Anne Hertz las in Wismar, bzw. das Autorinnen-Duo Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz – alias Anne Hertz. Anlässlich des Frauentages am 8. März fand im Wismarer Zeughaus die Lesung aus Anne Hertz’ neuestem Werk „Goldstück“ statt. Dass dieses Ereignis alles andere als alltäglich ist, bewiesen schon die Besucherzahlen. Ausverkaufte Lesung, an die 200 Frauen, und 2 mutige Männer hatten den Weg ins Zeughaus gefunden. Das Warten wurde mit Sekt und Wein versüßt, und Wiebke wurde nicht müde, während der Lesung sich beim Publikum zu erkundigen, ob jeder noch zu Trinken hatte. 
Für mich war das die erste Lesung überhaupt, und dann gleich zu einer meiner Lieblingsautorinnen, und das in meiner Heimatstadt, ich war logischerweise aufgeregt und gespannt. Ich war übrigens erstaunt, wie viele „ältere“ Frauen gekommen waren, hätte ich ehrlich nicht gedacht. Wahrscheinlich waren mit mir höchstens noch 10 weitere unter 30. 
Tja, da sieht man es eben, Anne Hertz ist generationsunabhängig! 
Um kurz nach 19 Uhr ging es dann auch los, zuerst folgte eine kurze Ansprache von Frau Trampe (nachfolgend die Technikfrau, und gewissermaßen ein Running Gag, denn Wiebke und Frauke wurden ständig von ihr verwechselt, und der Name Trampe – Frauke: „Trampe, Wiebke. Wie Rampe, nur mit T davor.“ – stellte auch für Wiebke ein Problemchen dar, oder wie Mama Lorenz sagen würde: „Trink nicht soviel, du lallst sonst.“). Mama Lorenz hatte übrigens Geburtstag und ob sie wollte oder nicht, sie war desöfteren Mittelpunkt, wenn Wiebke und Frauke aus dem alltäglichen Nähkästchen plauderten. 
Nachdem die technischen Fragen geklärt waren, begannen Wiebke und Frauke auch gleich mit dem Prolog aus „Goldstück“. Wiebke hatte sich bereits vorher schon aufgewärmt und den Animateur gegeben – das Eis war gebrochen und der Club Robinson begeistert. Besonders toll an der Lesung war, dass die beiden mit verteilten Rollen lasen, absolut köstlich und wahnsinnig gelungen. Auch die kleinen „Sticheleien“ unter Schwestern waren immer für einen Lacher gut. Nach dem Prolog aus „Goldstück“ folgten noch Auszüge aus 2 anderen Kapiteln, wieder mit verstellten Stimmen (Wiebkes Rolle von Roger bringt mich immer noch zum Kichern!). 
Ein Höhepunkt der Lesung dann die erste musikalische Darbietung von Wiebke, wo sie den Beach Boys Klassiker „God only knows what I’d be without you“ zum Besten gab. Ganz ehrlich, wenn’s mal mit dem Schreiben nicht mehr klappen sollte, musikalische Animateurin wäre da ein mehr als passender Ersatz. Und weil’s so schön war, folgte wenig später auch gleich noch Lady Gagas „Poker Face“. Wiebke wieder in ihrer Rolle als Clubanimateurin, ein verzweifelter Versuch, das Publikum zum Mitsingen zu bringen im Refrain. Aber irgendwie stellte sich das „ma ma ma ma“ und das „ooh ooohoooh oooh…“ als schwieriger dar als angenommen. Daran kann man noch üben.
Nach diesem ersten Teil der Lesung gab es eine kurze Pause, in der es bereits möglich war, sich seine Bücher signieren zu lassen. Was ich mir natürlich nicht entgehen lassen wollte, gleichzeitig habe ich mich als Eule zu erkennen gegeben (schade, dass ich die einzige war). In jedem Fall sind Frauke und Wiebke total natürlich und wahnsinnig nett, plauderten nebenbei und signierten fleißig. 
Im zweiten Teil der Lesung stellten Wiebke und Frauke dann „Trostpflaster“ und „Wunderkerzen“ kurz vor und lasen auch je ein Kapitel daraus vor. Auch in diesem Abschnitt war der Unterhaltungsfaktor groß, Kichern aus dem Publikum an witzigen Stellen und Frauke und Wiebke mit verteilten Rollen. Großartig! Und natürlich Wiebke, die sich das Singen nicht nehmen lassen wollte. Gerade bei „Wer Liebe lebt“ ging sie förmlich auf, und nur ein Zeichen von Frauke und das Abschalten der Musik von Frau Trampe bremsten sie (OK, einige hielten sich bereits die Ohren zu, weil Wiebke mit solch einer Hinbrunst diesen Schlager schmetterte, dass die Boxen förmlich vibrierten).
Zum Abschied wurden die beiden Autorinnen mit langanhaltendem Applaus bejubelt, doch so einfach wollte man nicht aufhören. Wiebke erzwang quasi eine Zugabe, wie Frauke es ausdrückte. Also lasen die beiden noch einen Ausschnitt aus „Sternschnuppen“, Wiebke durfte noch einmal singen (toll, wirklich!), dann war die Lesung leider auch wirklich beendet. Im Anschluss bestand dann noch die Möglichkeit sich weitere Bücher signieren zu lassen. Zum Glück war ich nicht die Einzige, die mit einem Stapel Bücher vor den beiden aufschlug. Aber wenn schon die Chance da ist, „Anne Hertz“ live zu erleben, muss man sie ja auch nutzen.
Ein wirklich sehr gelungener Abend, und wie sagte Frau Trampe am Ende: „Besser kann man den Frauentag doch wirklich nicht feiern!“ Stimmt. Tolle Lesung, sehr nette und sympathische Autorinnen. Ich bin begeistert und freue mich nun auf die Lektüre von meinem signierten „Trostpflaster“, denn das kenne ich noch nicht. 
Und ich hoffe doch sehr, dass Frauke und Wiebke ihre „Androhung“ wahr machen und wiederkommen – im nächsten Jahr!
Zum Schluss noch ein paar Fotos, irgendwie war meine Kamera von den merkwürdigen Lichtverhältnissen schlicht überfordert. 