Peter Høeg - Vorstellung vom zwanzigsten Jahrhundert

  • Ein Roman, der das Panorama eines ganzen Jahrhunderts entfaltet, vor allem: eine vor Einfällen sprühende Komödie über das, «was wir gefürchtet und geträumt, erhofft und erwartet haben in diesem Jahrhundert». Peter Hoeg erzählt, als sei Dänemark der Mittelpunkt der Welt. Mit Verlaub: Dänemark ist der Mittelpunkt der Welt, denn: Der Graf von Mörkhöj hat ihn genau auf den Rand des Schloss-Misthaufens berechnet und ausserdem beschlossen, innerhalb der Gutsmauern die Zeit anzuhalten. Welcher Friede! Wenn nicht Carl Laurids, der Verwalterssohn, gewesen wäre, der mit der Liebe auch die Vergänglichkeit der Zeit entdeckt hätte.




    Peter Høeg wurde am 7. Mai 1957 in Kopenhagen (Dänemark) geboren. Nach seinem Studium der „Vergleichenden Literaturwissenschaften“ an der Universität Kopenhagen, arbeitete Høeg zuerst u. a. als Schauspieler und Ballett-Tänzer.Seinen ersten Roman „Vorstellung vom 20. Jahrhundert“ veröffentlichte er 1988 zuerst in Dänemark und 1992 dann auch in der deutschen Übersetzung.International berühmt wurde Peter Høeg aber erst mit seinem dritten Roman "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", dessen Verfilmung mit Julia Ormond und Mario Adorf im Jahre 1997 sich zudem als Kino- Kassenschlager erwies.Høeg versucht dem Kult um seine Person so weit wie möglich zu entgehen und lebt heute mit seiner kenianischen Frau und zwei Töchtern in einer kleinen Stadt in der Nähe von Kopenhagen.




    Zu diesem Buch kann ich keine eigene Meinung abgeben, weil ich meine Meinung selbst nicht kenne: Es ist einfach unbeschreiblich. Zwei Dinge sind allem voran im höchsten Maße außergewöhnlich: Erstens die Einbindung des Erzählers auf eine eher rare Art (der Leser wird nämlich von ebenjenem direkt angesprochen; habe ich vorher auch noch nicht gehabt), zweitens ein Ende, das sich zwar relativ kurzfristig ergibt, aber doch so wirkt, als sei das ganze Buch nur auf den einen Schlußsatz ausgelegt gewesen (Obgleich ich nicht weiß, was der bedeuten soll).
    Peter Høeg schreibt (wie ich finde) mit die besten Geschichten der Welt: die zentralen Themen sind zwar irgendwo immer gleich (nämlich Bildung und die Zeit), aber man nimmt das erst wahr, wenn man ``Der Plan von der Abschaffung des Dunkels´´ gelesen hat. Außerdem kann ich mich nicht daran erinnern, jemals ein auch nur in Ansätzen ähnliches Buch gelesen zu haben. Die Handlung um die Figuren Carl Laurids, Amalie, Anna, Adonis und ihre Nachkommen ist interessant, weil sie zum einen ziwschen Familienchronik und Heimatfindung schwebt, zum anderen Vorurteile, Träume und Rollenverständisse des letzten und des heutigen Jahrhunderts beleuchtet, teils kritisch, teils schwärmerisch, mal idealistich, mal auf völlig neue Arten und manchmal - oder bilde ich mir das nur ein?? - auch ein wenig satirisch. Mit der 'richtigen' Geschichte des letzten Jahrhunderts hat das Buch eher weniger zu tun, daher steht es auch unter Belletristik.
    Mir sind alle - wirklich alle - Figuren im Buchverlauf immer unsympathischer geworden. Als kleine Kinder schließt man die Protagonisten sofort in Herz, aber irgendwie entwickeln sie sich dann so, daß man sie partout nicht mehr leiden kann. Ob das wohl Absicht war?Vielleicht soll uns so klargemacht werden, daß die Erde/ die Menschheit sich immer mehr verschlechtert? Oder ich interpretiere da zu viel herein...
    Dennoch mußte ich v.a. mit einem großen Problem kämpfen: der Sprache. Hoeg schreibt zwar durchaus gut und auch schön, doch bilden die Sätze immer ganze Ab-sätze und sind teilweise bis hin zum Unvertändnis ineinandergeschachtelt. Was mich auch noch genervt hat, ist die etwas dürftige Gliederung - das ganze Buch hat genau 7 Kapitel (bei knapp 400 Seiten), was mir dann doch etwas zu wenig war.
    Außerdem überlege ich immer noch, warum in aller Welt der Autor dieses Buch geschrieben hat, was wollte er uns damit sagen?



    Ob ihr euch jetzt aus dieser gelinde: konfusen Stellungnahme ein Urteil frickeln konntet, weiß ich nicht; ich habe auch keine Note abgegegen, denn von 1-10 ließe sich für mich alles rechtfertigen. Ich kann aber versprechen, daß dieses Buch eine völlig neue Leseefahrung ist, und zwar für alle. Hoffentlich meldet sich früher oder später der eine oder andere - an mehr Meinungen wäre ich zutiefst interessiert.




    Ps: Das ist als Aufforderung gedacht! Bitte antwortet mir! Bis dann!

    Ein Deutscher ist großer Dinge fähig, aber es ist unwahrscheinlich, dass er sie tut. (Friedrich Nietzsche)

  • Herzlichen Dank für diese interessante und ehrliche Rezension, der Autor ist bislang an mir vorübergegangen, aber das Buch kommt mal auf die WL.
    Meine beiden Lieblingssätze deiner tollen Rezi:


    Zitat

    Original von Viva la Vida
    ...
    Mir sind alle - wirklich alle - Figuren im Buchverlauf immer unsympathischer geworden.
    ...
    Außerdem überlege ich immer noch, warum in aller Welt der Autor dieses Buch geschrieben hat, was wollte er uns damit sagen?


    :lache Großartig!