Alan Philps, John Lahutsky
Wolkengänger - die wahre Geschichte eines russischen Waisenkindes
Aufbau Verlag
HC mit 348 Seiten
Über die Autoren (Umschlagseite):
Alan Philips studierte in Oxford und arbeitete als Russland-Korrespondent für Reuters und den Daily Telegraph. 1985 wurde er aus der Sowjetunion ausgewieen, durfte aber nach dem Fall des Eisernen vorhands zurückkehren. Heute schreibt er u.a. für The Guardian, The Evening Standard und den Telegraph. Er lebt in London.
John Lahutsky lebt heute bei seiner Adoptivmutter Paula Lathutsky, einer Schulpsychologin, in Pennsylvania, USA, und besucht die Highschool.
Klappentext:
Die ergreifende Geschiche eines Waisenjungen, dem niemand eine Chance geben will und der dennoch seinen Weg ins Leben findet. Als Wanja auf die Welt kommt, prognostizieren die Ärzte, dass er nie würde laufen können. Ihm droht ein Leben in den unmenschlichen Verhältnissen russicher Fürsorgeanstalten. Doch durch seinen Mut, seine Intelligenz und seinen unbändigen Willen entkommt er dem Schicksal.
Meine Meinung:
Kaum jemand wird die schrecklichen Bilder aus rumänischen Waisenheimen vergessen haben, die Anfang der neunziger Jahre in sämtlichen Medien zu sehen waren. Nun, in Russlands Kinderheimen sah es nicht viel besser aus.
Der kleine Wanja wurde mit drei Jahren von seiner überforderten Mutter in ein Kinderheim gegeben und vegetiert nun, von den Ärzten als nicht bildungsfähig abgestempelt, vor sich hin. Gefördert wird in diesem Heim nicht, nur auf allerniedrigsten Niveau versorgt. Das führt dazu, dass die Kinder, die durchaus alle Chancen hätten, nicht sprechen lernen, nicht laufen und sich auch nicht selbst helfen können.
Wanja hat in dieser auswegslosen Situation das Glück, dass er die Aufmerksamkeit einiger russischer freiwilliger Helfer, aber auch einiger ausländischer Hilfskräfte erregt. Sie setzen alles daran, ihm zu helfen und eine Adoption ins Ausland zu ermöglichen. Allerdings mahlen die russichen Behördenmühlen sehr langsam und so muss Wanja einiges Überstehen.
Das Buch beruht auf einer realen Biographie des John Lahutsky (Wanja, wie er sich jetzt nennt) und wurde nach vielen Recherchen von einem seiner damaligen Unterstützer geschrieben. Dabei kommt aber nicht nur Wanja zu Wort, sondern auch viele seiner Helfer und Wegbegleiter.
Wanjas Schicksal ist wirklich erschütternd und lässt einem nicht so schnell wieder los. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sich die Zustände in diesen Kinderheimen vielleicht nicht viel verbessert haben. Es ist spannend zu lesen, wie er und seine Helfer immer wieder Rückschläge einstecken müssen aber nie die Hoffnung aufgeben.
Einzig genervt hat mich, dass Wanja überintelligent geradezu Superman-mäßig dargestellt. So wird zwar immer wieder betont, dass die Kinder keine Förderung oder Unterricht erhalten und er sich selbst das Sprechen beigebracht hat, andererseits werden aber Gespräche zwischen ihm und anderen Kindern oder Helfern wiedergegeben, wo er als nicht einmal fünfjähriger hervorragend spricht und auch anderen Kindern hilft. Ich denke, da hat man in der Darstellung sehr übertrieben, was die Sache leider wieder etwas unglaubwürdig macht.
Das Buch enthält einen 13-seitigen Anhang mit umfangreichen Informationen und auch Adressen von Hilfsorganisationen.