'Hamlet' - 2. Abschnitt: 2. Aufzug - 2 Szenen

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  • Hamlet scheint verrückt geworden zu sein, jedenfalls denken das alle, weil er sich so befremdlich verhält. Man versucht, über seine Freunde an ihn heranzukommen, aber er belebt sich erst, als eine Gruppe Schauspieler an den Hof kommt.


    Hamlet bezeichnet Dänemark und die Welt als Gefängnis, von seinem kurz aufgeflammten Übermut aus dem 1. Abschnitt ist nichts mehr zu spüren. Aber ist sein Irrsinn echt? Ich weiß nicht. Er sagt ja, es sei " nur toll bei Nordnordwest...".

  • Auch ich finde Hamlets Benehmen etwas widersprüchlich, aber verückt ist es denke ich nicht. In den Szenen mit Polonius erzählt er schon einigen eigenartigen Kram (wovon ich zugegeben nicht alles verstehe), aber das tut er denke ich nur, um Polonius auf den Arm zu nehmen. Mehr Aufschluss gibt da vielleicht schon die Unterhaltung mir Rosencrantz und Guildenstern, in der er erzählt, wie niedergeschlagen er ist. Und natürlich der Schlussmonolog.


    Zum Schlussmonolog und der Szene mit den Schauspielern habe ich eine echt interessante Interpretation auf dieser Seite hier gelesen: Klick. Die ist überhaupt sehr gut, wenn man im englischen Orginal nicht alles verstanden hat, aber nicht gleich zur Übersetzung greifen will. In dem Anaylse-Teil in den beiden letzten Absätzen geht es darum, dass Hamlets Schlussmonolog, in dem er sich über seine eigene Unfähigkeit, zu handeln bzw. seine Gefühle nach außen zu zeigen - was den Schauspielern ja möglich ist - wundert. Das ist insofern doppeldeutig, als Hamlet ja selbst nur eine Person in einem Theaterstück ist. In dem oben geposteten Link heißt es weiter:


    "On this second level, it seems almost as though Hamlet “knows” that he is in a play. He does not hurry along the revenge because he knows there is nothing really to revenge; nothing really happened; it has all been staged." - Es ist, als wüsste Hamlet selbst, dass er in einem Theaterstück ist, und als würde er deshalb nicht handeln - weil er weiß, dass es keinen Grund dafür gibt, weil alles nur gespielt ist und es keinen Sinn hat, zu handeln.


    Diese Interpretation wäre mir selbst wahrscheinlich nicht gekommen. Ich finde diese Doppelbödigkeit extrem interessant und bin überhaupt erfreut über den Witz und die Klugheit in diesem Stück, die das einzige andere Stück von Shakespeare, das ich kenne - Macbeth - jedenfalls noch übertrifft. Bin ganz gespannt, wie es weitergeht, muss für heute aber glaube ich aufhören, das Englisch ist auf Dauer einfach recht anstrengend.

  • Das ist wirklich ein interessanter Ansatz, auf den ich nicht gekommen wäre.


    Wir haben Hamlet damals beim Abi gelesen, aber ich habe eigentlich keine Erinnerung daran ( nun ja, ist ja auch schon 20 Jahre her). So ist das Stück wie neu für mich.

  • Dazu würde "All the world's a stage" passen ;-)


    nach dem 2. Abschnitt auf Englisch brauch ich nun auch erst einmal eine Pause. Nun bin ich gespannt, wie es weiter geht, in welchem Gemütszustand sich Hamlet wirklich befindet..

  • Zitat

    Original von Fuchur
    Dazu würde "All the world's a stage" passen ;-)


    nach dem 2. Abschnitt auf Englisch brauch ich nun auch erst einmal eine Pause. Nun bin ich gespannt, wie es weiter geht, in welchem Gemütszustand sich Hamlet wirklich befindet..


    So richtig schlau werde ich noch nicht daraus: Ist er nun verrückt oder tut er nur so?

  • Ich glaube nicht, dass er verückt ist, aber sehr unglücklich und verwirrt. Und dass er sich oft Dinge denkt, dann was sagt, aber sich nur in Andeutungen verliert - und seine Gesprächspartner verstehen das natürlich nicht, und interpretieren es dann so, wie sie es für richtig halten. So wie Polonius immer, der ja im 2.Akt permanent denkt, Hamlet wäre unglücklich in Ophelia verliebt.


    Hamlet verhält sich merkwürdig, das auf jeden Fall. Als verückt wird er meiner Meinung nach eingeschätzt, weil er seine Verwirrung zwar nach außen (ein Stück weit) zeigt, aber niemand den Grund für seine Verwirrung kennt. Und Hamlets Verwirrung, die zwar sehr stark ist, aber von Verücktheit meiner Meinung nach noch eine Ecke weg (naja, die Grenzen sind da vielleicht fließend? ;-)), beruht einfach darauf, dass er keinen Plan hat, was er nun mit dem Geist und seinem Onkel anfangen soll. Ich denke, der letzte Teil vom 2.Akt löst das ein Stück dahingehend auf, dass Hamlet nun eben eine Idee hat, wie der überprüfen kann, ob der Geist die Wahrheit gesagt hat.


    Ich glaube, Hamlet spielt wirklich ein bisschen damit, wie die anderen ihn nun sehen. Ob er aber überhaupt weiß, für wie verrückt ihn die anderen halten, das weiß ich nicht genau. :gruebel


    @Fucher: Ja, das Zitat stand auch auf der Seite, wo ich die Interpretation herhabe. Irgendwo habe ich über diese Sache, also dass die Charaktere im Theaterstück selbst andeuten, dass sie sich nur in einem Stück befinden, aber auch schon mal was gelesen. Ich glaube in "Peer Gynt" gibt es ein Zitat das, lautet: "Man stirbt doch nicht mitten im 3. Akt." Super. :grin


    Clare : Du legst aber ein ganz schönes Tempo vor mit dem Lesen. :grin

    In der Einsamkeit wird Liebe entstehen.

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  • Verrückt nicht, aber eine mittelschwere Depression dürfte vorliegen. Appetitlosigkeit, Antriebslosigkeit, ab und an ins Überschwengliche fallend, mit meiner Laienpsychologischen ausbildung könnte das passen.

  • Zitat

    Original von Clare
    Hamlet bezeichnet Dänemark und die Welt als Gefängnis, von seinem kurz aufgeflammten Übermut aus dem 1. Abschnitt ist nichts mehr zu spüren. Aber ist sein Irrsinn echt? Ich weiß nicht. Er sagt ja, es sei " nur toll bei Nordnordwest...".


    Na ja, im 1. Aufzug ziemlich gegen Ende, als er von Horatio und den anderen verlangt, dass sie schwören erwähnt er, dass er sich verändern wird. Ich glaube das gehört alles zu seinem Plan!


    Zitat

    ... Hier, wie vorhin, schwört mir, so Gott euch helfe,
    Wie fremd und seltsam ich mich nehmen mag,
    Da mir's vielleicht in Zukunft dienlich scheint,
    Ein wunderliches Wesen anzulegen...

  • Zitat

    Original von Glass
    Die Stelle hatte ich auch überlesen. Glaube aber nicht, dass wirklich alles nur vorgetäuscht ist. Dass es ihm wirklich schlecht geht und er verwirrt ist, sieht man ja auch an den Monologen.


    Ja schon, aber er ist nicht verrückt, wie alle denken!

  • Zitat

    Original von Mary26_87


    Ja schon, aber er ist nicht verrückt, wie alle denken!


    Ja, das stimmt. Und auf jeden Fall ist es in seinem Interesse, dass alle denken, er sei verrückt. Ich wollte nur darauf hinaus, dass zwischen all seinem "schauspielern" auch meistens der wahre Hamlet hervorblitzt - und in den Monologen natürlich besonders deutlich, denn dort ist er ja allein und muss nichts darstellen.

  • So in diesem Abschnitt erfahren wir, dass Polonius einen Diener nach Frankreich schickt um seinen Sohn auszuspionieren.
    Ophelia hat Hamlets Briefe zurückgewiesen, so wie ihr Vater es ihr befohlen hat und nun denken sie, dass Hamlet desswegen verrückt geworden ist, so zu sagen aus Liebe. Also will Polonius die zwei zusammenbringen um zu sehen ob das auch wirklich stimmt.
    Der König und die Königin beauftragen Rosenkranz und Güldenstern Hamlet auszuspieonieren, damit sie herausfinden was wirklich in ihm vorgeht. Hamlet durchschaut das alles. In der zwischenzeit kommt eine Theatergruppe am Hof an und Hamlet beauftragt sie eine Stück zu spielen in dem es um einen Brudermord geht. Er will somit den König prüfen und sehen wie dieser reagiert, denn er kann dem Geist allein nicht trauen.

  • Zitat

    Original von Glass


    Ja, das stimmt. Und auf jeden Fall ist es in seinem Interesse, dass alle denken, er sei verrückt. Ich wollte nur darauf hinaus, dass zwischen all seinem "schauspielern" auch meistens der wahre Hamlet hervorblitzt - und in den Monologen natürlich besonders deutlich, denn dort ist er ja allein und muss nichts darstellen.


    Ich glaube auch, daß er nicht wirklich verrückt ist - dazu sind seine Monologe zu logisch.
    Schön auch das Wortspiel: Oheim-König und Tante-Mutter...


    Clare : Hoffentlich geht es Dir wieder besser! Und weiterhin alles Gute! :kiss ( ich vermisse Dich bei Tod und Teufel...)

  • Huhu!


    Habe mal einen witzigen Film mit Danny de Vito gesehen. Dort spielt er einen Lehrer, der in einem Militärlager den doofsten der Doofen Hamlet erklärt.
    Kommentar zu Polonius: hinterhältig.


    Stimmt! Erst befieht er Ophelia, sich von Hamlet (der in sie verliebt ist) fernzuhalten und als brave Tochter macht sie es.
    Dann schickt er jemanden los, um falsche Gerüchte über seinen Sohn in Umlauf zu bringen, nur um zu kontrollieren, ob sein Sohn irgendwelchen Unfug anstellt.


    Hinterhältig!

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

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  • Zitat

    Original von bibliocat
    ...
    Ich glaube auch, daß er nicht wirklich verrückt ist - dazu sind seine Monologe zu logisch.
    Schön auch das Wortspiel: Oheim-König und Tante-Mutter...


    Clare : Hoffentlich geht es Dir wieder besser! Und weiterhin alles Gute! :kiss ( ich vermisse Dich bei Tod und Teufel...)


    Ja, das Wortspiel hat mir auch gefallen. Ich liebe solches Jonglieren mit Worten :anbet


    Bibliocat, du hast PN :knuddel

  • Zitat

    Original von Clare


    Ja, das Wortspiel hat mir auch gefallen. Ich liebe solches Jonglieren mit Worten :anbet


    Bibliocat, du hast PN :knuddel


    Danke! :kiss


    Obwohl das Wortspiel ja eigentlich Oheim-König, Mutter-Tante heißen müßte (*klugscheißmodus wieder aus*)... :rofl