Zurück aus Lindau

  • Hallo allerseits,


    der 3. Lindauer Literaturschmaus ist noch nicht verdaut und wir erst vor etwa einer Stunde nach Hause gekommen, trotzdem will ich einen kurzen Einblick in diese gelungene Veranstaltung geben,


    Ort des Geschehens war das historische Gasthaus zum Sünfzen in der auf einer Insel im Bodensee gelegenen Altstadt von Lindau, einer sehr sehenswerten Altstadt übrigens mit vielen alten Gebäuden, Türmen und Gässchen, die auf Autoren historischer Romane sehr inspirierend wirken. Historisch war aber nicht nur das Ambiente, sondern auch der Tenor der Veranstaltung, denn mit Iris Kammerer, Guido Dieckmann und Iny Lorentz (im Doppelpack) riefen drei Autoren die Schlemmenden zu einer Zeitreise in die Vergangenheit auf. Übrigens wurde abwechselnd gelesen und gegessen. Wir mussten also nicht gegen das Klirren des Bestecks anlesen oder noch schlimmer, den Speisenden mit leerem Magen zusehen.


    Der Abend begann mit einem Paukenschlag. Es war dem Heyneverlag gelungen, "Die Schwerter des Tiberius" gerade noch rechtzeitig für diesen Event fertigzustellen und Iris, sie zu besorgen. Daher konnte der Moderator Helmut Kammerer, seines Zeichens Ehemann der Autorin, mit stolz geschwellter Brust den Sekt auffahren lassen, um dieses Ereignis gebührend zu feiern. Seine Frau bedurfte auch dieser Stärkung, denn sie durfte anschließend aus den Schwertern lesen.


    Danach gab es abwechselnd leckeres Essen und nahrhafte Leseproben aus "Die Magistra", gelesen von Guido Dieckmann, mit Gerstensuppe, Lammbraten usw. im Hause der Familie Luther, sowie Ziegenmilch, Pfannkuchen, Schinken, Wein und Würste aus "Die Wanderhure", abwechselnd gelesen von Iny und mir.


    Iris hatte uns strengstens verboten, irgend etwas zu lesen, das dem Appetit der Hörer abträglich hätte sein können.


    Den Abschluss mache Guido mit einem Bodenplatten wienernden Bruder Martinus (Luther) aus dem gleichnamigen Roman zum Film. Das üppige, mehrgängige Menue war auch dazu angetan, Kalorien durch körperliche Betätigung wieder abzubauen.


    Mangels Bodenplatten begnügten sich wir Autoren damit, Widmungen in Bücher zu schreiben, die an einem Bücherstand verkauft wurden. Ich habe noch nie so viele Wanderhuren auf einmal gesehen wie dort. Hierzu gibt es auch eine kleine Anekdote. Die Buchverkäuferin bekam im Gespräch mit, dass die Wanderhure nicht unser erster Roman ist und rief sichtlich erstaunt: "Sie haben die Goldhändlerin geschrieben!"


    So, genug geschwätzt. Bedanken möchte ich mich bei Iris und vor allem ihrem Ehemann, der sich rührig um alles kümmerte, sowie bei dem Wirtsehepaar Liane und Stephan für den gelungenen geistigen und leiblichen Schmaus und für ihre Gastfreundschaft.


    Liebe Grüße natürlich auch von Sysai
    Gheron :wave

  • Zitat

    Original von Gheron
    Ich habe noch nie so viele Wanderhuren auf einmal gesehen wie dort.



    An der Stelle musste ich auch herzhaft lachen. So aus dem Zusammhang gerissen, könnte man eine ganz andere Veranstaltung dahinter vermuten.


    Danke für den schönen Bericht. Ihr macht einem direkt den Mund wässrig, da mal hinzufahren - nicht nur wegen der kulinarischen Köstlichkeiten. :-)

  • Hallo, ihr Lieben!


    Wir sind auch vor ca. 30 min. daheim eingelaufen. Der ICE, der uns zwischen Ulm und Frankfurt transportierte, hatte einen außerplanmäßigen Zwischenstopp in Günzburg machen müssen, weil eines Lebensmüden sterbliche Überreste von den Gleisen gekratzt werden mußten. Das hat uns eine Stunde gekostet, aber wir freuen zumindest des Lebens!


    Guido, Iny und Elmar waren große Klasse :anbet, und haben sogar ganz nett Umsatz gemacht.


    Das Essen war wieder mal phänomenal!


    Und in zwei Monaten wird es wieder einen Lindauer Literaturschmaus geben -- näheres teile ich die Tage dann wieder mit!
    Und dann will ich wirklich ein paar Eulen im Publikum sehen! :lache
    (Hurz, der Thread war unter Diverses > Termine gepostet!)

  • Hallo Wolke, Batcat, Delfin, Idgie.


    die Veranstaltung war wirklich wunderschön. Lindau ist für sich schon eine herrliche Stadt, die wir unbedingt einmal bei wärmeren Temperaturen besuchen müssen. Die Veranstaltung selbst fand in einem der alten Säle des großen Gasthofes statt, in dem sonst die dortige Ballettgruppe trainiert und tanzt. Die ganze Ausstattung war erstklassig, auch wenn Helmut Kammerer zunächst austesten wollte, wie laut seine Angetraute ohne Mikro lesen kann. Dezente Hinweise nicht zuletzt auch von uns brachten ihn aber dann doch dazu, es einzuschalten.


    Wir haben uns rundum wohl gefühlt, auch wenn ich eine gehörige Portion Lampenfieber nicht verleugnen kann, die ich dabei hatte. So oft lesen wir ja nun doch nicht, als dass ich mich abgebrüht hinsetzen und anfangen hätte können.


    In Lindau haben wir übrigens auch begonnen, Weihnachtsgeschenke einzukaufen. So lange ist da auch nicht mehr hin.



    Hallo Doc,


    leider war es mir nicht möglich, das Nachtleben von Lindau auszutesten, um hier einen ausführlichen Bericht abgeben zu können. Aber es waren mehr als ein Dutzend Wanderhuren versammelt, die auf Kunden warteten. Einiger wurde sich sogar erbarmt.



    Hallo Hurz,


    das ist schade, denn zehn Km sind wirklich keine Welt. Iris hatte die Veranstaltung allerdings unter der Rubrik Termine angekündigt. Leider, oder Gott sei Dank, wie Morgana und Wolke sagen würden, ist das Forum recht umfangreich geworden, so dass einem doch der eine oder andere Beitrag entgehen kann. Der nächste Lindauer Literaturschmaus findet, soweit ich weiß, im Januar statt. Iris weiß gewiss zu sagen, wer dann lesen wird.


    Damit liebe Grüße an alle
    Gheron :wave

  • Hallo,


    hab dieses Wochenende noch so an euch gedacht, wie schön, dass so schnell ein Bericht dazu erstellt wurde. Mal schauen, vielleicht klappt es beim nächsten mal, aber ihr habt Appetit auf mehr gemacht.


    LG, Geli

  • Zitat

    Original von Batcat
    *grumpf* Sowas tolles sollte mal in meiner Nähe sein. Ich bin echt neidisch :cry ... und der Hurz verpennt das auch noch *tststs*


    Wem sagst du das? Und dann legen sie das nächste event auch noch mitten in den Januar, wo ich doch so ungern im Winter so weit fahre.

  • Ich kann jedem den Besuch des Lindauer Literaturschmauses nur empfehlen. Das Ambiente ist herrlich, das Essen vom Feinsten und die Lesungen sowieso.


    Hier der Kommentar unserer Agentin, bei der ich heute die korrigierten Druckfahnen für "Die Kastellanin" ablieferte: "Es gibt Lesungen, zu denen der Eintritt teurer ist, und da wird außer den literarischen Ergüssen des Autoren nichts geboten."


    In Lindau ist etwas geboten!


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Hallo, Gheron, hallo, Iris, hallo, Eulen.


    Lieben Dank für den tollen Bericht. Ich freue mich sehr, daß es - wieder - ein großer Erfolg war und allen Beteiligten Spaß gemacht hat. Glückwunsch! Das Lindauer Literaturhotel ist eine feine, überaus angenehme Einrichtung, betrieben von ungemein netten Menschen, es stimmt einfach alles. Ich kann es kaum erwarten, wieder nach Lindau zu fahren - ich wäre am Samstag dabeigewesen, hätte nicht seit Monaten ein Veranstaltungstermin festgestanden, zu dem ich extra von einer Entwicklerkonferenz in Holland geeilt bin, und der sich im Nachhinein als recht überflüssig herausstellte. :fetch Wie auch immer, ich werde alles Menschenmögliche versuchen, um Mitte Januar am Bodensee zu sein, nicht zuletzt, um das "Tom Liehr"-Zimmer gebührend einzuweihen. :-)


    (Iris, vielleicht setzen wir einfach die Mitgliederversammlung für den 14. in Lindau an?)

  • Pressebericht zum 3. Lindauer Literaturschmaus in der Lindauer Zeitung:


    Lendchen waren erstklassig - die Literatur auch


    LINDAU (bu) - Dass sich gehobene Literatur, speziell historische Romane und Speisen zu einer schönen Abendveranstaltung verbinden lassen, gelang einmal mehr beim Literaturschmaus. Zum dritten Mal luden Liane und Stefan Grättinger dazu ein: Der Abend im Sünfzen stand ganz unter dem Motto "Schmecken-Hören-Genießen".


    Beim altdeutsch wirkenden Namen Literaturschmaus werden vielleicht Vorstellungen wach, dass sich ein erlauchter Zirkel der Literatur widmet. Nicht so bei den Wirtsleuten, die schöne Literatur mit einem Festschmaus verbinden wollen. Unter der Leitung von Stefan Grättinger mit imposanter Kochhaube lief die Küche zur Hochform auf. Die Karottensuppe "Duo" (hergestellt aus zwei Sorten Karotten) und die Schweinelendchen mit Trüffeln waren erstklassig.


    Die literarischen Akteure des Abends versorgten die Gäste mit geistiger Nahrung. Nach der Buchpremiere von Iris Kammerer "Die Schwerter des Tiberius" versetzte Guido Dieckmann das Publikum in das Zeitalter der Reformation. Nicht oft ist ein Bestsellerautor in Lindau zu sehen und zu hören: Dieckmann schrieb - als Auftragsarbeit seines Verlages - das Buch zum Kinofilm "Luther", in dem Sir Peter Ustinov seine letzte Rolle spielte. Zunächst las der Autor aus seinem Werk "Die Magistra" (Aufbau Taschenbuch Verlag), einer Kriminalgeschichte um die Nichte Luthers. Die Spannung stieg, als Dieckmann eine Episode aus "Luther" vortrug. Deutlich trat der Charakter Luthers mit Zügen des Ehrgeizes und des Wissendurstes, aber auch der sich anbahnende Konflikt mit dem römischen Papstum hervor.


    Das Ehepaar Iny Klocke und Elmar Wohlrath, bekannt unter dem Synonym Iny Lorenz, gab Kostproben aus "Die Wanderhure", erschienen im Knaur-Verlag. Der historische Roman mit Handlungsort Konstanz zeigt das Dilemma der Bürgerstochter Marie auf. Nach Intrigen muss Marie ihren Körper verkaufen und "sehnt sich nach einer Welt, wo man nicht sündigen muss, um das tägliche Brot zu verdienen".


    Seit dem Beginn des Literaturschmauses ist Iris Kammerer dabei. Sie stellte den zweiten Teil ihrer Trilogie (Heyne Verlag) vor. Darin geht es um die historischen Auseinandersetzungen zwischen Römern und den barbarischen Germanen vor dem Hintergrund der Schlacht im Teutoburger Wald kurz nach Christi Geburt.


    Am Anfang steht die Idee


    Woher kommen die Anregungen für das Schreiben? Teilweise entstammen die Autoren dem einschlägigen beruflichen Umfeld. Vor dem Schreiben recherchieren sie die Historie, in der der Roman spielt. Am Anfang aber steht die Idee. Daraus ergibt sich die Handlung mit den agierenden Personen, für die die Autoren dann den historischen Rahmen suchen. Dieckmann hat ihn in "Zeiten des Umbruches mit neu entstehenden geistigen Ideen" gefunden. Kein Wunder also, dass die Reformation als dramatische Wendezeit zwischen Mittelalter und Neuzeit den Hintergrund bildet, in dem die Romanfiguren eingewoben werden.


    Quelle