Wieviel verdient der Buchladen/die Kette am Buch?

  • Ich hatte gerade einen Zeitungsartikel gesucht, in dem es darum ging, wie die Ketten die Verlage ausnehmen, hier sind die Vorschläge, alles interessante Artikel:


    Forumsbeitrag über Buchhandelsketten gesucht


    Leider sehe ich aber immer noch nicht so richtig durch, wer nun wieviel am Buch verdient. 10 % des Umsatzes gehen an den Autor, 10 % in die Produktion, 50 % bekommt der Handel, stand in einem Artikel. Aber außerdem war immer die Rede von Rabatten, die immer unverschämter werden. Was hat es mit diesen Rabatten auf sich? Der Begriff ist mir einfach in diesem Zusammehang nicht klar bzw. frage ich mich, ob das noch zusätzlich zu den 50 % kassiert wird? Wie groß sind die Unterschiede zwischen kleinem Laden und einer Kette? Und weiß jemand, ob Dussmann von den Verlagen auch soviel verlangt wie Thalia oder Hugendubel?


    Wenn jemand ein paar handfeste Zahlen nennen kann, wäre das sehr hilfreich.


    Außerdem: ist es sinnvoll, möglichst oft direkt beim Verlag zu bestellen, sofern dieser das anbietet bzw. was spricht dafür, was dagegen? Dafür, denke ich, spricht, dass der Verlag so am meisten an dem Buch verdient. Aber für die Buchhändler wiederum ist es ja nachteilig.


    Grüße, Bell

  • Als was fragst du danach, ob du direkt beim Verlag kaufen sollst - als Endverbraucher? Mir scheint das recht unpraktisch, weil der Verlag sicher nicht so schnell liefert wie libri oder KNOE und zusätzliche Versandkosten entstehen.


    Der Buchhandelsrabatt beträgt je nach Verlag bis zu 40%, auch mehr, dazu kommen Sonderaktionen wie z. B. Themen-Fenster, -Tische, -Ständer, für die eigene Preise gelten. Der Gewinn wird für jeden Buchtitel völlig unterschiedlich ausfallen, je nachdem ob die Buchhandlung davon ein einzelnes Exemplar abnimmt, eine ganze Partie oder eine komplette Reihe. Dir ist klar, dass ein Rabatt von 40% nichts darüber aussagt, ob die Buchhandlung als solche Gewinn macht?


    P.S.: Für dich als Kundin wäre auch eine interessante Frage: Beschäftigt dein Dussmann gelernte oder angelernte Kräfte, bildet er aus, zahlt er den Mitarbeitern Tariflöhne? Das Buch zum Kampfpreis wird vermutlich eines Tages zur Folge haben, dass unsere Kinder und Enkel kaum Ausbildungsplätze mehr finden, weil nur noch 400€-Jobs zu vergeben sind.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Als was fragst du danach, ob du direkt beim Verlag kaufen sollst - als Endverbraucher? Mir scheint das recht unpraktisch, weil der Verlag sicher nicht so schnell liefert wie libri oder KNOE und zusätzliche Versandkosten entstehen.


    Der Buchhandelsrabatt beträgt je nach Verlag bis zu 40%, auch mehr, dazu kommen Sonderaktionen wie z. B. Themen-Fenster, -Tische, -Ständer, für die eigene Preise gelten. Der Gewinn wird für jeden Buchtitel völlig unterschiedlich ausfallen, je nachdem ob die Buchhandlung davon ein einzelnes Exemplar abnimmt, eine ganze Partie oder eine komplette Reihe. Dir ist klar, dass ein Rabatt von 40% nichts darüber aussagt, ob die Buchhandlung als solche Gewinn macht?


    P.S.: Für dich als Kundin wäre auch eine interessante Frage: Beschäftigt dein Dussmann gelernte oder angelernte Kräfte, bildet er aus, zahlt er den Mitarbeitern Tariflöhne? Das Buch zum Kampfpreis wird vermutlich eines Tages zur Folge haben, dass unsere Kinder und Enkel kaum Ausbildungsplätze mehr finden, weil nur noch 400€-Jobs zu vergeben sind.


    Ja, manche Verlage verschicken nämlich sogar schon versandkostenfrei.


    Was diesen Rabatt angeht: ich weiß ja nicht, was das bedeutet, deshalb die Frage danach. Wie entsteht der denn? Vielleicht bin ich da begriffsstutzig, aber das ist nicht so mein Gebiet.


    Was meinst Du mit "Das Buch zum Kampfpreis" in dem Zusammenhang?

  • Zitat

    10 % des Umsatzes gehen an den Autor, 10 % in die Produktion, 50 % bekommt der Handel, stand in einem Artikel.


    So wie der Satz formuliert ist, stammt er aus Verlagssicht. "bekommt der Handel" bedeutet Buchhandel + Barsortiment, vermute ich. Den jetzt.de-Artikel habe ich nicht so stark auf das Preisdiktat gemünzt verstanden, sondern dass die Hugendubels und Thalias so stark das Buchangebot beeinflussen. Durch gestaffelte Rabatte und Zahlungen, die der Kettenladen dafür erhält, dass er bestimmte Tische mit ausgesuchten Titeln bestückt, bekommst du als Kunde nur Titel weniger Verlage angeboten. Wer in Kettenläden kauft, unterstützt also die Beschränkung des Angebots auf wenige populäre Titel, die in großen Mengen umgesetzt werden.

  • Also, allgemein zu sagen, "50% gehen in den Handel" erscheint mir etwas überspitzt. Soweit ich weiß, kann der Verlag um die 40% an die Barsortimente bzw. den Buchhändler direkt weitergeben. Dabei ist 40% an den Buchhändler auch eher selten der Fall...Und wenn der Buchhändler übers Barsortiment bestellt, bekommt er von dem zwar auch Rabatte - aber logischerweise geben die dann weniger, als sie selber vom Verlag bekommen haben. Die Differeenz beträgt wohl meist 10%.
    Für Buchhändler ist es nur wegen des Rabattes nicht immer besser, über den Verlag zu bestellen, weil da ja noch Versandkosten dazukommen. Das macht man meist, wenn der oder die Titel nicht über die Barsortimente lieferbar sind.


    Klar ist, dass große Ketten meist bessere Rabatte aufgrund der Menge fordern können. Für eine 50 Quadratmeterbuchhandlung lohnt sich halt nicht oft eine Bestellung von mehr als 20 Stück auf einmal...Dabei gibt es Partien, Mengenrabatte, Vertreterrabatte, Messerabatte, Aktionsrabatte und ähnliches, die aber alle recht abhängig von der Größe und dem Budget der Buchhandlung sind.

  • Buchdoktor , die Zahlen hatte ich aus einem anderen Artikel, dem aus dem Abendblatt, den buchratte verlinkt hatte.


    Klarheit herrscht für mich immer noch nicht, ist wohl doch alles sehr kompliziert für einen Außenstehenden. Z.B. weiß ich nicht, was ein Barsortiment ist. Ich dachte, man könnte pauschal sagen: wenn ich bei Thalia kaufe, bekommt Thalia vom Buchpreis soundsoviel Prozent. Aber das wird wohl keiner wissen, der da nicht direkt an der Quelle sitzt.?

  • Bell , im Handel ist garnichts " pauschal"!
    Alles ist extrem kalkuliert und die Faktoren, die zu verschiedenen Handelsspannen, Rabatten und diversen Vergünstigungen führen können, sind vielfältig.


    Ist die Buchhandlung klein, sind ihre Verkäufe eher gering, das Publikum übersichtlich. Dann kommen die größeren Buchhandlungen, die Ketten... und trotzdem kann man sie nicht über einen Kamm scheren.
    Eine autarke Buchhandlung bestellt ihre Ware meißt 2x im Jahr bei den Verlagen (Vertreterreisen). Je nach Größe und Verkaufszahlen und Verhandlungsgeschick wird hier ein Händlerrabat ausgehandelt. Dieser "Grundrabatt" bleibt erhalten, solange die Zahlen stimmen.
    Ich habe allerdings noch nie von mehr als 50% gehört. ( Messerabatte ausgeschlossen- Aufkauf von auf der Messe übriger Ware).
    Dazu kommen die von Buchdoc angesprochenen Rabatte und Vergünstigungen, immer unter der Vorraussetzung...die Zahlen stimmen. Übrigens, zumindest in den größeren Ketten- Buchhandlungen bestimmen Einkäufer mithilfe der einzelnen Sortimenter über das Angebot, was a; ein breiteres Angebot und b; eine größere Auswahl zulässt. Nachteilig und vorteilhaft ist hier vllt die Tatsache, das die einzelnen Sortimenter in ihren Fachgebieten auskunftsfähig sind.
    Dann haben wir Ketten, die ein Großlager haben. Heißt;
    EIN Lager kauft für ein Bundesgebiet an Buchhandlungen einer Kette. Hier müssen wir nicht mehr über Rabatte reden, die sich aus Verkaufszahlen ergeben, sondern über ein beschränktes Angebot. Alle Verhandlungen gehen über dieses Lager und die einzelnen Buchhandlungen sind nicht so flexibel in ihrer Sortimentsgestaltung wie obige.


    Achja, ein Barsortiment ist ein Grossist. Entspricht einem Großlager, das einen gewissen Teil aller Auflagen kauft, die sich als verkäuflich erweisen könnten. Dieses ist in der Lage, die gewünschte Ware innerhalb eines äußerst geringen Zeitkontingents an den Endverbraucher zu senden.
    Also amazon für den Buchhandel, lol.


    Da mir klar ist, das meine Ausführungen nicht erschöpfend sein können ( siehe Lehrzeit), formuliere deine Frage etwas korrekter.


    liebe grüße

  • Zitat

    Original von Bell
    Leider sehe ich aber immer noch nicht so richtig durch, wer nun wieviel am Buch verdient. 10 % des Umsatzes gehen an den Autor, 10 % in die Produktion, 50 % bekommt der Handel, stand in einem Artikel. Aber außerdem war immer die Rede von Rabatten, die immer unverschämter werden.


    Einige andere hier, die sich mit den feinen Details in der Preiskalkulation auf Buchhandelsseite sehr viel besser auskennen als ich, haben ja schon sehr ausführlich abgehandelt, wie feinfgliedrig und diffizil dieses System ist und wie wenig allgemeingültig.


    Ich sage hier noch mal was zur Gesamtaufschluesselung:
    Die Prozentzahlen beziehen sich sicher auf den Nettoverkaufspreis eines Buches und sind natuerlich Pi mal Daumen, aber geben ein ganz gutes Gefuehl fuer die Kostenverteilung.
    "Rabatt" bedeutet in diesem Zusammenhang die Differenz zwischen Ladenverkaufspreis und niedrigerem Einkaufspreis, zu dem der Verlag die Buecher an entweder den Buchhandel oder Grossisten abgibt. Viele Verlage geben standardmaessig 40% Rabatt an, aber das ist normalerweise noch verhandelbar.
    Amazon z.B. behaelt um die 50% vom Nettoverkaufspreis eines Buches selbst als Gewinn ein. Bei Buchhandlungen schwankt diese Prozentzahl +/-, abhaengig von den zuvor genannten Faktoren.


    Die 10% Anteil vom Nettoverkaufspreis, die an den Autor gehen, sind ebenfalls ein grober Mittelwert. Vor allem bei Taschenbuechern sind es oft weniger, eher 5-7%, oft gestaffelt nach Anzahl verkaufter Exemplare.
    Ich hab aber auch schon von gut verhandelten 12% bei Hardcovern gehoert.
    Sofern ein Agent den Deal fuer den Autor abgeschlossen hat, muss dieser nochmal um die 15% seines Anteils (also ca. 1,5% des Buchpreises) an die Agentur abgeben.


    Damit bleiben dem Verlag ca. 40% vom Ladenverkaufspreis, um davon die Produktion (Druckerei) sowie alle sonstigen Arbeiten wie Lektorat, Cover-Gestaltung und anteilige Betriebskosten zu zahlen.
    Ich vermute mal, die oben angegebenen 10% Produktionskosten beziehen sich auf die Druckkosten - das kann aber bei kleinen Auflagen auch hoeher ausfallen.



    Beispiel:
    Also angenommen, ein Roman wird fuer 10EUR zzgl. MwSt verkauft -
    dann bleiben 4,50 EUR beim Buchhaendler haengen, nachdem der das Buch fuer 5,50EUR beim Verlag oder Grossisten gekauft hat.
    Der Verlag zahlt davon 90 Cent an den Autor, der wiederum 15Cent an den Agenten abgibt.
    Damit bleiben dem Verlag 4,60EUR pro verkauftem Buch, um die eigenen Kosten inkl. Druck zu begleichen.



    schoene Gruesse,
    Andrea

  • Zitat

    Original von agu
    Amazon z.B. behaelt um die 50% vom Nettoverkaufspreis eines Buches selbst als Gewinn ein.


    Da rollen sich die Fußnägel. :yikes


    Ich bitte zu beachten, daß die Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis nicht mit dem Gewinn gleichzusetzen oder zu verwechseln ist!!!


    Gewinn ist, was am Ende übrig bleibt. Also
    Listenpreis (= Ladenpreis)
    - Rabatt
    - alle Kosten
    = Gewinn / Verlust



    Früher, also vor sehr etlichen Jahren, gab es im Verlag übrigens mal so eine Faustregel bzw. Richtgröße, daß der Ladenpreis etwa die Druckkosten x 5 ist. Inwieweit das heute noch Anwendung findet, weiß ich allerdings nicht.


    Andere haben gedrittelt, also 1/3 Druckerei, 1/3 Verlag, 1/3 Buchhandel. Wobei der Autorenanteil stets im "Verlag" mit enthalten ist.


    Edit. Fehler berichtigt. Der Rabatt geht natürlich vom Ladenpreis (bzw. Listenpreis) ab.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Danke für die Antworten, vor allem Andrea für diese tolle Aufschlüsselung und Erklärung :-) Auch, wenn da nicht alles bis ins Detail geklärt sein mag, ist es doch sehr anschaulich, sodass man sich ein Bild machen kann.


    :wave

  • Sehr interessantes Thema, aber auch ganz schön kompliziert :-) Ich weiss, warum ich nix mit Mathe studiere... ich blick grad durch die ganzen Zahlen hier nicht durch. Das ist ja hochkompliziert und zwar ein Stück zu hoch für mich :lache
    Ich werde mir den ganzen Thread heute Abend zu Hause nochmal in Ruhe durchlesen.

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit