Trobadora Beatriz de Diaz, einzige Minnesängerin des Mittelalters, verliebt sich in einen anderen Dichter. Als sie feststellt, dass dieser sie nicht wiederliebt und darüber hinaus auch noch ein Dummkopf ist, beschließt sie in einen Dornröschenschlaf zu fallen, bis die Zeiten für Frauen besser werden. In den 1970er Jahren wird sie jäh aufgeweckt, von einem Ingenieur, der ihr Märchenschloss, in dem sie ruhte, abreißen will um dort eine Autobahn zu bauen. Beatriz wandert nach Paris und schließt sich dort der Studentenbewegung an, stellt jedoch schnell fest, dass auch dort und in modernen Zeiten, Frauen nicht die gleichen Rechte haben wie Männer. Also zieht sie weiter in die DDR, die ihr als das gelobte Land des Feminismus angepriesen worden war. Dort lernt sie die S-Bahn-Faherin Laura Salman kennen und bemüht sich ihre Kunst zur Erbauung der Arbeiter einzusetzten. Aber auch in der DDR, wo zumindest eine rechtliche Gleichstellung stattgefunden hat, muss Beatriz immer wieder feststellen, dass Liebesbeziehungen und Familienalltag selten gleichberechtigt stattfinden und Gleichberechtigung oft eine doppelte Belastung für die Frauen bedeutet.
Diese Zusammenfassung umfasst nur einen Teil der Handlung, es handelt sich nur um den Hauptstrang. Dieser wird immer wieder unterbrochen durch andere Geschichten, pseudowissenschaftliche Abhandlungen über synthetische Ernährung, Gedichte, Reiseberichte aus Italien etc. Kurzerhand hat Irmtraud Morgner in diesen Roman einen anderen Roman und eine Kurzgeschichte, deren Veröffentlichung die Zensur zuvor verboten hatte, eingewoben.
Das Leben und Abenteuer der Trobadora Beatriz nach Zeugnissen ihrer Spielfrau Laura, wie der vollständige Titel des Romans heißt, ist ein wundervollen Buch. Es sprüht von Witz und sprachlicher Finesse. Die Autorin mischt phantastische, märchenhafte Elemente mit dem doch eher prosaischen Alltag der DDR. Dabei heraus gekommen ist eine, bei aller Kritik. heitere, lebhafte Erzählung.
Viele Jahre war dieses Buch, dass das Goethe-Institut immerhin zu den 50 bedeutensten der Nachkriegszeit zählt, vergriffen. Im April 2010 erscheint eine neue Ausgabe, die hoffentlich dazu beitragen wird, dass dieses aussergewöhnliche Werk wieder mehr Leser findet!
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