Unvollständige Erinnerungen – Inge Jens

  • Verlag: AUDIOBUCH
    4 CDs, ca. 273 Minuten
    Februar 2010
    gelesen von Inge Jens


    Kurzbeschreibung:
    Ein couragiertes Leben, eine ungewöhnliche Frau - Inge Jens erzählt ihre eigene Geschichte. Aus dem Inhalt: Kindheit und Jugend. Nach dem Krieg. Aufbruch in die Fremde - und ein Hausgenosse aus Hamburg. Lebensdinge und die Welt der Manns. Neue Horizonte. Alma mater Tubingensis. Widerstand und Widerstehen. Jenseits der Mauer. Berlin und die Wende. Noch einmal Katharina Pringsheim. In guten und in schlechten Tagen.


    Über die Autorin/Sprecherin:
    Inge Jens, geboren 1927 in Hamburg. Studium der Germanistik und Anglistik. Promotion in Tübingen mit einer Dissertation über die expressionistische Novelle. Editorin unter anderem von Thomas Manns Briefen an Ernst Bertram (1960), der Briefe und Aufzeichnungen aus dem Nachlaß von Max Kommerell (1967) und der Briefe und Aufzeichnungen der Geschwister Hans und Sophie Scholl (1984). 1986-1996 betreute Inge Jens in der Nachfolge von Peter de Mendelssohn die Herausgabe der Tagebücher Thomas Manns (1944-1955) bei S. Fischer.


    Meine Meinung:
    Inge Jens ist durch die Edition der Thomas Mann-Tagebücher und den Bestseller Frau Thomas Mann, dass sie mit ihrem Mann Walter jens zusammen schrieb, sehr bekannt geworden. Es sind die politischen und kultur- bzw. literaturwissenschaftlichen Themen Deutschlands, die in ihrer Autobiographie dominieren. Privates wird überwiegend auf das Erzählen von Fakten beschränkt, mit der Ausnahme, dass sie sich schon früh als Frau im Beruf und Leben behaupten konnte.


    Das meiste, was Inge Jens in ihren Erinnerungen schildert ist dem kundigen Leser nicht unbekannt. Viele Ereignisse sind sehr bekannt, z.B. durch das, was sie auf Lesungen erzählte.
    Schon einmal hatte sie zusammen mit Walter Jens ein autobiographisches Buch geschrieben: Vergangenheit gegenwärtig – Inge und Walter Jens


    Als Hörbuch funktionieren die Erinnerungen sehr gut. Inge Jens erzählt ehrlich, geradlinig und ohne jegliches Pathos, genau so wie man sie kennt. Sie schildert ihr Leben linear. CD 1 behandelt die behütete Kindheit und Jugend bis zum Krieg. Ehrlich diskutiert Inge Jens mit sich selbst, wie es sein konnte, dass sie die Greueltaten Deutscher an Juden nicht wahrnahm und die politische Situation nie in Frage stellte.


    Nach der Heirat mit Walter Jens wurden Bücher und Literatur ein großer Teil ihres Lebens. Ihren anfänglichen Traum von einem Medizinstudium musste sie aufgeben, spätestens als sie Mutter wurde. Doch im Editieren von literarischen Dokumenten fand sie ihre Berufung.
    Inge udn Walter Jens wurden Bestandteil der literarischen Welt Deutschlands.
    Es wird klar, dass die Begegnungen mit Persönlichkeiten Inge Jens beeindruckten. Da ist zum Beispiel Katia Mann, die Witwe des Zauberers, deren Sohn Golo Mann, die Treffen der Gruppe 47 oder die lange Freundschaft mit Hans Mayer, die großen Raum in der Autobiographie einnimmt.
    Unbedingt erwähnenswert ist die Episode mit den amerikanischen Soldaten die den Kriegseinsatz verweigerten und denen Walter und Inge Jens in ihren Haus Unterkunft gaben.
    Der letzte Abschnitt auf CD4 beschäftigt sich mit der Demenz-Erkrankung Walter Jens und was das für Inge Jens bedeutete.


    Ein wirklich gutes Hörbuch einer interessanten Autobiographie mit dem einzigen Einwand, dass es zu wenig neues oder überraschendes für Leser gibt, die mit Inge Jens Arbeit gut vertraut sind. Was bleibt, war aber immer spannend und hörenswert!