Die Flügel der Sphinx - Andrea Camilleri

  • Zum Inhalt
    Der Mord an einer jungen Frau bereitet der Polizei im sizilianischen Vigàta Kopfzerbrechen. Es gibt keine Hinweise auf die Identität des Opfers und das Gesicht ist vollkommen entstellt. Einziger Anhaltspunkt ist ein Tattoo auf der linken Schulter: ein Schmetterling. Als Commissario Montalbano der Sache nachgeht, findet er heraus, dass die Unbekannte zu einer Gruppe junger Russinnen gehörte, die von einer Institution namens Der gute Wille nach Italien gelockt worden war. Angeblich wollte man die Frauen mit einer seriösen Anstellung vor der Prostitution retten, die ihnen in ihrer Heimat gedroht hätte. Der Padrone des Vereins ist Montalbano trotz "guten Willens" vom ersten Augenblick an unsympathisch. Dass ihn sein Bauchgefühl nicht trügt, hebt seine Laune nur bedingt, denn was nun folgt, hätte Montalbano sich nicht einmal in seinen kühnsten Träumen ausgemalt ...
    [Quelle: Lübbe-Verl.]


    Über den Autor
    Andrea Calogero Camilleri wurde am 6. September 1925 in der sizilianischen Küstenstadt Porto Empedocle/Agrigent geboren. Bereits mit zwölf Jahren begann Camilleri zu schreiben.
    Die spätere Titelfigur Commissario Montalbano trägt nach eigener Aussage Züge seines ebenfalls sehr an Literatur und gutem Essen interessierten Vaters (vgl. Interview mit Marcus Bartscht im Berliner Zimmer).
    Camilleri verfasste 1.300 Radioproduktionen, 120 Theaterinszenierungen und 80 Fernsehspiele" (NZZ, 6.9.2005). Über mehrere Jahrzehnte produzierte und schrieb er für den Fernsehsender RAI erfolgreich Krimi-Serien und machte sich vor allem in Italien in den sechziger und siebziger Jahren mit "wahren Straßenfegern" (WELT, 13.9.1999) einen Namen.
    Bereits seit 1978 veröffentlichte Camilleri mehrere Romane, aber erst mit "Die Form des Wassers", dem ersten Krimi um Commissario Salvo Montalbano, gelang Camilleri 1995 fast über Nacht der schriftstellerische Durchbruch in Italien. Schauplatz aller Montalbano-Krimis ist das fiktive sizilianische Küstenstädtchen Vigàta, welches Camilleris Heimatort Porto Empedocle nachempfunden ist.
    (Quelle: Munzinger Archiv)


    Meine Meinung
    Ach je, was ist denn nur los mit Commissario Montalbano? Die Luft ist raus, so scheint's. Die Beziehung mit Livia steht am Abgrund, Montalbano hat nicht wirklich Bock auf seinen Job, Augello geht auf im Familienleben und Catarella knallt nicht eine Tür an die Wand. Dafür führt Montalbano seine Selbstgespräche nun als Multiple Persönlichkeit, will sagen: Montalbano eins und Montalbano zwei kommentieren seine Entscheidungen in altbekannter Engelchen/Teufelchen-Manier, Montalbano ohne Ziffer hilflos dazwischen und der Leser irgendwo weit dahinter ...
    Ach ja, einen Mordfall hat's ja auch noch gegeben. Die Lösung des Falls ist weder so spektakulär wie der Klappentext andeutet, noch scheint Montalbano wirklich an dessen Aufklärung interessiert zu sein. Und wenn ich ehrlich sein soll, mich hat es auch nicht gerade brennend interessiert...
    Hatte ich bei "Die schwarze Seele des Sommers" schon den Eindruck, den Tiefpunkt der Montalbano-Reihe erreicht zu haben, so muss ich mich heute leider korrigieren. Einzig die vertrauten Charaktere und der angenehme Schreibstil Camilleris haben mich dieses Buch beenden lassen.
    Den nächsten Montalbano dann bitte wieder mit etwas mehr Krimi und deutlich weniger Montalbano Eins-Montalbono Zwei-Lebenskrise.


    Fazit: Nur lesbar für eingefleischte Fans und Kenner der Montalbano-Reihe.

  • Ich hab ja schon den ein oder anderen Camilleri gelesen und das mit Vergnügen, aber was du so schreibst, macht mir leider keine Lust, ihn mal wieder auszugraben.


    Trotzdem danke für die informative Rezi, Tilia Salix :wave