Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord - Fred Vargas. Gelesen von Hannelore Hoger

  • Hannelore Hoger liest "Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord" von Fred Vargas - Brigitte Hörbuch-Editionen, gekürzte Lesung, 4 CDs, ca. 312 Minuten


    Zum Inhalt
    Jean-Baptiste Adamsberg ist für seine untrügliche Intuition bekannt. Und die erweist sich wieder einmal als richtig, als auf Pariser Bürgersteigen über Nacht blaue Kreidekreise auftauchen. Darin: mal ein Ohrring, eine Bierdose, ein Joghurtbecher ... Allein Adamsberg macht sich Sorgen, während halb Paris sich über die Kreise amüsiert. Der Kommissar behält recht: Eines Tages findet man eine Leiche in einem der blauen Kreise.
    [Klappentext]


    Über den Autor
    Fred Vargas, geboren 1957 in Paris, heißt eigentlich Fréderique Audouin-Rouzeau und ist die Tochter eines Surrealisten. Es ist also kein Zufall, dass ihre Krimis nicht nur spannend sind, sondern oft auch leicht verschroben. Und höchst erfolgreich. Dabei hat die gelernte Historikerin und Archäologin früher eigentlich nur in den Ferien Kriminalgeschichten erfunden. Ihre Reihe um Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg ist aber mittlerweile Kult - und ein Vollzeitjob.
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    Über den Sprecher
    Hannelore Hoger lebt seit ihrer Geburt in Hamburg. Und zwar fast ausschließlich für die Schauspielerei: Schon mit sechs Jahren trat sie im legendären Ohnsorg-Theater auf, wo ihr Vater als Inspizient gearbeitet hat. Seit Mitte der 60er ist Hoger auch aus Film und Fernsehen nicht mehr wegzudenken. Schon gar nicht in Sachen Krimis: Seit 1993 ist Hoger "Bella Block" und somit eine der beliebtesten Fernseh-Ermittlerinnen überhaupt, mit Herz, Schnauze und viel Courage.
    Hannelore Hoger, das sprüt man, hat an diesem Krimi ihre helle Freude gehabt. Denn es steckt alles drin, was die große Schauspielerin schätzt: Sprachwitz, originelle Konstruktionen, Humor und eine Schwäche für die Schwachen dieser Welt. All das vermengt Hoger in ihrer unvergleichlichen Art zu einem besonderen Hörerlebnis.
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    Meine Meinung
    Man merkt es dem Roman an, dass er Vargas' erster ist, denn so ganz ausgereift ist sie nicht, die Krimihandlung. Es braucht seine Zeit, bis der Fall ins Rollen kommt.
    Zunächst geht es erst einmal um Adamsberg und seine Versetzung nach Paris - wir lernen den Kommissar und seinen Inspektor Danglard en wenig kennen, noch mehr Raum nehmen jedoch Mathilde Forestier und ihre ungwöhnlichen Mieter, der blinde Charles Reyer und die unermüdlich auf Kontaktanzeigen antwortende Clémence Valmont, ein.
    Adamsberg ist mitten in der Auflösung eines anderen Falls, die blauen Kreidekreise sind eine bloße Ansammlung ungeordneter Zeitungsartikel unter der Schreibtischlampe des Kommissars, kaum mehr als eine ungute Ahnung.
    Das ändert sich schlagartig, als die erste Leiche mitten in einem blauen Kreidekreis gefunden wird. Die Suche nach dem Kreisezeichner gestaltet sich schwierig, obwohl Adamsberg mit Mathilde Forestier eine ausgezeichnete Zeugin an seiner Seite hat: Mathilde, unermüdlich auf den Spuren ihrer Mitmenschen wandelnd, hatte auch den Kreidekünstler im Visier und ist ihm mehr als einmal gefolgt.
    Polizeiliche Ermittlungsarbeit findet in den Romanen von Fred Vargas nur am Rande statt - Kommissar Adamsberg arbeitet assoziativ und vertraut ganz seiner Intuition. Geschickt präsentiert Vargas dem Leser bzw. Hörer Andeutungen und Hinweise, allein die Verbindung fehlt, und so kommt die Auflösung gänzlich verblüffend über den Zuhörer. Dadurch wirkt so Manches arg konstruiert an den Kriminalfällen, so auch in diesem Erstling, doch letztlich stört das wenig: der Krimi ist nur schmückendes Beiwerk, vor dem Vargas ihren schier unerschöpflichen Reichtum an skurilen Figuren auftreten und handeln lässt. Wunderbare Dialoge und eine ganz eigene Art zu beschreiben machen jeden Roman zu einem echten Genuß.


    Hannelore Hoger liest den Roman mit Genuß - dies ist nicht nur Werbung auf der CD-Hülle, sondern tatsächlich auch zu hören. Gekonnt springt sie in die Charaktere und schafft mit kleinsten stimmlichen Variationen ein lebendiges Abbild der Figuren in den Köpfen der Zuhörer. Wohltuend ist das Fehlen jeglicher Übertreibung, Überspitzung ist nicht Hogers Stil.
    Dieses Hörbuch ist das erste von Hannelore Hoger gesprochene, das ich gehört habe, und die ganz eigene, sehr präsente Stimmfarbe Hogers hat es mir am Anfang schwer gemacht, in das Hörbuch hineinzukommen - letztlich hat sie mich aber doch gepackt.


    Fazit: Man merkt es der Geschichte an, dass es der erste Roman der Adamsberg-Reihe ist, doch die erzählerischen Qualitäten Vargas sind auch hier so deutlich zu spüren, dass es ein Genuß ist, der Geschichte zuzuhören. Die Qualitäten der Sprecherin Hannelore Hoger tun ihr Übriges dazu. Einziges wirkliches Manko: leider wieder eine gekürzte Lesung ...