Zwei halbe Leben - Rebecca Stephan

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  • Gebundene Ausgabe mit 336 Seiten
    Verlag: List (März 2010)
    Sprache: Deutsch



    Kurzbeschreibung
    Frankfurt, 1944. Sophie und Max werden bei einem Luftangriff verschüttet. Für einige Zeit sind sie völlig abgeschnitten von der Welt. Sie beginnen sich ineinander zu verlieben, obwohl sie beide verheiratet sind. Als sie schließlich zu ihren Familien zurückkehren, wissen sie, dass sie eigentlich füreinander bestimmt sind. Einmal im Jahr wollen sie sich sehen, an einem bestimmten Tag, auf dem Römer. Dann schlägt das Schicksal unerwartet zu.


    Zur Autorin
    Hinter dem Pseudonym Rebecca Stephan verbirgt sich eine Erfolgsautorin, die mit ihren zahlreichen Frauenromanen viele begeisterte Leserinnen gewonnen hat. Sie wurde Mitte der sechziger Jahre in Hessen geboren, heute lebt sie mit Mann und Sohn in Hamburg.



    Meine Meinung
    Die Kurzbeschreibung übertreibt an der einen oder anderen Ecke natürlich. „Für einige Zeit“ umfasst bestenfalls 24 Stunden, die Sophie und Max von den anderen Menschen abgeschnitten sind, dann können sie sich befreien, beschließen aber, sich für vier Wochen vor den anderen zu verstecken und erst dann zu ihren Familien zurückzukehren. Vier Wochen des Glücks, die vielleicht für ein ganzes Leben reichen müssen. Jedes Jahr wollen sie sich an dem Tag, an dem sie sich kennen gelernt haben, den Römer aufsuchen und jeweils fünf Minuten warten. Kommt der andere innerhalb dieser fünf Minuten, werden sie ein gemeinsames Leben aufbauen, kommt er nicht, gehen sie zurück in ihr bisheriges Leben.


    Der Roman ist locker unterteilt in die eigentliche Geschichte und Briefe, die die beiden Protagonisten einander schreiben, aber niemals abschicken können, weil sie ganz bewusst nicht die Nachnamen und Adressen ausgetauscht haben, um alles dem Schicksal zu überlassen. Diese Mischung aus Briefen und Erzählung hat mir sehr gut gefallen und wirkt sich förderlich auf den Fluss der Geschichte aus. Einiges wird mit einem allwissenden Blick erzählt, anderes erfährt man so mit den eigenen Worten der Beteiligten. Die Geschichte erschien mir durchweg sehr schlüssig, obwohl man ihr zu Beginn – etwa auf den ersten 100 Seiten – durchaus einen leichten Hang zum Kitsch vorwerfen kann. Aber dieses bisschen Kitsch sei verziehen, da es im Restteil keinen Platz mehr findet und die Geschichte sehr glaubwürdig wirkt. Über das Ende lässt sich natürlich streiten, für mich hat es aber zu der Geschichte von Maximilian und Sophie gepasst, ich hätte mir kein anderes Ende vorstellen können.


    Die Lesezeit vergeht wie im Flug, unwichtige Jahre werden in kurzen Sätzen ausreichend zusammengefasst und nur die wesentlichen Szenen erhalten einen näheren Blick auf das Geschehen. Für mich wirkte diese Geschichte sehr aus dem Leben gegriffen, besonders Sophie und ihre Familie sind im Krieg und in den Nachkriegsjahren mit greifbaren existentiellen Problemen konfrontiert, die sich leicht nachvollziehen lassen. Die beiden Protagonisten sind aber allzu sympathisch gezeichnet, die richtigen Kanten fehlen ihnen. Böse sind nur die anderen, aber nicht diese beiden. Sie sind vor allem Opfer! Das ist einer der wenigen Kritikpunkte, die ich spontan anbringen würde.



    Fazit
    Eine stimmige Geschichte, die für mich wie aus dem Leben gegriffen war. Nett mit Details versehen und sehr gut und interessant geschrieben.



    Bewertung
    8/10 Punkten

  • für die Rezi,
    das Buch ist mir schon in einen anderen Thread aufgefalllen und ich habe auf deine Rezi gewartet,
    Es musste dann auch schnell auf meine Wunschliste!
    Oder magst du es wandern lassen?
    Ute

  • Danke für die Rezi, Steena, ich glaube, das Buch könnte etwas für mich sein.


    Normalerweise mag ich solche Geschichten, die bei mir allgemein unter "Familiengeschichten" fallen, nicht so gerne, aber ich denke, nach "Der Tag, an dem Marilyn starb" bin ich für fast alles offen ... :grin

  • Zitat

    Original von nordicute04
    für die Rezi,
    das Buch ist mir schon in einen anderen Thread aufgefalllen und ich habe auf deine Rezi gewartet,
    Es musste dann auch schnell auf meine Wunschliste!
    Oder magst du es wandern lassen?
    Ute


    HCs wollte ich nach Möglichkeit nicht mehr wandern lassen, damit habe ich bisher nur schlechte Erfahrungen gemacht :-).



    Iszlá : Ja, Familiengeschichte trifft es in weiten Teilen. Nach den ersten 100 Seiten erfährt man vor allem etwas über die getrennten Wege der Protagonisten und ihre Erfahrungen in den Familien. Dabei ist Maximilians Familie eine sehr gut situierte, in Frankfurt lebende, bei Sophie geht es eher um existenzielle Nöte und das Geld ist bei ihr knapp.

  • Meine Rezension
    Sophie führt eine schlechte Ehe. Ihr Mann trinkt hemmungslos und verprügelt sie immer wieder brutal. Sophie will aber aus Angst vor Ferdinand keine Trennung, sondern wahrt den Kindern zuliebe den Schein.


    Auch die Ehe von Max ist nicht glücklich: Er stammt aus gutem Hause und wurde von seinen Eltern aus Geld- und Prestigegründen zur Heirat gezwungen und hat sich – wie immer – auch nicht widersetzt. Seine Frau Caroline ist so kalt wie eine Hundeschnauze.


    Die beiden überleben einen Bombenangriff, werden aber in einem Luftschutzkeller verschüttet. In langen Gesprächen kommen sich die beiden sehr nahe und sie beginnen, sich ineinander zu verlieben. Nach ein paar Tagen können sie sich befreien, beschließen aber, sich noch eine Auszeit nur für sich zu gönnen – denn sich von ihren jeweiligen Partnern zu trennen, das wagen sie nicht. Dafür schließen Sie einen Pakt mit dem Schicksal…


    Mehr möchte ich aber nicht über den Inhalt verraten.


    Ich habe mich ganz gut mit dem Buch unterhalten. Es ist gut lesbar und recht kurzweilig geschrieben, aber der Funke ist dennoch nicht übergesprungen: Wie bereits auch Steena bemerkte, sind die beiden Protagonisten nur gut und immer Opfer. Aber das ist ein Punkt, der mich stets auf die Palme bringt, selbst wenn man die damalige Zeit, in der Trennung und Scheidung sicher noch ein Tabu war, berücksichtigt. Aber eine Frau, die sich von ihrem Mann beinahe halbtot schlagen lässt und trotzdem bei ihm bleibt…. Da krieg ich einfach Anfälle!


    Man merkt beim Lesen, dass die Autorin ansonsten Frauenromane schreibt: das Passive der Protagonisten, diese wehr- und willenlose Haltung kam mir aus Frauenromanen mit unsicheren Weibchen als Protagonisten doch sehr bekannt vor.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Meine Rezension:


    Dieses Buch zu beschreiben ist eine kleine Herausforderung für mich. Wie beschreibt man denn ein Buch welches voller Emotionen ist ohne zu viel von der Handlung zu verraten?
    Bei einem Luftangriff werden Sophie und Maximilian verschüttet. Die Angst in dem Keller zu sterben ist groß, doch noch größer sind die Gefühle die die beiden Verschütteten, trotz ihrer verschiedenen Herkunft, für einander entwickeln. Während Maximilian aus einer reichen Bankiersfamilie stammt und Armut auch in Zeiten des Krieges kaum kennt, kämpft Sophie täglich ums Überleben indem sie zum Beispiel aus Kartoffelschalen Suppe kocht.
    Nachdem das Schlimmste überstanden ist und sie sich einen Weg nach draußen bahnen können, beschließen sie noch vier Wochen ihren Familien fernzubleiben um ihr Glück in “ihrem” Keller zu genießen. Die Zeit verrinnt viel zu schnell und sie trennen sich ohne den Nachnamen des Anderen zu kennen. Ihr Schicksal wollen sie trotzdem herausfordern. Sie vereinbaren einen Treffpunkt, an dem sie sich einmal im Jahr, an einem bestimmten Tag für fünf Minuten aufhalten. Treffen sie sich genau in diesen Minuten wollen sie sich nie wieder trennen. Doch das Schicksal hat andere Pläne.


    Hinter dem Pseudonym Rebecca Stephan steckt die für ihre humorvollen Frauenromane bekannte Autorin Steffi von Wolff. Nach diesem Buch möchte ich ihr fast raten nur noch “ernste” Themen zu schreiben. Die Geschichte von Maximilian und Sophie umfasst ganze zwanzig Jahre in denen sie sich Briefe schreiben, die sie nie absenden und parallel taucht man abwechselnd in ihr Leben ein. Jeder muss sich auf seine Art durch die Nachkriegszeit kämpfen und ob es für Maximilian, der unter seiner gefühlskalten Frau und seinem dominanten Vater leidet, schwerer ist oder für Sophie, die jede Mark zehnmal umdrehen muss und den Gewalttätigkeiten ihres alkoholkranken Mannes schutzlos ausgeliefert ist, diese Frage muss jeder beim Lesen für sich beantworten.
    Ganz große Klasse und eine Überraschung für mich war, dass die Autorin zu ihrer fiktiven Geschichte auch noch reale Figuren mit in die Handlung streut. Die vielen Wendungen, die die Geschichte bereithält ließen mich das Buch nicht aus der Hand legen und ich sog Maximilian und Sophies Geschichte regelrecht in mich auf.
    Am Ende jedoch wehrte ich mich fast schon weiterzulesen, da ich die zwei einfach nicht gehen lassen wollte und als ich das Buch zuklappte musste ich erstmal mein Schluchzen wieder unter Kontrolle bekommen. Ein paar Tränen habe ich schon oft beim Lesen fließen lassen und wer meine Rezensionen verfolgt weiß auch, dass ich daraus keinen Hehl mache. Aber so wie am Schluss dieses Buches habe ich noch nie geweint.
    Fazit: Eine emotionsgeladene Liebesgeschichte voller Dramatik, die unter die Haut und mitten ins Herz geht.

  • ich habe das buch jetzt in 2 tagen gelesen und ich liebe es. ich hab jede seite genossen und hab jedes jahr dem 18. april hingefiebert... sophie und maximillian sind mir so sehr ans herz gewachsen. ich brauchte nicht nur beim schluss, sondern auch zwischendurch taschentücher... also bis jetzt ist dieses buch mein jahreshighlight und ich glaube ziemlich sicher, dass es auch so bleiben wird...


    Von seinen Eltern lernt man lieben, lachen und laufen. Doch erst, wenn man mit Büchern in Berührung kommt, entdeckt man, dass man Flügel hat. (H. Hayes)