Der Omega Punkt - Don DeLillo

  • # Gebundene Ausgabe: 110 Seiten
    # Verlag: Kiepenheuer & Witsch; Auflage: 1., Auflage (22. Februar 2010)
    # Sprache: Deutsch


    Kurzbeschreibung
    Ein junger Filmemacher sucht einen ehemaligen geheimen Kriegsberater der amerikanischen Regierung in dessen Haus irgendwo in der kalifornischen Wüste auf. Er hofft, ihn für eine Dokumentation gewinnen zu können. Als die Tochter des älteren Mannes auftaucht, nimmt die Geschichte einen verhängnisvollen Lauf.


    Über den Autor
    Don DeLillo, 1936 in New York als Sohn italienischer Einwanderer geboren, hat ein umfangreiches erzählerisches Werk vorgelegt. Für den Roman "Weißes Rauschen" erhielt er den National Book Award, "Sieben Sekunden" über Kennedys Ermordung wurde in den USA breit diskutiert und "Mao II" mit dem Pen/Faulkner Award ausgezeichnet. Mit seinem monumentalen Romanepos "Unterwelt", das weltweit als literarisches Ereignis gefeiert wurde, hat sich Don DeLillo in die erste Reihe der amerikanischen Gegenwartsautoren geschrieben. "Unterwelt" stand monatelang auf den Bestsellerlisten und wurde als eines der wichtigsten Bücher des ausgehenden Jahrhunderts gerühmt. 2008 erhielt er den "Premio Grinzane Cavour Premio Internazionale - Una vita per la letteratura".


    Meine Meinung
    "Der Omega-Punkt" spielt hauptsächlich in einem nicht genannten Teil der kalifornischen Wüste im Jahr 2006. Dort trifft Jim Finley, ein junger Filmemacher, auf den alternden Professor Richard Elster. Elster war an Planungen für den Krieg im Irak 2003 beteiligt und Finley plant aus diesem Grund ein Porträt über ihn zu drehen. Finley stellt sich eine einzelne Aufnahme vor, in der Elster vor einer weißen Wand sitzt und über sein Leben spricht - doch der Professor ist damit nicht einverstanden. In nächtelangen Diskussionen sprechen beide immer wieder über das Filmprojekt, aber auch über das Leben und die menschliche Existenz.

    "Ich dachte an seine Bemerkungen über Materie und Wesen, die langen Nächte auf der Terrasse, halb besoffen, er und ich, Transzendenz, Paroxysmus, das Ende des menschlichen Bewusstseins. Jetzt kam mir das wie eine Menge totes Echo vor. Der Omega-Punkt. Eine Million Jahre entfernt. Der Omega-Punkt hat sich, hier und jetzt, verdichtet zu der Spitze eines Messers, die gerade in einen Körper eindringt. All die großenartigen Themen dieses Mannes zusammengetrichtert auf umgrenzten Kummer, einen Körper da draußen irgendwo oder auch nicht."


    Als Jessie, Richard Elsters Tochter, in der Wüste eintrifft, um ihren Vater zu besuchen, erhält die Verbindung der beiden Männer eine ganz neue Dynamik.


    Don DeLillos neuer Roman ist mit 110 Seiten ein sehr kurzes Buch, aber es ist vor allem die minimalistische und reduzierte Sprache, die mich tief beeindruckt hat. Der Titel "Der Omega Punkt" bezieht sich auf eine Theorie von Pierre Teilhard, der im Punkt Omega das Ziel der Evolution gesehen hat.
    Insgesamt ist das Buch von Don DeLillo wohl am ehesten als ein philosophisches Buch zu bezeichnen, das auf wenig Raum sehr viel bietet, das zum Nachdenken anregen kann - wenn man sich darauf einlässt.


    8 Punkte.

  • Liebe Eulen, wie beschreibt man ein Buch dessen tieferer Sinn sich mir als Leser trotz längeren Nachdenkens nicht erschlossen hat? Ich zerbreche mir den Kopf wie ich euch dieses Werk beschreiben und näher bringen soll. Ich versuche es mal so indem ich euch erstmal die Rahmenhandlung beschreibe.


    Inhaltszusammenfassung


    Im Museum of Modern Art in New York wird Hitchcocks legendärer Film „Psycho“ so verlangsamt gezeigt, dass es volle 24 Stunden braucht um den kompletten Film abzuspielen. Natürlich werden so Filmsekunden zu Minuten und bei jeder einzelne Szene wird jedes noch so kleine Detail ersichtlich. Ein Mann sieht sich diesen Film an und beobachtet die Besucher wie sie auf dieses Werk reagieren und wie die meisten nach ein paar Minuten den Vorführsaal wieder verlassen. Nur er bleibt und schaut sich fasziniert den Film weiter an. Schnitt.


    Fernab in einer amerikanischen Einöde verfolgen wir nun die Gespräche und Handlung wie ein junger Filmemacher einen pensionierten Kriegsberater nach dessen Erfahrungen im Irakkrieg befragt mit dem Ziel einen Dokumentarfilm über eben diesen Kriegsberater zu erstellen. Auch dieser Teil zieht sich ungewöhnlicherweise über viele Tage dahin. Schliesslich gesellt sich die Tochter des alten Mannes zu ihnen um dann schon bald spurlos zu verschwinden.


    Meine Meinung


    Also die Rahmenhandlung habe ich verstanden und den Anfang fand ich sehr intensiv beschrieben. Das Kino, der stark verlangsamte Ablauf des Films und die Wirkung auf die Zuschauer. Toll. Auch die ersten Seiten des Interviews der beiden Männer sind mir klar. Aber dann folgen Gespräche mit ganz verqueren Satzgefügen, die zwar sprachlich irgendwie faszinierend sind aber für mich schlicht keinen Sinn ergeben. Satzfragmente die ich in keinen Zusammenhang mit der eigentlichen Geschichte bringen konnte. Ich habe mich dabei mehrmals gefragt was für ein Kraut der Autor geraucht haben muss um sowas zu Papier zu bringen.


    Ich habe im Internet zu diesem Buch Rezensionen gelesen, und quasi alle loben dieses Buch. Daraufhin kam ich mir ziemlich doof vor. Haben etwa alle den tieferen Sinn erkannt und ich stehe als Unwissender alleine da? Habe ich was überlesen und warum begreife ich es nicht? Aber wenn man die Rezensionen genauer liest so werden zahlreiche intellektuell klingende Fremdwörter benutzt und es wird wortreich um den tieferen Sinn und den Kern der Aussage rumgeeiert. Ich meine ich könnte jetzt auch haufenweise philosophische Phrasen gebrauchen wie „die Tiefe in jeder Bemerkung“ oder „jenseits von Wissen“ oder „Akkumulation des Bewusstseins“ oder „im Echoraum seines eigenen Werkes“. Aber ich tue es nicht. Ich oute mich als Leser der den Sinn des Buches nicht begriffen hat. Punkt.


    Dies ist ein Buch über das in einer geselligen Runde mit einem Glas Wein philosophiert werden kann. Man kann einzelne Passagen herauspicken und darüber sprechen was der Autor wohl gemeint haben könnte. Wer weiss, vielleicht wird die Erkenntnis mit jedem weiteren Glas Wein klarer, oder vielleicht brauchts gerade einen höher Alkoholpegel der einem in einen anderen Bewusstseinszustand bringt, um es zu verstehen. Keine Ahnung.


    Dank der intensiven und dichten Sprache bin ich dennoch bereit 4 Punkte für dieses Buch zu vergeben.

  • Das erste Missverständnis findet man auf dem Cover: Ein Armutszeugnis für einen Verlag, der sich in der Bundesliga wähnt. Da steht doch tatsächlich „Roman“. Was für eine Übertreibung! Bestenfalls ist das 110-Seitenwerk eine Erzählung, aber auch das bleibt fraglich. Für mich ist es ein Fragment.


    Der Autor kann schreiben. Ihm gelingen Sätze ohne Schnörkel. Er blickt tief ins Innerste seiner Protagonisten. Zeit und Raum gewinnen neue Dimensionen, falls der Leser sich darauf einlässt. Aber es bleiben zu viele Fragen offen.


    Es fehlt das Gerüst, das die genialen Teile zusammenhält. Insofern ist das 110-Seiten-Geschreibsel eine Verschwendung. 100 zusätzliche Seiten hätten genügt, aus der Erzählung ein Meisterwerk zu machen. Ärgerlich, eine geniale Idee so lustlos wegzuwerfen. Dennoch 5 Eulenpunkte.