Schwarzfall - Peter Schwindt

  • Peter Schwindt
    Schwarzfall
    Piper Verlag, 282 Seiten


    Peter Schwindt, geboren 1964, lebt mit seiner Familie bei Frankfurt. Er arbeitet unter anderem als Übersetzer und Redakteur und ist Autor zahlreicher Jugendromane (Justin Time; Morland) und Drehbücher.


    Klappentext:
    Ein kurzes Flackern kündigt die Katastrophe an: Plötzlich geht gar nichts mehr - weder Licht, noch Telefon, weder Kühlschränke noch Klimaanlagen. Weder Bankautomaten noch Fahrstühle, weder Benzinpumpen noch Straßenbeleuchtung oder Ampeln. Die ersten Versorgungsengpässe sind eine Frage von Stunden - und in den Vorstädten brechen Unruhen aus.


    Meine Rezension:
    Das Buch ist ein echter Page Turner. Nach nur einem Tag war ich auch schon durch. Die Story ist in der Tat so spannend, wie der Klappentext verspricht: nach 3 Monate Hitzewelle und Dürre in Deutschland müssen einige Kraftwerke mangels Kühlwasser abgeschaltet werden und schon bricht das gesamte Stromnetz zusammen. Es geht wirklich nichts mehr.
    Dargestellt wird die Situation, anhand mehrerer Personen, deren Schicksal lose miteinander verknüpft ist. Dabei bedient sich der Autor ordentlich an allen Clichees und das Buch wirkt so ein wenig wie ein Drehbuch zum "großen <Fensehsender> Spielfilm der Woche".


    Da ist zum einen das Mittelstands-Ehepaar Claudia und Harald Heimann. Er ist Lehrer am Gymnasium, sie Hausfrau. Eigentlich ein perfektes Ehepaar, würde er nicht gerade seinen zweiten Frühling erleben und sie vor lauter Perfektionismus in die Magersucht und Bulimie gerutscht sein. Davon darf natürlich niemand etwas wissen, was würden die Nachbarn denken? Dann wären da noch die jungen Eltern Jessie und Patrick, die es beide im Leben nicht weit gebracht haben. Sie musste wegen Allergien ihre Friseurlehre abbrechen, er hat festgestellt, dass das Dealen mit Drogen mehr bringt als der Handwerkerjob. Sie leben mit ihrem zweijährigen Marvin in einer Hochhaussiedlung am Rande der Stadt und verkörpern genau das Gegenteil von Claudia und Harald. Und schließlich ist da auch noch die Ärztin Katharina Debus, die sich um ihre demenzkranke Mutter kümmert.
    Alle fünf lernen während des Stromausfalls und des Chaos, das danach ausbricht, ihre Mitmenschen erst so richtig kennen und bekommen die Chance, ihr Leben zu ändern.


    Interessant ist vor allem, wie sich der Stromausfall auf so eine Großstadt wie Frankfurt auswirkt und ich hatte das Gefühl, der Autor hat gut recherchiert und weder beschönigend noch zu dramatisch geschrieben. Ich hätte dazu gern noch gelesen, wie die Politik mit der Situation umgeht und was getan wird, um wieder Herr der Lage zu werden. Das geht aber völlig unter und wird so gut wir gar nicht erwähnt. Da hätte das Buch von mir aus gern länger sein können.


    Mein Fazit lautet also: spannend und interessant, aber auch clichee-beladen und ausbaufähig

  • Meine Meinung:
    Peter Schwindt hat bisher Hörspiele, Drehbücher und Jugendfantasy-Romane verfasst. Dies scheint nun sein erster Thriller zu sein, könnte aber auch als Manuskript für einen RTL/SAT1-Katastrophenfilm herhalten.


    Totaler Stromausfall in Frankfurt. Die Bevölkerung reagiert wie erwartet: Hamsterkäufe, Plünderungen, Bürgerwehren. Ausnahmezustand in einer Großstadt. Der Autor beschreibt ein Szenario, das durchaus realistisch auf mich gewirkt hat.
    Drei sozial sehr unterschiedlich gestellte Familien landen mit all ihren Problemen in diesem Albtraum und ihr nur durch die Eintönigkeit des Alltags zusammengehaltenes Leben gerät komplett aus den Fugen. Scheinbar führt diese Katastrophe dazu, dass der eine oder andere bemüht ist, dem bisherigen Trott zu entkommen. Die Charaktere sind derart klischeehaft gezeichnet, dass kaum Raum für eine eigene Entwicklung vorhanden ist.


    Es war spannend zu verfolgen, zu welchen Kurzschlußhandlungen die Menschen getrieben werden und wie die wahre Persönlichkeit jedes einzelnen unter erhöhtem Druck immer mehr ans Tageslicht kommt. Wie auch Queedin hätte ich mir gewünscht, dass der Autor die Obrigkeiten nicht gänzlich außen vor läßt und mit in die Geschichte einbindet. So war das Buch sehr schnell gelesen und vermutlich auch schnell wieder vergessen.


    Ach ja: Mich hat es sehr gestört, dass es in allen Handlungssträngen zu Tätlichkeiten kommt. Da wird schon geschlagen und geprügelt, bevor die Situation aufgrund der angespannten Lage eskaliert.

  • Es beginnt mit einem Aufprall der Kulturen, im wahrsten Sinne des Wortes. Unterschichten-Prollo trifft auf gehobenen Mittelschicht-Spießer. Und zwar mit dem Auto. Dass es dabei nicht gerade eben freundlich zugeht, kann man sich wohl denken. Die Familien der beiden werden exemplarisch als Vertreter ihrer Gattung dargestellt, wie sie mit den Ereignissen in diesem Buch zurande kommen. Als dritte Partei gibt es dann noch eine alleinstehende Ärztin mit Demenzkranker Mutter.


    Der Ansatz ist gut und auch logisch durchdachte. Schuld ist eine anhaltende Hitzewelle, die die Pegelstände der Flüsse so weit senkt, dass es nicht mehr genug Kühlwasser für die Atomkraftwerke gibt. Zusätzlich müssen mehrere Überlandhöchststromleitungen wegen Waldbrandgefahr abgeschaltet werden. Abgerundet wird das ganze durch einen erhöhten Stromverbrauch, weil jeder der es sich leisten kann eine Klimaanlage bei der Hitze laufen hat. Voíla. Die Katastrophe ist perfekt (irgendwie musste ich kurz an ALF denken, dessen Planet in die Luft flog, weil alle gleichzeitig die Haartrockner eingeschalten hatten).


    Bei den Folgen ging es mir dann aber teilweise etwas zu schnell. Bereits nach einem Tag machen die Pumpen und Wasserwerke schlapp. Ich geh doch schwer davon aus, dass solche Einrichtungen Notstromaggregate haben die länger als 24 Stunden halten. Leider wird auch mit keinem Wort auf alternative Energiequellen eingegangen. Kein solarer Selbstversorger wird als weitere Sichtweise angeboten. Man hört auch immer nur von den Atomkraftwerken. Was ist mit den Kohlekraftwerken? Die Folgen der Verwahrlosung und Plünderungen sind vermutlich realistisch, wenn auch ziemlich im Zeitraffer. Ich kann schwer einschätzen ob das so stimmt, aber mir kam es einfach ZU schnell vor.


    Die beiden jeweiligen Familien sind ziemlich stereotyp aufgebaut. 19-jährige arbeitslose Friseuse und 18-jähriger Ex-Dachdecker, jetzt Gelegenheitsdealer, mit 2 ½-jährigem Sohn.
    Sexuell frustrierter Studienrat mit Waffenschrank, magersüchtiger Frau und zwei Kindern die ihn hassen. Gut geschildert wurde der drastische Verfall einer im Anfangsstadium dementen Frau, die durch zu wenig Flüssigkeit in der großen Hitze innerhalb kurzer Zeit zum Pflegefall wird. Das war äußerst realistisch dargestellt (hab einen ähnlichen Fall im Bekanntenkreis).


    Sicher gehen die Figuren im Lauf der Geschichte eine gewisse Entwicklung durch, allerdings nur ansatzweise, und weichen nicht wirklich sehr von ihrem Klischee ab. Dafür bleibt alles einfach zu oberflächlich. Vielleicht hätte man noch etwas Aufwand betreiben und diese Geschichte ausbauen sollen. Interessante Ansätze und Themen wären genug dagewesen um nochmal gut 100 Seiten zu füllen. So bleibt zwar eine interessante „Was wäre wenn“-Thematik, die allerdings nicht vollständig überzeugen kann, weil sie zu viele Möglichkeiten / Blickwinkel außer Acht lässt. Der abrupte Schluss setzt dem ganzen dann noch die Krone auf. Natürlich kann bei einer solchen Geschichte nicht alles geklärt werden und ein offenes Ende ist angemessen, aber auf die Art und Weise wie es hier geschehen ist, nämlich so, dass der Leser gar nicht begreift, dass dies das Ende der jeweiligen Handlungsstränge sein soll, bis er umblättert und erstaunt und etwas ungläubig auf die kurzen Dankesworte blickt, finde ich alles andere als zufriedenstellend.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Meine Meinung


    „Schwarzfall“ ist der erste Thriller des Autors mit einer interessanten Grundthematik, weswegen ich mir das Buch besorgt und gelesen habe. Leider wurde ich von der gewählten Umsetzung sehr enttäuscht. Mit einer einfachen und flapsige Umgangssprache, welche mir häufig unangenehm war, wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven der handelnden Personen erzählt. Die Figuren sind klischeehaft, die Handlung platt und wenig glaubwürdig.
    In „Der Effekt“ von John Birmingham ist es besser umgesetzt, was passiert, wenn der Staat mit seinen ausführenden Organen und das öffentliche Leben nahezu komplett zusammenbrechen.
    Zum Glück waren es nur knapp 300 Seiten sonst hätte ich das Buch frühzeitig abgebrochen. Es ist insgesamt nichts besonderes oder herausragend, es wird mir nicht lange im Gedächtnis bleiben. Mehr Bücher des Autors werde ich nicht lesen, dieses hat mir schon gereicht.

  • Ich hab ihn nun auch ziemlich rasch gelesen. Die Geschichte war gut und flüssig geschrieben. Doch im Allgemeinen war ich enttäuscht. Aus dem Plot wäre mehr drin gewesen. Die Protagonisten strotzen vor lauter Vorurteilen, und selbst das bischen Toleranz wird einfach ignoriert.
    Nachdem ich Rattentanz gelesen habe, ist dieses Buch leider nur noch ein schwacher Ableger.


    Von mir auch 6 Punkte.

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Ich kann mich da Hoffis nur anschließen. :write


    Die Charaktere im Buch waren stereotyp und so klischeebeladen. Keine besondere Tiefe. Es gab im Buch keine Person die mir sympathisch war.


    Spannend ist das Thema schon sehr - wenn ich dran denke wie abhängig wir von Strom/Energie sind. Das macht uns angreifbar und kann eine neue Form von Terrorismus sein, falls das Netz nicht aus anderen Gründen zusammenbricht.


    Über das wie und warum es zum Zusammenbruch des Stromnetzes kam und und auch darüber, wie man mit dieser Situation Rettungsmaßnahmen durchführt und versucht zum "Normalstand" zu kommen, hätte ich mir mehr gewünscht. Doch dafür ist das Buch einfach zu dünn.


    6 Punkte mit Minus :wave

  • Ich habe die knapp 280 Seiten gerade in einem Rutsch durchgelesen. Erzählt wird die Geschichte von 3 Familien, die irgendwie miteinander verbunden sind, ihre eigenen Probleme haben und irgendwie erst mit der sengenden Hitze und Trockenheit (3 Monate ohne Regen und nie unter 30°C!) und dann dazu auch noch mit einem ca. 10-tägigen, deutschlandweiten Stromausfall klarkommen müssen.
    Peter Schwindt schildert das alles so beklemmend, das man meint, dabei zu sein. Ich habe die Hitze gefühlt und mich dann sehr gewundert, als ich aus dem Fenster geblickt und einen grauen Himmel gesehen habe. Und beim Kochen (das Buch in der einen, den Holzlöffel in der anderen Hand) habe ich mich ernsthaft gefragt, ob es überhaupt etwas bringt, den Herd anzumachen, wo doch der Strom ausgefallen ist...
    Für Kenner der Stadt Frankfurt/Main ist das Buch bestimmt noch etwas besser, da diese die vielen Straßenbezeichnungen bestimmt wiedererkennen.

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher