Obwohl die Autorin dieses Buches Norwegerin ist, handelt es sich hierbei um alles andere als einen typischen Skanidinavienkrimi. Und auch wenn der Klappentext einen „fesselnden Frauenkrimi (..) vor grandioser Naturkulisse“ verspricht, zeigt das nur, wie sich der Verlag seine Zielgruppe vorstellt, nicht aber, um was es in diesem Buch geht. Das spielt nämlich ausschließlich in der (nur sehr selten grandiosen) Stadt und offensichtlich sind die Klappentextschreiber der Ansicht, ein Buch mit einer recht ambivalenten Frau als Heldin könne nur von Frauen gelesen werden...
Aber zunächst zur Geschichte: die Heldin Emma, erfolgreiche Autorin mit Schaffenskrise, beobachtet, wie ein älterer Herr und eine junge Frau mit zwei lächerlichen Paddelbooten auf den Fjord hinausfahren: der Mann will die Stelle finden, an der vor vielen Jahren das letzte Foto seiner Mutter aufgenommen wurde.
Doch dummerweise ist sein Bild wenig später in der Zeitung, er ist ertrunken aus dem Fjord gefischt worden, die junge Frau bleibt verschwunden. Und Emma versucht nun herauszufinden, was geschehen ist.
Das hört sich nun nach einem ziemlich einfachen Plot an, und tatsächlich steht der Fall gar nicht so sehr im Mittelpunkt. Da steht die Heldin, die durchaus ambivalente Gefühle hervorrufen kann: so richtig nett ist die nämlich nicht: Ihrem Verflossenen wirft sie keineswegs feine Dinge an den Kopf, sie trinkt gerne einen, wenn andere Frauen lieber ihre Freudin anrufen würden und sie manipuliert ihre Umwelt, wie es ihr in den Kram passt. Andererseits tut sie dies nicht aus niederen Beweggründen, vielmehr geht es immer um Literatur, darum Geschichten zu schreiben oder, genauer diese eine Geschichte über den Ertrunkenen. Die Selbsterkenntnisse, die Emma bei ihrer Arbeit zu dieser Geschichte findet sind teilweise rührend, teilweise herrlich selbstironisch, so dass man ihr am Ende nicht böse sein kann.
Dieser Roman ist aber keine platte Selbstfindungsgeschichte im Gewande eines Krimis, sondern ein manchmal überraschend kluger, etwas anderer Blick aufs Genre und bietet Einblicke in die Nöte einer Autorin, die am Ende auf höchst tragische Weise mit ihrem Sujet verbunden ist.