Kirche und Mißbrauch

  • Isjoeckel :


    Wie das sein kann? Ich glaube, die Erklärung ist recht simpel und gleichzeitig ein wenig erschreckend. Letztens habe ich von einer Schätzung gelesen, nach der ein Prozent aller Männer pädophile Fantasien, also letztlich entsprechende Neigungen haben - in verschiedenen Abstufungen. Das wären fast eine halbe Million in Deutschland. Vielleicht sind es sogar noch viel, viel mehr - bei Umfragen zum Thema Sexualität sind die Leute unehrlich, selbst wenn sie anonym befragt werden. So geben erwachsene Männer regelmäßig an, im Durchschnitt bisher über zwanzig verschiedene Sexualkontakte gehabt zu haben, während es bei Frauen um die oder unter zehn sind. Das ist rechnerisch unmöglich (mit welchen zehn nicht-existenten Frauen hatten diese Männer Sex?), und der Tatsache geschuldet, dass die eigene Sexualität oft unehrlich eingeschätzt oder vermittelt wird - wie gesagt, sogar bei anonymen Befragungen.


    Intelligenz und Selbstbeherrschung alleine sind keine Garanten dafür, dass sich das Tier im Menschen nicht Bahn bricht. Wir sind alle zu einem Gutteil trieb- und instinktgesteuert, auch wenn wir das nicht wahrhaben wollen und/oder dem meistens nicht (im Idealfall: nie) nachgeben. Das kann man nachts in Kneipen, Bars und Diskotheken schön beobachten, aber selbst ohne Alkoholeinfluss gibt es den sprichwörtlichen Stillstand des Verstandes, wenn sexuelle Erregung eintritt. Diese ist letztlich eine extrem beherrschende Kraft. Die Natur des Menschen ist - wie diejenige aller anderen Tiere - hauptsächlich auf Fortpflanzung ausgerichtet, und sexuelle Erregung ist der maßgebliche Impuls, ein wesentlicher Faktor im Belohnungssystem des Gehirns, der dazu geeignet ist, alle Regulative abzuschalten. Selbst honorige, monogame, hochintelligente, prinzipiell sehr treue Männer (und einige Frauen) sind, entsprechende Reize vorausgesetzt, recht schnell dazu zu bringen, alle Vernunft sausen zu lassen. Der Kater kommt dann, wenn der Intellekt wieder die Oberhand gewonnen hat.


    Menschen sind im frühen Jugendalter fortpflanzungsfähig und prinzipiell (das Eis wird gerade dünn) sexuell attraktiv, verfügen also über die entsprechenden Signalstrukturen, die anderen menschlichen Lebewesen die vermeintliche sexuelle Reife anzeigen. Bevor sich die Zivilisation ausbildete, wurde gevögelt, sobald es möglich war, und zwar - nach allem, was man weiß - über sämtliche Altersgruppen hinweg (in einigen Kulturen ist das heute noch so). Mit dem Eintritt in vernünftige Gesellschaftsordnungen und dem etablierten grundrichtigen Schutz Jugendlicher vor möglicherweise traumatischen Erfahrungen haben sich Menschen in eine freiwillige gewählte Verzichtssituation begeben. Sex mit Jugendlichen ist für Erwachsene tabu, was, wie gesagt, absolut richtig und vernünftig ist. Zu verstehen, dass etwas unrichtig ist, und einem dringenden Impuls nicht nachzugeben, das sind aber zwei verschiedene Paar Schuhe. Hier verwischt die Grenze zwischen Normalität und pathologischer Pädophilie schnell. Wenn das Tier herrscht, wird auch für einen vernünftigen, weitgehend gesunden Menschen die Selbstkontrolle zum Problem.


    Damit will ich nichts kleinreden oder verniedlichen, ganz im Gegenteil. Es ist nur ein Erklärungsversuch. Unsere "Normalität" ist ein fragiles Konstrukt, und nicht jede Abweichung davon ist notwendigerweise absolut krankhaft. Man muss und sollte sich tagtäglich vor Augen führen, dass die Errungenschaften der Zivilistation nicht an jeder Stelle mit der Natur des Menschen vereinbar sind, und deshalb sorgsam darauf achten, dass die Selbstkontrolle funktioniert.


    Am Samstag habe ich ein Interview mit einem Soziologen gesehen, der auch irgendwie bekannt ist, aber ich habe den Namen vergessen. Er sprach ganz nebenbei den - nicht wirklich neuen - Satz aus, jeder Mensch wäre zum Mord fähig. Ich bin da seiner Meinung. Sobald die zivilisatorische Kontrolle bröckelt (wie Kriege immer wieder zeigen), droht auch jedem einzelnen der absolute Kontrollverlust. Menschen sind Bestien, und zwar ganz wertfrei gesagt. Intelligenz und Vernunft sind Luxusgüter, die in schwierigen Zeiten sehr, sehr rar werden. Wenn diese Verknappung eintritt, nähern wir uns wieder jenen an, von denen wir auch abstammen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Am Samstag habe ich ein Interview mit einem Soziologen gesehen, der auch irgendwie bekannt ist, aber ich habe den Namen vergessen. Er sprach ganz nebenbei den - nicht wirklich neuen - Satz aus, jeder Mensch wäre zum Mord fähig.


    War das nicht dieser Ferdinand von Schirach (Anwalt?) bei Beckmann? Diese Runde hatte sich da zusammen gefunden:
    Bei "Beckmann" diskutieren die Schauspielerin Yvonne Catterfeld und Dieter Pfaff mit Stalking-Experte Dr. Jens Hoffmann sowie Bestsellerautor Ferdinand von Schirach.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Das Triebverhalten kann ich nachvollziehen - aber was ist wenn der Trieb befriedigt wurde? Gibt es kein Gewissen bei diesen Menschen? Oder wird die Tat komplett verdrängt - glaub ich aber eigentlich nicht.


    Natürlich kann sich derjenige die Tat schön reden (das Kind wollte auch oä) aber in ehrlichen Momenten müßte sich doch eigentlich ein Unrechtsbewußtsein regen. Wie kann man damit leben?

  • Zitat

    Original von Isjoeckel
    Das Triebverhalten kann ich nachvollziehen - aber was ist wenn der Trieb befriedigt wurde? Gibt es kein Gewissen bei diesen Menschen? Oder wird die Tat komplett verdrängt - glaub ich aber eigentlich nicht.


    Natürlich kann sich derjenige die Tat schön reden (das Kind wollte auch oä) aber in ehrlichen Momenten müßte sich doch eigentlich ein Unrechtsbewußtsein regen. Wie kann man damit leben?


    Für mich ist das schon logisch. Die Gefängnisse sind ja auch nicht voll mit Menschen, die anderen etwas angetan haben und das jetzt sühnen, sondern sie sind voll mit Menschen, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren, die falschen Freunde oder falschen Eltern hatten und es darüber hinaus furchtbar gemein finden, dass andere frei herumlaufen, die viiiel schlimmere Sachen getan haben.
    Soll heißen: Um zu begangenem Unrecht zu stehen, bedarf es psychischer Reife. Pädophilie ist für mich per se eine Form psychischer Unreife. (Die ollen Griechen lassen wir jetzt mal außen vor. Ich gehe davon aus, dass es auch sowas wie sexuelle "Moden" gibt. In den Siebzigern war es in, bisexuell zu sein.)


    Schließlich gibt es viele Priester, die irgendwie versuchen, sich mit reiferen Formen der Sexualität mit ihrem Zölibat zu arrangieren, die Beziehungen zu erwachsenen Frauen oder Männern eingehen und für sich selbst (mit mehr oder weniger schlechtem Gewissen) die Grenzen feststecken, wie weit das gehen darf. Wer bisher geglaubt hat, dass alle Priester hundertprozentig zölibatär leben, muss jetzt glauben, dass viele von ihnen stattdessen in die Pädophilie flüchten. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass die Pädophilen unter den Priestern, die irgendeine Form der Sexualität praktizieren, in der Minderheit sind.

  • Ich glaube nicht, dass Pädophilie eine Flucht aus dem Zölibat ist.
    Meiner Meinung nach hat das Thema Zölibat nur sehr begrenzt etwas mit den Mißbrauchsfällen zu tun.
    Ich glaube nicht, dass sexuelle Enthaltsamkeit zu pädophilen Gelüsten führt. Es gehört schon einiges dazu, sich an Kinder zu vergreifen. Das Zölibat brechen ginge auch mit einem erwachsenen Sexpartner oder Prostituierten.


    Ich glaube nicht, dass Pädophilie eine Mode ist (genausowenig, wie andere sexuelle Neigungen, wobei ich mich grundsätzlich weigere Homo- oder Bisexualität hier auch nur in die NÄhe dieses Themas zu bringen).


    Ich kann mir aber im Gegenteil vorstellen, dass Männer, die pädophile Gedanken und Neigungen bei sich feststellen, den Weg ins Zölibat - und ins Priesteramt - wählen, um ihre Neigung so zu unterdrücken. Das Zölibat wird sozusagen als Therapie genutzt mit der eigenen Sexualität fertig zu werden - nur an der Stelle muß es versagen.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von janda
    Ich glaube nicht, dass Pädophilie eine Flucht aus dem Zölibat ist.
    Meiner Meinung nach hat das Thema Zölibat nur sehr begrenzt etwas mit den Mißbrauchsfällen zu tun.
    Ich glaube nicht, dass sexuelle Enthaltsamkeit zu pädophilen Gelüsten führt. Es gehört schon einiges dazu, sich an Kinder zu vergreifen. Das Zölibat brechen ginge auch mit einem erwachsenen Sexpartner oder Prostituierten.


    :write
    Ich habe ja betont, dass ich davon ausgehe, dass die wenigsten Priester, die nicht zölibatär leben, pädophil sind.


    Zitat

    Ich glaube nicht, dass Pädophilie eine Mode ist (genausowenig, wie andere sexuelle Neigungen, wobei ich mich grundsätzlich weigere Homo- oder Bisexualität hier auch nur in die NÄhe dieses Themas zu bringen).


    :write
    Ich meinte lediglich, dass ich es für unsinnig halte, Pädophilie damit zu entschuldigen, dass man sagt, die ollen Griechen hätten ja schon. Nur in Bezug auf sie bin ich der Meinung, dass die allgemeine gesellschaftliche Akzeptanz (sprich "Mode") dazu führen kann, dass Pädophilie (zumindest aus unserer heutigen Sicht, ob das wirklich so war, wissen wir nicht) ein seltsamerweise verbreitetes Phänomen war.


    Zitat

    Ich kann mir aber im Gegenteil vorstellen, dass Männer, die pädophile Gedanken und Neigungen bei sich feststellen, den Weg ins Zölibat - und ins Priesteramt - wählen, um ihre Neigung so zu unterdrücken. Das Zölibat wird sozusagen als Therapie genutzt mit der eigenen Sexualität fertig zu werden - nur an der Stelle muß es versagen.


    :write

  • Ich habe auf der Bluewin-Startseite einen interessanten Bericht entdeckt zum Thema. [URL=http://www.bluewin.ch/de/index.php/17,268817/US-Missbrauchsopfer_geht_vor_Gericht_gegen_Vatikan_vor/de/news/ausland/sda/]KLICK[/URL]


    Es bleibt einfach zu hoffen, dass diese Missbrauchsfälle in Zukunft bei weltlichen Behörden gemeldet werden müssen, damit diese der Sache nachgehen können, und demzufolge auch weltliche Gerichte die entsprechenden Urteile fällen.


    Und zwar ist das im Sinne der Opfer zu hoffen, sowie auch für alle jenen Priester, und das ist der Grossteil, davon bin ich überzeugt, die sich keiner solchen Taten schuldig gemacht haben.


    Mir tut die restliche Priesterschaft nämllich langsam aber sicher richtig leid....die können ja bald niemandem mehr offen begegnen, weil sie sich fragen müssen, was wohl ihr Gegenüber von ihnen denkt.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Am Rande, aber zum Thema passend: Die Staatsanwaltschaft FFM hat die Einleitung eines Strafverfahrens gegen das Satiremagazin "Titanic" abgelehnt. Die Zeitschrift zeigte auf ihrem Cover den gekreuzigten Jesus, bei dem sich ein Priester im Genitalbereich verlustiert, dazu die Bildunterschrift "Kirche heute". Wer in dieser Hinsicht zart beseitet ist (Stichwort "religiöse Gefühle"), möge lieber nicht auf den Link klicken - das Cover ist dort nämlich zu sehen:


    http://www.welt.de/vermischtes…anic-Cover-abgelehnt.html

  • So einen Vorfall gab es mal ein parr Dörfer weiter von mir und ich muss sagen, ich bin entsetzt..
    Vorallem passiert das immer in Katholischen Einrichtungen, macht es da nicht klick?
    Ich bin auch katholisch und ich bin nicht gläubig, in keinster Weise, denn es geht mir auch ohne Glauben an Gott ganz gut...


    Für mich ist das sowieso alles unverständlich, die Katholiken dürfen nicht heiraten, wenn sie in einem Kirchlichen Amt tätig sind, völliger Schwachsinn, wenn man mich fragt....


    Wenn sie, genauso wie die Evangelen, heiraten dürften, müssten sie sich auch nicht an kleinen Kindern, oder allgemein an ihrer Gemeinde vergehen...



    Das hört sich vielleicht hart an, aber das ist nun mal meine Meinung dazu...

    Wenn man von dem getötet wird, den man liebt, hat man keine Wahl.Wie kann man fliehen,wie kämpfen, wenn man damit dem Liebsten wehtun würde? Wenn das eigene Leben das Einzige ist, was man dem Liebsten geben kann, wie kann man es ihm dann verweigern?

  • Zitat

    Original von VannMausi
    Vorallem passiert das immer in Katholischen Einrichtungen, macht es da nicht klick?


    Nein, tut es nicht. Glaubst du, nur weil die kirchlichen Skandale in den Medien so stark vertreten sind, bedeutet das, dass andere Einrichtungen vor solchen Vorfällen verschont bleiben? Gewiss nicht. In meiner Nachbarschaft gab es auch einen ähnlichen Fall. Allerdings war dort ein junger Jungscharführer, der kein priesterliches Amt inne hatte, der Täter.
    Solche Fälle sind nicht auf die katholische Kirche begrenzt, ganz und gar nicht. Und die dortigen Fälle sind keinesfalls besonders heraus stechend, wenn man die gesamte Statistik des Kindermissbrauches sieht. Dann müsste man eher sagen, dass Eltern keine Kinder mehr bekommen dürften, weil es so viele Missbrauchsfälle innerhalb der Familie gibt.


    Zitat

    Ich bin auch katholisch und ich bin nicht gläubig, in keinster Weise, denn es geht mir auch ohne Glauben an Gott ganz gut...


    Dann bist du katholisch getauft und katholisch erzogen worden. Aber ich denke "katholisch sein" ist eine Einstellung und wenn jemand nicht gläubig ist, würde ich nicht davon sprechen, dass er katholisch ist, nur weil er in DE oder sonst wo in einer Kirche eingetragen ist.


    Zitat

    Wenn sie, genauso wie die Evangelen, heiraten dürften, müssten sie sich auch nicht an kleinen Kindern, oder allgemein an ihrer Gemeinde vergehen...


    Schwachsinn. Wenn sich jemand an einem Kind vergreift ist es völlig einerlei, ob er der katholischen Kirche angehört oder nicht. Das wird normalerweise auch außerhalb der Kirche nicht besonders gern gesehen Oô. Ich bezweifle, dass sich das Problem so leicht aus der Welt schaffen lässt.
    Unser alter Gemeindepfarrer hat sich verliebt, hat eine Weile mit sich gehadert, ist inzwischen aus seinem Amt ausgetreten und lebt mit seiner Freundin zusammen. Wer denn so will, der kann das doch jederzeit tun. Niemand steht ihm im Wege. Ich denke nicht, dass katholische Geistliche aus purer Verzweiflung den erstbesten Knaben ran ziehen, der in Griffweite ist. Außerdem: würde die Empörung denn genauso groß sein, wenn Geistliche heimliche Beziehungen zu erwachsenen Frauen/Männern hätten? Ich hoffe doch nicht.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Meine Gedankengänge gehen dahin.....


    Pädophilie ist in uns allen noch vorhanden, ein gen-mässig angelegtes Relikt aus jenen Zeiten als wir "noch auf den Bäumen gehockt".


    Die Skala dieses "Ur-Bedürfnisses" beinhaltet eine Spannbreite von 0 - 100


    Wenn nun ein menschliches Lebewesen in seinen sexuellen Bedürfnissen unterdrückt wird - es sich aus, sage ich einfach mal, jugendlichem Eifer sicher scheint, den Anforderungen der kath. Kirche an einen Priester gerecht werden zu können, seine sexuellen Bedürfnisse ad acta legen zu können....dann irren sie sich, in vielen Fällen, in den allermeisten Fällen....und das gipfelt dann hin und wieder in jenen Katastrophen die jetzt durch sämliche Medien geistern....für die betroffenen Priester, sowie auch für ihre Missbrauchsopfer, obwohl diese Priester was ihre pädophilen Neigungen anbelangt, in dieser "Skala" eigentlich weit unten standen....


    Edit: Text ergänzt.


    Edit: edit, edit, edit....... :rolleyes

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 5 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • @Tom....Deinen Link habe ich nicht angeklickt. Deine Anmerkungen, was da zu sehen ist, die haben mir vollauf gereicht.


    Ganz genau diese Polemikmache ist mitverantwortlich dafür , dass Menschen mit pädophilen Neigungen sich schämen/sich nicht getrauen, eine entsprechende Beratungsstelle/therapeutische Hilfe für ihre Problematik aufzusuchen....


    Das erinnert mich an eine Aussage meiner Schwägerin....dass mein Bruder jedesmal, wenn im TV von Schwulen die Rede war, er sich dahingehend echauffierte, dass das doch alles "Suuniggel" (= Schweinehunde) wären....Ganz grossartig sowas, somit nimmt jeder Vater seinen Kindern grad schon im Vorneherein die Möglichkeit weg, das leb en zu können, was sie eben sind....oder eben, sich in ihrem "Anderssein" jemanden anvertrauen zu können....

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Hallo, Joan.


    Erstaunliche These, dass die Aufbereitung einer Thematik ihre Ursache sein sollte. :wow


    Und Pädophile mit Homosexuellen in einem Atemzug zu nennen, sogar die Situation auf Augenhöhe zu heben - mannometer.

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Joan.


    Erstaunliche These, dass die Aufbereitung einer Thematik ihre Ursache sein sollte. :wow


    Und Pädophile mit Homosexuellen in einem Atemzug zu nennen, sogar die Situation auf Augenhöhe zu heben - mannometer.


    Deiner Reaktion/Deinen Aussagen gemäss müsste ich nun annehmen, dass Du Pädophilie zum Vorneherein als etwas Verwerfliches/Strafbares einstufst....


    Mach es Dir einfach bewusst, dass kein einziger Pädophiler sich seine Neigungen an irgendwelcher "Verkaufsstelle" angeeignet hat....
    Sie sind mit diesen Neigungen geboren worden, und müssen sich damit durch ihr Leben kämpfen......


    Und es ist nur ein ganz kleiner Bruchteil davon, die sich straffällig machen davon bin ich überzeugt!
    Der grössere Teil nimmt sich nämlich irgendwann das Leben!


    Und nein!! Ich habe an mir selber bisher noch keine pädophilen Neigungen entdeckt, gottseilobunddank! ....denn das muss sehr, sehr, sehr belastend sein für die Betroffenen!


    Tom, Du hast manchmal schon Aussagen drauf, die in einem für mich eigenartigen Widerspruch stehen zu Deinen sonstigen Ueberlegungsfähigkeiten....

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Achso....aha, jetzt ist mir ein Knopf aufgegangen.


    Tom...Du willst wohl meine Gedankengänge - dahingehend was die Aussage meines Bruders betrifft - in Bahnen lenken, die ich niemals so gemeint habe.....
    Mir ging es dabei lediglich darum, dass die "menschliche Gesellschaft" jedwelchen "andersgearteten" Mitgliedern mit ihren Aussagen zum Vorneherein die Möglichkeit nimmt, zu sich und ihrem problematischen Sein zu stehen, und sich dafür entsprechende Hilfe/Beistand/Verständnis zu suchen....


    Und ich gehe in all meinen Aussagen nicht davon aus, dass ich "Verständnis" anfordere für Straftaten....ganz im Gegenteil!!!

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Hallo, Joan.


    Ich bin der Meinung - und damit stehe ich nicht alleine da -, dass sehr viele Menschen, in der Hauptsache wohl Männer, die mehr oder minder starke Neigung in sich tragen, sehr junge - vorwiegend weibliche - Menschen sexuell attraktiv zu finden, um es mal vorsichtig auszudrücken. Das liegt zu einem Teil einfach in der Natur der Sache. Zivilisation und Moral haben einen Prozess gedeckelt, den wir aus vielen, sehr guten Gründen für gefährlich und für die indirekt Betroffenen schädlich halten. Daran gibt es auch keine Zweifel. Die Möglichkeit, sich fortzupflanzen, setzt im frühen Teenageralter ein, und die meisten anderen Tierarten pflanzen sich auch ab dem Zeitpunkt fort, ab dem Zeugungs- oder Gebärfähigkeit gegeben sind. Wir Menschentiere aber haben dem klare Grenzen gesetzt. Die meisten Erwachsenen sind auch dazu in der Lage, diese Grenzen einzuhalten, und den allermeisten gelingt das sogar, ohne sich dieses Prozesses bewusst zu sein. Dass diese Grenze weich ist und für viele eine gewisse Attraktivität darstellt, zeigt auch, dass manche Internet-Pornoanbieter bewusst damit spielen, dass die "Modelle", die sie zeigen, gerade erst "erwachsen" geworden sind ("Barely legal" - knapp, kaum, gerade so legal). Solche Angebote erfreuen sich großer Beliebtheit, vermutlich insbesondere bei sehr viel älteren Männern.


    Es gibt aber einen Unterschied dazwischen, Mädchen kurz vor der Volljährigkeit attraktiv zu finden, was, wie ich meine, auch niemandem verboten sein sollte (wohlgemerkt: Das Attraktivfinden! - und nicht den Wunsch, sie zu begatten), oder die krankhafte Neigung zu noch deutlich jüngeren Menschenkindern zu empfinden. Tatsächlich fließen diese Bereiche möglicherweise ineinander, aber den meisten wird es wohl so gehen, dass sie ein hübsches fünzehnjähriges Mädchen schlicht hübsch finden und sich nichts weiter - vor allem nichts "Böses" - dabei denken. Andere denken bei jungen, hübschen Mädchen nur an eines, sofern noch von "denken" gesprochen werden kann. Noch andere empfinden starke Lust, wenn sie noch sehr viel jüngere Kinder sehen. Hier geht es dann nicht mehr um den zivilisatorischen Schutz von Teenagern, sondern um Prozesse, die pathologisch indiziert sind. Es ist nicht "normal", Lust auf sehr kleine Wesen zu empfinden, und es geht dabei auch nicht um unterdrückte Instinkte. Damit einher geht zumeist enorme kriminelle Energie.


    Homosexualität ist eine sexuelle Präferenz auf Augenhöhe, jedenfalls im "Normalfall". Das gilt auch für viele andere Spielarten von Sexualität und für viele "Neigungen", die hier jetzt nicht aufgezählt werden müssen.


    Nein, nicht jeder, der solche Neigungen empfindet, ist per se ein Straftäter, ein Verbrecher. Es mag viele geben, die so fühlen, dem aber niemals nachgeben. Jene, die es tun, sind aber Verbrecher. Möglicherweise ist die Schuldfähigkeit durch bestimmte Faktoren eingeschränkt, sehr wahrscheinlich - derzeit wird das jedenfalls angenommen - handelt es sich um psychische Störungen. Das gilt für Homosexualität jedenfalls nicht. Der Vergleich ist haarsträubend und sehr, sehr unangebracht. Und nur darauf wollte ich hinaus.


    Fraglos, da gebe ich Dir recht, haben einige der aktuellen Entwicklungen viel von einer Hexenjagd, und das erschwert den Betroffenen (den potentiellen "Tätern") möglicherweise, aktiv mit ihrer Situation umzugehen und sich Hilfe zu suchen. Andererseits ist das, was jetzt geschieht, ein überaus wichtiger Prozess für die Gesellschaft. Der Schutz von Minderjährigen muss und sollte die absolut höchste Priorität vor allem anderem haben, weil sonst Leben zerstört werden, und jeder Mensch hat nur eines. Aber wir reden hier in erster Linie über existierende Tatsituationen und nicht über potentielle Taten. Natürlich muss einem Täter auch Hilfe zukommen, und solche Hilfe gibt es auch in wachsendem Umfang. Aber den Schaden, um es mal euphemistisch zu sagen, hat immer das Opfer - und nur das Opfer.

  • Tom.....und um weitere Opfer zu vermeiden müssen wir, muss die menschliche Gesellschaft hinausfinden aus diesem "Schweinehund-Stigma", mit dem wir sämtliche Pädophile belegen und in eine einsame, aussichtslose Ecke drängen, ob sie nun straffällig geworden sind oder nicht....


    Die wirklich Straffälligen, so das nachgewiesen ist, die können von mir aus hinter Gittern verschwinden....meinen höchst persönlichen Forderungen nach im 3-fachen oder 4-fachen dessen, was unsere Rechtssprechung beinhaltet....

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 3 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Hallo, Joan.


    Da bin ich Deiner Meinung. Ächtung, aktive Ausgrenzung, gar Verfolgung - wie das zuweilen geschieht, wenn Nachbarschaften entdecken, dass in der Umgebung ein ehemaliger Täter lebt - sind zutiefst asoziale Verhaltensweisen und ganz sicher kontraproduktiv. Die Hatz, die auch von den Boulevardmedien mitveranstaltet wird, hat faschistoide Züge. Eine Gesellschaft, die sich so verhält, bekleckert sich nicht gerade mit Ruhm, um es mal vorsichtig zu sagen. In den Köpfen, die derlei forcieren, hält sich nach wie vor die Idee, dass es verschiedenwertige Menschen gibt. Und die "Schweinehunde" haben nach dieser Denkweise keinen Wert. Auch hier, bei den Eulen, wurde in diesem Zusammenhang schon häufiger von "auf ewig wegsperren" gesprochen, und als ich vor ein paar Monaten von der NPD-Kampagne "Todesstrafe für Kinderschänder" berichtet habe, gab es einige, die applaudiert haben - nicht mir, sondern der NPD-Kampagne.


    Andererseits hat etwas in mir auch ein gewisses - allerdings sehr geringes - Verständnis für solche energischen Reaktionen. Kinder sind schutzlos, und Menschen, die das für ihre Lust ausnutzen, vergehen sich gleich mehrfach. Dass die Fassungslosigkeit, die viele ob dieser Situation befällt, auf sehr krasse und nicht immer besonders schlaue Weise ventiliert wird, ist zumindest verständlich. Es sollten die Unkrassen und Schlaueren sein, die der Gesellschaft dabei helfen, auch mit diesem Aspekt besser klarzukommen.