Silberlicht - Laura Withcomb

  • Kurzbeschreibung:
    Seit 131 Jahren schwebt Helen als Lichtgestalt durch die Welt, immer gebunden an einen „Bewahrer“, ungesehen von den Menschen. Eines Tages begegnet ihr James, ebenfalls eine Lichtgestalt, die im Körper des sechzehnjährigen Billy steckt. James ist in der Lage, Helen zu sehen, und die beiden verlieben sich ineinander. Um zusammen sein zu können, machen sie sich auf die Suche nach einem Körper, der Helen eine menschliche Gestalt geben soll.


    Meine Meinung:
    Von der ersten Seite an beeindruckt „Silberlicht“ mit poetischer Sprache. Die Dinge werden nicht direkt benannt, sondern kunstvoll, mit vielen Metaphern, umschrieben. Besonders in Bezug auf Helen wirkt sie zeitweise ein wenig altmodisch, was jedoch zu der Frau, die vor der Erfindung des Autos geboren wurde, wunderbar passt. Der „Spagat“ zwischen Vergangenheit und heutiger Zeit gelingt der Autorin sehr gut, alles wirkt stimmig.
    Die Handlung ist an einigen Stellen jedoch ein bisschen undurchsichtig, speziell wenn Helen droht, in „ihrer Hölle“ zu versinken.


    Als ein wenig störend empfand ich das religiöse Geschwafel, das sich in der zweiten Hälfte des Buches breitmachte. Permanent wurde gebetet und in der Bibel geblättert. Besonders unsympathisch sind Jennys strenggläubige Eltern, die ich während des Lesens als völlig übertrieben und nervig empfand. Die Geschichte zwischen Helen und James ist jedoch so wunderschön, dass sie diesen Makel wieder ausgleicht.


    Auch die äußere Gestaltung des Buches macht einiges her. Passend zum Titel ganz in Silber und Gold gehalten ist es ein Schmuckstück für jedes Bücherregal.

  • Danke für die Rezi. Das Buch steht schon lange auf meiner Wunschliste.
    Aber das religiöse Geschwaffel schreckt mich jetzt ab. Ich bin einfach zu sehr überzeugter Atheist.

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Ich habe das Buch auch schon auf meiner Wunschliste.
    Als überzeugter Christ bin ich sehr gespannt auf das "religiöse Geschwafel". Ich kann es aber verstehen wenn es manche nervt die damit nichts zu tun haben. Aber vielleicht macht es manche ja auch neugierig ;-)

  • Wenn Liebe über den Tod hinausgeht


    Helen ist schon lange tot und schwebt als Licht durch die Welt. Ihre Aufgabe ist es, sich lebenden Menschen anzunehmen, die ihre sogenannten 'Bewahrer' sind. Sie hilft ihnen durch Gedankenübertragung in bestimmten Lebenssituationen und verhilft ihnen zu Kreativität. So bringt sie den Lehrer Mr. Brown zum Beispiel dahin, dass sie ihn beim Schreiben eines Buches gedanklich unterstützt.


    Als sie eines Tages dem Schulunterricht von Mr. Blake folgt, bemerkt sie, dass der Schüler James Blake sie anschaut. Was an sich aber gar nicht sein kann, denn als 'Licht' ist sie für Menschen unsichtbar. Schnell nimmt sie den Kontakt zu James auf und versteht, dass auch er Licht ist, sich jedoch im Körper des Jungen befindet. Als die beiden sich ineinander verlieben, entsteht in Helen schnell der Wunsch, James auch körperlich nah zu sein, doch geht das nur, wenn auch sie sich in den Körper einer anderen Frau begibt. Dass diese Tatsache nicht nur Vorteile hat, merkt sie, als Jenny in ihr Leben tritt und Helen sozusagen in ihr Leben schlüpft, denn sie hat nicht bedacht, dass es nur der Körper ist, mit dem sie sich vereint und nicht die Seele....


    Laura Whitcomb hat mit diesem phantastischen Roman etwas ganz Wunderbares geschaffen. Die Charaktere wirken gut ausgebaut, sind stimmig und obwohl die Geschichte ja vollkommen fiktiv ist, wünscht man sich beinahe, auch ein Bewahrer zu sein, der von einem Licht wie Helen begleitet wird. Ein wenig stimmt die Geschichte auch tröstlich, denn es ist ein schöner Gedanke, eventuell nach dem Tod als Licht in einer Form weiterleben zu können, die in diesem Buch einfach unbeschreiblich schön ist. Auch, wenn sie mit einigen Problemen, Sehnsüchten und dem Verzicht einhergeht.


    Doch wie man sieht, muss man nicht zwingend leben, um lieben zu können und es ist schön zu sehen, dass die Liebe über den Tod hinausgehen kann. Ein Buch, dass man mit einem Lächeln schließt und bei dem man mit Tränen der Rührung kämpfen muss.

  • Zitat

    Original von Lili_Morinstal
    Danke für die Rezi. Das Buch steht schon lange auf meiner Wunschliste.
    Aber das religiöse Geschwaffel schreckt mich jetzt ab. Ich bin einfach zu sehr überzeugter Atheist.


    Das hat mich jetzt auch richtig abgeschreckt. :wow

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


  • Mhmm ich habe auch schon länger mit dem Buch geliebtäugelt und gerade, dass angeblich so viele literarische Anspielungen darin zu finden sind, finde ich unheimlich spannend und interessant.
    Was genau ist aber mit dem "religiösen Geschwafel" gemeint? Seit Paulo Coelho schreckt mich das etwas ab :( Da hatte ich nämlich auch immer das Gefühl, dass die Bücher wunderschön wären - würde es nicht ständig um Gott und Religion gehen. Als überzeugter Nichtgläubiger nervt mich sowas immer sehr. Kann man das Buch also trozdemg gut lesen oder würde es doch zu sehr stören?

  • Du musst es dir so vorstellen, dass


    Es ist schon ziemlich krass, jedenfalls für meine Begriffe, aber ich bin auch nicht gläubig und kann mit dem Thema Religion und Kirche sehr sehr wenig anfangen. Allerdings hat es bei mir dazu geführt, dass ich Jennys Familie einfach nur total doof fand, nicht aber die Geschichte.

  • evalotta : jetzt wurde die Hälfte deines Textes aber gut als "Spoiler" verdeckt :groehl
    Nagut, aber ich kann mir denken was du meinst. Wenn sie die Behandlung der Religion im Buch nicht direkt stört, sondern nur dazu dient etwas über gewisse Personen in dem Buch zu erfahren, dann sollte es kein Problem sein die Geschichte trotzdem genießen zu können :)
    Das Buch bleibt also auf jeden Fall auf meinem Wunschzettel! Hätte ich hier nicht sowieso noch so viele Bücher rumliegen, hätte ich es mir bestimmt auch schon längst gekauft.

  • Hm, ich bin noch lange nicht bei Jenny angekommen, aber ich finde es jetzt schon ziemlich religiös angehaucht.
    Helen ist dazu eine Frau ... ähm, ein Licht ... die sich für jedes nicht selbstlose Gefühl gleich innerlich geißelt und als Sünderin darstellt.


    Nicht falsch verstehen, es ist eigentlich ganz stimmig und schön, und die Protagonistin soll ja einen eigenen Charakter haben, der mit meinem Weltbild nichts zu tun haben muss. Aber das Einfühlen fällt mir persönlich dadurch schon ein wenig schwer. Sie ist ein wenig zu rein und gut für mich ... so amerikanischer Gutmensch eben :rolleyes


    Sprachlich ist das Buch bislang aber sehr schön, Helens innige Verbindung zur Literatur ist wirklich toll und die Gespräche zwischen ihr und James supersüß.


    Außerdem muss mal erwähnt werden, wie herrlich dieses Buch durch dieses Strukturcover in der Hand liegt. Es fühlt sich toll an, was das Lesen für mich direkt "kuscheliger" macht. Leider ließ sich der Preisaufkleber nicht rückstandslos entfernen, das stört etwas. Versucht am besten, eines ohne Etikett zu bekommen. Ist das Buch bei Amazon eingetütet und auf der Tüte etikettiert?

  • Ich bin auch noch nicht bei Jenny angekommen, aber ich gebe Mulle grundsätzlich mit ihrer Beschreibung recht. Ich leg das Buch erstmal zur Seite, irgendwie hab ich doch was anderes erwartet. :-(

  • Zitat

    Original von snowall
    ....irgendwie hab ich doch was anderes erwartet.


    Dem schließe ich mich ganz und gar an.
    Nicht dem :-(, denn ich finde es nun bislang nicht schlecht. Ganz im Gegenteil, ich muss recht häufig lächeln. Aber auch ich hatte irgendwie etwas vollkommen anderes erwartet.
    Das Buch ist bis jetzt in keiner Weise spannend. Irgendwie ist es auf seine ruhige Art aber schön.
    Allerdings hätte ich es eher bei den Liebesromanzen einsortiert. Der Faktor Fantasy ist doch eher winzig.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Hm, ich bin noch lange nicht bei Jenny angekommen, aber ich finde es jetzt schon ziemlich religiös angehaucht.
    Helen ist dazu eine Frau ... ähm, ein Licht ... die sich für jedes nicht selbstlose Gefühl gleich innerlich geißelt und als Sünderin darstellt.


    Okay - ich muss zugeben, dass ich hier echt etwas voreilig war. Helen macht eine recht eindrucksvolle Entwicklung durch, inzwischen hat sie doch echt ein bisschen Feuer im Hintern und ist mir gleich sympathischer ;-)
    So keusch wie vermutet, ist sie gar nicht. *flöt* Teilweise ging es mir mit James und ihr nun sogar etwas zu schnell für ihre bisherige Darstellung. :gruebel


    Auch was die religösen Aspekte betrifft haben sich meine Befürchtungen nicht erfüllt. Der religiöse Wahn von Jennys Eltern ist kritisch dargestellt, man kann das also auch gut lesen, wenn man selbst so gar nichts mit der christlichen Kirche zu tun hat.


    Von daher mein Fazit: Wer Action, Spannung oder viel Fantasy erwartet, wird enttäuscht sein. Silberlicht bietet einen schönen, warmherzigen Liebesroman, gewürzt mit einigen zwischenmenschlichen Problemen, und sehr viel Liebe zur Literatur.

  • Über das Buch bin ich durch Zufall beim Rumstöbern bei Amazon gestoßen.
    Der Inhalt hat mich gleich sehr angesprochen und ich habe mir auch sofort den Titel notiert.


    Wenn ich jetzt hier die ganzen positiven Rezisionen lese, kribbelt es bei mir noch mehr in den Fingerspitzen, dass Buch lesen zu können.
    Da werde ich wohl wieder meine Freundin fragen, ob sie da mal in der Bibliothek schaut.
    Und wenn es mir sehr gefällt, lege ich es mir auch privat zu. :-)

  • Ich hab Silberlicht jetzt doch weitergelesen und muss meine Meinung revidieren. Vor allem das :-(. Es war wirklich nicht das was ich erwartet habe, aber auch nicht so langweilig wie ich anfangs dachte. Die Beziehung zwischen James und Helen hat sich wirklich noch schön entwickelt und durch die Verwicklungen mit ihren neuen Körpern kommt ein interessantes Element dazu.
    Es gehört zwar nicht zu den schönsten Büchern, die ich je gelesen habe, aber ich würde es im soliden Mittelfeld einordnen. Es ist eine wirklich nette Geschichte.

  • Also ich hab es gerade beendet und bin jetzt doch noch sehr positiv überrascht worden! Mir hats sehr gut gefallen :)


    Rezension:
    „Ich starrte auf das Aquarium und ließ mich von den geschmeidigen, blattförmigen Wesen darin hypnotisieren. Ihre Behausung sah so schön und friedlich aus. Doch vielleicht war die Aussicht von innen eine ganz andere.“
    (‚Silberlicht’ von Laura Whitcomb, S. 272)


    Helen existiert seit Jahrzehnten als Geist in unserer Welt. Sie kann sich nicht daran erinnern, was in ihrem Leben passiert ist, ist aber davon überzeugt, dass ihr der Zugang zum Himmel verwehrt bleibt, weil sie in ihrem Leben etwas Furchtbares getan hat.
    Ohne die Erinnerung an ihr Leben versucht sie der Hölle zu entkommen indem sie sich „Bewahrer“ aussucht: Poeten, Dramatiker und Autoren denen sie eine heimliche Muse sein will.
    Mr. Brown, ein Englischlehrer und Hobbyautor, ist ihr aktueller Bewahrer. Helen begleitet ihn in seinen Unterricht und korrigiert gerade mit einem unsichtbaren Stift einen Aufsatz, als sie bemerkt, dass sie angeschaut wird.
    Als Lichtgestalt kann sie von Menschen normalerweise nicht gesehen werden und ist mehr verängstigt als erfreut, dass der 17-jährige Billy sie unverhohlen anblickt und es sogar wagt mit ihr zu sprechen. Schnell wird aber klar, dass Billy in Wirklichkeit James ist – eine Lichtgestalt wie Helen, nur im Körper eines Jungen.
    Die beiden verlieben sich in einander und um zusammen sein zu können, suchen sie für Helen einen Körper, den sie in Besitz nehmen kann. Ihr Glück scheint perfekt als dies auch gelingt, aber sowohl die Gegenwart als auch die Vergangenheit lassen den beiden Geistern keine Ruhe…


    Oft habe ich im Vorfeld gehört, dass es sich bei „Silberlicht“ um eine wunderschöne Liebesgeschichte handelt. Helen und James seinen „das neue Traumpaar der übersinnlichen Welt“, verkündet sogar der dick gedruckte Satz auf der Rückseite des Buches. Ehrlich gesagt: die Liebesgeschichte ist schön, aber was mich viel mehr fasziniert hat, war, dass dieses Jugendbuch so ganz anders ist, als alle Liebesgeschichten, die man sonst liest. Und erst die ganzen Themen, die unterschwellig – mal mehr und mal weniger offen – im Buch thematisiert werden!
    Das Zitat am Anfang der Rezension habe ich ausgesucht, weil es meiner Meinung nach eines der wichtigsten Themen im Buch genau erfasst; ebenso gut, könnte dort auch „nicht alles was glänzt, ist Gold“ stehen. Nun ja, die Metapher mit dem Fischen ist allerdings schöner ;)
    Heuchelei, Angst, Verdrängung und Liebe werden als Themen so geschickt in das Buch eingespannt, dass man als Leser anfängt sich darüber Gedanken zu machen und zu hinterfragen – dabei hat man aber niemals das Gefühl von einer „Moralkeule“ erschlagen zu werden, sondern fängt an das fragile Netzwerk menschlicher Beziehungen zu verstehen. Als Helen einen Körper findet, landet sie in der Hülle eines 15-jährigen Mädchens mit sehr streng religiösen Eltern. Ihr Haus wird als perfekt und geradezu steril sauber beschrieben, hinter der Fassade brodelt es aber und eigentlich ist das Familienleben dort alles andere als perfekt. James, der als Billy hingegen in einer sozial schlechter gestellten Familie mit offensichtlichen Problemen lebt, erfährt dafür, dass sich auch in einer nach Außen hin kaputten Familie echte Fürsorge finden lässt.
    Während die Geschichte fortschreitet und auf faszinierende und bildlich wunderschöne Art und Weise erzählt wie sich sowohl die Liebesgeschichte zwischen Helen und James entwickelt, als auch die leiseren, tiefgründigeren Themen behandelt werden, erfährt der Leser noch mehr über das vergangene Leben der beiden Liebenden. So bleibt es bis zum Ende immer spannend und hat mich vorangetrieben das Buch fast in einem Rutsch durch zu lesen um mich an der außergewöhnlichen Geschichte zweier Geister zu erfreuen. Empfehlen kann ich das Buch allen, die gerne eine Liebesgeschichte wollen, die nicht nur Spaß zu Lesen macht, sondern auch noch tiefgründig ist. Die vielen Metaphern und lebendigen Beschreibungen machen die knapp 310 Seiten von „Silberlicht“ zudem zu einen kleinem Abenteuer.

  • Zitat

    Original von TheAlice


    Das hat mich jetzt auch richtig abgeschreckt. :wow


    Ja, mich auch irgendwie :gruebel. Obwohl sich die Geschichte ansonsten ganz gut anhört. Ich werd noch überlegen und sehen, was hier noch so alles gepostet wird.

  • Ich weiß noch nicht so recht, ich habe es jetzt gelesen und es war ein schönes Buch, ohne Frage. Allerdings hat auch mich "das religiöse Geschwafel" teilweise ziemlich genervt, und das Ende war mir viel zu rund. Mir ist nicht ganz klar, wie das denn funktionieren soll. Außerdem fand ich auch diese teilweise etwas zwanghafte Idylle seltsam. Die Geschichte zwischen James und Helen ist sehr schön und nett beschrieben. Trotz allem finde ich den Ansatz der Geschichte wirklich gut, nur hätte man meiner Meinung nach viel mehr daraus machen können.