Offene Augen - Walter Helmut Fritz

  • Gedichte und Aufzeichnungen


    Hoffmann&Campe, 107 Seiten, 2007


    Kurzbeschreibung:
    Neue Gedichte und Aufzeichnungen vom »Musiker des Schweigens« Harald Hartung


    Walter Helmut Fritz ist sich treu geblieben. Auch seine neuen Texte zeigen ihn als Meister der Lakonie. Schlicht und poetisch zugleich spricht er von Begegnungen mit Menschen, Büchern und Kunstwerken, von Reisen, Natur und Landschaft – und vom alltäglichen Leben.


    Offene Augen heißt Fritz’ neues Buch mit Gedichten und tagebuchartigen Aufzeichnungen. Und so einfach und knapp diese Texte sind, so viel Welt enthalten sie zugleich: die Erfahrungen eines knapp achtzigjährigen Dichterlebens konzentriert in wenigen Zeilen. Viel ist darin von der Schönheit und vom Reichtum der Welt die Rede – ohne deren dunkle Seiten zu verschweigen. Was bleibt, erfahren wir in dem Gedicht Nach dem Erwachen: »Dank für den Augenblick, / in dem die Helligkeit / wieder da st, / sich an die Arbeit macht, / auseinanderfaltet, / was sich eben noch / verdeckt hielt.«


    Über den Autor:
    Walter Helmut Fritz, geboren 1929, ist einer der bedeutendsten Lyriker im deutschsprachigen Raum. Sein Werk, das auch Romane, Prosa, Essays und Übersetzungen umfasst, wurde mit zahlreichen Auszeichnungen wie dem Georg-Trakl-Preis und dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste bedacht. Seit 1966 erscheinen seine Bücher bei Hoffmann und Campe, etwa die Gedichtbände Zugelassen im Leben (1999) und Maskenzug (2003), zuletzt Offene Augen. Gedichte und Aufzeichnungen (2007) und Herzschlag. Die Liebesgedichte (2008).


    Meine Meinung:
    Walter Helmut Fritz ist ein Meister der Ruhe und des unaufdringlichen. Seine Gedichte sind einfach geschrieben, es sind nahezu Prosagedichte. Die Beschreibungen erreichen viel Klarheit und sind dennoch originell und ansprechend.


    Er erzeugt starke Bilder, z.B. von der Natur: Einem See voller Spiegelungen (Im See) oder der von Felsen abspringende Wasserfall in „In Sprüngen“ oder ein Grashalm, der ihm als Lesezeichen dient. Auch Tiere spielen eine Rolle: Schildkröte, Eichhörnchen, Dalmatiner


    In „Eben“ portraitiert er Christoph Meckel in Gedicht und Person. In Die Fliehkraft Rudolf Hirsch.


    „Zeitleichte Fragen“ könnten fast stellvertretend sein für das was Walter Helmut Fritz mit so manchen Gedichte aufstellt.


    „Am Ufer des Flusses“ ist ebenso verblüffend wie witzig.


    Berührend sind die Gedichte, die aus Fritz Erinnerungen an Personen entstehen, z.B. „Aber wo?“ , in der ihn seine verstorbene Frau im Tod anrief. Oder seine Gedanken als 4jähriger an seinen Großvater.
    Und natürlich in „Tod eines Freundes“:
    „war ein junger Hüpfer,
    ein alter Hase“


    Das letzte Gedicht Gadamer“ ist gleichzeitig auch das längste.
    Hans-Georg Gadamer war ein Philosoph und Schüler Heideggers. Fritz wiederum war Gadamers Schüler.
    Hier portraitiert Fritz ihn auf grandiose Weise.


    Die im zweiten Teil enthaltenen Aufzeichnungen entsprechen eigenwilligen, kurzen Aufsätzen, fast schon Essays, die ebenfalls originell als auch wirksam sind. Meist nehmen sie nur eine halbe Seite ein, nie mehr als 3. Oft thematisiert er darin die Eigenschaften und Leistungen von Schriftstellern.


    Anrührend nennt Fritz in Wechsel von Wachen und Schlaf den 1989 verstorbenen Autor Danilo Kis. Fritz erzählt auch von Marie Louise Kaschnitz, Hans Peter Keller oder Erich Fried, um nur einige zu nennen.


    Lakonie und Nüchternheit sind Walter Helmut Fritz Markenzeichen, aber in diesem Buch entdecke ich auch noch anderes. Vielleicht ist das dem Alter des inzwischen über 80jährigen Schriftstellers zu verdanken.
    Das Buch hat seinen eigenen Zauber.