Clancy hatte ich bei Daniel Suarez am Anfang das Gefühl, dass der Plot irgendwie irgendwie auf der Stelle tritt. Es geschieht viel, ohne das wirklich etwas passiert. So war zumindest mein erster paradoxer Eindruck, als ich den Polizeiermittlungen von Detective Sebeck folgte. Parallel zu diesen Ermittlungen werden zwei weitere, wichtige Figuren eingeführt, denen sich Suarez ebenfalls detailliert widmet.
    Ich war verblüfft, denn sprachlich ist dieser für einen Thriller doch eher gemütliche Einstieg sehr gut gelungen. Man langweilt sich als Leser nicht, fragt sich aber, worauf der Autor hinauswill.


    Doch dann, beinahe schon schleichend und hinterrücks, packte mich der Text, nahm die Handlung rasant Fahrt auf und zog mich vollends in ihren Bann.
    Suarez gelingt es vortrefflich technische Details zu benennen, ohne sie mit langen, (pseudo)wissenschaftlichen Erklärungen zu verzieren. Er bringt dem Leser durch die Zusammenhänge der Geschichte diese Details gekonnt näher. Zuerst mögen die technischen Begriffe verwirren, doch im weiteren Verlauf der Handlung werden sie ein integraler Bestandteil der Geschichte, und erklären sich beinahe von selbst.
    Hier zeigt sich dann auch, dass Daemon eine Mischung aus Science Fiction und Thriller ist, die aber auch reine Liebhaber von Thrillern zu unterhalten weiß.


    Die Figuren, die der Autor entwirft, sind angenehm anders. Sie sind lebendiger als man es teilweise von anderen Romanen dieses Genres her kennt, da sie nicht nur ihre Rolle spielen und ihre Funktion innerhalb der Geschichte erfüllen, sondern Ecken und Kanten haben.
    Auch der Weltenentwurf, den Daniel Suarez hier vor dem Leser ausbreitet, ist ausgereift und in sich logisch. Der Autor präsentiert hier eine Sicht der Dinge, die funktionieren könnte, lässt dabei aber den moralischen Zeigefinger weg.


    Auch die Action kommt neben der Technik und der Handlung nicht zu kurz. Hier wird Suarez teilweise sehr rauh, geht nah ran an Szenen und „Kameraeinstellungen“, gleitet aber problemlos am 08/15-Splatter vorbei.
    Auch dieser Balanceakt zwischen überhöhter Gewaltdarstellung und Realismus gelingt ihm sehr gut.


    Einzig bei den Dialogen hatte ich teilweise Schwierigkeiten, die Sprecher zuzuordnen, oder anhand ihres Sprachmusters mit den den Bildern, die ich mir vor meinem geistigen Auge für sie entworfen hatte, auseinanderzuhalten.
    Teilweise klingen sie hier doch gleichartig, was aber ein verzeihliches Manko ist.


    Ich habe bei dieser Rezension bewusst auf Spoiler verzichtet, da die Anlage dieses Romans sehr stark verzahnt ist, und von einigen Überraschungsmomenten lebt, die mit Spoilern vielleicht zunichte gemacht würden.


    Wer gerne einen Thriller liest, in dem Action, detaillierte Figuren und eine konsequent durchdachte Handlung eine nahezu perfekte Symbiose eingehen, wird mit diesem Roman nicht enttäuscht werden.


    Meine Wertung für diesen Roman:
    9 von 10 Punkten.
    Empfehlenswert.


    Nachtrag:
    Ich sollte so früh am Morgen keine Rezension verfassen.
    Ich musste nämlich soeben einen gordischen Formulierungsknoten auflösen.
    :wow

  • Ich war von Geschichte begeistert. Leider hat der Autor zu häufig auf Fachterminus zurückgegriffen, dabei hat er es versäumt ihn zu erklären. Deswegen war die Geschichte für mich an einigen Stelle doch sehr verwirrend. Macht man sich jedoch die Mühe und schlägt die betreffenden Begriffe nach, so macht die Geschichte richtig Spaß beim Lesen. So bekommt man nebenbei auch noch ein besseres Verständnis in der Welt der Computer.

  • Ich war anfangs sehr begeistert, nur zum Ende hin wurde es ein wenig langatmig.
    Ansonsten aber echt gut - mal etwas ganz anderes. Von mir 7 von 10 Punkten.
    Mal schauen, wie die Fortsetzung wird...

    :lesend"Labyrinth - Elixier des Todes: Agent Pendergast 14" von Douglas Preston & Lincoln Child


    "Wenn man liebt, sind Pockennarben so hübsch wie Grübchen."