Maia oder als Miss Minton ihr Korsett in den Amazonas warf - Eva Ibbotson

  • Kurzbeschreibung:
    England, 1910: Das Waisenmädchen Maia darf gemeinsam mit einer Gouvernante, der mit herrlich englischem Humor ausgestatteten Miss Minton, nach Brasilien an den Amazonas auswandern. Dort leben entfernte Verwandte. Doch die Familie Carter stellt sich schnell als schrecklich heraus, und Maia ist froh, dass sie den Indianerjungen Finn, auch ein Waisenkind, kennenlernt. In der Tradition von Tom Sawyer und Huckleberry Finn entführt der Roman in eine andere Welt - und erklärt dabei jede Menge über Brasilien, seine Natur und seine Menschen. Kinder, die gerade dieses Buch lesen, werden Eltern selten zu Gesicht bekommen. Sie paddeln nämlich wahrscheinlich gerade mit Maia und Finn auf dem Amazonas herum.



    Meine Meinung:
    Das Waisenmädchen Maia reist mit einer Gouvernante namens Miss Minton von England nach Brasilien an den Amazonas. Dort leben Verwandte von Maia, die Maia nur bei sich aufnehmen, um an ihr Geld zu kommen. Die Familie Carter hat große Geldsorgen und sieht in Maia eine einfache Lösung. Der Empfang, vor allem durch die Zwillinge der Familie, fällt ganz anders aus als Maia erwartet hat und sie fühlt sich einsam und eingesperrt in dem Haus der Carters. Diese leben am Amazonas als wären sie noch in England, schauen voller Standesdünkel auf die Indianer herab, gehen so gut wie nie aus dem Haus und dulden Maia nur.
    Nur Miss Minton versucht, Maia das Leben zu erleichtern, und durch einige "Tricks" kann sie Maia Zeit für Erkundungsgänge in der Natur und bei den Indianern verschaffen. So findet Maia Freunde bei den Indianern und fühlt sich nach und nach sehr wohl in dem fremden Land.
    Maia versucht mit Clovis in Kontakt zu bleiben, einem Theaterjungen, den sie auf der Überfahrt kennengelernt hat und der verzweifelt versucht, seinen Stimmbruch zu verhindern. Er spielt die Hauptrolle in "Der kleine Lord" und nur durch seine hohe Stimme kann das Stück ein Erfolg werden.
    Dann lernt Maia Finn kennen, einen Waisenjungen, der von seinem Großvater gesucht wird, der aber auf keinen Fall nach England zurück möchte. Die drei versuchen sich ihren Platz in der Welt zu erkämpfen und können nicht ahnen, dass recht dramatische Entwicklungen auf sie warten. Schafft Clovis die Rückkehr nach England auf die er so hofft? Müssen Finn und Maia das Land wieder verlassen oder können sie hier bleiben, wo sie sich wohl und zu Hause fühlen? Und was passiert mit Miss Minton?


    Die Abenteuergeschichte um Maia, Miss Minton, Clovis und Finn ist spannend erzählt und gibt einen schönen Einblick in die damalige Zeit. Das Leben am Amazonas bietet viel Spielraum für die Erlebnisse von Maia und der Hörer wird mitgenommen auf eine Reise durch den Dschungel und seinen Zauber. Auch das Leben der Indianer wird interessant beschrieben.
    Allerdings sind die Guten und die Bösen doch recht eindeutig festgelegt - dort die Engländer wie die Familie Carter, die die Indianer als reine Arbeiter sehen, mit denen sie nichts zu tun haben wollen und das fremde Land am liebsten komplett ausschliessen wollen, dort Menschen wie Miss Minton und Maia, die das neue Leben genießen wollen und sich einlassen auf die neue Lebenssituation und die fremden Sitten der Indianer.
    Aber dies ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Die Geschichte macht viel Spaß und man lauscht gerne, wie es Maia und ihren Freunden ergeht. Miss Minton schließt man gleich ins Herz und fragt sich, wie es mit den beiden ausgeht. Denn dass sie nicht auf Dauer bei den Carters bleiben sollten, steht schnell fest. Man drückt sowohl diesen beiden als auch den Jungen Finn und Clovis die Daumen, dass sie ihre Wünsche erfüllen können. Ihre Erlebnisse sind abenteuerlich und spannend zu verfolgen!


    Die Sprecherin hat mir sehr gut gefallen und mich einfangen in die Welt von Maia. Sandra Schwittau gibt den Figuren unterschiedliche Stimmnuancen, ohne zu übertreiben, und liest mit viel Schwung. Ich denke sogar, dass die Geschichte mir beim Lesen nicht ganz so gut gefallen hätte wie beim Lauschen. Es macht viel Spaß, Sandra Schwittau zuzuhören und ich würde mich freuen, auch anderen Geschichten mit ihr als Sprecherin zu lauschen.

  • Wo du gerade im Thread zum hierzugehörigen Buch geschrieben hast, habe ich mal mein Hörbuch (ja, das habe ich auch :-]) angehört und gleichzeitig das Buch mitgelesen. Und es stimmt wirklich - viele Details, kleine Sätze wurden rausgeschnippelt. Besonders am Anfang ist gleich eine halbe Seite über die Schule rausgenommen worden, aber ansonsten steht da im Buch nicht so viel mehr. Bereits auf der neunten Seite reist Maia ab und die Schrift ist nicht allzu klein. Also, ich denke, das, was im Hörbuch steht, reicht locker aus, aber wer gern auch alle Details und so erfährt, der muss eben doch das Buch lesen. Aber wirklich relevant sind diese nicht.