Mein Jenseits – Martin Walser

  • Verlag: Berlin University Press
    Februar 2010


    Rückseite:
    Es ist ein heftiges Credo, das aus dieser Lebensgeschichte tönt. In der Musik, in der Malerei, überhaupt in der Kunst ist dieses Credo die Voraussetzung der Kreativität. Die Literatur, die von der Sprache lebt, ist ein Zwitterwesen. In diesem Buch überschreitet die Sprache ihre allseits praktizierte Vernünftigkeit. Sie vollbringt Glaubensleistungen. Und wird schön dadurch.


    Über den Autor:
    Martin Walser, 1927 in Wasserburg (Bodensee) geboren, lebt heute in Nußdorf (Bodensee). 1957 erhielt er den Hermann-Hesse-Preis, 1962 den Gerhart-Hauptmann-Preis und 1965 den Schiller-Gedächtnis-Förderpreis. 1981 wurde Martin Walser mit dem Georg-Büchner-Preis, 1996 mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg und 1998, dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels und dem Corine - Internationaler Buchpreis; Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten 2008 ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    Über Martin Walser wird immer viel gesprochen, auch über seine neue Novelle „Mein Jenseits“, das nahezu gleichzeitig mit seinen Tagebüchern 1974-1978 erscheint.


    Nur relativ wenige Seiten, nur 119 Seiten schmal und mit 19.90€ nicht ganz billig, aber dafür ist das Buch auch etwas Besonderes. Es wird viel über Kunst, Religion und Sehnsucht erzählt. Das Buch besitzt eine große Frische, es wirkt absolut nicht wie ein Alterswerk.


    Erstaunlicherweise hat die Novelle auch einen feinen, charmanten Humor. Es dominiert nur eine Figur. Augustus Feinlein der monologisierende Ich-Erzähler. Aus dessen Blickwinkel werden viele skurrile Einfälle erzählt, die mit dem ersten Kapitel über den mit dem Alter merkwürdig gewordenen Knecht Konrad beginnt.
    In Kapitel 2 spricht Feinlein über seinen Freund, den Mesner Rudolf Breitwieser und seinen Wunsch dessen Nachfolger zu werden. Das soll noch Folgen haben. Herausragend ist das Romkapitel. Zurück wird ab Kapitel 4 Feinleins Konkurrenzverhalten zu dem großtuerischen Dr. Bruderhofer betrachtet, der Feinleins ehemalige Verlobte Eva Maria geheiratet hat. Eine immer noch anhaltende schmerzende Wunde, wie sie vor allen Walser so gut erzählen kann.
    Dr. Bruderhofer erinnert mich mit seinem proletarischen Auftreten ein wenig an Klaus Buch aus „Das fliehende Pferd.“


    Zum Ende hin schwächelt das Buch ein wenig, aber immer noch gehört diese Novelle zum Besten von Martin Walser. Mir hat das Buch sehr gut gefallen.


    ASIN/ISBN: 3940432776

  • Gut, dass ich bei den Büchereulen gelandet bin. Nun weiss ich, dass es etwas Neues von Martin Walser gibt. Das Buch werde ich sicher lese und danke für die Rezi, Herr Palomar.