Das Haus der kalten Herzen - Sarah Singleton

  • Taschenbuch mit 288 Seiten
    Verlag: cbt (Januar 2010)
    Sprache: Deutsch
    Originaltitel: Century



    Kurzbeschreibung
    Mitternacht im Haus aus Staub und Eis


    Das Haus »Century«, der Landsitz der Vergas, ist in ewigen Winter gehüllt. Die Familie, allen voran die Schwestern Mercy und Charity, erwacht bei Sonnenuntergang und schläft während des Tages. Nie haben sich die Schwestern gefragt, warum sie so leben müssen. Bis zu dem Abend, an dem Mercy im Garten einem Fremden begegnet. Er schickt sie zu einem Ort jenseits der Dunkelheit, an dem der Fluch, der auf den Vergas lastet, seinen Anfang nahm. Doch kann Mercy das düstere Geheimnis ihrer Familie aufdecken, ohne alles zu zerstören, was sie jemals geliebt hat?



    Zur Autorin
    Sarah Singleton wurde auf dem Land in Northampton geboren und studierte Literaturwissenschaften an der Universität von Nottingham. Sie ist durch Europa, Indien und Nepal gereist und hat als Pferdeflüsterin, Zimmermädchen und in einem Schokoladengeschäft gearbeitet, bevor sie Journalistin wurde. Nach einigen Kurzgeschichten schrieb sie ihr Jugendbuch-Debüt 'Das Haus der kalten Herzen', das mit dem Booktrust Teenage Prize ausgezeichnet wurde.



    Meine Meinung
    Gleich vorneweg: „Das Haus der kalten Herzen“ ist kein Vampirroman! Und er folgt auch nicht den Klischees dieses Romans. Die Idee, die Sarah Singleton in diese Geschichte einbringt, ist origineller und entfaltet erst etwa auf der Hälfte der Seiten ihre wahre Kraft. Der Einstieg hingegen war für mich befremdlich. Vorgestellt wird eine traditionsreiche italienische Familie, die aber mittlerweile in England lebt. Warum, bleibt vorerst umgeklärt. Im Mittelpunkt stehen die 10- und 12-jährigen Schwestern Charity und Mercy, zugegeben nicht die beliebtesten italienischen Vornamen. Sie wohnen mit Vater, Gouvernante und Angestellten im Haus der kalten Herzen, das eigentlich Century heißt. Das Seltsame an dieser Familie ist allerdings, dass sie tagsüber schlafen und erst nachts aufstehen und in der tiefen Dunkelheit des immerwährenden Winters rund um Century leben. Besonders Mercy wundert sich über diesen Umstand und beginnt die Dinge zu hinterfragen, wodurch sie schließlich einem gut gehüteten Geheimnis auf die Spur kommt.


    Was erwartet man also von diesem Buch, wenn nicht Blutsauger? Zumindest eine düstere Atmosphäre, Spannung pur und Gänsehaut. Keines dieser drei Elemente konnte ich in diesem Jugendroman wirklich finden, wurde aber dennoch gut unterhalten. Dadurch dass man mehr als 1/3 des Romans im Dunkeln gehalten wird, um was es überhaupt geht, und selbst dann nur das Nötigste erfährt, wird man zum Weiterlesen gezwungen. Und das fällt auch generell nicht schwer, da sich der Text flüssig lesen lässt. „Das Haus der kalten Herzen“ ist weniger etwas für die typischen Fantasyleser – dafür passiert einfach zu wenig –, sondern eher für diejenigen, die auf originelle Ideen in angenehmer, aber nicht spektakulärer Umsetzung stehen. Die Idee ist es zumindest, die mich wirklich begeistern konnte.
    Auch eine Zielgruppe lässt sich schwer feststellen, was am Inhalt des Buches liegen mag. Mercy soll zwölf Jahre alt sein, wirkt aber nicht so. Was letztlich schlüssig ist,

    Sie ist in vielen Bezügen reifer und verhält sich für mich nicht wie ein 12-jähriges Mädchen. Da das Buch aber sonst nicht mit Grausamkeiten, Gewalt und dergleichen aufwartet, ist man mit einer Lektüre ab dreizehn, vierzehn Jahren sicher gut aufgehoben.


    Für den Preis lohnt es sich insgesamt, das Buch zu kaufen, viel mehr hätte ich aber nicht bezahlen wollen. Für Schnellleser bietet es gerade mal einen, maximal zwei Tage Unterhaltung, da die Schrift recht groß und mit viel Platz auf der Seite verteilt ist. Ich hätte mir insgesamt eine noch detailliertere Betrachtung der Familie und ihrer Besonderheit gewünscht, das hängt für mich am Ende so ein bisschen in der Luft.



    Fazit
    Insgesamt hat mir die Geschichte gut gefallen, zur vollkommenen Überzeugung fehlt aber das gewisse Etwas. Die Idee zumindest ist toll!



    Bewertung
    7,5/10 Punkten

  • Danke für die Rezi Steena. Ich bin immer auf der Suche nach Autoren mit Ideen, die die gleiche Idee nicht in der 999. Variation durchkauen, wie es zurzeit auf dem Vampir-Sektor geschieht. Und das Cover macht ja wirklich was her. Wirkt es in natura auch so gut?

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann
    Und das Cover macht ja wirklich was her. Wirkt es in natura auch so gut?


    Geht so. Ist ein ganz schlichtes TB, die Schnörkel sind nicht abgesetzt, das Cover einfach bedruckt. Es passt jetzt auch nicht so besonders zum Buch, ich finde es ein bisschen nichtssagend.

  • Danke für die Rezi, Steena!


    Ich hab das Buch schon seit einigen Wochen daheim und freu mich schon drauf :-]


    Ich hoff ich komm bald mal dazu, es warten davor aber noch ein paar andere Bücher.


    @ Suzann: Ja, ich find das Cover auch in echt sehr schön. Man möchts gleich kaufen, wenn mans in der Hand hat ;-)

  • Zitat

    Original von Camero
    Danke für die ausführliche Rezi. Ich bin zwar immer noch ein wenig unschlüssig,auf der WL bleibt es aber erstmal :grin


    Dito. Danke für die schöne Rezi. :-)

  • Es ist ein trauriges,trostloses Leben das die zwölfjährige Mercy und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Charity in Century führen. Century,so heißt das Haus, in das die Familie Verga gezogen ist,nachdem sie ihre alte Heimat verlassen und nach England gezogen ist. Es ist tiefster Winter,es ist kalt und nie ist die Sonne zu sehen-wie auch,wenn die Familie nur nachts aufsteht?
    Wer jetzt denkt, dass in diesem Buch sicherlich Vampire eine Rolle spielen hat falsch gedacht,denn weder Mercy noch einer der anderen Charaktere ist ein Vampir. Stattdessen hat Mercy eine Gabe,die sie von ihrem Vater geerbt hat und das ihrer Familie ändern muss.


    Der Einstieg in das Buch fiel mir erstaunlich schwer,lange Zeit wird man im Dunkeln gehalten und wartet darauf,dass endlich ein wenig erklärt wird, wieso sich Figuren so verhalten wie sie es eben tun oder was es mit dem "Fluch" zu tun hat. Gerade den Anfang,etwa die ersten 100 Seiten, empfand ich als anstrengend und langatmig, gerade weil ich keine Ahnung hatte,worauf die Autorin eigentlich hinaus will,doch danach wurde es besser und endlich kam ein wenig Schwung in die Geschichte. Trotzdem vermochte mich das Buch nicht so richtig zu fesseln und ich habe es eher im Schnelldurchgang gelesen,was angesichts der geringen Seitenzahl und der enormen Schriftgröße aber kein Problem war.


    Mit Mercy als Protagonistin konnte ich leider nicht so viel anfangen, sie soll 12 sein, doch davon merkt man nur selten etwas; der Grund dafür wird aber am Ende erläutert. Dennoch empfand ich Mercy und auch die anderen Charakter als ein wenig blass,ich hätte mir ein wenig mehr Tiefe, ein bisschen mehr Charakter, gewünscht. Was mich von Anfang an störte waren die Namen der Schwestern: Mercy und Charity,beides "telling-names" ohne,dass ich den Bezug zur Geschichte wirklich gesehen habe.


    Insgesamt war das Buch ganz nett,aber auch nichts überragendes, zu oft bin ich mit meinen Gedanken während des Lesens abgeschweift,weil mir ein wenig Spannung fehlte. Dafür gibt es von mir 6,5 von 10 Punkte. Ich möchte allerdings noch anmerken,dass der Titel sehr gut zu der Geschichte passt und ich die Idee mit der Intertextualität[Mercy schreibt die Geschichte "Das Haus der kalten Herzen" innerhalb der von Sarah Singleton erzählten Geschichte]durchaus gelungen,auch wenn das Potenzial der Idee leider nicht so recht ausgeschöpft wurde.

  • Bereits mit dem ersten Kapitel gelingt es der Autorin eine sehr düstere und triste Atmosphäre aufzubauen. Dieses Dunkle ist sehr stark greifbar und packend. Die Beschreibung des Staubs, welcher das ganze Haus bedeckt und des Schimmels war sehr eindringlich. Teilweise hat dies, besonders der Schimmel an den Wänden, an den Vorhängen, an den Kleidern etc. bei mir Gefühle des Ekels hervorgerufen und ich musste mich schütteln. Auch jetzt, wo ich daran denke, ist der Ekel wieder präsent. Gleichzeitig hat dies jedoch auch zum denken animiert, und mir ging immer die Frage im Kopf herum was da wohl los ist, und warum leben die bloß so? Was ist da passiert? Dadurch entwickelte sich Neugierde. Ich war sehr an der Auflösung des Ganzen interessiert und wollte wissen, wie es weiter geht. Während des ganzen Buchs gelingt es der Autorin ausgezeichnet, Stimmungen zu erzeugen und diese auch an den Leser zu übermitteln.


    Den Charakteren stehe ich zwiespältig gegenüber. Von allen bekam ich recht schnell ein gutes Bild und konnte mir vorstellen wie sie sind und wie sie ticken und dies hat geholfen, ihr Handeln zu verstehen. Die beiden Hauptcharaktere, die Schwestern Mercy und Charity blieben mir jedoch fremd. Ich bekam einfach keinen Bezug zu ihnen, da die Autorin kein klares Bild von ihnen gezeichnet hat. Die beiden waren unscheinbar und recht gleich, ich habe sie trotz unterschiedlicher Namen auch dauernd verwechselt. Dass die beiden Mädchen so blass und unscheinbar geblieben sind hat mich beim Lesen sehr gestört, und ich konnte nicht verstehen, warum Sarah Singleton sie so gezeichnet hat. Erst gegen Ende des Buchs konnte ich dann besser verstehen, dass dieses unscheinbare und nicht greifbare auch die Art zu Leben der Mädchen darstellt. In ihrem Leben ist alles gleich, trist und trostlos. Mir hat es nicht gefallen, aber die Idee der Autorin die Mädchen im Zusammenhang mit der Geschichte so blass zu zeichnen ist wirklich gut.


    Den Schreibstil der Autorin fand ich interessant. Die meisten Passagen waren sehr flüssig geschrieben. Die gewählten Worte der Autorin waren klar und einfach, es gab keine Fremdwörter und keine komplizierten Wörter oder Satzstellungen. Hier lässt sich dann auch gut erkennen, dass das Buch für junge Menschen geschrieben wurde. Einige Passagen waren jedoch sehr langatmig und ich war immer in Versuchung, einfach ein paar Seiten vorzublättern. Diese Mischung aus „gähn“ und „wie geht es bloß weiter?“ führt bei mir normalerweise dazu, dass das „gähn“ Überhand nimmt und ich das Buch abbreche. Hier war dies nicht so, und die „wie geht es bloß weiter?“-Seite hat mich dazu motiviert, weiterzulesen.


    Die Geschichte an sich fand ich von der Grundidee her gut. Die Umsetzung hat mir oftmals jedoch nicht so gut gefallen. Ich fand einige Dinge unlogisch. Durch dieses Unlogische war der Verlauf der Geschichte nicht absehbar. Ich denke ein Grund für diese Unlogik und Verwirrtheit ist, dass das Buch quasi rückwärts erzählt wird, denn je mehr man liest, umso mehr erfährt man und so setzt sich das Bild dann Stück für Stück zusammen, und führte dann auch zu einem aus meiner Sicht unlogischen Ende. Am meisten gestört hat mich jedoch, dass das Ende zu viele Fragen offen lässt. Ich würde sogar fast schon sagen, dass es gar kein Ende ist, sondern dass das Buch einfach aufhört.


    Das Taschenbuch hat einen Umfang von 288 Seiten. Die Schrift sowie der Zeilenabstand sind recht groß, so dass insgesamt weniger Text zusammenkommt, als 288 Seiten vermuten lassen. Ich denke, diesem Buch hätten einige Seiten mehr nicht geschadet, dann hätte man vieles anders angehen und beschreiben können und das Buch wäre schlüssiger und abgeschlossener geworden.


    Mein Fazit:


    Ich bin mir unschlüssig, was ich von diesem Buch halten soll. Was ich gelesen habe, war teilweise einfach morbid und abschreckend, andererseits war die Beschreibung sehr märchenhaft. Gut gefallen hat mir, dass die Autorin gut Gefühle erzeugen konnte (auch wenn mir die Gefühle selbst – Ekel – dann nicht gefallen haben). Auch den Plot fand ich gut und die Umsetzung einiger Dinge hat mir auch gefallen. Aber ein ganz großer Minuspunkt sind die stellenweise langatmigen Passagen, die Unlogik die das Werk durchzieht, sowie das merkwürdige Ende. Wirklich zufrieden bin ich mit der Lektüre nicht.


    Ich denke wenn man einen Hang zu morbiden und melancholischen Geschichten hat, welche nachdenklich machen, dann ist dieses Buch genau das Richtige. Allen anderen würde ich das Buch nur bedingt empfehlen.

  • Also mal gleich vorneweg muss ich sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat und daher auch mein Monatshighlight im Februar darstellt.
    Ich fand, entgegen der Meinung der vorherigen Rezensenten, schon gleich die ersten Seiten unglaublich packend und fesselnd und hab mich gleich inmitten der Geschichte wiedergefunden.


    Auch ich hoffte, dass das "große Geheimnis"der Protagonisten nicht zu einer der (in letzter Zeit) leider so zahllosen Vampirgeschichten führt, aber (zum Glück) weit gefehlt.
    Die Idee der Geschichte ist neu und hat mich allein damit schon begeistert.
    Ich finde zusätzlich, dass die Autorin die Idee wunderbar umgesetzt hat.
    Die Geschichte ist schön und flüssig geschrieben und die detaillierten Beschreibungen lassen einen ganz nah am Geschehen teilhaben.


    Schon ewig hat mich keine Geschichte mehr so sehr gefesselt, dass ich sie trotz Übermüdung bis spät in die Nacht unbedingt noch zuende lesen musste. Hier war es der Fall.


    Einziger Wermutstropfen war für mich das Ende der Geschichte. Dieses kam mir dann etwas zu plötzlich und ich fand es nicht sehr gelungen. Ich hätte mir gewünscht,


    Dieses Ende hätte ich viel überraschender gefunden und das hätte das Buch für mich besser abgerundet.


    Ansonsten kann ich mich den anderen nur anschließen, ein paar Seiten mehr hätte man zu der Geschichte schon schreiben können, manchmal hat man sich zu einigen Personen mehr Infos gewünscht.


    Alles in allem ein tolles Buch und ich würde es allen Leuten empfehlen die seichte Fantasy bzw. Märchen mögen.

  • Der Roman handelt von einer Familie, auf der eine Art Fluch liegt.


    Mercy und ihre Schwester leben in einer Welt, wo immer Nacht und Winter herrscht, und wo jeder Tag dem anderen gleicht.
    Ihre bisher gekannte Welt wird kräftig durcheinander gewirbelt, als ein Mann in ihr Leben tritt, der sie dazu bringt Fragen zu ihrem Leben zu stellen.
    Mercy ist hin – und – her gerissen zischen dem Bedürfnis die Sonne zu sehen, und Antworten auf ihre Fragen zu bekommen; als auch das Leben das sie bis jetzt kannte, zu wahren.


    Ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen verschlungen, weil ich nicht mehr mit lesen aufhören konnte.
    Die Autorin hat ein wirklich schönes, und auch nachdenkliches Buch geschrieben. Einfach klasse. Hat mir sehr gut gefallen.


    Nun freue ich mich auf weitere Romane der Schriftstellerin.


    Von mir gibt es 10 Punkte.

  • Zitat

    Original von BookLover


    Einziger Wermutstropfen war für mich das Ende der Geschichte. Dieses kam mir dann etwas zu plötzlich und ich fand es nicht sehr gelungen. Ich hätte mir gewünscht,


    Dieses Ende hätte ich viel überraschender gefunden und das hätte das Buch für mich besser abgerundet.


    Da muss ich dir recht geben, dieses Ende wäre faszinierender gewesen.


    Ich habe an dieser Stelle auch eine richtige Gänsehaut bekommen. *grusel*

  • Seit knapp einem Jahrhundert durchlebt die Familie Verga, allen voran die Schwestern Mercy und Charity, den gleichen Tag bzw. die gleiche Nacht, denn sie erwachen bei Sonnenuntergang und gehen kurz vor Sonnenaufgang wieder ins Bett.
    Der Ablauf ist dabei immer derselbe: Nach dem Aufstehen frühstücken die beiden Schwestern zusammen, haben Unterricht bei ihrer Gouvernante Galatea und helfen nach dem Mittagessen in der Küche. Danach macht Mercy zunächst einen Spaziergang im Garten, dann liest sie mit ihrer Schwester vor dem Kamin und nach dem Abendessen mit Galatea und der Haushälterin Aurelia gehen sie wieder schlafen. Ihren Vater Trajan sehen die Schwestern so gut wie nie, ihre Mutter ist schon vor langer Zeit verstorben.


    Dieses Leben führen Mercy und ihre Familie nun schon seit 100 Jahren, unbemerkt von der Außenwelt. Und so sollte es auch bleiben.
    Doch plötzlich geschehen unerwartete Dinge und alles beginnt sich zu verändern. Trajan bittet seine Töchter auf der Hut zu sein und sorgt für ihre ständige Bewachung. Mercy darf nicht einmal mehr allein spazieren gehen und wird daher von Galatea und Charity begleitet. Als sie jedoch für einen kurzen Moment allein in der Familienkapelle ist, trifft sie dort auf einen Mann namens Claudius. Er erzählt ihr, dass er ebenfalls ein Verga sei und gekommen ist, um ihr zu helfen. Er sagt ihr außerdem, dass sie nicht glauben soll, was Trajan und Galatea ihr erzählen und dass sie sogar ihre Mutter wieder sehen könne.


    Mercy ist verwirrt und weiß nicht mehr was und wem sie glauben soll. Trotzdem spürt auch sie die Veränderungen, die im Haus vor sich gehen. Sie fühlt sich, als würde sie aus einem langen Schlaf erwachen und bemerkt plötzlich Dinge, die ihr vorher nie aufgefallen sind, z.B. wie fleckig ihr Kleid ist oder wie staubig ihr Zimmer. Sie beginnt Fragen zu stellen und wundert sich, warum sie sich kaum noch an ihre Mutter erinnern kann. Charity geht es ähnlich.


    Trajan ist davon überhaupt nicht begeistert und will Mercy daran hindern ihr Leben weiter in Frage zu stellen, indem er ihr weiß macht, dass Claudius böse ist und die ganze Familie in große Gefahr gerät, wenn Mercy nicht damit aufhört.


    Mercy will ihrem Vater zwar gehorchen und ihre Schwester schützen, ihr Drang nach der Wahrheit und ihren Erinnerungen ist jedoch größer und so nimmt sie erneut Kontakt zu Claudius auf. Dieser erklärt ihr, warum sie immer und immer wieder die gleiche Nacht durchlebt und wie sie das beenden kann. Es liegt also allein in Mercy's Hand.



    Nachdem ein unbekannter Ich-Erzähler im Prolog einen Roman mit dem Titel Das Haus der kalten Herzen, geschrieben von Mercy Galliena Verga im Jahre 1890, entdeckt, wird dem Leser der Eindruck vermittelt, er würde eben diesen Roman nun lesen. Im Mittelpunkt dieses Romans steht Mercy, die Autorin des Romans, aus deren Sicht die Handlung geschildert wird. Besonders detailliert geht Sarah Singleton dabei auf die Gedanken und Gefühle ihrer Hauptfigur ein.


    Mercy ist eine sehr echte und interessante Figur. Als Leser erlebt man hautnah, wie Mercy nach und nach aus ihrem Schlaf erwacht und ihre Umwelt wieder wahrnimmt und neu entdeckt. Auch ihre innere Zerrissenheit wird sehr gut dargestellt. Sie ist verwirrt und weiß oftmals nicht mehr, was sie glauben soll. Einerseits möchte sie eine gute Tochter sein und ihrem Vater gehorchen. Andererseits will sie aber auch die Wahrheit erfahren und endlich anfangen zu leben. Dabei hinterfragt sie häufig ihre eigenen Handlungen und ist sich nicht sicher, ob sie das richtige tut, weil sie vor allem auch ihre Schwester Charity nicht in Gefahr bringen möchte. Dies macht Mercy zu einem mitfühlenden und realistischen Charakter, in den man sich sehr gut hineinversetzen kann.


    Auch Charity ist eine sehr realistische Figur. Etwas jünger als Mercy ist auch sie hin und her gerissen zwischen den Fronten und weiß nicht so recht, wem sie glauben soll. Da sie jedoch die gleichen Ängste und Fragen hat wie ihre Schwester, vertraut sie ihr und will ihr helfen das Geheimnis zu lüften, auch wenn sie vieles noch nicht versteht.


    Mercy und Charity sind aber nicht die einzigen Geschwister. Trajan und Claudius sind Brüder, die sich in der Vergangenheit zerstritten haben. Über diese beiden Figuren erfährt der Leser erst nach und nach mehr Einzelheiten, als Mercy dabei ist die Vergangenheit aufzudecken. Dabei macht sie wirklich interessante und vor allem unerwartete Entdeckungen, die sich erst später zu einem Gesamtbild zusammenfügen und vieles verständlicher machen. Beide Brüder trafen aus Liebe falsche Entscheidungen, die ihr Leben für immer veränderte. Trotzdem kann man ihre Taten nachvollziehen.


    Mercy's Reise durch die Vergangenheit von Century fängt zuerst langsam an und wird dann immer spannender. Während sie ihre Vergangenheit als Zuschauerin durchläuft, kehren allmählich auch ihre eigenen Erinnerungen zurück und das Puzzle fügt sich mehr und mehr zusammen. Sie kann Trajans Bann jedoch nur brechen, wenn sie die gesamte Vergangenheit aufdeckt, was Trajan um jeden Preis verhindern will. Dafür ist ihm nahezu jedes Mittel recht, dass Mercy aufhält. Diese will jedoch auf keinen Fall aufgeben.


    Zum Ende hin gelingt der Autorin eine so unerwartete Wendung, dass der Leser schockiert nahezu alle bisherigen Überlegungen wieder verwirft, bis sie sie kurz darauf auflöst.


    Die Handlung ist daher bis zum Schluss spannend und man möchte zusammen mit Mercy endlich herausfinden, was damals geschah, wie ihre Mutter gestorben ist, warum ein solcher Bann auf Century liegt und wie Mercy diesen brechen kann.


    Sarah Singleton ist mit Das Haus der kalten Herzen ein Jugendbuch gelungen, das sich in vielerlei Hinsicht von anderen Büchern des Genres unterscheidet. Sie verzichtet völlig auf die übliche, mehr oder weniger stark ausgeprägte, Liebesgeschichte der Hauptfigur und beschränkt sich nur auf die kleine Liebesgeschichte zwischen Claudius und seiner Frau in der Vergangenheit sowie die Liebe zwischen Mercy's Eltern, die besonders an Trajans Trauer deutlich wird.
    Außerdem handelt es sich bei der Familie Verga trotz ihrer Unsterblichkeit nicht um Vampire, was den Roman ebenfalls von anderen Jugendbüchern unterscheidet. Etwas schöner wäre es allerdings gewesen, wenn die Autorin mehr ausgeführt oder erklärt hätte, warum die Familie Verga unsterblich ist oder wie es dazu kam. Dass sie keine normalen Menschen sind, ist ja offensichtlich.


    Dafür beschreibt sie sehr schön die dramatische Geschichte einer Familie, die nach einem traurigen Verlust wieder lernen muss zu leben.



    FAZIT
    Das Haus der kalten Herzen ein gelungenes Jugendbuch-Debüt, dass auch ohne viel Romantik überzeugt und dessen Handlung den Leser zu fesseln vermag, bis er mit Mercy die Vergangenheit durchlaufen und das Geheimnis um Century endlich gelüftet hat.