Der Gartenkünstler - Ralf Günther

  • Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
    Verlag: List (2. März 2010)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3471350241
    ISBN-13: 978-3471350249


    Kurzbeschreibung
    Im Jahr 1826 steht der geniale Gartenarchitekt Hermann Fürst Pückler finanziell am Abgrund. Gemeinsam mit seiner geliebten Frau Lucie beschließt er, sich scheiden zu lassen und nach England zu reisen. Dort, im Land des wohlhabenden Adels, will er eine neue Gattin mit üppiger Mitgift suchen. Doch das Unternehmen steht unter keinem guten Stern. Die erste Dame, die dem Fürsten Hoffnungen macht, wird bei einem Pferderennen ermordet, die zweite, eine Theaterbekanntschaft, stirbt ebenfalls einen gewaltsamen Tod. Ist jede Frau, die sich mit Fürst Pückler einlässt, in Lebensgefahr?
    Über den Autor
    Ralf Günther wurde 1967 in Köln geboren. Er studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Köln und arbeitet als freier Autor für Rundfunk, Fernsehen und Bühne. Er lebt in Dresden.


    Dieser Roman über Fürst Pückler ist der erste der als Historischer Roman veröffentlicht wird. Man erfährt einiges über diesen Gartenkünstler. Ebenso wie über seine Geschiedene Frau Lucie. Mit der es die Idee entwickelt hat, nach England zu Reisen und eine gute Partie wegen der Mitgift zu Heiraten, damit er seine Gartengestaltung weiter voran treiben kann.


    Da ihm aber schon ein Ruf über den Kanal vorausgeeilt war, war dieser Plan zum Scheitern verurteilt. Ihm ging aber auch leider sehr schnell das Geld aus, daher musste er bei Baron Rothschild vorsprechen um sich dort Geld zu leihen. Dieser gewährte ihm auch Kredit allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen, was Fürst Pückler auch annahm. Dadurch bekam er nun Einladungen zu den verschiedenen Festen, was ihn aber nicht weitervoran brachte. Eine Reihe von Morden pflasterte seinen Weg, wodurch er immer wieder als Mörder dargestellt wurde, was er entschieden bestritt.


    Endlich hatte er eine Frau gefunden, die ihn heiraten und auch genug Geld mit in die Ehe bringen würde, da wollte der Mörder wieder zuschlagen, die zukünftige Frau Pücklers konnte sich allerdings selbst wehren und so wurde dessen Identität aufgedeckt.

    Der angeheuert wurde um eben eine Heirat zu verhindern. Damit Rougton seine Wette gegenüber Baron Rothschild gewinnt.


    Derweil im Heimischen Muskau, wo seine Ex-Frau Lucie während der Zeit der England Reise das Regiment übernommen hat, so einiges aus dem Ruder lief. So hat sie den Pfarrerssohn Valentin Rose unter ihre Fitiche genommen und ihn erst zum Gärtnergesellen gemacht und später auch zu ihrem Geliebten. Was dem Grafen nach seiner Rückkehr im Jahre 1828 gar nicht gefallen hat.


    Meine Meinung:


    Ein wirklich tolles Buch, das es lohnt gelesen zu werden. Es ist nicht nur ein Historischer Roman sondern auch ein Krimi. Man erfährt nicht nur sehr viel über das Leben des Grafen sondern auch über die Umstände in England. Wer die Gartenkunst liebt, kommt um Fürst Pückler und dieses Buch nicht herum. Von mir bekommt das Buch 9 von 10 Punkten.

  • Juliane, danke für deine Rezi. :wave Es wäre aber schön, wenn du verschweigen würdest, was in dem Buch alles passiert, vor allem, wer der Mörder ist. Nutz doch die Spoilerfunktion, dann brauchen es alle, die das Buch mit Spannung lesen wollen, die Aufklärung noch nicht zu erfahren.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Hermann Fürst Pückler-Muskau leidet unter chronischem Geldmangel, verschlingen seine riesigen Parkanlagen doch enorme Ressourcen. Also beschließen der Mann von Welt und seine geliebte Gattin Lucy, sich einvernehmlich scheiden zu lassen, damit Pückler sich auf die Suche nach einer neuen gutbetuchten Gattin machen kann, um den Traum vom gärtnerischen Paradies vollenden zu können. Auf geht es also nach England. Doch seine Aufwartungsversuche blitzen ab; man wurde vor dem Mann gewarnt, der nur hinter dem Vermögen der Zukünftigen her sei. Erst die Zusprache des reichen Baron Rothschild öffnet ihm die Türen zu den Adelshäusern Englands. Doch sein Werben wird von tragischen Ereignissen überschattet: mehrere junge Damen, zu denen Pückler nur kurz vorher Kontakt hatte, sterben auf unnatürliche Weise. Bald schon eilt Pückler der Ruf als Mörder voraus. Alles nur Zufall, oder versucht jemand, Pücklers Heiratspläne zu verhindern?


    Die Schilderung der Handlung in Briefen des Fürsten an seine geliebte Lucy (für andere Unwissende wie mich: die Briefe existieren, jedenfalls in ähnlicher Form, tatsächlich) fand ich sehr gelungen und der Sprachstil wurde treffend an die damalige Zeit angepasst. Ralf Günther schafft es, ein lebendiges Bild des Londons des 19. Jahrhunderts zu zeichnen, mit prachtvollen Bällen und schmutzigen Gassen, in denen Kinder um Münzen betteln und „gay ladies“ ihre Dienste anbieten. Besonders amüsant fand ich auch das Auftreten von Charles Dickens, der hier die Rolles des Boulevardreporters übernimmt, sowie Pücklers englischem Diener Holmes, der ein untrügliches Gespür für den Mordhergang beweist. Wie viel von der Handlung Fiktion und wie viel tatsächliche historische Fakten sind, weiß ich als Laie nicht einzuschätzen. Trotzdem empfand ich das Buch als gekonnte Mischung aus Historie und Krimi, welche mir das Leben des Gartenkünstlers Fürst Pückler etwas nähergebracht hat. Die Auflösung des Kriminalfalls erscheint mir logisch und das Buch hinterlässt einen runden, stimmigen Eindruck.


    Mein Fazit: Der Gartenkünstler ist ein spannender und unterhaltsamer Lesespaß mit historischem Hintergrund. Wer etwas über das Leben des Fürsten Pückler erfahren will, findet hier einen leichten Einstieg.

  • Herzallerliebste Schnucke,


    verzeih mir die vertrauliche Anrede, doch ich habe jetzt so viele Briefe deines geliebten Lou, dem hochwürdigen Hermann Fürst von Pückler-Muskau gelesen, dass mir diese liebevolle Anrede einfach in Fleisch und Blut übergegangen ist. Er ist schon ein ganz besonderer Kerl, dein immer noch geliebter und dich noch liebender Ex-Gatte, von dem du dich nur scheiden ließest, damit er in England eine reiche Partie heiraten kann. Doch dann kam ja alles ganz anders als geplant. Und so dürfen uns wir, die erbaute Leserschaft, nicht nur an einer gelungenen Reisebeschreibung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfreuen, sondern auch noch in einem spannenden Kriminalfall mitfiebern.


    Wunderbar, dass Fürst Pückler dich und damit auch uns so detailliert an seinen humorigen und tragischen Erlebnissen im fernen Königreich teilhaben lässt. Seine Briefe sind ein Genuss, denn er kann wunderbar mit einem feinen Gespür von Humor und Selbstironie schildern, was ihm dort so alles widerfährt. Zugegeben, ich musste mich in diese so ganz andere, für uns ferne Zeit, einlesen, doch die anschaulichen Beschreibungen des gemächlichen Leben zogen mich dann bald in den Bann. Ich konnte direkt eintauchen in eine Zeit, in der Gaslaternen modern waren, Dampfmaschinen als gefährliches Teufelszeug angesehen wurden und die Überfahrt von Frankreich nach England 40 Stunden dauerte! Dein Lou nahm mich mit auf gesellschaftliche Ereignisse der englischen Oberschicht wie Pferderennen, Bälle, Bootsfahrten sowie auf herrliche Landgüter mit ihren großen Gärten, aber auch zu den Abgründen der damaligen Zeit ins Leichenschauhaus, zu Hundekämpfen und geheime Kammern der „gay ladies“.


    Dein früherer Angetrauter ist schon ein Exzentriker der ersten Klasse. Aber liebenswert und erst seine Verschrobenheit macht das besondere des Buches aus. Und eine etwas seltsame Ansicht von uns Frauen hat er ja schon. Aber es passt zu seiner Zeit und da er so einen charmanten Umgang mit ihnen pflegt, kann ich ihm das auch nicht übelnehmen. Aber davon kannst du sicherlich am besten ein Lied singen. Über dich, zurückgeblieben auf dem Landgut Muskau, haben wir ja zwischendurch, als kleine Abwechslung, auch einiges erfahren. Du hast ja deine eigene Art und Weise, dir die Zeit bis zur Rückkehr deines Lou zu verkürzen. Diese Erzählungen fand ich anfangs abwechslungsreich, später haben sie mich in dem Lesevergnügen von Pücklers Briefen unterbrochen, doch zu guter letzt ergab sich erst dadurch ein stimmiges Bild der ganzen Geschichte.


    Der Kriminalfall, in dem dein Geliebter auf so tragische Art miteinbezogen wird, bringt Spannung in den Roman und gibt den Briefen die notwendige Würze. Der Autor verstand es, mich mit Fürst Pükler in die Irre zu führen und so tappte ich lange Zeit im Dunkeln und das Wer? und Warum? der schrecklichen Frauenmorde löste sich erst im spannenden Finale.


    Als nette Nebenanekdoten empfand ich den Umstand, dass dein Pückler, der ja genau wie du eine historische Person ist und dessen Briefe aus England es ebenfalls wirklich gibt, immer wieder auf reale Personen dieser Zeit trifft. Dadurch steigert sich das amüsante Vergnügen auch noch in ein lehrreiches. Ich hoffe bald auf einen neuen Fürst-Pückler-Roman, den Reisen hat er ja noch einige unternommen.


    Es grüßt allerherzlichst


    eine zufriedene Leserin


    P. S. Mein Gesamtfazit möchte ich dir natürlich nicht verschweigen: Eine empfehlenswerter Briefroman, der das Flair seiner Zeit wunderbar einfängt und einen historischen Roman mit einem Krimi, sowie Realität mit Fiktion verbindet.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Der Erzähler wird von dem Geist Fürst Pückler besucht, er gibt ihm Hinweise zu dem Versteck eines Schatzes. Es sind Briefe des Hermann Pückler aus London an seine geliebte geschiedene Frau Lucie genannt Schnucke.


    Diese werden in Briefform in den Roman eingebunden, das ist sehr interessant. Man kann sich vorstellen, das der Fürst so seine Erlebnisse an Lucie geschrieben hat, fast wie ein Tagebuch.
    Der Fürst will eine neue reiche Frau heiraten, um seine Finanzen für seinen Park in Muskau aufzubessern.
    In London angekommen, macht er gleich auf die Suche, aber das wird nicht so leicht wie gedacht. Sehr bald werden einige Frauen umgebracht und der Fürst kommt in Verdacht. Charles Dickens lernt er auch kennen, der als Zeitungsredakteur fungiert. Da bekommen wir einen Einblick wie die Zeitungen agieren. Die Engländer haben einen eigenartigen Humor. Die letzte Frau, die für eine neue Gemahlin herhalten soll, kann sich gegen den Mörder wehren.
    Er läßt seinen Plan fallen und kehrt zurück nach Muskau. Lucie hat sich in seiner Abwesenheit ein bißchen anderweitig getröstet. Hermann ist nicht begeistert, typisch Mann. Um zu Geld zu kommen, verfälscht er seine Briefe und läßt sie veröffentlichen. Dann geht er bald auf die nächste Reise.
    Wir kommen wieder in die Gegenwart.


    Der Erzählstil ist gekonnt. Lesenswert

  • Klingt alles sehr interessant, was die Rezensenten da so schreiben. Ich hätte nur gerne gewußt, ob man über die Arbeit des Gartenarchitekten auch etwas erfährt. Da es sich aber um einen Roman in Briefform handelt wohl eher nicht, oder doch?

  • Zitat

    Original von Ex libris
    Klingt alles sehr interessant, was die Rezensenten da so schreiben. Ich hätte nur gerne gewußt, ob man über die Arbeit des Gartenarchitekten auch etwas erfährt. Da es sich aber um einen Roman in Briefform handelt wohl eher nicht, oder doch?


    Wenig :wave

  • Ich hab's befürchtet, aber vielleicht als Ergänzung zu etwas Biografischem ganz interessant.
    Ich bin mal auf ein Zitat Pücklers gestoßen, in dem es sinngemäß heißt, das man ihn ohne seine Gärten nicht wirklich kennenlernen kann.

  • Der Gartenkünstler – Ralf Günther


    Meine Meinung:
    In Der Gartenkünstler setzt der Autor geschickt eine Erzählweise in Briefen ein.
    Ein Großteil des Romans besteht aus Briefen Fürst Pücklers, der sich in England befindet, an seine geschiedene Frau Lucie, genannt Schnucke. Einen weiteren Erzählstrang gibt es in Deutschland.
    Am Anfang (Vorspiel) und am Ende (Nachspiel) ist ein Autor (könnte Ralf Günther selber sein), der mit Fürst Pückler bzw. dessen Geist den Inhalt des jetzt vorliegenden Romans diskutiert.
    Das ist alles geschickt gemacht. Trotzdem gibt es meiner Leseauffassung nach, viel Leerlauf in dem Handlungsaufbau und einige Längen sind enthalten. Man kann Probleme mit dem Protagonisten bekommen, der Eitel und von sich eingenommen ist.


    Es gibt einige amüsante Szenen, stellvertretend möchte ich die Dialoge zwischen Fürst Pückler und Charles Dickens, der zu der Zeit als Journalist bei einer Zeitung arbeitete.


    Etwas Schade finde ich persönlich, dass so viel Raum auf die Morde und die Verfolgung Jack the Ripper´s verwendet wurde. Als Krimi funktioniert das Buch meiner Auffassung nicht so gut. Die stärkeren Szenen sind die, wo Fürst Pückler als Deutscher das historische England wahrnimmt.


    Davon abgesehen, gewinnt das Buch durch den Einsatz einer Sprache, die wenigstens Ansatzweise der Fürst Pücklers und seiner Zeitgenossen entsprechen könnte. Auch die herrschenden Manieren und Sitten im England des frühen 19.Jahrhunderts werden berücksichtigt. Viele Autoren historischer Romane machen sich diese Mühe nicht, oder wollen diesen Stil nicht. Deswegen bin ich mit Ralf Günthers Stil sehr einverstanden.