Misfit – Vincent Overeem

  • Berlin Verlag, 240 Seiten
    Februar 2010


    OT: Misfit
    Aus dem Niederländischen von Christiane Kuby


    Kurzbeschreibung:
    Die Entdeckung aus den Niederlanden: ein raffinierter Roman über eine erste Liebe in gleißenden Sommertagen und die ergreifende Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Brüdern.
    Seit Wochen liegt brütende Hitze über der Stadt. Die Menschen sind träge, das Leben verläuft wie in Zeitlupe, und Kaat, die schöne Freundin des Ich-Erzählers, lungert nur noch, kaum verhüllt, auf dem Bett herum. Mit ihm schlafen will sie nicht mehr. Obwohl sie doch zuletzt nichts anderes im Kopf hatte. Nun stöhnt sie über die Hitze. Und vom Haus gegenüber spähen die Dachdecker ins Zimmer./ Kaat. Die schöne Kaat mit den feurigen Augen. Sie ist ihm ein Rätsel. Und je schärfer er sie beobachtet, desto undurchschaubarer wird sie. Hat Kaat eine Affäre mit Stadig, seinem gutaussehenden Vermieter, den sie doch angeblich nicht ausstehen kann? Und warum lehnt sie es ab, Fotos von seinem Bruder Krijn anzusehen? Während das Misstrauen des Erzählers wächst, beginnt man sich zu fragen, ob nicht auch er etwas verbirgt



    Über den Autor:
    Vincent Overeem, geboren 1974, debütierte 2005 mit dem Erzählungsband Novembermeisjes (Novembermädchen), der u. a. für den Gerard-Walschap-Literaturpreis nominiert war. Misfit ist sein erster Roman und sein erstes Buch auf Deutsch. Overeem lebt mit seiner Familie in Amsterdam.



    Meine Meinung:
    Es ist ein heißer Sommer und der18jährige Protagonist befindet sich zusammen mit seiner Freundin Kaat in einem Zimmer, ihrem Liebesnest!
    Der Erzähler besitzt vordergründig eine rotzige Sprache, aber man merkt schnell, dass er sehr sensibel ist. Vor allem, wenn er an seine Eltern, deren problematische Beziehung oder seinen lernbehinderten, schwierigen Bruder denkt und dann seine Kindheit reflektiert. Und auch die Erinnerung, wie er Kaat kennen gelernt hatte.
    Kaat ist selbstbewusst und liebenswert, eine herausragende Romanfigur! Keine Wunder, dass der Protagonist so verliebt in sie ist.


    Das Rätsel in der Handlung bleibt anfangs versteckt, obwohl doch die Gedanken des Protagonisten den Roman bestimmen. Der Leser wird erst langsam an die vergangenen Geschehnisse und ihrer Auswirkungen herangeführt.


    Ein wenig erinnert die Ausgangsposition mit dem Paar und ihrer frechen Sprache und der Hitze an „Betty Blue - 37,2 Grad am Morgen“ von Philippe Djian.
    Die Ansiedlung in der unteren Mittelschicht und die enge Beziehung zwischen den Brüdern lässt wiederum an Willy Vlautins ersten Roman „Motel life“ denken.


    Wenn der Roman schon hitzig anfängt, so verdichtet sich die psychologische Komponente im Verlaufe des Buches immer mehr und mehr. Als Leser ist man gefesselt, der relativ kurze Roman ist schnell durchgelesen. Zurück bleibt das Erstaunen, dass sich hinter diesem Buch mit seiner anfangs rüden Sprache ein origineller Geheimtipp versteckt.

  • Herr Palomar :
    Dank deiner Rezension habe ich mir das Buch heute ertauscht. :-)
    Hört sich wirklich gut an.


    Wieviel Punkte würdest du dem Roman geben?


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Da kann man ja zufrieden sein, danke!

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Das Buch hat mich gestern in der Buchhandlung angelacht, allerdings hatten die das nur als HC. Seit kurzem ist es als TB raus, ich schmeiß es mal auf meine WL, das lacht mich immer noch so an. Schade, dass es hier nur eine Rezi gibt, aber dennoch Danke, Herr Palomar.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Die Geschichte fängt in einer heißen Sommerperiode an. Der Ich-Erzähler [mir ist wohl im ganzen Buch nicht aufgefallen, dass sein Name nicht genannt wird - erst als ich die Rezi schreiben wollte und den Namen nicht fand, wurde es mir deutlich. Es sei denn, ich bin blind...] und seine Freundin Kaat liegen eigentlich nur noch in der Wohnung rum, denn für alles andere ist es zu heiß. Der Ich-Erzähler arbeitet eigentlich bei seinem Vermieter, der ein sonderbarer Mann zu sein scheint, dem der Ich-Erzähler aber irgendwie seine "Rettung" verdankt, nachdem er sein Elternhaus verlassen hat und irgendwie nicht weiter wusste. Stadig, der Vermieter, ist nach Meinung des Ich-Erzählers scharf auf Kaat, das sind aber im Endeffekt so ziemlich alle Männer, auch die Bauarbeiter, die gerade an dem Haus, in dem der Ich-Erzähler wohnt, zugange sind. Doch nicht nur Stadig wird öfter als etwas merkwürdig dargestellt, auch der Ich-Erzähler scheint einiges mit sich herumzutragen, denn er will nicht so recht über seine Familie und seine Vergangenheit erzählen. Lediglich über seinen jüngeren Bruder und deren Verhältnis liest man hin und wieder etwas. Mit dem Fortschreiten der Geschichte jedoch erfährt der Leser - wenn auch nur häppchenweise - etwas mehr über den Ich-Erzähler, seinen Bruder, über Kaat und die Anfänge dieser Beziehung und taucht somit immer weiter in das Geschehen ein. Bis man irgendwann wirklich gepackt wurde und immer mehr über die Figuren wissen möchte.


    Ich muss zugeben, dass der Schreibstil des Buches für mich irgendwie eigenartig war. Ich bin jemand, der doch sehr gerne Dialoge liest und diese kamen mir hier zu kurz (Vielleicht sollte ich erwähnen, dass auch das Buch, was ich vorher las, so gut wie ohne Dialoge auskam und mir dies irgendwann bei "Misfit" dann fast schon zuviel wurde, so mit wenigen Dialogen.). Auch war die Atmosphäre in dem Buch die ganze Zeit irgendwie "bedrückend" und unheimlich - dies jedoch wiederum verleiht dem Buch eine außergewöhnliche Note, keine Frage. Vor allem im Hinblick auf die Beziehung der beiden Brüder, die irgendwie im Laufe des Buches immer weiter in Vordergrund gerät und vieles erklärt, ist diese bedrückende Atmosphäre gar nicht so verwunderlich.


    "Misfit" ist - von der Sprache gesehen - kein schweres Buch und relativ einfach zu lesen. Dennoch würde ich es nicht als "leichte Kost" bezeichnen, weil es aufgrund der Atmosphäre, der Stimmung im Buch und auch der Geschichte doch unter die Haut geht.


    Ich schwanke hier zwischen 8/9 von 10 Punkten.


    Ach ja...nur so nebenbei - auch dieses Buch hätte eine bessere und schönere Rezi verdient und ich bin sicher, mit etwas Zeit und Geduld wäre meine Rezi auch ordentlicher geworden, aber dazu fehlt mir im Moment die nötige Ruhe und da es zu dem Buch nicht wirklich viel Rezis gibt, wollte ich nicht zu lange warten.

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  • Titel: Misfit
    Autor: Vincent Overeem
    Übersetzt aus dem Niederländischen von: Christiane Kuby
    Verlag: Berliner Taschenbuch Verlag
    Erschienen als TB: Januar 2011
    Seitenzahl: 236
    ISBN-10: 3833307021
    ISBN-13: 978-3833307027
    Preis: 9.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Seit Wochen liegt brütende Hitze über der Stadt. Die Menschen sind träge, das Leben verläuft wie in Zeitlupe, und Kaat, die schöne Freundin des Ich-Erzählers, lungert nur noch, kaum verhüllt, auf dem Bett herum. Mit ihm schlafen will sie nicht mehr. Obwohl sie doch zuletzt nichts anderes im Kopf hatte. Nun stöhnt sie über die Hitze. Und vom Haus gegenüber spähen die Dachdecker ins Zimmer.
    Kaat. Die schöne Kaat mit den feurigen Augen. Sie ist ihm ein Rätsel. Und je schärfer er sie beobachtet, desto undurchschaubarer wird sie. Hat Kaat eine Affäre mit Stadig, seinem gutaussehenden Vermieter, den sie doch angeblich nicht ausstehen kann? Und warum lehnt sie es ab, Fotos von seinem Bruder Krijn anzusehen? Während das Misstrauen des Erzählers wächst, beginnt man sich zu fragen, ob nicht auch er etwas verbirgt.


    Der Autor:
    Vincent Overeem, geboren 1974, debütierte 2005 mit dem Erzählungsband Novembermeisjes (Novembermädchen), der u. a. für den Gerard-Walschap-Literaturpreis nominiert war. Overeem lebt mit seiner Familie in Amsterdam.


    Meine Meinung:
    Die NEUE ZÜRICHER ZEITUNG meinte zu diesem Buch: „Ein niederländischer Holden Caulfield, mit ebenso direkter, aber gepflegter Sprache, mit weniger Wut, aber umso grösserer Zerbrechlichkeit.“
    Ein weiterer Beweis, dass man die Pressestimmen auf dem Buchdeckel nun wahrlich nicht allzu ernst nehmen soll. Was dieses Buch nämlich mit Salingers „Der Fänger im Roggen“ zu tun haben soll, das wird wohl das Geheimnis des Rezensenten der NZZ bleiben. Denn mit diesem Klassiker von Salinger hat „Misfit“ nämlich so gar nichts gemein. Fast schon könnte man es als Affront gegenüber dem Fänger auslegen – dieses Buch mit ihm in einem Atemzug zu nennen.
    Overeem hat einen Roman aus der Abteilung „gerade noch Durchschnitt“ geschrieben. Ein banales Buch, ohne große Höhepunkte – eine ganz nette Geschichte halt. Mehr ist es leider nicht geworden. Und wenn der Verlag dieses Buch als ein „knisterndes Debüt aus den Niederlanden“ bezeichnet, dann muss man vermuten, dass eine solche Bewertung wohl kaum unter 3,6 Promille abgegeben wurde. Nüchtern kann man sich zu einer solchen Bewertung eigentlich nicht durchringen. Denn in der Geschichte knistern nichts, sie ist alltäglich, bietet nichts Besonderes und wurde so unter Garantie schon hundertmal irgendwo anders besser erzählt.
    Fazit: Ein ganz nettes Buch – aber nett ist eben auch wenn sich ein Japaner verwählt. Kann man lesen, muss man aber nicht – und es gibt sich unzählige andere Bücher die es verdient hätten noch vor „Misfit“ gelesen zu werden. Unter Zudrücken beider Augen und einschließlich sämtlicher Hühneraugen: 5 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.